Beiträge von infoarchitect

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    Onlineumfragen sind ungefähr so aussagekräftig, wie ein Häufchen Randalierer vor der Garnisonkirche.


    Allerdings ging das Geflüster in der whiteBox am ersten Tag der Ausstellung der Entwürfe in die gleiche Richtung. Und auch die Kommentare auf Social-Media Plattformen wie Facebook zeigten ein mehr als deutliches Bild.

    Glasfassade

    JAuf den Renderings durchlässig und grazil, jetzt fast fertiggestellt eine einzige plumpe Masse Glas. Klar ist Glas nicht gleich Glas, dennoch wird der Bau bei Tag höchstwahrscheinlich deutlich weniger leichtfüßig erscheinen wie Nachts.


    Durch die plumpe Form wird der Entwurf sowieso nie eine grazile Erscheinung haben. Statt durchsichtigem Glas mit der Anmutung eines Bürogebäudes aus der Finanz- oder Versicherungsbranche könnte ich mir eher weißes Milchglas und eine nächtliche von innen wirkende Medienfassade vorstellen. Tagsüber Keramik-weiß wie ein iBook von 2003 und nachts wie die „Stadt aus Licht“ aus 273 bunt illuminierten Wassertanks, die im September am Konzerthausstandort das FNY Festival beleuchteten. Dies würde dem Bau immerhin die Langeweile nehmen.

    Fußgängerbrücke am Gasteig

    Eine Fußgängerbrücke über die Innere Wiener Straße soll Gasteig und Muffatwerk miteinander verbinden. Allerdings wird es wohl noch ein bisschen dauern. Hier der Bericht aus der Süddeutschen Zeitung.


    Ergänzung: Die tz berichtet in diesem Artikel am selben Tag, dass der Plan schon wieder beerdigt wurde.

    Entwurf von Herzog & deMeuron

    Der pyramidenartige Entwurf von Herzog & deMeuron ist ebenfalls unangemessen. Diese monumentale Magistrale hätte das Werksviertel komplett durchtrennt. Die umliegenden Werksgebäude werden in diesem Entwurf bis hin zur Bedeutungslosigkeit an den Rand gedrängt und der gewachsene Charakter des Viertels entwertet. Das Werksviertel in seiner Gesamtheit sollte immer noch in erster Linie für seine Bewohner und die dort arbeitenden Menschen da sein, und nicht nur ein über eine monumentale Brücke erreichbarer Wochenendspielplatz für aus der Innenstadt kommende Silberrücken. Zudem hätte die spitze Paramide sogar eine noch schlechtere Nutzbarkeit als der Siegerentwurf.

    Praktische Probleme

    Die sich nach oben verjüngende Glasfassade des Siegerentwurfs könnte folgende praktische Probleme mit sich bringen:


    (1) Das an der schrägen Glasfassade herunterlaufende Regenwasser wird ständige Reinigung und Pflege erforden, wenn das Konzerthaus ansprechend aussehen soll.
    (2) Das Putzen von oben wird nicht einfach gehen und nicht mit einem klassischen Putzkran.
    (3) Die Verschattung der Fassade im Sommer könnte ein größeres Problem darstellen.
    (4) Die Sonnenreflexion könnte gegenüberliegende Gebäude beeinträchtigen.


    Zudem ist schade, daß durch die von den gegenüberliegenden Gebäuden weg geneigten Glasfassaden keine eng eingeschlossenen Gassen und somit der Eindruck von wenig Dichte in Atelierstraße und Am Kartoffelgarten entsteht.

    Stimmt, der Entwurf von Staab erinnert mit der durch Säulen strukturierten Fassade stark an die alte Kartoffeltrocknungsanlage der Pfanni-Werke und hat auch diesen leichten 50er-Jahre Touch. Deshalb einer meiner beiden Favoriten.


