Straßenbahnlinie 11 - Verlängerung zum Bhf. Höchst
Ein Dauerbrenner der Frankfurter Verkehrspolitik, auf Sparflamme meistens, aber dafür seit 93 Jahren, ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 über den heutigen Endpunkt hinaus zum Höchster Bahnhof. Die Strecke endete erst in Griesheim, später an Nied Kirche und seit 1952 an der Zuckschwertstraße in Höchst. Ihre Verlängerung war dem heutigen Verkehrsdezernenten Oesterling anscheinend eine Herzensangelegenheit und deshalb hat er die Chance ergriffen, die sich mit dem Planung der Regionaltangente West (RTW) eröffnete, nämlich in deren Zuge die Verlängerung der SL 11 gleich mit planen und am besten auch bauen zu lassen.
Die RTW-Planungsgesellschaft war von der Stadt schon vor einiger Zeit beauftragt worden, die Möglichkeiten einer Einbindung der Linie 11 in den Bahnhof Höchst zu untersuchen. Wegen der Komplexität der RTW-Planung im Bereich Höchst lag es nahe, die RTW-Planer auch mit der konkreten Planung für die Straßenbahneinbindung zu beauftragen. Für heute hatten Stadt, RTW und VGF zur Präsentation der Ergebnisse geladen.
Eine Verlängerung der Linie 11 durch die Höchster Straßen ist nicht näher untersucht worden bzw. schnell verworfen worden wegen der begrenzten räumlichen Verhältnisse. Herausgekommen sind drei Varianten, die in verkehrlicher und bautechnischer Hinsicht ab sofort näher kalkuliert werden.

© RTW Planungsgesellschaft mbH
1.) eine diagonale Unterquerung des Bahndamms (in der Grafik orange) von der Ludwig-Scriba-Straße auf die Nordseite; bautechnisch anspruchsvoll (Durchpressung), aber machbar; Vorteil: eine zusätzliche Station auf der Nordseite wäre machbar. Wir erinnern uns, dass dort ein Gymnasium gebaut wurde oder wird. Ebenerdig über die Zuschwerdtststraße und weiter wie Variante 2
2.) Drehung der Betriebsrichtung der bestehenden Schleife (grün) und Einfädelung in gerader Strecke in die Bahnunterführung; weiter wie Var2. Das vermeidet die enge S-Kurve, führt aber evtl. zur Aufgabe der Schleife, um kreuzende Verkehre an der Tillystraße zu vermieden;
3.) ein straßenbündiger Abzweig in die Unterführung Zuckschwerdtstraße (blau), direkt dahinter Kurve nach Westen, Führung über eine vorhandene alte Gleisrampe (diente früher als Gleisanschluss für die Industriebetriebe nördlich der Bahn (Gaswerk, Schwarzfarbenfabrik z.B.) in Hochlage, Überquerung der Königsteiner Straße in Hochlage, Station im Bereich Parkhaus Gleisdreieck; danach Einfädelung in das RTW-Gleis vom Sodener Damm (der 1-gleisig bleibt) weiter in den Bhf. Höchst, teils auf RTW-Gleis.
Vor dem Bahnhof Höchst trennen sich die Richtungsleise der SL11:

© RTW Planungsgesellschaft mbH
- in Richtung Westen nutzt sie dasselbe Gleis wie die RTW aus Sossenheim Ri Leunastraße, erhält aber einen neuen Niederflur-Bahnsteig auf der Außenseite (Nordseite), während die RTW zwischen ihren Richtungsgleisen einen Hochflur-Mittelbahnsteig nutzt. Die RTW taucht unmittelbar westlich des Bahnsteigs in eine 6%-ige Rampe mit Kurve und Tunnel nach Süden; die SL11 fädelt vor der Rampe aus und fährt geradeaus; vor der Liederbacher Straße gibts eine Wendeanlage nördlich neben dem Bestandsgleis der Königsteiner Bahn. In Gegenrichtung quert sie den RTW-Rampentunnel, um auf der Südseite der Rampe in das RTW-Gleis einzufädeln; wiederum erhält die SL11 einen Niederflur-Außenbahnsteig in Fahrtrichtung rechts, während die RTW-Züge nach links auf den Mittelbahnsteig öffnen. Die RTW-Tunnelrampe wird baulich bereits so ausgelegt, dass die SL 11 sie überqueren kann.
Da die SL11 im Bhf Höchst EBO-Strecken* kreuzt bzw. mitnutzt, soll sie nach Querung der Königsteiner Straße im Akkubetrieb bis in die Wendeanlage fahren. Bei der Bestellung der T-Wagen** war die Nachrüstbarkeit für Akku-Betrieb gefordert worden, d.h. der notwendige Teil der T-Wagen wird zu gegebener Zeit entsprechend nachgerüstet, die Wagen sind dafür vorbereitet (freie Dachplätze für die Akkus, Schnittstellen in der Steuerung usw.), der Hersteller (Alstom) verfügt aus der Bestückung französischer Straßenbahnnetze über einschlägige praktische Erfahrungen mit Akku-Fahrzeugen.
In dem in Aufstellung befindlichen GVP sollen die Stadtverordneten einen Prüfauftrag für eine Weiterführung der SL 11 nach Westen beschließen (Stichworte: Ballsporthalle, Jahrhunderthalle, Neubaugebiet „Nördlich Silobad, Zeilsheim); da die Königsteiner Bahn zu diesem Zeitpunkt mit Brennstoffzellen-Zügen befahren werden wird, gibt es bzgl. der Fahrleitungsspannung erst mal keine Festlegungen und künftige Zwangspunkte, also keine Vorwirkungen/Festlegung für eine spätere Elektrifizierung der Königsteiner Bahn.
Auf jeden Fall ist Hr. Oesterling zuversichtlich, im Jahr 100 nach der Eingemeindung von Höchst mit der Straßenbahn zum Bahnhof Höchst zu fahren; an ihm solls nicht liegen…
* EBO ist die Eisenbahnbetriebsordnung, das Regelwerk der "großen Bahn", heißt hier Fahrleitung mit 15.000 V Wechselstrom, während die Straßenbahn mit 750 V Gleichstrom fährt.
** Die Frankfurter Straßenbahntypen sind traditionell durchbuchstabiert, vom A-Wagen der Pferdebahn bis zu den heute verkehrenden Typen R und S; bestellt wurden knapp 50 Ex. des Typs Citadis von Alstom, die entsprechend in Frankfurt als T-Wagen geführt werden.