Beiträge von Der Schüler

    Im Ernst: Mir wird allmählich ein bisschen bange. Eine Ausgangssperre hielte ich psychologisch für fatal. Solange man die Möglichkeit hat, an die frische Luft zu kommen und einen Spaziergang im Park zu machen, sind die Einschränkungen erträglich. Sind die Leute zuhause eingesperrt, kann die Stimmung ganz schnell kippen. Hoffentlich kommt es nicht soweit.

    Inwiefern denkst du, dass eine Ausgangssperre psychologisch fatal sein könnte? Auf das Gemüt der Menschen würde es sicher keine guten Auswirkungen haben, das steht außer Frage, aber wieso denkst du, dass es fatal wäre? Meinst du, das würde die Verbreitung der Krankheit dann eher noch beschleunigen, weil dann z.B. Menschen ins Umland fliehen würden?

    ^ Naja, so schlimm finde ich das sich abzeichnende Ergebnis jetzt nicht. Sicher hätte es auch viel, viel besser sein können. Aber auch viel, viel schlechter. Ich denke, dieses Quartier erfordert eine differenzierte Betrachtung: Für sich genommen ist keines der Gebäude ein architektonisches Meisterwerk, obwohl ich denke, dass fast alle eine gewisse Qualität in der Gestaltung haben und ich denke, dass man durchaus von solider Investorenarchitektur sprechen kann.


    Dann ist da noch die städtebauliche Dimension. Wie ich schon in einem früheren Post erwähnt habe, finde ich das gesamte Ensemble durchaus gelungen. Die Gestaltung der Gebäude ist (vor allem farblich) abwechslungsreich, das Quartier wirkt hell und freundlich. Im städtebaulichen Kontext eingeordnet ist für mich das einzige größere Manko, dass das Ensemble nicht wirklich urban ist und so oder in ähnlicher Form auch in einem dichter bebauten Außenbezirk stehen könnte. Dafür, dass die Gebäude hier in der Innenstadt liegen, hätte man auch eine deutlich urbaneres Quartier hinkriegen können. Aber ich denke, für die städtebauliche Einordnung sollten wir ohnehin noch warten, bis das Quartier der Fertigstellung etwas näher gekommen ist.

    Also die Balkone hätte man sich ja auch gleich sparen können. Ich glaube kaum, dass bei diesen düsteren Balkonen Lust aufkommt, sich im Sommer mal entspannt rauszusetzen. Das ist "lipstick on a pig". Wahrscheinlich kann man für die Wohnungen mehr Geld verlangen, wenn sie einen Balkon haben.

    ^ Also hässlich finde ich es nicht. Sicher, aufgrund der Proportionen und Gestaltung ist es weit entfernt von der Schönheit und Eleganz des Grand Tower in Frankfurt am Main, aber hässlich finde ich das Gebäude dennoch nicht. Ich bin im Gegenteil überrascht, dass es deutlich besser geworden ist, als ich erwartet hatte. Die Fassade aus beigem Beton wirkt nicht nur hell und freundlich, sondern in der Ausführung recht hochwertig. Aufgrund der letzten Visualisierungen, die ich kannte, hatte ich eher graue Tristesse erwartet, aber das ist offenbar nicht eingetreten. Wenn das Entree dazukommt wird das Gebäude noch mit einer Note von kosmopolitischem Flair abgerundet. Eigentlich finde ich, dass man schon jetzt zumindest einen Hauch dieses Flairs erahnen kann, insbesondere auf dem letzten Bild von Urban Freak. Aus dieser Perspektive erweist sich die Rückversatz der Fassade und die Zweiteilung der Fassadegestaltung als sehr gelungen, weil mehr urbane Dichte und Variation vorgegaukelt wird als tatsächlich vorhanden ist. Vor allem wenn das Gebäude gegenüber fertiggestellt ist, wird sich aus der gleichen Perspektive ein ziemlicher urbaner Anblick bieten.


    Augenkrebs kriege ich eher beim Anblick der scheußlichen Technikaufbauten beim Student Hotel und dessen Nachbarn. :( Diese ungestalteten, fensterlosen Wände, die von der Straße so deutlich sichtbar sind, lösen in mir geradezu Unbehagen aus.

    Um der Stadtoptik und -Ökologie auf die Sprünge zu helfen und die Parkplätze nicht zu eliminieren, könnte man als Ideallösung die Parkplätze im Prinzip auch in ein öffentliches, unterirdisches Parkhaus verlegen und im Mittelstreifen zwei Einfahrten in jeder Fahrtrichtungen platzieren. Wäre in so zentraler Lage vielleicht sowieso gar nicht so verkehrt. Würde aber natürlich deutlich mehr Geld kosten. Um die Finanzierung zu erleichtern könnte man da evtl. einen privaten Investor an Bord holen, der im Gegenzug einen Teil der Fläche des Parkhauses erhält.


