Das ist ein Widerspruch in sich.
Wenn man sich im Luftverkehr ein wenig auskennt nicht.
1. BER wird schon zu klein sein, wenn er eröffnet wird. BER wird 2 Bahnen haben, wo Schönefeld Alt und Tegel zusammen noch vier Bahnen haben.
Es kommt nicht auf die Anzahl der Bahnen an, sondern auf die Größe der Flugzeuge und die Taktung, die durch das Bahnkonzept ermöglicht wird. FRA hatte bis vor ein paar Jahren nur zwei Bahnen, die nicht mal unabhängig voneinander betrieben werden konnten, was in BER der Fall sein wird. FRA hat zwar noch eine Querwindbahn, diese lässt sich aber nicht gleichzeitig mit den damals zwei (heute drei) Hauptbahnen benutzen.
Anderes Beispiel: London Heathrow hat bis heute nur zwei Bahnen, London Gatwick nur eine. Vergleiche deren Passagierzahlen mal mit den prognostizierten von BER.
2. bzgl. der Zahl möglicher Flugbewegungen (die insb. auch für eine Entzerrung des Verkehrsaufkommens wichtig wäre) wird die Leistungsfähigkeit in dieser Hinischt mit Öffnung von BER und Schließung von Schönefeld und Tegel verringert, nicht vergrößert.
Die Zahl möglicher Flugbewegungen ist mehr als ausreichend am BER, auch für zukünftiges Wachstum sind die Grenzen lange noch nicht erreicht. Wenn sich BER wie geplant zum Hub entwickelt werden größere Maschinen eingesetzt und die Zahl der Passagiere pro Flugbewegung wird sich stark vergrößern. Somit werden die Flugbewegungen auf lange Zeit keinen Engpass darstellen. Vor allem nicht bei zwei unabhängig zu betreibenden Bahnen.
3. bzgl. der Kapazität Passagiere abzufertigen startet BER bereits sehenden Auges in die Überlast, von einem leistungsfähigen Flughafen kann auch hier also nicht die Rede sein.
Deswegen bin ich auch für den jetzt in der Planung befindlichen weiteren Ausbau des BER. Tegel offen halten ist nur eine Übergangslösung bis BER in der Lage sein wird den Flugverkehr alleine abzuwickeln. Erst dann wird der Flughafen auch sein Hub-Potenzial frei entfalten können.
Wo ist also angesichts der Fakten das sture Festhalten an der 20 Jahre alten Ein-Standort-Entscheidung noch ein Garant für eine leistungsfähige Anbindung an den Flugverkehr für die wachsende Metropole Berlin? Roß und Reiter bitte nennen, nicht drumherum reden!
Tegel bringt die nötige Entlastung, um BER mittelfristig erweitern zu können, ohne dass dort, in Kombination mit der absehbaren Überlast, alles kollabiert und wir uns endgültig global lächerlich machen als Wirtschafts- und Ingenieursnation.
Tegel ist eine Krücke, die es so schnell wie möglich zu ersetzen gilt. Das heißt, sobald der BER entsprechend nachgerüstet wurde um die TXL-Passagiere vollständig abwickeln zu können. Generell ist BER aber allein baulich schon das leistungsfähigere Konzept, siehe z.B. die ÖPNV-Anbindung und das Bahnensystem.
Und ich frage mich wirklich, wieso das für Bürger aus Brühl oder Darmstadt so wichtig ist, dass es zum Ein-Standort-Konzept für die Berliner Flughäfen kommt? Es ist doch auffällig, dass hier im Forum Berliner wiederholt eine zumindest vorübergehende Weiternutzung Tegels befürworten, während aus der Distanz, die vielleicht die Brisanz des Desasters etwas vernebelt, in welches Berlin hier sehenden Auges "auf Autopilot" zusteuert, auffallend viele hartnäckige Kommentare dahingehend kommen, Tegel bloß nicht offenzuhalten.
Ich weiß zwar nicht was die pampige Art deines Beitrags generell soll, aber vll. fehlt Dir persönlich einfach das Fachwissen in Sachen Luftverkehr, um die Nachteile eines Multiairportkonzepts zu übersehen. Das ist nicht schlimm, aber dann solltest du nicht die große verbale Keule auszupacken und anderen Forennutzern die Kompetenz bzw. Erlaubnis absprechen sich zu dem Thema zu äußern.
Du wirst an vielen Stellen auch Leute finden, die Sperenberg wieder als Alternative hervorkramen, das dann mit Transrapid in 10 Minuten an Berlin angeschlossen wird. Und Edi Stoiber sitzt dann persönlich in dem ersten Zug als Lokführer drin. Nur weil ein Vorschlag regelmäßig hervorgeholt wird macht es diesen nicht unbedingt stichhaltiger.
Zumal: bin ich wirklich paranoid, wenn ich dem BER und der technischen Kompetenz der Verantwortlichen vorerst einfach nicht mehr vertraue und durchaus noch die eine oder andere unliebsame Überraschung für möglich halte, wenn BER dann mal unter Vollast gefahren wird? Auch deswegen würde ich ungern einen zwar sanierungsbedürftigen aber sehr erprobten Altflughafen über Nacht vom Netz nehmen, nur weil das vor 20 Jahren mal so beschlossen wurde. Erst wenn BER zuverlässig läuft und auch ausreichend erweitert wurde kann man darüber wieder sinnvoll diskutieren. Eigentlich.
Wäre mir neu, dass in Tegel das Licht ausgeknipst werden soll ohne dass der BER gestartet wäre oder in der Lage die Lasten nur ansatzweise zu übernehmen. Schon Mehdorn hatte eine temporäre Doppelnutzung ins Spiel gebracht und soweit ich informiert bin, ist dies bereits seit Monaten Konsens unter allen Beteiligten. Eine so vom Tourismus abhängige Stadt wie Berlin wird nicht einfach so einen Flughafen dicht machen, wenn dann der Supergau droht. Eine Erweiterung der BER-Kapazitäten ist ja schon umgesetzt bzw. in der fortgeschrittenen Planung. Tegel läuft übrigens seit Jahren deutlich über der offiziellen Kapazität. Die Zahlen haben immer etwas Spiel, wenn man die Organisation effizient gestaltet.