Beiträge von nothor

    Die mobile Bürgerversammlung Link führte am 31. Juli u.a. über das Neubaugebiet an der Schillerstraße. Dort stellten Vertreter des Projektentwickler KIB das Vorhaben vor. Ebenfalls stand der Oberbürgermeister für Fragen zur Verfügung. Insgesamt äußerte er sich überschwänglich positiv zu dem Projekt, dass komplett durch die private Hand entwickelt wird. Das sieht man dann auch in der Gestaltung. Man bleibt bei der Wohnungsdichte unterhalb dessen was rechtlich möglich wäre. Das ermöglicht breitere Straßen mit viel SBG (Straßenbegleitgrün) und Bäumen. Ich denke einen Schnitt macht der Bauherr trotzdem, liegen doch die Kaufpreise der Eigentumswohnungen am oberen Ende der Skala in Nbg, bei ca. 2.900 EUR/qm aufwärts. Aber es ist wohl schon alles verkauft worden. Wohnungen im erhaltenen Turm seien aber wohl noch frei. Inhaltlich gab es allerdings nichts neues zu den Plänen im Vergleich zu den älteren Beiträgen hier zu hören.




    Ein interessantes Detail kam bei der Versammlung zum Vorschein. Das ganze Gelände muss wohl künstlich entwässert werden, eine natürliche Versickerung des Regenwassers an Ort und Stelle ist wohl nicht möglich, da in 10 oder 20 Meter Tiefe (weiss ich nicht mehr genau) eine wasserundurchlässige Schicht wäre. Ich hab dieses Detail technisch nicht verstanden, da grundsätzlich dieses Problem ja schon jetzt existieren müsste und bisher existiert hat. Aber für den Laien lässt sich leicht extrahieren, dass das ein Kostensteigerungsargument ist. Und so wird es dort keinen sozialen Wohnungsbau geben. Die gesamte Gegend wird städtebaulich hochwertig entwickelt und in der Folge das gesamte Viertel aufwerten, was wiederum Ängste bei den Anwohnern schürt. Erst müssen sie jahrelang Baustellenlärm und -schmutz hinnehmen, und sobals es fertig ist fürchtet man Mietsteigerungen. Der Schillerplatz wird fast doppelt so groß werden. Die lockere Bebauung wird eher einer Ansammlung von Stadtvillen entsprechen, eine Blockrandbebauung wird nur an der Ecke Rollnerstraße/Grohlandstraße entstehen, nicht zuletzt als Lärmbarriere für die Rollnerstraße.


    Die Fragen der Anwesenden bezogen sich weniger auf die Architektur, Materialwahl, Höhen und Gestaltungsoptionen, sondern vielmehr auf die Anzahl der Parkplätze und die betriebswirtschaftliche Bilanz der Neubauten, sprich EnEV-Niveaus. Es wurde aus der Runde sogar ein KfW100-Standard gefordert. Mir hat das ganz besonders verdeutlicht, unter welchem Blickwinkel heute gebaut wird, und was das für Konsequenzen für das Stadtbild und auch die gestalterischen Möglichkeiten der Architekten hat. Heuzutage werden keine Wohnungen mehr ohne automatische Lüftungsanlagen mehr entworfen. Das Lüften / Stoßlüften mittels Fenster ist anscheinend antiquiert. Wenn ein Fenster in so einer Wohnung im Winter öffnet zerschießt das einem anscheinend die Energiebilanz. Ich mag außerdem nicht glauben, dass heute erstellte Neubauten mit all diesen Gimmicks (Lüftungsanlagen, Lifts, ebenerdige Eingänge, Fußbodenheizungen, riesige Glasflächenfenster, labile Styroporfassaden, aufwändig zu entwässernde Flachdächer etc.) eine ähnliche Haltbarkeit aufweisen wie ältere Gebäude. Das alles zu warten erzeugt schließlich ebenfalls kosten und sind potenzielle "Pfuschfallen". naja...


