Beiträge von Richard Neutra

    Die Parochialkirche mag vielleicht nicht das ganz große Projekt sein. Aber es steht sinnbildhaft für die Entwicklung Berlins, die der ehemalige französische Außenminister Hubert Vedrine vor einigen Jahren mit folgenden Worten kommentierte: "Berlin, Hauptstadt Deutschlands, wird von Monat zu Monat schöner und lebendiger".


    So ähnlich dachte ich bei der Betrachtung der Bilder auch. Okay, es sind Luftbilder, die unappetitliche oder häßliche Details verdecken, aber der Gesamteindruck auf jedem dieser Bilder zeigt eine Stadt, die optisch schon so einige Glanzpunkte zurückgewonnen hat und der man den langsam steigenden Wohlstand auch ansieht. Für Berlin ein großes Glück ist der Bauboom aufgrund der Niedrigzinsen, das hat viele Projekte beschleunigt oder gar erst möglich gemacht. Hoffen wir, dass dieses günstige Zinsumfeld für Berlin noch weiter anhält, denn es hilft Berlin ja auch kräftig beim Schuldenabbau.

    Also die Bemühungen um eine Änderung des Modal Splits in allen Ehren, aber selbst wenn der Anteil der Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer signifikant ansteigt, heißt das noch lange nicht, dass diese Durchgangsstraße überflüssig wird. Berlin ist nicht so beschaulich wie Kopenhagen oder Amsterdam, da gibt es aufgrund der geringeren Dichte und riesigen Fläche in der Regel längere Wege, die den meisten das Fahrradfahren vermiest.


    Zu den Einbahnstraßen: Ich kenne die Straßensituation nicht so gut, aber in der Regel finden sich dafür geeignete Straßen. Im Zweifel halt mehrere Straßen umwidmen. Nur der Verkehr muss eben irgendwo hin, eine Tempo 30-Reduzierung wäre auch nicht sinnvoll, weil es die Kapazität herabsetzt und zu Staus führen wird.

    Dubai und ästhetisch? Naja, das ist wohl eher Geschmacksache, genauso wie der Rest deines Kommentars. Was willst du uns konkret sagen, außer "alles hässlich, alles billig, alles gleich"? Irgendetwas mit argumentativem Mehrwert?

    Ähm, ja. Und was ist an der Oberwallstraße jetzt so schlimm im Vergleich zu dem anderen Beispiel? Weil auf dem von Dir mehr gemochten Beispiel manche Häuser Altbauten imitieren?


    Btw: Das linke Haus mit der hellen Fassade im Caroline-von-Humboldt-Weg trifft nicht so ganz mein geschmackliches Empfinden, und die Dachwohnungen bei den beiden rechten mit den nackten Brandwänden, also nein, das finde ich wirklich nur scheußlich. Das ist ja Bauen wie im 19. Jahrhundert, hat man aus 2 Weltkriegen denn gar nichts gelernt, wie scheußlich so nackte Brandwände aussehen. :nono:


    (PS: Wer Ironie erkennt darf sich freuen)


    Ich könnte an dieser Stelle noch fortfahren mit einer Suada über die Idee alle neuen Straßen nach Frauen zu benennen, bis Parität zwischen männlichen und weiblichen Namen erreicht wurde, aber das wäre dann doch zu sehr off-topic.


    Wollen wir uns denn dann nun wieder dem Thema dieses Threads zuwenden?


    Gut.


    Ich hätte mir etwas mehr Schmuck an der Dachkante gewünscht, irgendeine Art Absatz oder deutlicher Fassadenabschluss. Der Farbton des mittleren Gebäudes ist auch nicht so der Bringer, hat was von feuchter Sandburg. Zum Platz hin sind die Fassaden an sich gut, aber die noch sichtbare Seitenfassade trübt die positive Wirkung der Hauptfassade, weil (Achtung) sie einfach nur sehr uninspiriert und billig aussieht.

    Manchmal hilft es zu lesen, ich begann mit:


    "Am Ende sind wir wieder[...]" Von rechtsradikal habe ich nichts gesagt, ich wende mich damit gegen die Verdammung von Andersartigkeit in der Architektur. Es ist auffällig, dass es hier im Forum zunehmend lautstarke Anhänger von traditioneller Architektur und Städtebau gibt, die alles andere verdammen und es bei einfachen Aussagen wie "das sagt mir nicht zu" nicht belassen können. Diese Aggressivität der Argumentation stört mich, nicht der Standpunkt.


