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Hinzu kommt dann noch das in Bau befindliche Bergson und der auch für Konzerte ausgelegte künftige Saal unter der Paketposthalle.
Offenbar scheint ein Kulturbetrieb auch aus privatwirtschaftlicher Sicht durchaus eine lohnende Investition, trotz vermeintlichen Überangebots.
Der Saal der Paketposthalle wird kaum in der gleichen Kategorie angesiedelt sein wie Gasteig, Isarphilharmonie und das Ostbahnhof-Projekt.
Sicherlich ist die Nachfrage extrem hoch, aber Gasteig und Philharmonie werden trotzdem jedes Jahr mit vielen Millionen bezuschusst. Wirtschaftlichen Mehrwert kann ich in der ganzen Sache nicht erkennen, es sind und bleiben Prestigeobjekte.
Grundsätzlich jedoch nicht zutreffend ist es, den Gasteig auf Hochkultur zu reduzieren. Die ist dort nur ein Baustein von vielen.
Dem stimme ich voll zu.
Das stimmt sicherlich. Andererseits kommt ein ähnlicher Argumentationsstrang auch von Wachstumsgegnern, "München geht es schon so gut, da brauchen wir nicht noch mehr Büros, Wohnungen etc".
Ein Wachstumgegner bin ich sicher nicht. Ich hab deswegen aufgepasst, es so zu formulieren, dass ich eben einen wirtschaftlichen Mehrwert durchaus als Begründung akzeptieren könnte (wenn ich den ihn denn sehen würde ).
Hätte sicher auch keine zehn Kirchen in der Altstadt und drei Pinakotheken gebraucht Doch heute will sie niemand missen. Kulturprojekte wirken mehr als andere sehr langfristig auf verschiedensten Ebenen.
Wenn wir nur streng utilitaristisch Geld investieren wollten, würden wir nie zu einem Ergebnis kommen, es findet sich doch immer etwas, mit dem mehr Menschen geholfen wäre. Min. 500 Mio. Euro für das Konzerthaus im Werksviertel stattdessen in Somalia ausgeben, hilft noch viel mehr Menschen als es in kleine Projekte in München anzulegen.
Ja, ich erwarte mir tatsächlich mehr utilitaristisches Handeln von der Politik. Der Märchenprinz hätte auch am liebsten die Staatskassen geplündert, dann wären Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Burg Falkenstein fertig gestellt/ gebaut worden. Richtig wäre es trotzdem nicht gewesen. Die philosophischen Grundsatzfragen schießen jetzt allerdings etwas über das Ziel hinaus.
Und ja, ich oute mich als Kulturbanause, von mir aus kann das Geld der Staatsregierung gerne in andere Bereiche gehen. Für 580 Mio€ könnte die Staatsregierung in München ein halbes Dutzend Fahrradautobahnen inklusive Hochradwegen auf Stelzen und Co. (wie von der CSU forgeschlagen) bauen. Das wären dann immer noch Prestigeausgaben, könnte München aber zu einem Vorreiter in Fahrradinfrastruktur in ganz Deutschland machen.
Aber um bei der Kultur zu bleiben:
1) Das Feierwerk hat ein super Konzept, das es verdient hätte so oder so ähnlich sehr viel stärker gefördert zu werden. Ein Gebäude mit verschiedensten Bandproberäumen, Tonstudio, kleineren Hallen für Konzerte von Newcomer-Bands/ Schülerbands, Künstlerateliers und Ausstellungsflächen könnte sehr viel mehr Menschen erreichen und auch flexibler genutzt werden. Es könnte auch aufstrebende Musiker und Künstler nach München locken, denn bislang orientiert sich alles nach Berlin. Auch dem Image Münchens würde das sehr gut tun.
2) Kultfabrik/ Kunstpark Ost und Optimol-Gelände waren für den gesamten Münchner Osten + Umland 20 Jahre Abhangort und Magnet für alle Jungen Leute. Das Loch, dass deren Schließung hinterlassen hat, wurde nie geschlossen. Allgemein gibt es keine gute Strategie, wie man jungen und weniger betuchten Menschen Veranstaltungsflächen zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stellen kann.
3) Das Backstage ist quasi das einzige Standbein für Alternativkultur in München, und muss immer wieder zittern, ob es an Ihrem Ort bleiben kann. Ein Wegfall wäre in der Szene absolut fatal, auch hier würden wenige Millionen sehr viel weiter helfen.
4) Projekte im Rahmen vom "Sommer in der Stadt" und allgemein Projekte in der Öffentlichkeit, wie zum Beispiel die Förderung von Straßenmusik können auch mit wenig Geld sehr viel bewegen.
Das alles sind natürlich Zuständigkeiten der Stadt, aber mir wäre es am liebsten, wenn die Staatsregierung die Sanierung des Gasteigs übernimmt und sich die Stadt dafür stärker obigen Themen widmen könnte. Ich weiß natürlich selbst, dass das so nicht passieren wird.