Beiträge von mmork


    Das kannst gern so denken - aber allein schon die Tatsache, dass immer noch mehr davon angesiedelt werden, offenbart die krasse Fehleinschätzung. Merke: Qualitätstouristen sind immer eine vernachlässigbare Minderheit. Sie müssen lediglich ihr Geld hier lassen.


    Stimmt schon. Qualitätstouristen sind genauso eine vernachlässigbare Minderheit wie Qualitätsanwohner. Eigentlich überall…


    Das ist allerdings kein Grund, Stadtplanung und die Vorgabe von Rahmenbedingungen durch die Politik zu vernachlässigen - auch wenn diese Instrumente nur eine langfristige und sehr indirekte Lenkungswirkung zeigen können (und langfristige Planung oft den kurzen Zyklen der politischen Mandatsausübung und den klammen Stadtkassen zum Opfer fällt).


    Ich bin der Überzeugung, dass ein Laden zB von Claudia Skoda für Berlin wichtiger ist als eine Boss-Filiale. Auch wenn er geringeren Umsatz macht. Dass eine Kunstbuchhandlung in einem S-Bahn-Bogen eine positivere Wirkung entfaltet als ein Alkoholiker-Fachgeschäft. Auch wenn beide Geschäfte ihre Miete zahlen. Dass ein Museum eine Umgebung anders prägt als ein Multiplex-Kino. Ich denke, dass zB die Kreuzberger Markthallen mit ihrer bunteren Geschäftsmischung wertvoller sind als die überall gleichen Malls.


    Durch die einseitige Ausrichtung auf billigen Kommerz ist der Alexanderplatz nicht nur unschön, sondern auch ein sozialer Brennpunkt geworden. Weder noch mehr Kommerz, noch Bürobauten werden da einen positiven Einfluß haben.

    ^^


    So ca. 1990 bis jetzt. Falls Du öfters in der Ecke warst, könntest Du den (bekannten) Prozess z.B. exemplarisch an der Münzstrasse verfolgen. Zuerst nichts (bis ca. 1995), dann lokale Geschäfte (neue und bereits etablierte), dann die internationalen (Nobel-)ketten.

    Ich denke, dass die 10Mio. Touristen nicht nach Berlin kommen, um in denselben Geschäften, die sie auch zu Hause haben, einzukaufen. Und in Malls finden sie nun mal rund um den Erdball genau diese vor… Daher finde ich neue Shopping-Center am Alex ein bisschen öde...

    Konstantin:


    Das Alexander Quartier wird kein Shopping Center, sondern neben der Nutzung als Hotel (eigener Bauteil) sind hauptsächlich Büroflächen vorgesehen. Lediglich im EG sind die üblichen Handels- und ggf. Gastronutzungen geplant, sofern der Büromieter nicht auch noch das EG nutzen möchte.


    Quelle: http://www.alexander-quartier.de


    Noch zwei Shopping-Center sind schlimm genug. Wobei - das Schlimmste am Alex in der jetzigen Form ist nicht die zerrissene Architektur oder die Einkaufsmöglichkeiten von Kaufhof bis Alexa, sondern der Platz selber, der regelmässig mit oder ohne Anlass mit Billigbuden vollsteht - Oktoberfest, Weihnachtsmarkt etc. Solange dieser Zustand anhält, ist die Gestaltung drumherum herzlich egal.


    Die geplanten Shoppingcenter sehe ich auch kritisch, da Berlin Mitte bis Prenzlauer Berg mal durch kleine lokale (meinetwegen teilweise spinnerte) Geschäfte gelebt hat, die den besonderen Flair ausmachten. Ich nehme aber an, dass auch für eine geplante Markthalle solche lokalen Kleinunternehmer nicht ausreichend Umsatz beisteuern können, und so wieder nur die üblichen verdächtigen von H&M, Zara ihr Filialnetz ausdehnen..


    Der einzige Veranstaltungsteilnehmer, der tatsächlich für Polarisierung sorgte, war der Projektentwickler Willo Göpel. Ich war doch ziemlich überrascht, wie unprofessionell Herr Göpel agierte. Clevere Projektentwickler schauen sich vor der Planung eines Projektes zunächst einmal das Quartier an, sie schauen nach, was es dort alles für zivilgesellschaftliche Organisationen gibt und entwickeln ihre Projekte gemeinsam mit diesen. Dann versuchen sie frühzeitig, ihr Projekt den Anwohnern vorzustellen, um zu sehen, wie die Stimmung dort ist. Ich habe solche Prozesse schon häufiger erlebt, beispielsweise im Falle des Ludwig-Hoffmann-Quartiers in Buch, und dieses Projekt wurde dann auch ohne Bürgerproteste im Konsens beschlossen. Willo Göpel hat all dies versäumt. Zu alledem bewirbt er sein Projekt "Ella" mit einer Homepage, auf der die Lage des Objektes im Thälmannpark regelrecht verschleiert wird. Stattdessen ist auf der Homepage vom Kollwitzplatz und vom "Altbaustil des 20. Jahrhunderts" die Rede. Auf dem Foto sieht man den Wasserturm.

    http://www.ella-berlin.de/berlin-prenzlauer-berg.html

    Da muss man sich nicht wundern, dass sich die Anwohner veralbert vorkommen.


    Wieso im Park? Wenn ichs recht erinnere, wird auf einem ehemaligen Parkplatzgelände gebaut, welches vom Park durch eine Reihe Plattenbauten getrennt ist? War allerdings nur einmal vor einigen Monaten da, und kann mich daher auch falsch erinnern.


    Insofern: Bürgermitbestimmung, wenn ein Park zu Bauland umgewidmet wird, halte ich für sinnvoll (obwohl ich in Berlin gerade eine allgemeine "Dagegen"-Stimmung wahrnehme).


    Ich bin allerdings der Meinung, dass die Mitbestimmung dort endet, wo keine allgemeinen Erholungsflächen betroffen sind. Der Streit "Jeder Neubau ist Gentrifizierung" versus "Jede neue Wohnung hilft" darf nicht an jedem Objekt neu ausgefochten werden.