Die hätten beim Cube auch eine einfache Kiste genehmigt bekommen. Die Glasfassade ist wesentlich teurer als eine konventionelle Rasterfassade.
Beiträge von Gorki1968
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Stimmt. Gelangweilter Würfelhusten. Vielleicht wird es in der Summe dann besser, wenn erstmal alles fertig ist. Aber wenigstens ein paar richtige Hingucker hätte es durchaus vertragen. Man sieht ja am Cube am HBF, was ein einziges gutes Gebäude bewirken kann, um die Renditearchitektur zu durchbrechen.
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Das ganze Viertel wirkt wie mit dem hand-sanitizer gespült. Wer will denn da mal abends durch die Straßen spazieren gehen?
Da kann man nur hoffen, dass die derzeit in den USA galoppierende Retrowelle (Industriebackstein, Sprossenfenster, roadside-dining, kleinteilige Architektur, Dorfanger-Design, Läden in jedem Erdgeschoss) bald nach Deutschland überschwappt. -
Klar. Ich meinte nicht den Speicher, sondern den Rest des Viertels. Das könnte in jeder deutschen Stadt stehen.
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Das könnte so auch in Frankfurt (Europaviertel), Mannheim (Neubauten in den Quadraten), München Messestadt Riem, Dresden HafenCity etc etc stehen.
Wenigstens in der HafenCity Hamburg gibt einen lokalen Gestaltungswillen, und das liegt allein am Backstein. Das Pflaster hier ist in der Tat das berlinerischste Element des Viertels.
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1996 war ich mit meiner (Pariser) Freundin in Berlin. Nach zwei Tagen Stadterkundung fragte sie, wieso in Berlin überall rosa Rohre rumstehen - Ku’damm, Potsdamer Platz etc. etc.. Insbesondere interessierte sie die rosa-lila Farbe - die gewollte Ausstellung einer Unzulänglichkeit. Da sie aber in der U Bahn die gleiche rosa-lila Ballonseide-Mode der Berliner sah, meinte sie, es sei wohl die Berliner Vorstellung von Eleganz. Diese Rohre gehören inzwischen zu unverkennbaren Berliner Stadtbild Motiven wie die Gedächtniskirche. Das gibt es nur in Berlin!
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In den USA geht man ungern das Risiko ein, dass eine Fassade nach 20 Jahren aus der Mode ist. Das trifft vor allem auf residential buildings zu. Dazu gibt es eine Untersuchung (PI), die im Grunde das sagt: je traditioneller und höherwertiger das Haus (und der Hauseingang) aussehen, umso höher ist die erzielbare Miete je squarefoot, da Mieter eine solche Fassade mehr mit Bauqualität assoziieren als jedes andere Gestaltungselement.
Zum Wert von Gestaltungssatzungen gibt eine gute Studie aus Chicago zur dortigen Fassadenvorschrift. Fazit:
"The positive impact of masonry ordinances confirms the importance of architecture aesthetics to community development. It also suggests that a development quality regulation can be efficient if it promotes positive externalities and reduces the perceived risk of investment." Aus: THE VALUE OF REGULATING BUILDING FACADES: A CASE STUDY OF MASONRY ORDINANCES IN CHICAGO SUBURBS, Lan Deng, Journal of Architectural and Planning Research 2010.
Das ist natürlich vor allem einen Sache des Bauherrn- wenn der eine Rasterschachtel gut vermarkten kann, dann braucht es keine aufwendig gestaltete Fassade.
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Das ganze Viertel wirkt sauber, gerade, ordentlich und totlangweilig. Ist das ein Viertel, durch das man abends einfach mal schlendern will? In der Hamburg Hafencity hat man wenigstens in der Höhe der Bauten und den Fassaden Abwechslung geschaffen, und in vielen Häusern Läden ins EG gesetzt. In Philadelphia (mein Wohnort) baut man die Wohnkisten als mixed-used Konzept, und bemüht sich meist um eine abwechlungsreiche Fassade. Beispiel für Kleinbauten und Grossbauten anbei.