    Der auskragende Entwurf von PFP aus Hamburg mit seiner diagonalen Passage hätte sich aber auch perfekt ins heutige Werksviertel integriert. Die Süddeutsche schreibt dazu im oben verlinkten Artikel: "Es ist ein Entwurf, der stark die Industrieformen der Umgebung aufnimmt und daher gleichermaßen Befürworter wie Gegner hatte. Der Bau hätte sich ideal in die Umgebung eingepasst". Dies liegt wahrscheinlich an der Silo-artigen Anmutung mit den reduzierten Fensterflächen in Bullaugenform, wie man sie ähnlich auch an der Südostfassade von Werk 1 findet. Ich denke hier vergibt man eine große Chance, der Entwurf hat mit seiner schlichten Formgebung mehr Eleganz als die Elbphilharmonie.


    Der Entwurf von Chipperfield hat mit seiner strengen Rechtwinkligkeit, Säulenanordnung und Monumentalität eine unverkennbar neoklassizistische Anmutung. Ist dies für einen Konzertsaal in München angemessen und passt dies ins industriell geprägte Werksviertel?

    Keine Referenz an die Architektur des Pfanni-Werkes

    Der Siegerentwurf für das Konzerthaus mit seiner Verjüngung nach oben hin erinnert mich an eine Luftschiffhalle. Diese Form ist aber das Gegenteil der im Pfanni-Werk vorherrschenden 50er-Jahre Architektur mit den sich nach oben hin nach außen neigenden Fassaden (Auskragung), wie man sie gut am abgerissenen Werk 2 und dem ebenfalls bereits abgerissenen Ultraschall, sowie an der noch bestehenden schrägen Fassade des Nordost-Flügels von Werk 1 (ehem. Werksbüro) und dem angrenzenden Vordach im Nierentisch-Design beobachten kann. Würde man den Siegerentwurf auf den Kopf stellen, so dass er sich nach oben hin erweitert, würde er besser an die ursprüngliche Architektur des Pfanni-Werkes erinnern.

    Ständlerstraße

    Da du die Ständlerstraße ansprichst: Ich würde mir hier einen Rückbau wünschen, d.h. die Spuren enger zusammen legen und auf dem gewonnenen Platz samt Grünstreifen, Büro und Wohnnutzung ermöglichen. Die überbreite, stadtautobahnähnliche Straßenschneise ist der große Fehler in NP, u.a. auch von damaligen Planern kritisiert und eingesehen.


    Die Ständlerstraße müsste auf jeden Fall auf Bodenniveau zurückverlegt werden. Oder gar in einen Tunnel? Diese Straße trennt Perlach und Neuperlach wie eine Mauer vom Rest der Stadt ab und lässt diese Stadtviertel so zum "Ghetto" werden. Die Ottobrunner müsste als Zugangsader weiter erschlossen werden, am besten durch eine Tram und direkten Abzweig auf die Ständlerstraße auf Bodenniveau (Kreuzung beim Seebauer).

    Vorgänge in Giesing

    "Jetzt wird der Besitzer zum kostspieligen Wiederaufbau gezwungen, wenn es irgend geht mit den Original-Baumaterialien." [...] "Anwohner kündigten eine Klage gegen den Eigentümer an, versammelten sich zur Mahnwache."
    Bildzeitung: Abrisshaus muss wieder aufgebaut werden


    "Reiter [...] habe die Verwaltung beauftragt, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, damit das Haus wieder aufgebaut wird. Nach Möglichkeit mit den an Ort und Stelle gesicherten, ursprünglichen Baumaterialien.“ [...] "Anwohner haben eine Todesanzeige für das abgerissene Uhrmacherhäusl aufgehängt." [...] "Vergangene Woche gab ein Gospelchor ein Konzert."
    Welt: München will zerstörtes Denkmal wieder aufbauen


    "Mit Fackeln kamen am Dienstag rund 200 Menschen zur Mahnwache vor dem abgerissenen denkmalgeschützten Haus an der Oberen Grasstraße 1 in Giesing."
    tz: Obergiesing ist kein Einzelfall: So kämpfen die Münchner nach dem illegalen Abriss


    Um welche Satiresendung handelt es sich hierbei genau, kann mich jemand aufklären?