    Hm, innerlich sträubt sich da etwas bei mir.

    Kleinere Projekte Nbg. Nordost (Herrnhütte, äußeres Schoppershof)

    Der Neubau der KiTa + Eigentumswohnungen hinter dem Mercado-Parkhaus, in Beitrag Nr. 11 bereits vorgestellt, wächst so langsam aus der Erde. Bald sieht man von der Elbinger Straße aus das Parkhaus nicht mehr. Das sehen dann nur noch die Kinder, die im Innenhof spielen und die Bewohner der Eigentumswohnungen in den oberen Geschossen:



    Vor Ort ist eine Visualisierung auf dem Bauplakat, die aber ein Geschoss mehr zeigt als es auf den Modellen anlässlich der BKB-Sitzung vom Juli 2010 zu sehen ist. Ich denke das schadet der Gegend nicht. Das Mercado ist ein ziemlich dominanter Baukörper und auch südlich der Elbinger Straße stehen 6- und 12-geschossige Wohngebäude. Ich wette der Bauherr würde gerne noch höher bauen.


    Rathaussaal - Fortsetzung der Rekonstruktion

    Dem Rathaussaal habe ich mir erlaubt einen eigenen Thread zu spendieren, da sich das ganze Thema hier doch etwas dauerhafter niederlässt und man der Kontroverse nicht gerecht wird, wenn man es im "Allgemeines aus der Altstadt" versteckt. nothor, 18.01.2014


    Seit dem 3. August gibt es für nur 2,- EUR im Rathaussaal des Nürnberger Renaissancerathauses eine interessante und gut gemachte Videopräsentation über die Geschichte der Gestaltung des Rathaussaals zu sehen. Link zum Artikel in den NN. Das Rathaus selbst ist im 2. WK schwer beschädigt worden und erst in den sechzigern wieder aufgebaut worden. Heute präsentiert es sich vorbildlich restauriert und gehört zu den Hauptattraktionen der Altstadt.




    Nürnberg, die Heimatstadt Dürers will damit ihren berühmtesten Sohn im Dürerjahr 2012 ehren. Und leider ist ja dessen größtes Kunstwerk verloren gegangen. Der Rathaussaal präsentiert sich heutzutage zwar baulich komplett restauriert - bis auf wenige Ausnahmen wie die Kassettenfüllungen an Decke und Wandvertäfelungen, aber noch nicht fertig gestaltet. Derzeit sind die Fenster verdunkelt für die Präsentation. Heute präsentiert er sich in etwa so:




    Die Schau führt sehr anschaulich vor Augen, wie der Saal eins gewirkt haben muss. im 16. Jahrhundert befanden die Nürnberger, dass der Saal zu wenig repräsentativ sei, um dort den Reichstag für den neuen Kaiser Karl V. abhalten zu können. So erhielt Dürer den Auftrag für die Gestaltung und realisierte sie unter Anleitung seines Freundes Pirckheimer. Hier ein paar Impressionen:







    Übliches Gestaltungsmittel in großen Räumen waren Balkone, von denen aus musiziert und zugeschaut werden konnte, oder die für VIP's als Logenplätze zur Verfügung standen. Im Rathaussaal gab es ihn nur als Illusionsmalerei.



    In Etwa so wird Dürers Gestaltung ausgesehen haben:




    Ein Detail stark vergrößert:



    Nicht klar geworden ist mir die Einblendung von Beispielen für Illusionsmalerei der Renaissance. Sollte das ein Gestaltungsvorschlag sein?



    Die Präsentation ist die ganze Zeit in Bewegung, um die stetige Veränderung des Raumes zu unterstreichen. Man sieht auch zu nahezu keinem Zeitpunkt die komplette Wand in Dürers Gestaltungskonzept, es wird immer wieder überblendet und überlappt. Man darf aber dabei aber nicht vergessen, dass zwischen den gescholtenen Restaurierungen innerhalb der letzten 400 Jahre auch jeweils über 100 Jahre gelegen haben, in denen der Raum mehr oder weniger unangetastet existierte. Also mehr als eine gesamte Generation. Leider wird die Geschichte des Raumes heute zu seinem Verhängnis. Es wird argumentiert, dass man Dürers Original nicht rekonstruieren könne, da es nur fragmentarisch überliefert ist und als Gesamtkunstwerk nicht mehr als Düreroriginal gelten könne. An diesem Punkt war man ja offensichtlich schon vor 25 Jahren, weshalb man dann völlig neue Entwürfe im Stil Dürers diskutiert hat. Mathias Prechtl hat einen Entwurf für die Neugestaltung vorgelegt, die ich bis dahin nicht gekannt hatte, und die mich sehr überrascht haben:





    Als die Diskussion um Prechtls Entwürfe zu einem Innehalten führte entstand schließlich der Status Quo:



    Leider ist der Status quo meines Erachtens nicht sehr befriedigend. Der Raum wirkt wie eine Halle neueren Baujahres und man erhält nicht den Funken einer Ahnung, wie es hier früher einmal ausgesehen hat und welche Bedeutung dieser Saal hatte. Sicherlich ist es schwierig etwas wiederherzustellen, was eine 400 Jährige Geschichte aufweisen kann, die zudem auch nicht statisch gewesen ist. Die weisse Wand allerdings ist ein Dokument für den Unwillen, sich überhaupt zu entschließen eine Gestaltung vorzunehmen.

    Nochmal zu den Grundig-Tuermen: Es sieht so aus als würde eines der flacheren Häuser als Unterkunft für Asylbewerber genutzt (?!?). Zu meiner Verwunderung war einer der Türme offen und wirkte sehr einladend. Das Plakat sieht ja auch nur eine befristete Aufhängung bis Ende August vor.







    Heute habe ich aus Kreisen der Finanzverwaltung gehört, die ja noch Eigentümer des Zollhofes sind, dass der Entwickler auch die Backsteingebäude abreissen dürfe, wenn er die entsprechenden Investoren fände. Ich bin sehr erschüttert. Denn das Ergebnis wäre eine leblose, innerstädtische Landschaft wie es die Eilgutstraße westlich des Hbf ist.... :( Das Protokoll des BKB steht dem zwar vehement entgegen, aber wie es so oft ist garantiert das erstmal garnicht. Sogar mir als Laien würden Umbaumöglichkeiten des Hauptzollamtsgebäudes einfallen....

    Dito, gefällt mir auch sehr gut, das Spiel mit den Terassentiefen erzeugt einen interessanten Effekt. Auch sonst wirkt das Gebäude durch das hochwertige Material und die mehrheitlich vertikalen Linien sehr vornehm. Ich hoffe das ganze Viertel entsteht so, das wird dann in 40 Jahren unter Denkmalschutz gestellt :)

    Hajo Diez hat mal wieder Luftbildaufnahmen gemacht. U.a. ist auch der Friedrich-Ebert-Platz dabei. Link. Der Eindruck, den man unten hat, wird auf dem Bild noch bekräftigt. Die Stadt hat sich bei der neugestaltung vielmehr an einem Autobahnkreuz orientiert als an einer attraktiven Platzanlage. Der Platzraum wurde konsequent für die verbreiterung aller zu- und abführenden Straßen genutzt. Es mag am anliegenden Archivpark liegen, dass der Friedrich-Ebert-Platz zu einer reinen Betonwüste verkommt. Der Archivpark profitiert ja nun sehr von den Baumaßnahmen, der wird richtig schick gemacht.


    Dem Gedenken an Friedrich Ebert wird dieser Umsteigebahnhof jedoch nicht so ganz gerecht.

    @ harher: Und exakt deswegen sind die Sebalder Kontore für mich so befriedigend.


    Nicht falsch verstehen, ich bin eigentlich ein vehementer Bewahrer alter Substanz. Aber ich bin vermutlich auch zu jung und zu schlecht informiert um zu wissen, wie die Ecke dort einmal ausgesehen hat. Was ich aber kenne ist der Erstentwurf der Kontore, und da ist der zweite einfachmal eine deutliche Verbesserung. Es gibt übrigens auch eine Visualisierung auf der der Bau mit weiss-grauem Stein verkleidet ist anstatt mit rotem. Vielleicht finde ich die noch irgendwo.


    Aber wie gesagt, die Altstadt hat an anderer Stelle, auch prominenteren Orten, Bauten, die ganz und gar nicht gefallen können. Der Wöhrl, das Postgebäude in der Adlerstraße, die Parkhäuser, Teile des GMN, die Sebalder Höfe, das Scharrer Gym, die Unigebäude, Kaufhof und jüngst die Bibliothek.


    So, und während die Stadt die Bibliothek (Luitpoldhaus) baut und dabei offensichtlich komplett auf Altstadtverträglichkeit pfeifft, werden einem privaten Bauherrn mit den Kontoren Auflagen gemacht in dergestalt, dass er den Erstentwurf komplett wegschmeissen konnte.
    Die Stadt Nürnberg geht also hier also ganz öffentlich ohne Hehl mit miesem Beispiel voran. Und der private Bauherr an den Kontoren lässt sich trotzdem darauf ein und baut dort ein Experiment was er eigentlich zunächst nicht wollte. Er hätte auch sagen können: Okay, nicht unter diesen Bedingungen, hier bleibt erstmal eine hässliche Brache.


    So. Nun sag ich mir: Mir wäre es lieber ein Gebäude wie die Kontore mit den Rechteckfenstern, der roten Steinfassade und diesem fiesen Dach in vergrößerter Form als Luitpoldhaus neben dem Gewerbemuseum zu sehen, als dass ich eine verkleinerte Kopie der jetzigen Bibliothek am Laufer Schlagturm sehen möchte. Hier verhält sich m.E. der private Bauherr vorbildlicher als die Kommune.


    Deswegen: Mir gefallen die Kontore. Die Bibliothek ist eine Frechheit. Ich hoffe ganz ehrlich dass das Ding wegen baulicher Mängel oder was in einigen Jahren wieder eingerüstet wird und verschwindet. Da dort Steuergelder verbaut werden finde ich habe ich das Recht dazu.


    Mir ist übrigens aufgefallen, dass die roten Farbflecken, mit denen die Fassade des Rathauses bei dem Farbbombenanschlag "verziert" wurde, keine 24 Stunden später restlos entfernt wurden. Die Stadt macht also sehr deutliche Unterschiede zwischen den Touristen-Paradewegen und der "Steppe", dem Rest der Altstadt.
    Ich empfinde aber die oben genannten zumeist öffentlichen Gebäude als Flecken auf der Altstadtfassade. Die gehören grundsätzlich auch entfernt. Is nur leider nicht so einfach.

    Auf der Homepage der Alpha-Gruppe findet sich (noch?) dieses Rendering des Datev-Neubaus. Sehr retro, oder? Dann hoffe ich doch dass stattdessen der andere Entwurf verwirklicht wird, wie er auf der DATEV-Website zu sehen ist. Der zwar auch nicht wirklich aufregend, aber deutlich hochwertiger, setzt er doch dem Sandstein des Gerichtshofes ebenfalls Stein gegenüber, und keinen billigen Putz auf Styropor.