Kleinbauten:
https://phillyyimby.com/2021/0…d-avenue-in-fishtown.html
und
https://phillyyimby.com/2021/0…e-north-philadelphia.html
https://phillyyimby.com/2021/0…n-north-philadelphia.html
Grossbauten:
http://www.rising.realestate/1…g-lot-in-east-kensington/
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Das Projekt zeigt, wie man mit wenigen Mittel gelungene Fassaden produzieren kann. Davon müsste es viel mehr geben. In den USA ist der Industriestil inzwischen Modewelle - Ziegel, schwarze Sprossenfenster, eine Reihe Bogenfenster, gegliederte Fassade und fertig. Anbei zwei Beispiele zu Konzept und Umsetzung -
Washington Avenue in Philadelphia
Konzept:
https://phillyyimby.com/2020/1…l-south-philadelphia.html
Bauphase:
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Sehr interessant ist die Diskussion zum Mietendeckel in den USA. New York hat 1 Mio rent-stabilized apartments, und da gibt es inzwichen umfangreiche Langzeitstudien, die die Effekte untersuchen.
Fazit: schützt zwar vor Mietensteigerungen, läßt aber die wirtschaftliche Dynamik sinken, reduziert intra-city Mobilität, kreiert einen Schwarzmarkt für diese Wohnungen (in dem dann die Wertschöpfung stattfindet), und benachteiligt neu zuziehende Bürger und wachsende Familien (dh mit mehr Kindern).
Sehr gut zusammen gefaßt bei Freakonomics Radio in diesem Podcast (in jeder podcast app zu finden):
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Neubauvorhaben Wohngebäude Linienstraße 72
Da der Neubau in der Linienstraße 72 nun nahezu vollendet ist (noch fehlen die Eingangstüren),....
Ich frage mich, wieso man hier nicht eine ordentliche Haustür einbauen kann. Die billigste Baumarkt-Tür. Und viel zu klein für ein solches Haus, zumal die EG Höhe auch einen Meter mehr erlaubt hätte. Das ist eine Tür fur ein Einfamilienhaus. Das hat schon Siedler in dem Standard Werk “Die gemordete Stadt” eindrücklich kritisiert. Jetzt sind wir 60 Jahre weiter, und immer noch wird an der falschen Stelle gespart.
Vollzitat gelöscht. Bitte maßvoll zitieren. Danke
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Bei Durchsicht aller Projekte in diesem Viertel ist es mir unerklärlich, wieso die Erdgeschosssituation nicht entweder grundsätzlich durch Gewerbe/Parken gelöst wird, oder durch eine architektonische Alternative zur Stassenseite. Die Wohnungen im Erdgeschoss sind unattraktiv. In den USA wäre das unverkäuflich, oder nur als 3 - 6-Monats lease agreement vermarktbar. Hier wird das Erdgeschoss (und die Terrasse) vor allem als Lounge angeboten, weil man davon ausgeht, dass 'Millenials' in einer community leben wollen. Man geht in sein Mietshaus wie in eine Hotel Lobby. Oder das EG ist Gewerbe und Parkfläche.
Dazu Beispiele aus dem Civic Design Review in Philadelphia von dieser Woche. Das wäre auch in Berlin leicht machbar.
Hier Seite 20/21:
https://www.phila.gov/media/20…ackage_-reduced-final.pdf
Oder dieser Bau (Seite acht) - das Erdgeschoss ist Lobby, Künstleratelier, Gewerbe, Parkfläche, und sogar innere Erschliessungsstrasse. Die beiden einzigen Wohnungen sind bi-level units.
https://www.phila.gov/media/20…can-St_CDR_06.26.2020.pdf
Das letzte Beispiel steht hier für einen neuen Trend, dass die Rasterfassade durch einen neuen retro-Industrielook ersetzt wird. Wenn man die Protokolle der Sitzungen liest, geht es immer um die Frage, wie man das Erdgeschoss attraktiv gestalten kann, so dass der Strassenraum aufgewertet wird (und sicher ist).
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Tja, dem ist leider wenig hinzuzufügen. Mit der Europacity wurde eine große Chane vertan, ein wirklich urbanes Viertel mit hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität zu errichten.
In Berlin kann man erst über ein Gebäude diskutieren, wenn es ohne Wettbewerb bereits abgesegnet und genehmigt ist. In den USA, Beispiel Philadelphia, gibt es Civic Design Reviews, die öffentlich sind, und in denen alle Bauvorhaben sich einer ästhetischen Kritik stellen müssen. Das geht von der Lagerhalle bis zum Wolkenkratzer, oftmals über mehrere Runden. Die eingereichten Unterlagen geben Auskunft über die Nachbarschaft, geplante Begrünung, die Baumaterialien bis zur Verschattungsstudie. Dadurch werden zumindest die schlimmsten Kisten verhindert, und es hat einen deutlichen Effekt auf Stadtteil spezifische Architektur.
Ein Beispiel für ein neues Wohnhaus in South Philly. Investorenarchitektur auf amerikanisch: