Beiträge von Hans Ebert

    nothor: Oh ja, dieses Fassadenbild ist wirklich ganz großes Tennis! Auch fällt es durch seine avantgardistische Gestaltung aus dem Nürnberger Rahmen. Die Figuren erinnern an zeitgenössische Bildhauerarbeiten von Henry Moore und Josef Henselmann. Bei solchen Häusern und solch qualitativ hochwertiger Kunst am Bau frage ich mich, warum sowas noch immer keinen Denkmalschutz genießt. Anscheinend möchte man lieber so lange warten, bis der Bautenbestand derart ausgedünnt ist, dass es fast nichts mehr zu schützen gibt. Hat man ja bei den Gründerzeitbauten auch so gemacht.

    Die Breitscheidstraße von hinten nach vorne


    "Bub, heid is Weldschbardooch!" könnte der Titel dieses Sgraffito am Sparkassengebäude an der Ecke Allersberger Straße/Breitscheidstraße sein. Geschaffen hat es der heute weitgehend vergessene Nürnberger Fassadenkünstler Jakob Dietz (sein Monogramm "JD" kann man unten rechts erkennen).



    Hier eine Totale des ziemlich imposanten Gebäudes von der gegenüber liegenden Seite der Allersberger. Die Fassaden des Hauses werden derzeit saniert; das Sgraffito und die Faszien der Fenster bleiben dabei erhalten.



    Originale Französische Balkone am Haus Breitscheidstraße 55. Die Geländerfüllung aus Bandeisen in Form einer Sinuskurve ist typisch für die 1950er Jahre. Solche netten Details kann man noch an vielen Häusern in der Südstadt finden. Auch die dunkelorange Fassadenfarbe dürfte originalgetreu sein.




    Insgesamt sind die Wohnhäuser der Nachkriegszeit in Nürnberg eher schlicht und zweckmäßig gehalten. Die Eckhäuser bilden eine Ausnahme. Hier hat man oft versucht, durch interessante Fassadengestaltungen, Erker und die zeittypischen "Blumenfenster" ein bisschen Schwung ins Straßenbild zu bringen. Am Haus Breitscheidstraße 49 hat man dem eckseitigen Erker eine farbig abgsetzte Felderung verpasst.



    Ein wahres Schmuckstück ist dieser fast komplett original erhaltene Hauseingang von Nr. 49 mit gewelltem Flugdach aus Beton, kleinteiligem Fliesenmosaik und einer Haustür aus Stahlrahmen mit Reliefglaslichte und dem typischen Diagonalgriff mit Verkleidung aus schwarzem Kunststoff (Mipolam). Nur die Klingelanlage ist neu, passt aber ganz gut zum Rest.






    Haus Nr. 47 ist meines Erachtens ein klarer Fall für die Bayerische Denkmalliste! Fast alles an dieser Fassade ist noch original, angefangen von den reizvollen Wellblechbalkonverkleidungen über den schön gestalteten Hauseingang mit Originaltür und Deko aus Messingblech bis zum überstehenden Hausdach. Allein der Fassadenputz dürfte neuer sein, der Anstrich in Zartrosa dürfte aber dem bauzeitlichen Zustand entsprechen.




    Das Eckhaus Nr. 35 hat noch eine originalgetreue Fassadenfassung und alte Schaufenster, sogar mit erhaltener Fallarm-Markise. Wie lange diese schönen Details noch erhalten bleiben, steht in den Sternen...




    Haus Nr. 32 besitzt am Treppenhaus charakteristische vorkragende Blumenfenster, einen wohl bauzeitlichen Fassadenton sowie abstrakte "Kunst am Bau" im Supraporte der Eingangstür. Solche Einzelheiten sind es, die den Reiz der an sich einfachen Nürnberger Nachkriegsbauten ausmachen. Leider verschwinden sie mehr und mehr.