    Quelle: Alpha-Gruppe Homepage: http://www.alpha-gruppe.com/fuether-strasse-111.html , Stand: 23.07.2012

    Heute war ich mal vor Ort und habe das Areal mal abgelichtet. Zurzeit ist es abends um 20 Uhr eine herrliche Großstadtoase. Mitten in der Innenstadt, aber fast ländlich ruhig, mit dem Hintergrundrauschen der Großstadt und dem Charme einer Geisterstadt. Derzeit wohl eine nette Fotolocation. Aber nun die Bilder. Beginnend mit dem alten Zollhäusern, die erhalten werden sollen um sie als Bestand zu integrieren. Treffend wird dabei auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht: Ein sehr hohes Erdgeschoss (schätzungsweise 4 Meter lichte Höhe) und eher niedrige Obergeschosse, von vielleicht 2,50 m oder so. Das Gebäude ist hervorragend in Schuss, die Außenwand sieht frisch saniert aus, es gibt keinerlei Abplatzer oder Fugenrisse:




    Es gibt zwei solcher Treppenhäuser:



    Hinter dem Haupteingang verbirgt sich auch noch ein recht neuer Behindertenaufzug:



    Ebenfalls im westlichen Bereich des Areals direkt am Steinbühler Tunnel ist dieses kleine Wohnhaus noch bewohnt:



    Schreitet man die rote Halle ab in Richtung Bauhof kommt man an dieses kleine Eckhaus. Vermutlich ein Eisenbahnerhaus. Unbewohnt, aber noch recht gut in Schuss. Es steht noch nicht lange leer, wie der Bewuchs um den Eingangsbereich zeigt.





    Gegenüber ein Lagerhaus jüngeren Baujahrs. Ebenfalls gut in Schuss:



    Der Bauhof der Stadt Nürnberg. Der steht allerdings nicht zur Disposition. Mit schöner Gründerzeitlicher Flucht die Zeltnerstraße hinunter:




    Der Bauhof und die gegenüberliegenden Gründerzeithäuser bilden eine kleine Platzanlage, die es hier sicherlich früher einmal gegeben hat und die man bei der Neugestaltung auch wieder anlegen sollte. Alte Bäume und viel Raum bieten Platz für Cafes und Bars, die hier eines Tages die Anrhainer entertainen könnten. Die Gründerzeitler wirken recht arg geschliffen (zugemauerte Treppenhausfenster), scheinen aber gut in Schuss und sind bewohnt. Die Deckenhöhe scheint sehr großzügig, was - gemeinsam mit der beeindruckenden Fassadenflucht an der Zeltnerstraße, auf eine glänzende Vergangenheit der Straße hindeutet, die es durch den Projektentwickler aufzugreifen gilt. Eine der Etagenwohnungen des Eckgebäudes stehen derzeit auch zum Verkauf.




    Ein Blick auf die Rückseiten der Gründerzeitler.



    Das Entwicklungsgebiet umfasst also grundsätzlich nur die Zollgebäude, sehr wahrscheinlich aber auch das Wohnhaus auf dem fünften Foto, und bestimtm auch das "Eisenbahnerhaus" auf dem sechsten und siebten Foto. Der Bauhof und die Gründerzeitliche Eckbebauung werden bleiben. Soviel ersteinmal dazu. Es dauert sicherlich noch einige zeit, bis ein konkreter Projektplan steht. Der BKB empfielt die Einbindung eines Projektentwicklers, der Erfahrungen mit schwierigen Bausubstanzen wie dem roten Lagerhaus hat. Sicherlich hat man da an Erfahrungen aus dem Kölner oder Hamburger Speicherstädten gedacht...

    ... ich denke da geht erstmal garnix. Bin da heute vorbei gekommen. Eine verlassene Baustelle, lediglich das Bauplakat ist recht verheissungsvoll:



    Die beiden Türme sind voll eingerüstet, aber weit und breit ist kein Baumaterial zu sehen.

