Wo Schinkel tatsächlich ein gesamtes Gebäude exakt so wieder aufgebaut hatte, wüsste ich nicht, aber vielleicht liegt das Missverständnis im Wort Kopie: wenn mit Kopieren das Beobachten von bereits Vorhandenem und das in neuer Konstellation Zusammensetzen gemeint ist - teils abgeändert, Dinge hinzugefügt und andere abgezogen, oder in einer wie auch immer gearteten Weise bearbeitet, dann halte ich das auch für kreativ und ja, das haben sicher alle Architekten des Historismus (und anderer Epochen) gemacht.
Unelegant ist jedoch die exakte 1:1 Kopie:
Eine 1:1 Rekonstruktion ist doch sowieso nicht möglich, alleine Brandschutz, Elektrische Leitungen, je nach Nutzungsprofil Barriefreiheit und Fahrstuhl lassen das auch nicht zu. Zum anderen wird eine wie auch immer geartete Nutzung das Gebäude zusätzlich verformen, ich weiß nicht worin das Problem liegt, auch das man ein Funktionsfähigeres "Flachdach" verbaut um die Unterhaltskosten zu senken ist doch wohl klar.
Ich verstehte ehrlich gesagt nicht wie man auf eine 1:1 Rekonstuktion kommen kann?
Zugegeben, die Bauakademie ist nicht so offensichtlich symbolbelastet; ich habe das eher ausgeführt, um zu verdeutlichen, dass die Denke in dieser Zeit nun mal grundverschieden war zur heutigen. Zu erkennen geben sollten aber z.B. die vielen Terrakotten. Ovids Metamorphosen, Homers Illias und Odyssee und auch die Mythen, die sich um die verschiedenen Säulenordnungen ranken, sind Dinge, die man wissen darf - aber nicht muss. Schinkels Intention, als er die Terrakotten entwarf, war, die auszubildenden Architekten bereits mit seinem Gebäude zu belehren. Heute können die wenigsten die Symbole verstehen (zu 100% womöglich niemand) und wenn, bezweifle ich, dass sie zum unbedingten Repertoire eines guten Architekten der Gegenwart gehören.
Es war keine Belehrung an sich sondern war ein zeitgenössischer Pädagogischer Ansatz ein Kreeativ-Inspirierendes Umfeld zu schaffen welche die Fantasie anregen und eine Ausgangsbasis bieten kann. Weiterhin verdeutlichen sie aber auch Schinkels bestrebungen von Musterbüchern welche frei zugängliche Vorlagen für Handgewerke boten.
Meine Generation wird konfrontiert werden mit Klimawandel, Veränderungen durch Digitalisierung und wenns blöd kommt, Krieg. Kann man da nicht andere Symbole finden, die passender wären? Ein Gebäude, das vielleicht besonders nachhaltig ist (ich mag auch Elektroautos)? Eines, das vielleicht auch einen nicht ganz so verschlossenen Eindruck macht – natürlich mit sorgfältiger Betrachtung des Umfeldes und nein, mir schwebt kein fantasieloser Glas-Stahlkasten, öder International Style oder Dekonstruktivismus ala Gehry oder Hadid vor. Und auch hier sind wir in einem Punkt einig: die ewige kapitalistische Verwertungslogik wäre meiner Ansicht auch ein Aspekt, gegen den es sich zu kämpfen lohnt.
Ich bin 26, ich glaube wie gehören durchaus zur selben Generation.
Und genau da spielt die Bauakademie eine wohwohlende Rolle. Ein Rationalistischer Industriebau mit relativ Nutzungsneutralen Grundriss, Tektonischer Ausformulierung und zurückhaltenden Dekor.
Ich sehe es als Diachronischen Idealbau, welches alte Architektonische Wertigkeiten in Ihrer Endkonsequenz mit Modernen Problemen vermengt, darstellt. Der Grundgedanke vom (Architektonischen) Rationalismus, nicht unbedingt in einer Telelogie aber in einer Analogie von Bestimmten Prinzipien die nicht umsonst von der Urhütte bis zum Wolkenkratzer immer und immer wieder angewandt wurden und ihre Grundberechtigung haben, spielt hier für mich ein große Rolle.
Ebend diese Probleme der Zukunft, sind es die einen dazu antreiben nach Lösungsansätzen zu suchen. Es ist nun einmal so das die Energieverschwendung an offenen Bebbauungsstrukturen, Kapitalistische Pseudoökohäuser und Gehrys Disney-Konstruktionen nichts lösen und Probleme eher verstärken(zumindestens grob weitestgehend).
Deswegen denke ich das bestimmte Bebauungsformen der Geschichte, Materialwahlen als auch Konstruktionsgedanken das Grundlegende Lösungsformat (natürlich ergänzt durch "Modernes" Wissen) sein können. Ebend die angesprochene Diachronie und zu diese zähle ich die Bauakademie als Aspekt.
Denken sie nur an die Rekonstruktion der Meisterhäuser in Dessau, ich denke das ist ein sinnvoller Ansatz für den Rekonstruktiven Umgang mit der Bauakademie.
Ehe jetzt wieder Anschuldigungen kommen, ja ich habe der kürzehalber Polemisert und bin schwammig geblieben. Nein ich bin kein absoluter Rekonstruktionsbefürworter. Ich besitze auch noch keine ausformulierte Haltung, zurzeit bewegt sich dessen Ansatz zwischen einem Rationalismus (Dudler) einem Dirty Realism (Brandlhuber+) und der Koolhaschen Beliebigkeit.
Und der "erste Verkehrstote der Welt" kam mit Sicherheit nicht um 1900 unter einem Elektroauto ums Leben - eher um 1900 v. Chr. unter einem Ochsenkarren.
Ja gemeint war ja auch der erste Vehrkehrstote durch ein Automobil. Trotzdem kann 1900v.Chr. auch nicht sein da der Begriff Verkehr ein Neuzeitlicher ist, welche eine Abspaltung vom Ursprungsbegriff "Handel" ist der aufgrund der zunahme von Komplexität und Geschwindigkeit des (Handels)vehrkehrs mitte des 19ten Jahrhunderts entstanden ist.