    Ein Herz für die Nürnberger Südstadt

    Die Südstadt gilt gemeinhin nicht gerade als der schönste und beliebteste Stadtteil Nürnbergs. Auf den ersten Blick ist im Vergleich zu "In-Vierteln" wie St. Johannis, Gostenhof und den Gärten hinter der Veste auch architektonisch und städtebaulich nicht viel geboten: Die Bebauung ist sehr dicht, durch großflächige Bombenschäden vor allem in den Bezirken Galgenhof, Steinbühl und St. Peter ist die Bausubstanz in erster Linie nach 1945 entstanden.


    Und dennoch gibt es hier viel zu entdecken! Wer sein ästhetisches Empfinden etwas für die Architektur der 1950er und 1960er Jahre öffnet, wird hier auf hübsche und z.T. noch weitgehend unverbaute Häuser der Wirtschaftswunderzeit treffen. Leider hängt auch über diesem Teil Nürnbergs das Damoklesschwert der Kernsanierung und Fassadendämmung. Mehr noch als die reich dekorierten Fassaden der Gründerzeit leiden die Häuser der Nachkriegszeit unter Dämmung und dem Austausch von Türen und Fenstern; denn diese oftmals schön gestalteten Details sind es, die den Häusern ihre unverwechselbare Identität geben.


    Zum Auftakt kommen ein paar Bilder aus der Breitscheidstraße in Galgenhof (https://maps.google.de/maps?q=…3%BCrnberg&gl=de&t=m&z=16). Benannt ist die Straße nach dem Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid (* 1874), der von den Nazis im KZ Buchenwald interniert und dort 1944 bei einem alliierten Bombenangriff getötet wurde.

    Nächstes Dämmopfer — Pilotystraße 62

    Wie vorhin angedroht, hier aktuelle Bilder von der laufenden Fassadendämmung:



    Hier kann man gut erkennen, welch bedeutende Funktion das Haus für das Straßenbild hat. Es fungiert als eine Art "Kopfbau" an der platzartig aufgeweiteten Kreuzung Groland-/Pilotystraße. Man beachte auch den gefälligen Kastenerker hinter dem Gerüst. Insgesamt ein gestalterisch recht ansehnlicher Eckbau der späten 1950er Jahre.



    Hier nochmal die Ecksituation aus der Nähe. Links verläuft die Groland-, rechts die Pilotystraße.



    Lego für Fortgeschrittene an der Westfassade. Das Klötzchen-Stapeln ist für den Bauarbeiter sicher eine ungemein lustige Aufgabe; leider sieht das Ergebnis in aller Regel nur billig aus.



    Was mit den Konsolen des Erkers passieren wird, steht in den Sternen. Solche einfachen Details sind es, die den meist schlichten Nachkriegsbauten eine elegante Note verleihen. Sie zu eliminieren bedeutet den ganzen Bau zu entwerten. Das ist bei Nachkriegsbauten viel mehr der Fall als bei Gründerzeithäusern, die selbst mit reduziertem Dekor noch als Kinder ihrer Zeit erkennbar bleiben. Zu welchen Schandtaten hier Bauherren und -firmen in der Lage sind, kann man ja jetzt wunderbar an dem versaubeutelten Erker der ehem. Straßenbahnersiedlung am Nordring sehen (siehe http://www.deutsches-architekt…php?p=398906&postcount=98).



    Die handwerklich ordentlich geschnittene Kunststeinlaibung des Hauseingangs tritt nun einige Zentimeter hinter die neue Fassadenhaut zurück. Die Haustür ist jüngeren Datums und passt in keiner Weise zum Gebäude. Aber immer noch besser als eine Baumarkttür aus weißem Kunststoff.