    Ja, eine Sandsteinfassade wie die barocke auf der Zeichnung würde toll wirken in der gegend. Das Expose sagt aber auch aus wo das Problem ist. Die Deckenhöhe in dem Altbau liegt bei 2,18 m, was den Umbau nach heutigem Ratz-Fatz-Schnellbaustandard nicht möglich macht, wo man in Altbauten mit üblicherweise 3 m Deckenhöhe einfach Wohnkartons aus Leichtbauwänden, abgehängten Decken und Styropor-Außendämmung einzieht, bei denen nur noch 2,64 m Raumhöhe übrig bleibt und man keine massiven Wände mehr hat. In diesem Baus lebt man halt dicht an dicht, und wenn man halbwegs Raumgefühl haben will, brauchts eben einer echten Holzbalkendecke.... Sicherlich nicht unattraktiv, aber für Baufirmen natürlich ne Herausforderung.

    Es gibt ja einen Vorschlag der Altstadtfreunde zur "Differenzierten Gestaltungssatzung für die Altstadt", die die Altstadt in 3 Bereichsqualitäten gliedert, für die unterschiedlich strenge Normenvorgaben für Bauprojekte zu machen wären. Der Plan ist u.a. in den Altstadtberichten Nr. 36/2011 auf Seite 23 abgebildet. Die Sebalder Kontore fallen da in den mittleren Bereich (Zone B: abgeschwächte Regeln im größtenteils zerstörten und wiederaufgebauten Bereichen). Da passen die Kontore wirklich gut hinein. Sie sind ja völlig von Nachkriegsbegäuden umgeben. Man kann auch auf der Visualisierung gut erkennen, wie die gestalterischen Vorgaben der Umgebung zitiert werden, denn die Dachkante und auch die Einscheibenfenster sind keine Erfindung dieses Neubaus.



    Unter Zuhilfenahme der Visualisierung von: GPWirthArchitekten, Website http://www.sebaldkontore.de/ Stand 17.07.2012 (Quelle)


    Die Nachkriegsbauten, die zugegebener Maßen mit geringerem Anspruch gestaltet sind als anderswo in der Altstadt werden immerhin so bald nicht verschwinden oder verbessert werden. Außerdem wird reihauf reihab danach gerufen, in der Altstadt doch bitteschön endlich modern bis futoristisch bauen zu dürfen. Diesbezüglich passen die Kontore für ein Gebäude Baujahr 2012 gut dort hin.


    Den Einwand in Bezug auf die Parzellierung finde ich nachvollziehbar. Aber ich finde dieses Haus keineswegs zu groß. Denn im Grunde genommen steht die Stadt in Bezug auf das Altstadtmanagement zwischen den Stühlen. Einerseits möchte man das altstädtische bewahren, andererseits soll die Altstadt ja auch nicht veröden. D.h. es ist wichtig die Grundstücke dort ansprechend zu bebauen, aber auch Gewerbetreibenden und Bauherren vernünftige Bedingungen zu bieten, zu denen sie bereit sind zu investieren. Die Ankündigung dass der Edeka am Hauptmarkt wohl bald schließen wird weil er zu klein ist und daher nicht mehr in das geschäftsprofil des Konzerns passt, verdeutlicht dies ja. Je kleiner die Grundstücke sind, desto weniger Geld wird in die Hand genommen und desto unwahrscheinlicher wird eine gefällige Umsetzung. Zumindest mag die Stadt so denken. Dass ein privater "Häuslebauer" sich ein 200 qm Grundstück an der Äußeren laufer Gasse kauft um dort ein Altstadtverträgliches, kleinteiliges Wohnhaus zu bauen, halte ich für illusorisch. Klar, eien historisierende Fassade, oder gar eine Reko von was-auch-immer dort stand, wäre schöner. Aber es hätte auch weitaus schlimmer kommen können.


