Beiträge von Frank Großenbac

    Schönhofquartier, Chance nutzen

    Anfang Juli 2018 hat es eine Pressekonferenz gegeben mit einem nochmaligen Städteplanentwurf, in dem nun teilweise wohl auch der Gedanke einer Blockrandbebauung im so neu bezeichneten Schönhofquartier aufgegriffen wurde.


    Bei dem Entwurf verwundert es jedoch, dass die Zuwegung zur Morsestraße zum östlichen Viertel nun wieder überbaut wird (so scheint es mir), obgleich das Gelände von Burka-Kosmos aufgekauft werden konnte und nun die Haupt-Eschließungsstraße von West nach Ost (in der Planung bezeichnet mit Halske-Allee) hätte durchgebaut werden können.


    Es werden in dem rudimentären Planentwurf nur wieder die Baumassen auf dem Gelände verteilt, wie gehabt.


    Es wird daneben nur ein Versprechen abegegeben, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben. Dem Sinn nach wurde in der Pressevorstellung beteuert, seelenlose und eintönige Neubauten wie City West oder Rebstockgelände oder Europaviertel zu vermeiden. Als einziger substantieller Vorschlag wurde dabei angedacht, dass einzelne Blöcke von unterschiedlichen Architekten gestaltet werden sollten und natürlich alles familienfreundlich gestaltet werde, alles wie gehabt. Wie das Unerfreuliche nun konkret vermieden wird, die Ödnis, die Langeweile, die Enge und Bedrohlichkeit für Bewohner, die sinnfreien öffentlichen Räume, die Null-Ästhetik, das alles wird uns leider nicht mitgeteilt. Dazu werden von der Stadtplanung oder der Politik keine Gedanken eingebracht.


    Ein Konzept für das Schönhofquartier, das mal aus dem üblichen Rahmen fällt, ist nicht ersichtlich geworden. An städtebaulich aktiv gestalterischen Vorstellungen wurde wohl rein gar nichts vorgestellt. Jedenfalls ist nichts dazu nichts bekannt und auch in der Presseerklärung nichts nachzulesen.


    Um einmal - aus meiner Sicht - wünschenswerte gestalterische Städteplanung für ein lebenswertes freundliches Schönhofquartier umzusetzen, das Menschen zusammenführt, Freiräume für Geselligkeiten schafft, Räume für Menschen optimal ausnutzt, seien hier meine Wunschvorstellungen für so ein Quartier genannt. Klingt vielleicht beim ersten Lesen etwas ungewohnt. Aber wie soll sich etwas ändern, wenn nicht gewohnte Trampelpfade verlassen werden. Ein solches Konzept ließe sich durch einen städtebaulichen Vertrag vereinbaren (sicherlich nicht ganz einfach) oder aber auf freiwilliger Basis im Zusammenwirken der Investoren und der Stadtplanung (gute und wohnvernünftige Gestaltung aufgrund Einsicht). Würde erst einmal vielleicht viel Arbeit bedeuten, dann würde aber auch Frankfurt mal ein "anderes" Viertel haben, wie etwa Wien oder Zürich. Nicht nur Gründerzeit-Quartiere können hip sein, auch neue Quartiere. Man muss sich nur etwas einfallen lassen.


    .1) Die Unterführung zwischen City West und Südliche Rödelheimer Landstraße führt auf der westlichen Seite (Plangebiet Rödelheimer Landstraße) unterirdisch in eine breite entlang der S-Bahntrasse angelegte mehrstöckige Quartiersgarage. Dieser Quartiersgarage kommt somit auch die Funktion zu, den Schall der Bahntrasse vom Planungsgebiet zumindest teilweise abzuhalten. Die Quartiersgarage wird so konzeptioniert, dass später autonom fahrende PKW zu einem zuvor festgelegten Übergangspunkt selbständig fahren können.


