Beiträge von Schmittchen

    Bitte entschuldigt die Störung, ich muss an dieser Stelle etwas Polemik ablaichen:


    1. Du schreibst, die Architektur entwickle sich immer weiter. Oft sieht für mich zeitgenössische Architektur aber eher nach späten 1950ern, frühen 1960ern als nach Fortentwicklung aus. Also sehr wohl rückwärts gewandt.


    2. Dass technisch heute viel mehr möglich ist als früher, liegt auf der Hand. Aber warum werden dann überwiegend simpelste Kisten gebaut? Die Kosten alleine werden es ja kaum in allen Fällen sein.

    Die Umfrage ergab angeblich 47% Zustimmung für den Wiederaufbau. Das ist weniger als die Hälfte, also keine Mehrheit. In dieser einen Umfrage - die natürlich, ich sagte es schon, aus vielerlei Gründen keine Volksabstimmung ist und einer solchen nicht gleichkommt. Ein kurzes Sätzchen in #433 hätte dieses Missverständnis übrigens verhindert.

    Nein, das habe ich nicht kritisiert. Wo soll das denn gewesen sein?


    Auch die Seriosität von Emnid habe ich nicht in Frage gestellt. Aber meinst du nicht, dass Parlamentsentscheidungen nicht durch Umfragen eines Meinungsforschungsinstituts überlagert werden können? Nun mal so.

    Und?


    Ach so! Ja, stimmt, ich vergaß. Entscheidungen trifft ja jetzt nicht mehr das Parlament, sondern die Berliner Morgenpost per Emnid-Umfrage. Eine solche macht die Bundestagsbeschlüsse von 2002, bestätigt 2003, selbstverständlich null und nichtig.

    Dass die Türme gerade an dieser Stelle eher deplaziert und überdies reichlich hoch ausgefallen sind, ist ja inzwischen eine weit verbreitete Meinung - in diesem Forum und dem Vernehmen nach auch bei nicht wenigen Kommunalpolitikern. Doch sollte dabei nicht unterschlagen werden, dass in den 45 Jahren vor dem Abriss auch schon ein Hochhaus an dieser Stelle stand. Natürlich ein nach heutigen Maßstäben kleines, dennoch hätte es ohne das alte Fernmeldehochhaus hier wohl keine Türme gegeben.


    Gut, dass es gleich zwei geworden sind, eines davon ein "Dreierbündel", dürfte dem aus Sicht der MAB geschickten Schachzug zu verdanken sein, dafür die für die Stadt kostenlose Rekonstruktion des Palais anzubieten. Die Freude hierüber hat dem einen oder anderen Kommunalpolitiker anscheinend etwas den Blick vernebelt. Aber auch in dieser Hinsicht sollte nicht vergessen werden, dass der Vorstandzustand mit dem alleine stehen gebliebenen Portal und den verloren dastehenden Torhäusern ein doch ziemlich trauriger war.


    Leider ist es gängige Praxis der Stadt, bei Abriss und Neubauung stets eine deutlich höhere Grundstücksausnutzung zu genehmigen. Das weckt bei den Investoren natürlich Begehrlichkeiten, derzeit gut am Beispiel des Degussa-Areals zu beobachten.


    Wie auch immer, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Dennoch freue ich mich auf dieses Projekt und habe dabei fast gar kein schlechtes Gewissen. Und wenn doch, erinnere ich mich einfach an die zuvor städtebaulich unbefriedigende Situation. Für sich gesehen ist die bisher bekannt gewordene Planung - die Fassade zur Zeil vielleicht einmal ausgenommen - ja auch recht vielversprechend. Nicht zu vergessen die zu erwartende Stärkung der Zeil, auch gegenüber den Einkausfzentren im Umland, das Prestige des größten Bauprojekts der Republik und die neuen Arbeitsplätze während der Bauzeit und vor allem danach.


