Das Gerichtsviertel (1)
Das Gerichtsviertel
Das Gerichtsviertel erstreckt sich zwischen Alter Hunte, Damm, Küstenkanal und der A28 im Süden. Nach 1850 enstanden mehrere Gebäude der Gerichtsbarkeit im Bereich der Elisabethstraße, daneben einige spätklassizistische Villen. Der innere Teil des Gerichtsviertels wurde allerdings erst ab 1905 und vorwiegend nach 1930 bebaut.
Beginnen wir unseren Rundgang durchs Gerichtsviertel hier, südlich des Schlosses, an der großen Kreuzung von Schlosswall, Paradewall, Damm, Huntestraße und Elisabethstraße! Die Kreuzung ist gleichzeitig eine Brücke über die Alte Hunte, die in diesem Abschnitt auch Mühlenhunte genannt wird. Die Zierpfeiler, die seit 1792 den Eingang zum Paradewall (Promenade) bilden, wurden vor kurzem gereinigt, und glänzen deshalb strahlend weiß. Zu den Kavaliershäuser im Hintergrund (die nicht zum Gerichtsviertel gehören) hatte ich schon mal was geschrieben.

Das Prinzenpalais (1820-26, Carl Heinrich Slevogt; Festsaalanbau ca. 1860) wurde für die beiden Enkeln Herzog Peter Friedrich Ludwigs (die Söhne Katharina Pawlownas) errichtet. Seit 2003 dient das klassizistische Palais dem Landesmuseum Oldenburg als Ausstellungshaus für Kunst des 19. und 20. Jh. Einige beeindruckende Räumlichkeiten haben sich im Palais erhalten, aber leider gibt es kaum gute Bilder davon.


Die Elisabethstraße und das Augusteum
Die Elisabethstraße wurde 1855 angelegt, und schmiegt sich eng an die Alte Hunte an. Sie ist nach Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg benannt, die durch Heirat seit 1852 Großherzogin von Oldenburg war.
Den Eingang in die Elisabethstraße markiert an der Ecke zum Damm das Augusteum, das bauliche Pendant zum Prinzenpalais. Das für die Aufnahme der Großherzoglichen Gemäldegalerie vorgesehene Kunstmuseum wurde 1861-67 nach Plänen von Heinrich Ernst Klingenberg in Form eines italienischen Palazzo gebaut (vgl. Martin-Gropius-Bau Berlin). Es wurde benannt nach Großherzog Paul Friedrich August (†1853).
Einen Einblick in das Sittenbild der damaligen Zeit gibt folgendes Zitat aus den Nachrichten für Stadt und Land, Jg. 1867:
"Bei der Eröffnung des Augusteums am heutigen Tag ist uns sehr aufgefallen, daß der obere Saal, in welchem verschiedene nackte Figuren aufgestellt sind, nicht abgeschlossen war. In welchem Maße bei dem Eintritte in den Saal sich unser Schamgefühl verletzt fühlte, vermögen wir nicht zu schildern. Wir können es dabei nicht unterlassen, gegen eine solche Rücksichtslosigkeit, einem so gemischten Publikum und besonders Damen gegenüber, hierdurch unser tiefstes Bedauern auszusprechen. Wenn der Menge Menschen wegen der Saal nicht füglich geschlossen sein konnte, so hätte man wenigstens die anstößigen Bilder umhüllen sollen."
Wie das Prinzenpalais gehört auch das Augusteum zum Landesmuseum Oldenburg, und beherbergt Gemälde aus der Zeit vom Mittelalter bis zum 18. Jh.


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