    Ein Gegenbeispiel dazu ist die Irrerstraße aus dem Beitrag No 1 dieses Fadens. Die Adresse liegt im Gestaltungsplan in Zone A, mit strengsten Anforderungen an die äußere Gestaltung. Es gibt hierzu eine historische Zeichnung, die das Haus in barocker Erscheinung zeigt:



    Quelle: Michalak immobilien, Stand 22.07.2012, Link: http://www.michalak-immobilien…posee_Irrerstrasse_13.pdf


    Aus gleicher Quelle stammt eine Planzeichnung aus heutiger Zeit, die nicht näher auf die äußere Gestaltung eingeht. Grundsätzlich ist hier etwas mehr Mühe als dargestellt zu wünschen. Ich hoffe das ist nur eine schnell-schnell hingerenderte CAD-Zeichnung, und keine echte Architektenvorlage. Es fehlen sämtliche zierenden Elemente, alles, was das Haus als Altstadthaus ausweist:



    Quelle: Michalak immobilien, Stand 22.07.2012, Link: http://www.michalak-immobilien…posee_Irrerstrasse_13.pdf


    Also unabhängig davon ob es nun eine Sanierung oder ein Neubau ist, ich kann die Differenzierung schon nachvollziehen. Die Altstadt wird so wie sie war nie wieder kommen. Dann ist mir ein interessanter und funktionierender Neubau ja lieber als ein schrecklich sanierter und verstümmelter Altbau, der zudem ggf. auch unter Leerstand leidet. Naja wünschen wir dem Kontor Glück. Die beste Lage ist ja (noch) nicht.

    Spielwarenkontor Auge Fichtestraße

    Mittlerweile gibt es eine Visualisierung des Projektes Fichtestraße:



    Quelle: ATT Architekten, Website:http://www.att-architekten.de/index.php?id=36 ; Stand 22.07.2012


    Derzeitiger Zustand (ca. 2 Wochen alt):



    In den Bestandsbau werden Loggien Richtung Westen eingebaut. Die Decken werden abgehängt auf dann immerhin noch 2,80 m. Etwas Mau für ein loft, aber so lässt sich das halt kostengünstig bewerkstelligen. In dem Altbau befinden sich noch einige schöne Industriebaumerkmale, wie ein schmiedeeisernes Geländer im Treppenhaus, oder eben auch massiv gemauerte Decken. Der graue Anbau links überrascht mich mit einem zur Fichtestraße nach Westen ausgerichteten Treppenhaus (versetzte Fenster). Eigentlich gefällt mir der Anbau recht gut, er passt super zu dem alten Industriebau. Ich wünschte mir nur nicht eine so monotone Fassengestaltung. Einfarbiger Anstrich, wo doch die gegenüberliegende Straßenseite ein echter Hingucker ist (Beitrag No 7, letztes Foto Link)!

    Ich kenne das Innere des Bettenhauses sehr gut. Keien Frage, das ist dringend renovierungsbedürftig, schon bei den Fahrstuhllobbies und in den Treppenhäuser bröckelt der Beton, und die alten Alufenster sind auch geschlossen sehr zugig. Keine Frage. Ich frage mich aber ob der Bau auch gestalterisch so unangemessen ist, dass er eine völlig neue Hülle braucht. Seit 30 Jahren prägt dieser markante Hochhausklotz mit seinem über die ganze Stadt lesbaren Schriftzug im Technikgeschoss das Stadtbild. Hässlich habe ich ihn nie gefunden.


    Mal eine andere Frage: Werden Gebäude dieser Größe eigentlich auch in Styroporhüllen gedämmt? Wenn ja, oh weh. Aber dann verstehe ich natürlich, weswegen eine völlig neue Außenhülle her muss.

    Danke, sehr gut!


    Armes Berlin! Die einzigen Entwürfe, die mir halbwegs gefallen, sind ausgeschieden. Die Entwürfe "BE Berlin" und "Schweger und Partner" sind ja schrecklich. Die machen aus dem bereits geschichtsträchtigen DDR-Prestigebau ein neuzeitliches Hochhaus in anerkanntermaßen anspruchsamer gestaltung, wie sie derzeit massenweise um den Hauptbahnhof herum entstehen. Vor allem der BE-Entwurf erinnert mich an einige Hochhausbauten in Köln, wie sie mittlerweile nach über 20 Jahren verotten. Das ist doch eher ein Gefängnisbau als ein Krankenhaus mit Tradition.