    Neues Dämmopfer — Strauchstraße 7

    Dem Haus Strauchstraße 7, ein Bau der 1950er/1960er Jahre mit zeittypischer Fassadendekoration und bauzeitlicher Haustür, wird aktuell eine Dämmung verpasst. Die Fassadendeko wird dabei wohl verschwinden; ein alter Ladeneinbau mit zeittypischer Stahlrahmentür wurde bereits im Laufe des Jahres zugemauert. Fotos vom Vorzustand hier:


    http://commons.wikimedia.org/w…8Glockenhof%29?uselang=de


    Fotos von der Dämmung folgen.

    Nächstes Dämmopfer — Pilotystraße 62

    Das straßenbildprägende Eckhaus Pilotystraße 62/Ecke Grolandstraße (laut Immoscout erbaut 1958) wird in diesen Tagen mit einer Fassadendämmung versehen. Das Haus hatte bisher eine schlichte Fassadengestaltung mit faszierten Fenstern und besitzt einen hübschen Kastenerker. Fotos vom Vorzustand hier:


    http://commons.wikimedia.org/w…r_der_Veste%29?uselang=de


    Fotos von der Dämmung folgen.

    nothor: Deinem Urteil ist von meiner Seite fast nichts hinzuzufügen. Dass der Bauträger nicht mal gewillt war, das hässliche Schaufenster neben der Durchfahrt zu Fenstern rückzubauen und auf geteilte Fenster verzichtet hat, sagt alles. Solche schönen Altbauten einem dermaßen phantasielosen Bauträger in die Hände zu geben, ist wie Perlen vor die Säue geworfen.

    Zu diesem Projekt fällt mir wirklich gar nichts mehr ein... Mir fällt nur auf, dass schon wieder zwei hübsche Altbauten der Jahrhundertwende dran glauben müssen, so wie zuletzt in Zabo, als die Schultheiß dort unbedingt eine Wohnanlage in den alten Ortskern bauen musste. Ich stimme Dir zu, nothor! Stangenware, fad, uninspiriert und mal wieder ohne Hirn und Einfühlungsvermögen in einen historischen Straßenraum geklatscht.

    DS-17: Ich kann gut verstehen, daß Du das Gebäude nicht ansprechend findest. Darum geht es aber beim Denkmalschutz nicht. Wenn die Listenerfassung allein ästhetischen Gesichtspunkten folgen würde, hätten wir bald denselben Kahlschlag wie damals in den 1950ern und 1960ern, als man ganz Gründerzeitviertel mit der Begründung plattgemacht hat, daß das alles ja eh nur wertloser Kitsch sei. Heute würde das keiner mehr laut sagen. Ich finde es daher gut, wenn die Denkmalpflege manchmal auch gegen Widerstände jüngere Gebäude unter Schutz stellt. Zumindest in puncto Denkmalpflege im engeren Sinne beweist das Weitblick. Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, das Haus zu erhalten, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.

    Fürth - und seine exotischen Denkmäler

    Unter diesem Strang sind Fürther Meldungen über Denkmale zusammen gefasst, die nicht so populär sein dürften, z.B. das Woolworth-Kaufhaus oder die Rodi-Kaufhalle. Mod, 29.10.2014


    Der nächste Zoff in Sachen Denkmalschutz droht. Diesmal betrifft es den Woolworth Ecke Schwabacher Str./Maxstr. Das Kaufhaus wurde 1957 nach Plan von Hans Paul Schmohl (1904-1973), Stuttgart, für die Warenhauskette "Bilka" errichtet. Ein Jahr später schaffte es der Bau, der wegen seiner "eigenwillige[n] Lösung einer Warenhausfassade mit hohem architektonischem Ausdruckswert" gepriesen wurde, sogar in das von Martin Mittag herausgegebene Lexikon "Architekturdetails", das die besten in der Deutschen Bauzeitschrift vorgestellten Bauten enthielt. Hier der Link zum Artikel:


    http://www.nordbayern.de/regio…z-1.3006787?searched=true


    Vergleicht man die Bilder von damals und heute, erscheint das Haus noch weitgehend im bauzeitlichen Zustand überliefert. Es wäre schön, wenn sich für Erhalt und Denkmalschutz vielleicht doch noch eine Mehrheit fände. Die Kommentare unter dem Artikel sehen zwar nicht so aus, aber etwas Aufklärung über die Bedeutung des Baus wäre sicher hilfreich.