    Bauwerke mit Industriecharme

    Solche alten Industriegebäude wie das – ideal an einem Markt bzw. Platz gelegene – Umspannwerk Schwabing, oder auch das ehemalige Heizkraftwerk an der Katharina-von-Bora-Straße (zur Zeit Nutzung als Club und Veranstaltungsort Mixed Munich Arts) sollte man der dauerhaften kulturellen Nutzung zuführen, und nicht für die verhältnismäßig wenigen Wohnungen, die auf diesem Platz entstehen können. München wird es in Zukunft in der Innenstadt an geeigneten Orten für kulturelle Veranstaltungen fehlen. Wohnraum könnte man dagegen in ganz anderen Maßstäben durch Aufstockung und Verdichtungen schaffen, wenn man denn wollte.

    Bautätigkeit in Ramersdorf

    Im südlichen Ramersdorf in der Ottobrunner Straße wird zurzeit viel abgerissen, ausgehoben und gebaut. Wo sich bisher eine seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf befindliche Kulturlandschaft aus Blumen-selber-schneiden-Arealen, verrottenden Autofriedhöfen und vereinzelten 50er-Jahre Bauten befand, ändert sich nun das Stadtbild radikal:



    Quelle: Upload von mir auf http://www.directupload.net

    Ich finde gerade positiv, dass das Alexander als Feigenblatt für das rosa Babylon fungiert. Ein 360-Schweif in der Foto-Sphere zeigt auch, dass es das gelungenste Bauwerk am Platz ist. Auf die großen Fenster hatte ich gehofft, die Steinfassade wird hoffentlich etwas rauh vom Eindruck so wie es auf dem Rendering (Fullscreen-Ansicht) auch schon aussieht. Der Schuss Brachialität in der Gebäudeform passt gut zum Alex. Ich finde, die Architekten haben sich Gedanken über die Integration mit dem Alex gemacht.

    Lieber schön klein-klein und ohne jegliche Dichte und Höhe (so wie am Ackermannbogen, PEK, Arnulfpark, etc.) Kleinstadtsiedlungen mit max. 1.500WE anlegen. Das sind Alles komplette Fehlplanungen.


    Bei mir in der Nähe wird gerade so ein Neubaugebiet fertiggestellt: Zwischen den 3-5 geschossigen Häusern wurden mehrere Fußballfeld-große Abstandsflächen eingefügt, "damits schön grün wird", Gartenstadt oder Parkstadt oder so, aber in der Realität zieht schon jetzt der Wind über diese weitläufigen Plätze und um die Ecken, so dass man eine Mütze aufsetzen muss.


    Dann gibt es noch zahlreiche "Blumen selber schneiden" Gebiete mitten im umbauten Raum, Brachflächen und Baulücken wie in ostdeutschen Städten nach der Wende, trotzdem passiert seit Jahrzehnten nichts.


    Aber ohne Wohnungen kein Zuzug möglich. Wird bis 2020 wohl keine große Veränderung der EW Zahl geben! Man hat sich halt entschieden lieber Luftschlösser zu bauen, wie SEM Nord, wo es inkl. Bürgerentscheid, Volksbegehren nicht vor 2035 die erste Wohnung geben wird.


    Ich bin ja inzwischen der Überzeugung, dass das Absicht ist, weil man den Zuzug mit dieser Strategie bremsen will.

    Es ist eigentlich völlig egal, welches Tempolimit eingeführt wird, da im Berufsverkehr sowieso niemand über die Schrittgeschwindigkeit hinauskommt ;)


    Tempo 80 macht abgesehen davon außerhalb der Stoßzeiten aus Lärmschutz, CO2 und Schadstoffgründen nicht wirklich viel Sinn.