    Wollte man die Tradition der alten Charité-Häuser aufnehmen, müsste man das Hochhaus wie den Kollhoff-Bau am Potsdamer Platz in rotem Klinker kleiden.

    Naja das Luitpoldhaus war ja ursprünglich auch so hoch. Allerdings weitaus schöner. Auf der Seite des ehem. Hausherrn, des Naturhistorischen Museums Nürnberg, jetzt in der Norishalle, sind Fotos des Luitpoldhauses zum Download angeboten.


    Foto von Heute:



    Foto vom Zustand ca. 1946 - 2007:



    Quelle: Presseseite des Naturhistorischen Museums Nürnberg, Link: http://www.presse.nhg-nuernber…0-125JahreAusstellung.php ;Stand 21.07.2012


    Foto vom Zustand ca. 1913 - 1945:



    Quelle: Presseseite des Naturhistorischen Museums Nürnberg, Link: http://www.presse.nhg-nuernber…0-125JahreAusstellung.php ;Stand 21.07.2012


    Interessant ist halt, dass es sich in den Grundmauern bis zum 1. OG um immernoch dasselbe Gebäude handelt. Man erkennt es wenn man sich die Fensterebenen im EG ansieht. Allerdings wurden die fenster teilweise zugemauert und neu aufgebrochen, ebenso der ehem. Haupteingang. Ich finde man hat damit den worst case verwirklicht, geschmackloser hatte man mit der Aufgabe und der Umgebung gar nicht umgehen können. Dass es sich da um einen Umbau handelt macht die Angelegenheit noch schlimmer.


    Man hatte die Außenhaut als Klinkermauerwerk aufziehen können, in dem Stil wie das ursprüngliche Luitpoldhaus ausgesehen hat. Das hätte auch gepasst mit den aktuellen Fenstern und der jetzigen Kubatur. Das hätte dann völlig anders gewirkt als dieser gigantische, gliederungsarme Monolith, der in jeder gestalterischen Hinsicht dem Kunstgewerbemuseum unterlegen ist und damit die Armut der heutigen Zeit in Beton ausdrücken kann.

    Sogar am Samstag wird dort gebaut. Im Baugewerbe scheint man ja derzeit sehr gut geld zu verdienen. Und die kritik hat anscheinend tatsächlich eingeschlagen. Unter anderem hatte der Baukunstbeirat kritisiert, dass die kleinen Fenster zu wenig Licht in die Tiefe der Räume ließen. Anscheinend hat man kurzerhand neu gerechnet und festgestellt, dass man die Fenster auch zusammenfassen kann. In dem nun angefangenen 2. Obergeschoss werden wiederum größere Fensterflächen kommen.



    Man gebe dem Gebäude noch eine Naturstein-Außenhaut und dann wirkt es schon nciht mehr so minderwertig wie in der Visualisierung auf dem Bauschild. Ein langweiliger und uninspirierter Baukörper bleibt es allerdings immernoch. Ecksituationen gestalterisch zu nutzen scheint Architekten heutzutage ja völlig verboten zu sein.


    Es steht ja in gewissem Zusammenhang damit, das Study Inn in der Neubleiche, auf der anderen Seite des S-Bahnhofs. Es ist mit seinen 6 Stockwerken rohbaumäßig schon fast fertig. Bevor man die Decken gegossen hat hat man bereits in die Zimmer (Appartments) die Fertigbau-Nasszellen hinein gestellt. Strom und Wasseranschluss ran - fertig. Der Innenausbau dürfte da recht schnell fertig sein. Früher als das FH-Gebäude nebenan.