    Heroldstraße 10

    Bei aller Kritik sollte man lobend erwähnen, dass nun immerhin die historische Fassade erhalten bleibt. Warum man dort allerdings statt geteilter Fenster mit Oberlicht nun diese Zweigeteilten einsetzt... naja, man sollte auch nicht zuviel erwarten. Was die Fenstergröße angeht, kann ich nur zustimmen.

    Sehr geehrter Herr Mühleisen,


    Sie sind nicht berechtigt, die Berichterstattung über das Gebäude und das Einstellen von Fotos zu untersagen. Im Übrigen möchte ich Ihnen empfehlen, bei Ihrem nächsten Beitrag etwas mehr Wert auf grammatikalisch korrekten Satzbau, Interpunktion etc. zu legen. Ein solch unprofessioneller, eine Drohung enthaltender Beitrag wirft ein schlechtes Licht auf Sie und Ihr Unternehmen. Ich sehe mich gezwungen, Menschen aus meinem beruflichen und privaten Umfeld, die nach einem Architekten suchen, darum zu ersuchen, von Ihrer Beauftragung abzusehen.

    Hier noch eine AK vom ehem. Eibacher Jugendheim:



    Scheint um 1920/1930 gebaut worden zu sein. Mir wird sich nie erschließen, wie man als Bauherr und Architekt dermaßen wenig einfühlsam im Bestand planen kann. Dann sollen sie halt gleich neu bauen, anstatt einen Altbau so zu verunstalten. Schade drum...

    nothor: Ja, da hast Du Recht. Durch den Krieg sind viele unersetzbare Schätze verloren gegangen, für die die Nachkriegszeit keinen Ersatz schaffen konnte. Ich finde, dass es gute Argumente sowohl für als auch gegen Rekonstruktionen gibt. Ich verstehe den Wunsch, das Verlorene wieder zurückzuholen sehr gut. Nur sehe ich die Gefahr, dass dadurch die Originale zur beliebigen Verfügungsmasse verkommen. Es besteht die Gefahr, dass man sich schließlich in der Lage fühlt, kraft der modernen Wissenschaft und Technik alles reproduzieren zu können. Mir persönlich fehlt an den Rekonstruktionen, sei es nun die Frauenkirche in Dresden oder die Erlöserkathedrale in Moskau, einfach das historische Flair, die unscheinbaren aber so eminent wichtigen Zeichen des Alters. Aber wie gesagt, ich kann beide Seiten verstehen. Was den Hauptmarkt angeht: Das ist sicher nicht Nürnbergs Schokoladenseite. Allerdings finde ich das Neue Rathaus auch sehr gelungen, ebenso das angrenzende Haus Hauptmarkt 16 (mit der durchbrochenen Dachbrüstung) und Nr. 12 neben der Frauenkirche (Ex-Telegrafenamt, jetzt Edeka). Aber Du hast Recht: Es ist auch viel Mist dabei, wo man sich sehr wünscht, dass die Vorkriegsbauten noch stünden.

    Wenn ich mich nicht irre, ist das das Hotel "Monopol" mit der Eckkneipe "Zum Patrizier", Königstraße 52/Ecke An der Mauthalle, dort, wo heute der Kaufhof steht. Es ist 1890 von Franz Xaver Ruepp gebaut worden, der auch die Herz-Jesu-Kirche in Lichtenhof geplant hat.


    Wenn ich sowas sehe, dann tut es mir um die vielen Verluste schon leid... aber man sollte auch der Nachkriegszeit eine Chance geben. Immerhin laufen die Bauten aus dieser Zeit gerade akut Gefahr, noch vor den Gründerzeitbauten allesamt platt gemacht oder kaputt gedämmt zu werden...