    Sehr wahrscheinlich wird man an vielen Stellen der Innenstadt die Türme tatsächlich kaum sehen, weil sie im Inneren eines ziemlich ausgedehnten Blocks liegen werden. Unglücklicherweise wird man sie wohl vor allem dann in voller Größe wahrnehmen, wenn man frontal auf das Palais blickt. Aber ich wage die Prognose, dass das Palais die Türme lange überdauern wird. Außerdem glaube ich nicht, dass in absehbarer Zeit in der Umgebung der Hauptwache noch einmal wesentlich von der gängigen Traufhöhe abgewichen wird.

    Die Website enthält viele Schlagworte, aber kaum Fakten. Erhellend sind die Links auf Seite 4, die zu Artikeln der Allgemeine Zeitung führen.


    Demnach handelt es sich um Bauten aus der frühen Nachkriegszeit, deren Vorgänger im Krieg vollständig zerstört wurden. Die schmucklosen Gebäude wurden dann vor etwa 25 Jahren mit neuen Fassaden versehen, angelehnt an die Vorkriegsbebauung. Jetzt sind die Häuser dahinter wohl sehr marode und sollen daher abgerissen werden. Für die Nachfolgebebauung standen zunächst ziemlich wilde Pläne im Raum, daran beteiligt war der von FrankfurtHochVier bekannte italienische Architekt Massimiliano Fuksas.


    Nach lautstarken Protesten und vielem Hin und Her sollen die Neubauten jetzt anscheinend im Einvernehmen mit der Denkmalpflege wieder die historischen Fassaden und Dächer erhalten.

    New Betts und New Atterberry

    Wer sich nicht so gut auskennt, findet hier eine Fotogalerie: http://www.sahle-online.de/ihr…te/referenzen.php?navid=8


    Die Fotos sind aus dem Gebiet "New Betts" westlich der Friedberger Landstraße, das mittlerweile fertiggestellt ist. Die Anzahl der Häuser und Wohnungen dürfte sich nur auf den frei verkauften Teil beziehen, die Sozialwohnungen werden natürlich vermietet. Auf der anderen Straßenseite ist das Gebiet "New Atterberry" im Bau. Zuvor standen auf diesen Arealen Militärgebäude, zuletzt von US-Truppen genutzt, daher die Namen.

    Zwischendurch ein Dankeschön für den hervorragenden Bericht. Die Aussagen Mäcklers sind sehr bemerkenswert, vom gesamten Tenor her, aber auch im Hinblick darauf, wie unverhohlen er das Preisgericht bloßstellte. Erschreckend dagegen, wie schlecht die Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte informiert ist.


    Den FAZ-Artikel habe ich gestern Abend auch gelesen, jetzt ist er anscheinend nicht mehr online.

    Das Hotel hat FMJFRA mit "schlimmste Kleinstadt-Gewerbegebiet-Architektur" treffend beschrieben und auch die Bebauung entlang der Friedberger Landstraße ist zwar einigermaßen abwechlungsreich gegliedert, gleichwohl unschön. Wenn man wenigstens diese Fensterumrahmungen aus rötlichem Klinker weggelassen hätte.


    Aber die Bebauung dahinter finde ich gerade noch passabel, verglichen mit einem anderen großen Neubaugebiet, dem "Frankfurter Bogen". Im "Frankfurter Bogen", zwischen JVA Preungesheim und A661, wird auf individuelle Bebauung gesetzt, und das Resultat ist nicht etwa besser als das, was dieser Bauträger neben die Friedberger Warte setzt. Nein, es entsteht ein buntes Potpourri aus Abscheulichkeiten, das alle Haare zu Berge stehen lässt. Sicher, es gibt Ausnahmen, aber aus den meisten Ecken schreit einem entgegen: minderwertig, geschmacklos, billig! Praktiker-Ramschbaumarkt meets Lidl-Design.

    Immerhin ist der Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe, alleine das sorgt für eine gewisse Passantenfrequenz. Außerdem: Zur erweiterten Innenstadt würde ich die Lage schon noch rechnen.


