...nicht im geringsten Rücksicht genommen auf die Ideen des ursprünglichen Architekten oder auf die Menschen, die sich an klassischer Architektur erfreuen.
Der wilhelminische Architekturstil war ein historistischer, eklektischer Mischmasch, hier NEO Barock, dort NEO Renaissance und sollte gerade bei Bauwerken wie dem Berliner Dom, der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche und auch der Staatsbibliothek unter anderem das Deutsche Reich und damit den Deutschen Kaiser preisen.
Austauschbar war dieser Stil im Grunde auch: Wer den Berliner Dom nicht kennt, könnte auch die Bilder des zentralen Lesesaals dafür halten, die Stilelemente ähneln sich schon sehr.
Leichtigkeit und Heiterkeit waren diesem Architekturstil fremd. Zudem häufig ins pompöse gesteigert. Bei der Staatsbibliothek
hielt Herr von Ihne sich da noch wohltuend zurück.
Geschmäcker sind halt verschieden. Ich habe als Messdiener Teile meiner Kindheit im Dom zu Neviges verbracht, ich liebe den Ort noch heute. Den Berliner Dom finde ich furchtbar und halte es für ein Unding, den "Schinkel"Dom (klassische, klassizistische Architektur!) für dieses Ungetüm geopfert zu haben.
Sie behaupten, die Liebhaber der modernen Architektur hier im Forum wären arrogant und würden sofort beleidigend und unsachlich werden. Ich finde, Ihre Einstellung zeigt ebenso eine Arroganz denjenigen gegenüber, die eben einem modernen Baustil etwas abgewinnen können und mit einem modernen Zentrum in einem historischen
Bauwerk leben können.
Hier im Forum geht es bei Brüchen zwangsläufig meist um Stilbrüche, aber die viel größeren Brüche sind doch die:
Während in der "Kathedrale der Bücher" studiert wurde, wurden keine 50 Meter entfernt Bücher öffentlich verbrannt.
Insofern kann ein zerbombter Lesesaal eine gerechte Strafe sein, ja.