    Wieso die Nutzer der Parkplätze und die Befürworter einer (meiner Meinung nach sehr wünschenswerten) Grünfläche gegeneinander ausspielen, wenn man auch beides haben kann? Es braucht nur etwas Fantasie und Mut zu kreativen Lösungen.


    Um in die Debatte Stadtverkehr einzusteigen: Ich halte es für eine sehr gute Idee, den Fahrradverkehr zu erhöhen - z.B. durch den Bau breiterer Fahrradstreifen oder durch den Bau von Fahrrradschnellstraßen. Ich bin aber nicht sicher, dass es eine gute Idee ist, radikal Parkplätze aus dem öffentlichen Raum zu eliminieren. Die Vision einer "autofreien Stadt" mag vielleicht für kleine Städte realisierbar sein, für eine Stadt mit der Größe von Berlin halte ich sie für schwer umzusetzen und vielleicht auch einfach nicht wünschenswert. Es gibt eine Reihe von Use Cases, die durch Öffentlichen Verkehr und Fahrrad einfach nicht gut abgedeckt werden. Beispiel: Einkauf. Will man wirklich jeden Tag lauter Tüten Einkauf ohne Auto nach Hause schleppen? Sicher, man kann auch jeden Tag einkaufen und dafür weniger, aber das kostet dann viel mehr Zeit. Und wenn im Haushalt viele Menschen wohnen, ist selbst das nicht unbedingt eine Option. Ebenso wenig, wenn man auf einem Hügel lebt und die Bahn nicht gerade vor der Tür hält (gibt es in Berlin zum Glück nicht meines Wissens). Klar, man kann sich den Einkauf auch nach Hause liefern lassen, aber dafür braucht man weiterhin die Straßen-Infrastruktur für die Transportlaster. Wieso soll man diese Infrastruktur nicht noch mit Individualverkehr (in einem vernünftigen Rahmen) auslasten?

    ^ Du scheinst dich in dieser Hinsicht doch schon gut informiert zu haben, wieso verweist du nicht einfach mal auf ein paar Quellen, die du selber für vertrauenswürdig erachtest? Dann können sich alle hier informieren und auf der gleichen Grundlage wie du reden. Wenn man jemanden dazu animieren möchte, sich mit einem Thema zu beschäftigen, ist es doch normal, dass man ihm zumindest Ansatzpunkte dafür gibt.



    Ich finde den Cube sehr gut gelungen, sowohl alleinstehend betrachtet, als auch im Zusammenspiel mit den anderen Gebäuden am Washingtonplatz. Für sich genommen liegen die Qualitäten des Cube auf der Hand: Es handelt sich um ein spektakuläres Gebäude, das vor allem mit den Lichtspielen glänzen kann (im wahrsten Sinne des Wortes! ^^), die durch seine gläsernen Fassade ermöglicht werden. Besonders vom Hauptbahnhof gesehen (und bei Sonnenuntergang, danke für die Bilder, KaBa1) hat der Cube eine geradezu surreale Qualität. Wie ein außerirdisches, monolithisches Artefakt, dass hier auf dem Washingtonplatz niedergelassen hat.


    Trotz dieser monolithischen Wirkung und ungeachtet der Tatsache, dass der Cube wie eine Skulptur ein bisschen für sich auf dem Washingtonplatz herumsteht, finde ich es sehr bemerkenswert, das das Gebäude eine integrierende Wirkung auf dem Platz herzustellen vermag. Nicht nur, weil der Cube der (bisherigen) Leere des Washingtonplatzes Leben einhauchen wird - sowohl durch die räumliche Funktion, den Platz auszufüllen, als auch durch die Menschen, die hier ein- und ausströmen werden. Sondern auch, weil die Architektur des Cube zwischen den steinernen, kubischen Fassaden der anderen Gebäude am Washingtonplatz und dem gläsernen, aber nicht kubischen Korpus des Hauptbahnhofs vermittelt.


    Ich bin sehr gespannt, wie das Ensemble wirken wird, wenn der Washingtonplatz erst einmal begrünt ist und die Mieter in den Cube eingezogen sind. :) Ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich gestimmt.