    .2) Die Quartiersgarage ersetzt alle andernfalls unterirdisch vorgesehenen Parkplätze für PKW in dem Plangebiet. Es wird auf den Bau von Tiefgaragenstellplätzen flächendeckend verzichtet. Statt PKW-Tiefgaragen werden im Souterrain der Wohnhäuser zu den innen liegenden Gärten Wohnungen entstehen können. Die Gärten innerhalb eines Blocks sind gemeinschaftlich genutzte Bereiche. Daneben werden nur kurze Gärten vor den Souterrainwohnungen mit einer Tiefe von etwa 350 cm für eine rein private Nutzung entstehen.


    .3) Als Ersatz einer direkten „Zuwegung“ für PKW zur Wohnung werden flächendeckend geeignete vierräddrige kleine Rollwagen angeboten, die mit in die Aufzüge und die Wohnungen genommen werden können. Alle Wege im Quartier sind Fußgänger- und Fahrradwege und nur im Notfall als Rettungswege für Einsatzfahrzeuge zu nutzen. Notwendiger Anlieferverkehr zur Versorgung des Quartiers ist gesondert auszuweisen und zeitlich zu beschränken.


    .4) Es wird eine S-Bahnstation „Bockenheim Süd“ eingerichtet an der Stelle der Unterfühung City-West zum Plangebiet Südliche Rödelheimer Landstraße. Diese neue S-Bahnstation bedient auf kurzen Wegen von Westen her die City West, von Norden her die Postsiedlung und von Osten her das neue Planungsgebiet Südliche Rödelheimer Landstraße, das Schönhofquartier. Die Einrichtung eines Haltepunktes „Bockenheim Süd“ wird erleichtert, weil ein Übergang zwischen den Bahngleisen bereits durch die herzustellende Unterführung vorhanden sein wird. Die Kosten eines solchen Haltepunktes „Bockenheim Süd“ können also minimiert werden. Die bestehende Haltestelle Bahnhof-West kann über die bestehende Bahnspange und über den Hochweg aus dem Grund des dort nicht vorhandenen Platzes zwischen den Gleisen von Südwesten nach Nordosten hin nicht barrierefrei erschlossen werden. Auch aus diesem Grunde ist einem neuen Haltepunkt Bockenheim-Süd der Vorzug zu geben. Dieser Haltepunkt erschließt neben dem westlichen Teil der City-West auch die Postsiedlung noch und das Plangebiet Südliche Rödelheimer Landstraße zudem bestmöglich. Weil der bisherige West-Bahnhof auch in Zukunft das Schönhofquartier nicht barrierefrei wird anschließen können, ist es auch müßig darüber nachzudenken, dass man über eine sehr schmale Treppe und eine schmale Brücke zwischen den Hochgleisen einen Notzugang zum West-Bahnhof von Süden her bereits eingerichtet hat, der für sich genommen in der jetzigen Form schlicht und einfach "unzumutbar" ist. Das war nur ein "Werkszugang" für Siemensmitarbeiter.


    .5) Der Bau von Gemeinschaftsräumen - Space-Sharing - in den Geschosswohnungsbauten wird gefördert: gemeinsam zu nutzende Dachterrassen auf Teilen der Dachflächen; im hochgelegenen Souterrain zur Straße hin (bei Hochparterre-Bauweise): gemeinsam zu nutzende Waschmaschinenräume; ein mit anderen Mietshäusern gemeinsam zu nutzendes großzügiges Zimmer mit Küche für private Feiern und Feste (auch als kleine Quartierskantine und Treffpunkt gedacht); kleine Appartements zur vorrübergehenden Übernachtung von Gästen der Bewohner; Fahrradparkstationen; integrierte Mülltonnenstellplätze.