    Also außerhalb des Berufverkehrs werde ich auf dem Mittleren Ring auch dann noch von dunklen BMWs und Cheyennes überholt, wenn ich abschnittsweise mal kurz auf 90 beschleunige. Dieser spezifische Münchner Fahrertypus würde 80 km/h nur als Einladung betrachten, künftig mit regelmäßig 120 km/h unterwegs zu sein.

    ...dafür gibt es zur Zeit jede Menge spannender Zwischennutzungsprojekte an anderen Stellen in der Stadt wie im angesprochenen Deutschen Museum, in der Karlstraße 77 oder ganz besonders mit dem Bahnwärter Thiel und dem Schiff auf der Brücke an der Lagerhausstraße im Schlachthofviertel...


    Das Bahnwärter Thiel Closing ist am Montag, das Blitz am Deutschen Museum ist nur vergleichsweise kurzfristig angelegt und wird wohl aufgrund seiner sensiblen Lage noch schneller gegängelt werden als die Clubs am Ostbahnhof - dass es bereits in der Eröffnungsnacht zu einem Polizeieinsatz mit Sperrung der Rosenheimer kam betrachte ich da mal als Omen.

    Das ist ja das etwas Bedauerliche. Gerade einige der besonders "schäbbigen" und rein auf Mainstream und Saufen fokussierten Nightlife-Konzepte wie "Willenlos" und "Schlagergarten" haben offenbar im neuen Werksviertel wieder Mietverträge bekommen :nono:


    Genau das meinte ich damit, dass hier nur das niedrige Niveau Artenschutz bekommt. Wie schon damals als die Kultfabrik übernahm. In Berg am Laim ist auf jeden Fall die Geschichte des Nachtlebens Geschichte, da man bei aller notwendigen und begrüssenswerten Erneuerung des Werksviertels langfristig keine echten Nischen belässt.

    Ich glaube, es ist hier schon länger nicht mehr erwähnt worden, auch vom Gelände der Ex-Optimolwerke soll das Nightlife umgesiedelt werden, so schließt das Bullit am kommenden Wochenende:
    https://www.in-muenchen.de/nig…lub-muenchen-8211632.html
    https://www.tz.de/muenchen/sta…g-fuer-clubs-7708929.html


    Weiss denn jemand, was auf dem Ex-Optimol-Gelände geplant ist?


    Ja, wie schade, dass die Veranwortlichen den kulturellen Wert der Club- und Technokultur für München einfach nicht erkennen wollen. Da wird vorerst nichts abgerissen, denn in die Location soll nach Renovierung wohl ein anderer, nicht-elektronischer "Liveclub" einziehen:


    https://www.in-muenchen.de/nig…m-ostbahnhof-7441890.html


    Das war schon immer so in München, man denke ans Ende vom Ultraschall oder vom KW, die man auch weghaben wollte, und trotzdem wurde dann am gleichen Ort noch jahrelang weitergefeiert, nur halt auf niedrigerem Niveau. Wenn dann noch die Grinsekatze verschwindet, ist die 20-jährige Geschichte der Technokultur in Berg am Laim wohl endgültig zu Ende. Die jungen Leute werden dann woanders hingehen. Erst zwanzig Jahre später wird mal in irgendwelchen Büchern stehen, wie wichtig diese Orte fürs Münchner Nachtleben und die direkte Umgebung waren.


    Aber auch das MMA in der Innenstadt dürfte bald den Platz für Wohnungen räumen. Dabei sind solche Orte der kulturellen Umnutzung von Industriekulissen so wichtig für junge Leute, die gerne tanzen gehen. Die Zukunft sieht diesbezüglich in der Münchner Innenstadt nicht sehr rosig aus, denn von solchen ehemaligen Heizkraftwerken oder Fabrikgeländen wird langfristig kaum etwas übrig bleiben.