Ich hatte euch noch einige Bilder aus Schönefeld versprochen. Die Vergleichsfotos stammen aus der Objektdatenbank des Stadtgeschichtlichen Museums. Da ich nicht weiß, ob man diese einbinden darf (die Museumsseite verweist zwar auf eine CC-Lizenz, aber ob sich die auf die Bilder selber bezieht...?), habe ich nur Links gesetzt.
Anstelle eines Ritterguts aus dem 15. Jh. wurde 1604 das erste Schönefelder Schloss erbaut, welches der Leipziger Familie Thümmel gehörte. Es wechselte mehrfach den Besitzer, bis es 1794 von einem Schweizer, Johann Ulrich Schreiber, erworben wurde. In der Völkerschlacht hatte am 18. Oktober Marschall Marmont hier sein Quartier, welches mehrfach erfolglos von den Russen gestürmt wurde. Da ihnen die Munitionen ausgingen, mussten sich die Franzosen zurückziehen. In Folge der Kämpfe wurde das Schloss sowie ein Großteil von Schönefeld zerstört. Eine Enkelin von Johann Schreiber, die Baronesse Hedwig von Eberstein, ließ 1871-1876 das heutige Schloss errichten. Nach ihrem Tod 1900 wurde mit ihrem Vermögen die Mariannenstiftung gegründet. Heute beherbergt das Schloss eine Förderschule für behinderte Kinder.
Siehe auch: Chronik des Schlosses Schoenefeld
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)

Hier ein schönes Bild vom Schloss Schönefeld wohl vom Kirchturm aus aufgenommen.
Die alte Dorfkirche von Schönefeld mittelalterlichen Ursprungs brannte ebenso in der Völkerschlacht nieder. 1816-1820 wurde dann ein Neubau an alter Stelle errichtet, der innen und außen im klassizistischen Stil gehalten ist mit barockisierendem Turm. Der Neubau wurde von den Kaisern von Österreich und Russland mitfinanziert. Der Name Gedächtniskirche wurde dem Bauwerk nach einer Umbaumaßnahme 1916 verliehen, und bezieht sich sowohl auf die Völkerschlacht als auch auf den Deutsch-Französischen-Krieg und auf den 1. Weltkrieg.
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
(Die ehemals schiefergedeckte Turmhaube wurde 1993 in Kupfer neu gedeckt.)

Portal:

Es folgen einige vergleichende Straßenansichten (Vergleichsaufnahmen um 1925, leider gab es keine größeren Versionen).
Taubestraße Ecke Heinkstraße:
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Den Sanierungsgrad der Taubestraße schätze ich auf etwa 70%, davon 50% recht guter Qualität.

Schmidt-Rühl-Straße Ecke Gorkistraße:
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Man sieht, dass im Hintergrund einige Häuser fehlen. In Schönefeld wurden nur wenige Häuser abgebrochen, lediglich etwa 20 insgesamt (seit 1950!) im Viertel, dafür aber viele an einer Ecke alleine, nämlich an der Schmidt-Rühl-Straße zwischen Scheumannstraße und Schreiberstraße, wo tabula rasa gemacht wurde. Es sind diese Häuser, die im Bild fehlen:

Trötzschelstraße Ecke Emil-Schubert-Straße:
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Südlich der Gorkistraße wird die Bebauung einfacher. Hier ist die Sanierungsqualität etwas schlechter, und man findet leider sehr viele einfache Plastikfenster. Dafür ist der Erhaltungsgrad nahezu 100%.

Löbauer Straße Ecke Volksgartenstraße:
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Die Kreuzung hier ist leider sehr stark befahren. Ich habe ein Weilchen dort gewartet, aber es kamen ständig Autos aus allen Richtungen. Letztenendes bin ich kurz mitten auf die Straße gesprungen, um das Foto zu machen, musste daher einzoomen. Der starke Verkehr ist wohl ein Grund, weshalb an dieser Ecke kaum Häuser saniert wurden. Die zwei kleinen Häuser im mittleren Hintergrund mit Gauben zählen zu den ältesten Häusern in Schönefeld.

Löbauer Straße Ecke Clara-Wieck-Straße (komischerweise Klara-Wieck-Straße bezeichnet, obwohl es diesen Straßennamen nie gab):
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(Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Die linke Häuserzeile ist auf dem Vergleichsbild noch nicht ganz fertig bebaut. Man beachte auch das vollständig entstuckte Haus rechts. Wie man sieht ist hier rechterhand noch vieles grau. Eine Sanierung war gerade am laufen, die recht gut zu werden schien (fassadenmäßig).

(Quelle sonstiger Bilder: Eigene Bilder)
So, das war's zu Schönefeld. Mein Fazit: Schönefeld steht besser da als die benachbarten Viertel Neustadt und Volkmarsdorf, zählt trotzdem sicher noch zu den eher schlechteren Gegenden der Stadt. Ich hatte aber das Gefühl, dass es in Schönefeld besser wird. Das Viertel ist sehr ruhig und besitzt rundherum mehrere schöne Parks, und außerdem fließt die Parthe am Rande Schönefelds entlang. Es wäre sicher nichts für Studenten, doch habe ich dort überraschend viele Kinder gesehen - tatsächlich liegt der Altersdurchschnitt in Schönefeld laut OTK 3,3 Jahre unter dem Leipziger Gesamtwert - scheint also von jungen Familien nicht unbeliebt. Architektonisch: Das Viertel ist sehr gut erhalten (schätze 90% der Altbausubstanz von vor 1940 noch vorhanden), in Bereichen auch gut saniert (Paul-Heyse-Straße), in anderen Bereichen nicht so gut. Die Gebäude von 1910-1930 sind häufig ansehnlich und interessant. Historismus gibt es eher weniger, und er ist meistens von einfacher Gestalt - bis auf einige Einzelbauwerke (Schloss, Post). Neubauten gibt es in Schönefeld so gut wie gar nicht, was bezeichnend für die schlechteren Stadtviertel in Leipzig ist. Andererseits besteht auch wenig bedarf an Neubauten in Schönefeld, da der Altbaubestand ziemlich lückenlos erhalten ist. Gesamteindruck: Gemischt aber leicht positiv.