Kommentar
Aus Gesprächen mit Menschen aus ganz Deutschland stellt man fest, dass der gesamte süddeutsche Raum äußerst beliebt ist. Sei es die geografische Lage, der Arbeitsmarkt, das kulturelle Angebot oder die Infrastruktur. München als heimliche Hauptstadt Deutschlands, was beispielsweise den Arbeitsmarkt, Preisniveau etc. betrifft, ist der Schmelztiegel der gesamten Region. Dass der Boom früher oder später auch das bis dato eher verschlafene Augsburg erreicht, war nur eine Frage der Zeit.
Augsburg erfindet sich neu, stellt die Weichen der Zukunft. Zwar kann man hier und da berechtigte Kritik an kommunalpolitischen Vorgängen üben, die angepeilte Richtung stimmt jedenfalls im Großen und Ganzen. Es wird überall investiert und modernisiert: Infrastruktur, Handel, Arbeitsmarkt, Bildung, Medizin und Kultur.
Die Zahlen sprechen für sich: Augsburg hat ein Bevölkerungswachstum von über 5.000 Menschen pro Jahr zu verzeichnen. Diese Quote ist deutschlandweit, gemessen an der Stadtgröße, auf den ersten Plätzen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht: Die Großprojekte werden mittel- und langfristig zwangsläufig ein weiteres Bevölkerungswachstum bescheren. Sei es der Ausbau der universitären Einrichtungen mit kontinuierlichem Wachstum der Studierendenzahl, oder das Schaffen von über 1000 hochqualifizierten Arbeitsplätzen im Zuge des Aufbaus der Uniklinik. Wie sehr die Projekte Innovationspark oder Gaswerk und viele weitere den Arbeitsmarkt langfristig verändern, bleibt ebenfalls abzuwarten.
Nach den Meldungen der letzten Monate über die anstehenden Projekte kann man von einem Zuwachs im Arbeitsmarkt von ca. 6.000-8.000 Arbeitsplätzen ausgehen. Dabei ist das Wachstum z.B. im Kleingewerbe nicht eingerechnet. Die Großprojekte sollten alleine ein Bevölkerungswachstum von etwa 16.000 Menschen erzielen. Die prognostizierte Stagnation bei 305.000 Einwohnern in den kommenden Jahren ist nicht nachvollziehbar. Die Prognose stammt vor der Zeit des Beschlusses, die Uniklinik aufzubauen. Nach den neuesten Entwicklungen kann man von einem Bevölkerungswachstum auf mindestens 320.000 bis ins Jahr 2025 ausgehen.
Allerdings steht auf der Kehrseite der Medaille die Flächenknappheit. Durch sehr konservativ gehaltene Bebauungspläne wird der Flächenverbrauch noch verstärkt. Es bleibt zu hoffen, dass der Markt es regelt. Man kann an einzelnen privatwirtschaftlichen Nachverdichtungsprojekten erkennen, wo die Reise in einigen Jahren hingeht. Irgendwann ist der Druck auf dem Immobilienmarkt so groß, dass bis dato uninteressante Flächen interessant werden.
Die nächsten großen Meilensteine werden ungefähr zur selben Zeit fertig: Uniklinik und Hauptbahnhof. Wie sich Augsburg danach entwickeln wird, ob das kontinuierliche Wachstum weiter geht, oder noch verstärkt wird, ist zwar sehr wahrscheinlich, bleibt aber abzuwarten.
Vieles hängt auch von der wirtschaftlichen Lage ab, besonders vom Leitzins.