    Fraglich, ob die Tiefgarage einen eigenen Thread rechtfertigt, aber einen Strang für alle kleineren Projekte in Wiesbaden gibt es jetzt, hier.

    Sonstige Bauprojekte

    Dieser Thread ist für alle Informationen zu kleineren Projekten in Wiesbaden. Auch nicht ganz so wichtige Nachrichten zu Architektur-, Bau- und Stadtentwicklung gehören hierher.


    Für alle größeren Projekte eröffnet bitte eigene Threads, damit diese ausführlich diskutiert werden können und es hier übersichtlich bleibt.


    Los geht's mit der Tiefgarage Bowling Green: Bauzeit Februar 2005 bis Mai 2006, 430 Stellplätze innen und ca. 65 Stellplätze außen. Modellfoto:



    Keine Sorge, dieses Loch mit Sicht auf die Parkdecks gibt es nur im Modell. In der Realität wird auch dort Rasen und ein Brunnen sein. Die Ziffern bedeuten:


    1. Ein- und Ausfahrt
    2. Einfahrt Wilhelmstraße / Ausfahrt Wilhelmstraße
    3. Ausfahrt Paulinenstraße
    4. Christian-Zais-Straße / Einbahnstraße
    5. Vorfahrt Hessisches Staatstheater
    6. Ein- und Ausgänge Parkhaus
    7. Wilhelmstraße
    8. Friedrich-von-Thiersch-Weg
    9. Kurhaus Vorplatz
    10. Brunnen
    11. Kurhauskolonnade
    12. Einfahrt Sonnenberger Straße
    13. Sonnenberger Straße
    14. Einsicht Parkhaus 1. und 2. Etage (nur für das Modell)


    Weiteres Modellfoto:



    Baustellen-Foto vom 6. November 2005:



    Quelle aller Bilder: Landeshauptstadt Wiesbaden

    Sicher, dass Chipperfield überhaupt noch im Spiel ist? In der Print-FR von gestern heißt es, dass der Umbau "nach den Vorgaben Chipperfields" 40 Millionen Euro kosten sollte. Jetzt sind es noch 29 Millionen.


    In dem Artikel ist von "möglichst originalgetreue[r] Herrichtung des alten Festsaals" die Rede. Weiter:


    "Richtig losgehen soll es dann im Jahr 2007. Kernstück ist nach Angaben von Ebelings Referenten,Wendelin Friedel, die Restaurierung des Festsaals aus der so genannten Neurenaissance, der landesweit der schönste seiner Zeit sein soll – eröffnet wurde das Gesellschaftshaus 1871. 1954 wurden die schönen Stuck verzierten Wände des Saals mit Holzlatten zugenagelt. Nun sollen die Stuckarbeiten wieder freigelegt und restauriert werden. Die Fenster zum Palmenhaus werden wieder geöffnet, erläuterte Friedel. Auch die ursprüngliche Struktur der Decke soll wieder hergestellt werden und mit Kronleuchtern glänzen. Auf der Terrasse wird es einen Biergarten geben, der ebenso öffentlich zugänglich sein wird, wie das Restaurant im Inneren."

    Diesbezüglich sind die Informationen widersprüchlich. Einerseits stand in der Zeitung, dass dieser Turm nie eine Kuppel hatte. Von Thiersch habe an dieser Stelle noch einen Anbau geplant, für den Turm habe er eine Spitze vorgesehen. Beides sei aus Kostengründen nie verwirklicht worden. Andererseits zeigt die von dir in #5 gepostete Zeichnung und das Foto in #1 (zweitletzter Link) sehr wohl eine Kuppel. Nicht auszuschließen aber, dass die Kuppel auf dem Foto nur ein Provisorium war oder wegen der Symmetrie hinzu retouchiert wurde, sie sieht jedenfalls anders aus als die rechte Kuppel. Entsprechendes könnte bei der Zeichnung passiert sein.