    .6) Es werden ausschließlich Mietshäuser gebaut und auf den Bau von Eigentumswohnungen ganz bewusst verzichtet. Die Heizenergie kann teilweise durch Blockheizkraftwerke erzeugt werden. Es wird, wenn sich das ergibt, freies Kochgas gewährt; Einbau intelligenter Energieerfassungssysteme: Wärmemengen-Differenzzähler in jeder Wohnung statt Techem&Co.; zentrale Satellitenanlagen statt Unitymedia; das führt zu weniger Nebenkosten;


    .7) Neue Qualität des Hochbaus: zur Straße hin keine sinnfreien „bodentiefen“ Fenster; das Erdgeschoss als Hochparterre ausgestaltet, um auch das Souterrain noch sinnvoll bewirtschaften zu können; um Verschattungen unterer Geschosse entgegenzuwirken, wird die Tiefe der Balkone auf 150 cm beschränkt; bei dicht nebeneinander stehenden Balkonen sind Loggien der Vorzug zu geben; bei erwünschter Blockrandbebauung werden einige Torhäuser ausgewählt, um - im Notfall - mit Rettungsfahrzeugen auch zu den begrünten großzügigen Innenhöfen zu gelangen; strukturierte Fassaden und Fenstergesimse sind erwünscht, um mit architektonischer Lebendigkeit und Abwechslung und Detailfreude das Gemüt der Bewohner&innen zu erfreuen; Einschränkung der Geschosse auf insgesamt 5 Geschosse um mehr Luft und Licht zu gewähren: durch Ausnutzen des erhöht gelegenen Souterrains Gewinn von hochwertigem - gemeinschaftlichem - Nutzraum und von Wohnraum zu den Gärten hin, also keine erhebliche Einschränkung der Gesamtausnutzung der Fläche;


    Gerne können Schwächen eines solchen Konzepts benannt werden; gerne können weiteren Gedanken eingeführt werden, um ein lebenswertes Schönhofquartier aufzubauen. Man sollte einen konkreten Anspruch an das Quartier anlegen, nicht "angesagt" und solcherlei Makler-Sprech, sondern hip wie ein Gründerzeitquartier. Nicht rückwärtsgewandt wie ein Gründerzeitquartier gebaut. Aber eben ganz genau so liebenswert und lebenswert und hip. Eben eine neuzeitliche Antwort darauf. Das ist zu schaffen. Und den Anspruch sollten wir alle an das Schönhofquartier herantragen und das bei der Stadtplanung und der Politik einfordern: Die Chance nutzen!




    Frank Großenbach

    Burka Kosmos verlässt Betriebsgelände bis Juni 2017

    Zuerst hat mir ein Nachbar davon berichtet: In einer Betriebsversammlung habe der Betriebsleiter Anfang September 2016 erklärt, dass der Standort von Burka Kosmos an der Rödelheimer Landstraße 31 geschlossen werde, weil der österreichische Eigentümer beschlossen habe, die Produktion nach Osteuropa zu verlagern. Heute, am 23. September 2016 habe ich mich bei Burka Kosmos selbst kundig gemacht und vor Ort vorgesprochen. Dort hat mir ein Ingenieur die Auskunft gegeben, dass dies zutreffen würde, und der Betrieb geschlossen und verlagert würde. Einige Produktionsmittel würden verlagert, einige Produktionsmittel würden aber auch verschrottet werden. Es sei geplant, den Betrieb von Burka Kosmos am Standort Rödelheimer Landstraße bis Juni 2017 abzuwickeln. Es würden fünfzig Arbeitsplätze wegfallen. Der Verlust der Arbeitsplätze ist sicherlich sehr zu bedauern. Die Möglichkeiten, das Entwicklungsgebiet nun deutlich vernünftiger zu entwickeln, sind aber nun erheblich erweitert. So kann die Planstraße "Halske-Allee" bis zur Morsestraße durchgezogen werden, ohne durch den "Störbetrieb" einen Schlenker zu machen. Auch wenn die Geruchsbelästigungen von Burka Kosmos in den letzten Jahren deutlich abgenommen haben, werden die Nachricht des Wegzugs viele erleichtert aufnehmen. Für uns war der Betrieb von Burka Kosmos aber auch mit einem historischen Fabrikgebäude verbunden, das wir in seiner althergebrachten und antik anmutenden äußeren Form durchaus auch sehr zu schätzen wussten. Wir freuen uns aber letztlich auch, dass der Firmensitz gerade noch rechtzeitig vor einer weiteren Planauslegung aufgegeben wird.