Beiträge von Hans Ebert

    Hm, schwierig, darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben. In jedem Fall ist es nie gut, wenn es zu normative Regelungen in der Gestaltung gibt. Ich denke, dass man nicht zwanghaft "schlicht" und mit stereometrischen Formen bauen sollte. Doch es gibt in der Architektenschaft schon eine gewisse Tendenz, zu verspielte Bauformen voreilig als Kitsch zu geißeln. Jedenfalls ist das mein Eindruck. Gleichzeitig gibt es viele "traditionell bauende" Architekten, bei deren Schöpfungen mir das kalte Grausen kommt. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Mein Erklärungsansatz: Ein normatives Ästhetikempfinden behindert hier eine freiere Entwicklung.
    Bei den Altbauten stimme ich Dir vollkommen zu - das verstehe ich auch nicht. Deutschland hat mit Abstand die niedrigste Altbaurate (also Häuser vor 1945) in ganz Europa. Warum man das, was noch steht, unbedingt auch noch ersetzen muss, verstehe ich ebenfalls nicht. Ist auch eine Mentalitätssache... der Deutsche will alles, aber bitte günstig und so, dass es keinen Aufwand bedeutet. Geschichte ist wurscht, wir leben ja im Hier und Jetzt, und jeder, der das nicht so sieht, ist sowieso von gestern und erkennt die Zeichen der Zeit nicht usw. usf. Außerdem ist es halt auch günstig, wenn man z.B. einen erhaltenen Altbau kernsanieren kann - ein kompletter Neubau kostet u.U. ordentlich viel mehr. Vielleicht kommt auch daher die blinde Bauwut gegen den Altbestand. Mein Erklärungsansatz: Knauser-Mentalität, gepaart mit chronischer Intoleranz, Ignoranz und Milieustolz (der brave, einfache Bürger vs. der intellektuelle Geschichts-Freak) plus Sparpotential bei der Altbausanierung = katastrophaler Umgang mit Albaubestand.

    Mit dem Ersetzen durch etwas Aufwändigeres hast Du Recht! Das hat ein Prof. von mir auch mal so gesagt: Bis zum 1. Weltkrieg war die Baukunst meist dadurch charakterisiert, dass dem Bestehenden etwas hinzugefügt wurde bzw. Altes durch Neues, aber Aufwändigeres ersetzt wurde. Purifizierungen gibt es ja in dem krassen Ausmaß auch erst seit den 1920er Jahren. Die Nazis haben das mit ihrer Blut-und-Boden-Denkmalpflege dann auf die Spitze getrieben - frei nach dem Motto: Was wahrhaft "teutsch" ist, muss möglichst kühl und grobschlächtig aussehen, als hätte man's mit 'ner Axt aus dem bloßen Holz rausgehackt. Diese Tendenz ist bis heute da, nur der geistesgeschichtliche Hintergrund hat sich Gott sei dank gewandelt und die Prämisse vieler Architekten (sofern sie darüber nachdenken) ist gewiss eher der Glauben an den Funktionalismus - so wie eben schon in den 1920ern.

    Warum viele Architekten solche Bauten nicht schätzen, ist eine gute Frage. Wenn man schon vom Fach ist, sollte man zumindest ein bisschen Einfühlungsvermögen in die Werke vorangegangener Generationen von Berufskollegen haben. Allerdings glaube ich, dass wir in einer Zeit leben, in der Pragmatismus mehr zählt als Ästhetik und Werte jenseits finanzieller Erwägungen. Das 19. und beginnende 20. Jahrhundert waren sicher auch "pragmatisch"; damals hat man eben Barockbauten weggeräumt und sie als alten Schrott abgekanzelt. Nur glaube ich, dass man damals noch nicht ganz so "praktisch" gedacht hatte wie heute. Und v.a. durfte damals noch nicht jeder überall seine Wohnträume verwirklichen, da wurde mehr reguliert. Dazu kommt, dass die Romantik mit ihrem wirkungs- und gefühlsbezogenen Denken dazu beigetragen haben könnte, dass die Menschen im Durchschnitt mehr auf Ästhetik, Repräsentation und Nostalgie bedacht waren. Aber das ist nur eine zugegebenermaßen sehr, sehr steile Hypothese. Man kann es auch so sehen: In gewisser Hinsicht ist eine in Styro eingepackte Altbaufassade ja auch ein Repräsentationsgegenstand: Man protzt mit seinem Umweltbewusstsein und seiner Pfennigfuchser-Mentalität dort, wo man vor 100 Jahren noch mit aufwendigem Dekor geprotzt hat, um mit den Palästen der Kaiser und Könige gleichzuziehen. Schon faszinierend, wie sich die Geschichte immer und immer wiederholt...

