Die mobile Bürgerversammlung Link führte am 31. Juli u.a. über das Neubaugebiet an der Schillerstraße. Dort stellten Vertreter des Projektentwickler KIB das Vorhaben vor. Ebenfalls stand der Oberbürgermeister für Fragen zur Verfügung. Insgesamt äußerte er sich überschwänglich positiv zu dem Projekt, dass komplett durch die private Hand entwickelt wird. Das sieht man dann auch in der Gestaltung. Man bleibt bei der Wohnungsdichte unterhalb dessen was rechtlich möglich wäre. Das ermöglicht breitere Straßen mit viel SBG (Straßenbegleitgrün) und Bäumen. Ich denke einen Schnitt macht der Bauherr trotzdem, liegen doch die Kaufpreise der Eigentumswohnungen am oberen Ende der Skala in Nbg, bei ca. 2.900 EUR/qm aufwärts. Aber es ist wohl schon alles verkauft worden. Wohnungen im erhaltenen Turm seien aber wohl noch frei. Inhaltlich gab es allerdings nichts neues zu den Plänen im Vergleich zu den älteren Beiträgen hier zu hören.
Ein interessantes Detail kam bei der Versammlung zum Vorschein. Das ganze Gelände muss wohl künstlich entwässert werden, eine natürliche Versickerung des Regenwassers an Ort und Stelle ist wohl nicht möglich, da in 10 oder 20 Meter Tiefe (weiss ich nicht mehr genau) eine wasserundurchlässige Schicht wäre. Ich hab dieses Detail technisch nicht verstanden, da grundsätzlich dieses Problem ja schon jetzt existieren müsste und bisher existiert hat. Aber für den Laien lässt sich leicht extrahieren, dass das ein Kostensteigerungsargument ist. Und so wird es dort keinen sozialen Wohnungsbau geben. Die gesamte Gegend wird städtebaulich hochwertig entwickelt und in der Folge das gesamte Viertel aufwerten, was wiederum Ängste bei den Anwohnern schürt. Erst müssen sie jahrelang Baustellenlärm und -schmutz hinnehmen, und sobals es fertig ist fürchtet man Mietsteigerungen. Der Schillerplatz wird fast doppelt so groß werden. Die lockere Bebauung wird eher einer Ansammlung von Stadtvillen entsprechen, eine Blockrandbebauung wird nur an der Ecke Rollnerstraße/Grohlandstraße entstehen, nicht zuletzt als Lärmbarriere für die Rollnerstraße.
Die Fragen der Anwesenden bezogen sich weniger auf die Architektur, Materialwahl, Höhen und Gestaltungsoptionen, sondern vielmehr auf die Anzahl der Parkplätze und die betriebswirtschaftliche Bilanz der Neubauten, sprich EnEV-Niveaus. Es wurde aus der Runde sogar ein KfW100-Standard gefordert. Mir hat das ganz besonders verdeutlicht, unter welchem Blickwinkel heute gebaut wird, und was das für Konsequenzen für das Stadtbild und auch die gestalterischen Möglichkeiten der Architekten hat. Heuzutage werden keine Wohnungen mehr ohne automatische Lüftungsanlagen mehr entworfen. Das Lüften / Stoßlüften mittels Fenster ist anscheinend antiquiert. Wenn ein Fenster in so einer Wohnung im Winter öffnet zerschießt das einem anscheinend die Energiebilanz. Ich mag außerdem nicht glauben, dass heute erstellte Neubauten mit all diesen Gimmicks (Lüftungsanlagen, Lifts, ebenerdige Eingänge, Fußbodenheizungen, riesige Glasflächenfenster, labile Styroporfassaden, aufwändig zu entwässernde Flachdächer etc.) eine ähnliche Haltbarkeit aufweisen wie ältere Gebäude. Das alles zu warten erzeugt schließlich ebenfalls kosten und sind potenzielle "Pfuschfallen". naja...
Hm, innerlich sträubt sich da etwas bei mir.