    Fun fact für Nicht-Mathematiker: Das "A" vom Logo des Projekts "Am Tacheles" ist umgedreht und wird so zu einem Allquantor, der "für alle" gelesen wird. Ich frage mich, ob damit suggeriert werden soll, dass das Projekt "für alle" da sei oder etwas in der Art. ^^

    ^ Ohne die Fundamentalkritik zum Thema "Konsensarchitektur" zu übernehmen, stimme ich Theseus532 zu, dass die Kombination mit dem Palast der Republik keine gute Idee gewesen wäre. Mal abgesehen davon, dass ich selber die Fassade des PdR schon immer hässlich fand, denke ich, dass die Ostfassade des PdR wie von Odysseus vorgeschlagen ein zu brutaler Bruch mit der barocken Fassade des Schlosses gewesen wäre. Die orange-verspiegelte Fensterwand harmoniert nicht nur strukturell, sonder auch farblich nicht mit den hell-blassen Tönen der barocken Schlossfassade. Da finde ich die Lösung von Stella schon besser gelungen: Diese nimmt nicht nur die horizonatale Gliederung der barocken Fassade auf, sondert korrespondiert auch farblich mit dieser, da der Farbton des Betons der Ostfassade dem des Sandsteins ziemlich nahe kommt. Dennoch ist auch an Stellas Entwurf der stilistische Bruch zwischen historischer, barocker Fassade und moderner Ostfassade, unübersehbar und lädt somit zur Beschäftigung mit der Geschichte des Stadtschlosses ein. Jedoch ist diese sensibilisierende Funktion auf, wie ich finde, sehr elegante Weise realisiert worden.


    Mal von dem rein Ästhetischen abgesehen fände ich das Konservieren der Ostfassade auch einfach zu sehr "on the nose", zu aufmerksamkeitsgeil und effektheischerisch - bitte nicht persönlich nehmen, Odysseus! :-). Nach dem Motto "Ja, ich bin ein teilrekonstruiertes Schloss, ABER HIER STAND JA AUCH MAL...!". Dagegen wirbt Stellas Ostfassade dezent um die Neugier des Betrachters. Welcher der beiden Ansätze besser ist, das kann man jetzt sicher so oder so sehen, aber ich persönlich bevorzuge Stellas Ansatz um Meilen.

    ^ Stimmt, das ist eine mögliche Erklärung, sie erscheint mir aber nicht sehr schlüssig. Zalando hat gerade erst einen Haufen Geld für den Bau einer (zumindest von innen eindrucksvollen) Firmenzentrale ausgegeben und plant den Einzug in ein nicht minder eindrucksvolles Hochhaus. Wieso sollte Zalando in Folge des Zuzugs von Amazon wegziehen? Das ergibt keinen Sinn, schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Dass sich aus der Nähe von Zalando und Amazon eine gewisse Spannung ergibt, ist klar, aber es ist doch vollkommen normal, dass in einer Wirtschaftsmetropole (was zu sein Berlin anstreben sollte) teils konkurrierende Unternehmen in unmittelbarer Nähe zueinander ihre Büros haben und in repräsentativen Gesten um die Gunst des Betrachters buhlen. Auch so etwas macht für mich den Reiz einer Großstadt aus.

    ^Du bist aber auch ganz schön extrem in deinen Vergleichen. Bei uns kann eben nicht jeder überall wo er will wohnen. Ich denke, von den üblichen Spinnern abgesehen verfolgen wenige politisch ernsthaft dieses Ziel.


    Ich finde es prinzipiell gut, dass man Menschen mit niedrigeren Einkommen die Möglichkeit bietet, auch in Lagen zu wohnen, die sonst eher für privilegierte Personen reserviert wären. Das bedeutet erstmal noch keine Abschaffung privilegierter, herausragender Lagen und impliziert schon gar nicht zwingend die Opferung guter Gestaltung.


    Ich stimme zu, dass dieses konkrete Gebäude bestenfalls langweilig, schlechtestenfalls hässlich ist. Hier würde gestaltersich bestimmt mehr gehen, auch ohne dass gleich die Kosten explodieren. Ich stimme auch zu, dass das Potenzial Berlins, vor allem an besonderen Lagen, völlig vergeudet wird. Aber vielleicht sollten wir in diesem konkreten Fall wieder ein besseres Gefühl für die Perspektive kriegen. Es geht hier um EIN Gebäude, das von einer Wohnungsbaugesellschaft errichtet wird. In einer Gegend, die bis vor Kurzem ein Brachland war. Was stellt ihr euch genau vor, das hier entstehen würde, wenn man nur die richtigen Akteure machen lassen würde? Potsdamer Platz 2.0? Selbst ohne die blockierende Haltung der Stadt kommt mir das etwas utopisch vor.


    Ich verstehe die Aufregung, weil dieses Projekt in den Kontext einer langen Reihe von vergeudeten Chancen und schlechter Stadtentwicklungspolitk gesetzt wird. Aber da gibt es andere, treffendere Beispiele, über die man sich aufregen kann. Und auch ohne das Ganze in eine System- bzw Klassenkampffrage zu verwandeln.