    Ui, danke für das Foto! Das sieht wirklich sehr schön aus. Das Haus würde übrigens 1915 errichtet. Hier könnt Ihr ein paar Innenaufnahmen sehen:
    http://www.immowelt.de/immobil…modetail.aspx?id=28365817
    Von alter Substanz keine Spur mehr, aber die war wahrscheinlich schon lange vorher weg. Dieses Eck der Gärten hinter der Veste war im Krieg schwerer zerstört, wie auch der Bereich bis hinter zur Rollnerstraße, wo meist Neubauten der 1950er und 1960er Jahre stehen. Gut möglich, dass Nr. 51 wie auch das Nachbargebäude im Krieg schwer beschädigt wurden.

    Neuigkeiten zur Heroldstr. 10

    Ein gutes neues allen zusammen!


    Aus der Heroldstr. 10 gibt es Neuigkeiten: Die Bauarbeiten sind nun offenbar dauerhaft eingestellt worden (Stand 12.1.13), der Baucontainer ist weg, und um das Grundstück wurde ein Bauzaun gezogen. Außerdem hat die Baugesellschaft woneo das Projekt von ihrer Webseite entfernt.
    Das könnte Grund zur Hoffnung geben. Im Inneren des Gebäudes ist zwar schon einiges umgebaut worden, das alte Treppenhaus und die Fassaden sind aber noch intakt. Allerdings habe ich von einer Nachbarin erfahren, dass das Haus schon seit Jahren in einem schlechten Zustand sei und die ehem. Mieter deswegen die Miete extrem gekürzt hätten. Der Vorbesitzer habe das Anwesen deshalb zu einem Spottpreis veräußern müssen. Es besteht also die Gefahr, dass das alte Haus komplett abgerissen wird. Das wäre ein großer Verlust! Neben Heroldstr. 1 und dem Gasthof "Deutscher Herold" gehört es zu den am besten erhaltenen in der Straße.

    Da fiele mir als Ergänzung noch die Werbung für die Kfw-Förderung ein, die es vor einigen Jahren gab: Auf den Plakaten sah man da schöne, mit Sicherheit denkmalgeschützte Häuser, denen eine überdimensionale Bommelmütze übergestülpt war. Soviel zum Thema Energie-(Erzeuger-)Werbung und deren Sinngehalt...

    Woneo ist auch schon wirklich ein krasser Fall! Wenn ich mich nicht täusche, haben die ja bis vor kurzem auf ihrer Webseite allen Ernstes damit geworben, Experten im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz zu sein. Aha, aber sobald kein amtlicher Denkmalschutz besteht, kann man dann die Sau rauslassen oder wie? Man muss ja nun wirklich nicht alle alten Gebäude erhalten, aber bei den Projekten von Woneo handelt es sich zumeist wirklich um straßenbildprägende Bauten. Ich verstehe einfach nicht, wie man die schönen Fassaden zerstören kann - die sind doch eigentlich eher wertsteigernd als mindernd! Naja, man muss nicht alles verstehen - genauso wie es gute und schlechte Elektriker gibt, gibt's halt auch gute und schlechte Bauträger...

    Reliefs

    Hat eigentlich jemand zufällig mitbekommen, was mit den Sandsteinreliefs am Nordportal geschehen ist? Dort waren verschiedene Tiergestalten dargestellt - offenbar eine Arbeit der 1950er oder 1960er Jahre. Leider habe ich die Reliefs nun nicht mehr gesehen und frage mich, ob sie erhalten geblieben und vielleicht woanders eingebaut wurden. Nachdem auch in Nürnberg nun auch immer mehr Nachkriegsbaukunst über den Jordan geht, wäre es schon sehr schade, wenn die Reliefs zerstört worden wären...

    Hallo, liebe Forumsgemeinde!


    Ich wollte euch wissen lassen, dass am Haus Heroldstraße 10 die Bauarbeiten seit Sommer stillstehen. Offenbar gibt es Probleme mit der Baufirma. Ich habe den Fortgang der bisherigen Arbeiten live miterlebt - insgesamt alles ziemlich chaotisch und unkoordiniert. Die künftigen Eigentümer haben sich erst vor wenigen Wochen auf dem Grundstück versammelt und ziemlich erregt über das weitere Vorgehen diskutiert. Möglicherweise gibt es hier doch noch eine Wende wie im Fall Adamstraße 41?
    So schön sonnig, wie die Balkone auf der CAD-Visualisierung von Woneo dargestellt sind, werden sie übrigens in keinem Fall werden - keine zehn Meter neben Heroldstraße 10 steht schon das nächste Haus, das die meiste Zeit einen groooßen Schatten werfen wird! ;)