    ^^Ich glaube, die allerwenigsten im Forum befürworten, dass Investoren hier machen dürfen, was sie wollen und sich die Stadt überall ängstlich raushält.


    Der Kern der Sache ist doch, dass der Zeitpunkt, um hier nach Umgestaltung zu rufen, falsch gewählt ist. Das hätte man viel früher machen sollen, aber der Zug ist abgefahren. Jetzt nochmal dieses Fass aufzumachen setzt, wie gesagt, entweder Inkompetenz oder Boshaftigkeit voraus. Welche der beiden Optionen besser ist, soll jeder für sich entscheiden. Gut für das Image der Stadt ist es jedenfalls nicht. Oder sieht jemand noch eine mögliche Interpretation, die mir entgeht?

    Dass sich Schmidt bisher scheinbar nie zum EDGE-Turm gemeldet wird und erst unmittelbar nach Bekanntgabe von Amazon als Mieter des Turms aktiv wird, finde ich auch sehr verdächtig. Man sollte nicht von Fakten sprechen, wo man nur mutmaßen kann, aber es gehört schon seeehr viel guter Willen dazu, um da nicht mindestens stutzig zu werden.


    Anyway, sollte Schmidts Eingreifen zu einer Verbesserung der Gestaltung im Sinne des Originalentwurfs führen (ohne dass Amazon dabei vergrault wird), wäre das ja durchaus positiv. Das Problem ist nur: Hätte Schmidt ernsthaft Interesse einer besseren Gestaltung des Turms gehabt, hätte er sich schon viel früher zu Wort melden können. Das erst jetzt zu tun, wie die Baugenehmigung schon da ist, wirkt im besten Fall inkompetent und im schlechtesten Fall nach vorgeschobener Begründung.


    Schon allein durch den unsicheren Schwebezustand, der hier jetzt entsteht, wird sich aber das Bild von Berlin als Stadt, in der die Umsezung privat getragener Projekte kompliziert ist, weiter verstärken. Für den Ruf der Stadt wird hier auf jeden Fall ein Schaden entstehen und das Sinnvollste, was man in dieser Situation tun kann, ist meiner Meinung nach diesen Schwebezustand möglichst schnell (zugunsten des Investors) aufzulösen. Obwohl ich aus ästhetischen Gründen sehr dafür wäre, die Gestaltung des Turms nochmal zu überarbeiten, habe ich den Eindruck, dass es aus politischer Sicht nicht klug ist, das zu tun.

    Banal, trist und hässlich. Ausgerechnet die Seite zur Leipziger Straße wirkt besonders unproportioniert. Da wird auch eine höherwertige Materialität nicht viel retten können. Wenn schon die Grundlagen schwächeln, tut es auch der Rest.


    Alles in allem ein architektonisches Trauerspiel.

    Hm, auf der Visu war das Stein an der Fassade noch grün und die Geländer hatten einen dunklen Goldton. Jetzt ist der Stein an der Fassade braun und die Fenstergeländer sind dunkelbronze.


    Ich glaube nicht, dass das nur den schlechten Lichtbedigungen geschuldet ist, und es ist ziemlich ernüchternd. :( Von der Ferne sieht das Fassadenmaterial fast wie Waschbeton aus, wodurch mich das Gebäude ein wenig an einen gehobenen Plattenbau erinnert.


    Ich warte noch das Endergebnis ab, aber ich für meinen Teil bin jetzt schon ziemlich enttäuscht.

    Ich finde es aufgrund des Stils des Visualisierung vom Gewinner schwer einzuschätzen, wie dieser letztendlich aussehen wird. Dennoch denke ich, dass es sich um den besten der Entwürfe handelt, sowohl was die Kubatur, als auch was die Fassade betrifft. :) Mir gefällt die konsequente Ausrichtung auf die Vertikale und die Tatsache, dass die Fassade aus scheinbar sehr grob strukturierten (Natur?)steinelementen bestehen wird. Auf den Visus sieht das echt spektakulär aus; man darf gespannt sein, wie die Fassade altern wird (wahrscheinlich sehr gut).


    Ein kurzer Kommentar zu den anderen Beiträgen: Der Entwurf von Nieto Sobejanos wirkt hell und freundlich und gefällt mir mit seinen Kurven, hat mMn jedoch ein viel zu gedrungenes Erdgeschoss. Den Entwurf von blauraum finde ich in jeder Hinsicht öde. Da gefällt mir der Entwurf von Eike Becker schon besser, obwohl dieser auch keine besonders spannende Kubatur aufzuweisen hat. Außerdem erhärtet sich der Verdacht, dass Eike Becker scheinbar nur einen Fassadentyp kann. :/