    Auch ich störe mich an vielerlei heute gebauten Gebäuden, aber ich muss daraus nicht diese gequälten "Jetzt geht schon wieder das Abendland unter"-Diskussionen daraus machen. Ja, manches ist schade, manches ist unnötig, manches ist auch diskussionswürig und häßlich, aber ist das jedes Mal ein Drama wert?

    Das ist ein kleines Gebäude in einer Vielzahl abwechslungsreich gestalteter Wohngebäude. Die Wallstraße ist auch in meinen Augen eines der gelungensten Beispiele für kleinteilige moderne Bebauung, auch wenn es sich hierbei aufgrund der Lage um ein Reichenghetto handelt.


    In meinen Augen unstrittig, dass so ein Gebäude wie dieser "Kühlschrank" nur als Kontrast zu seinen umliegenden Gebäuden und in begrenzten Dimensionen funktioniert. Aber grundsätzlich ist es eine mutige Spielart, das mit Konventionen bricht. An der Stelle völlig unproblematisch.


    Ich finde die hier geführte Diskussion im übrigen reichlich hysterisch. Am Ende sind wir wieder bei undeutscher Architektur und entarteter Kunst, die z.B. auch das Bauhaus angeblich war, obwohl es die größte deutsche Kulturleistung des 20. Jahrhunderts war. Viel kam dann die 7-8 Jahrzehnte danach aus Deutschland nicht mehr. Aber gut, wenn wir über moderne Architektur reden würden, dann müsste man natürlich die spärlichen Kästen von heute auch verdammen, denn die Moderne war visionär und opulent, während das heutige Bauen häufig verhalten, uninspiriert und billig ist. Neuer Biedermeier eben, nur eben renditeoptimiert.

    In Statistik nicht aufgepasst? Oranien sprach von der Gesamtmenge der Autos, von denen 5% fahren und 95% parken. Du beziehst diese Zahlen dann auf eine konkrete Stelle im Verkehrsnetz (=Einzelfall). Nur weil dort nicht die überwiegende Mehrheit Autos parkt, sondern fährt, ist dies kein Argument gegen die obigen Zahlen, mal davon ab, ob dies wirklich so ist (weiß ich auch nicht). Ich würde vermuten, dass von den Autos, die parken wiederum 80% nicht an Hauptverkehrsstraßen, sondern Wohn- und Nebenstraßen bzw. auf Parkplätzen und Parkhäusern geparkt sind. Fährt man durch eine normale Großstadtstraße in einem Wohngebiet kommt die Relation 95% parken, 5% fahren sehr gut hin, vielleicht sogar noch in extremerer Ausprägung.


    Anyway, wie ich weiter oben schon schrieb, eine Verkehrsachse muss für den Durchgangsverkehr frei bleiben, oder der Verkehr quält sich durch mehrere Ersatzrouten, die dann die kleineren Straßen hoffnungslos überlasten. Deswegen versucht man verkehrsplanerisch die Masse des Verkehrs zu konzentrieren und kanalisieren, um die umliegenden Gebiete zu entlasten. Berlin ist übrigens bei weitem nicht so radikal von autogerechten Schneisen in dichter Bebauung betroffen wie andere Großstädte. In Köln z.B. hat die Nord-Süd-Fahrt für einen radikalen Einschnitt in traditionelle alte Innenstadtviertel gesorgt. Trotzdem möchte ich diese Strecke als Auto- und Motorradfahrer nicht missen, denn sie kürzt den Weg durch die Stadt stark ab und ist weitestgehend ampelfrei, weswegen der Verkehr hier in der Regel gut durchfließen kann und an den angrenzenden Straßen für Entlastung sorgt.

    Wow, gerade auf dem ersten Bild ergibt sich eine hervorragende Ensemble-Wirkung zwischen Tour Total und der 50-Hertz-Zentrale :daumen: Schade, dass diese Perspektive so bald nicht mehr vorhanden sein wird, aber die Gebäude lassen sich sicher auch weiterhin gut nebeneinander erleben.

    Ich denke, ihr versteht Architektenkinds eigentlichen Kritikpunkt nicht. Es geht nicht um antikapitalistisches Gejammere darüber, dass die einen zu viel und die meisten anderen zu wenig haben, sondern dass zu viele leergenutzte Wohnungen irgendwann Geisterviertel produzieren.


    Dafür gibt es in London schon sehr reale Beispiele, wo ganze Straßenzüge von wohlhabenden Kosmopoliten aufgekauft wurden und nicht oder nur selten bewohnt werden. Zeitschaltuhren gaukeln dann abends etwas Leben vor, während alle Geschäfte und Pubs in der Umgebung wegen mangelnder Kundschaft dicht machen und die Straßen wie ausgestorben sind.


    Sowas stimmt in der Tat bedenklich, wenn man sich die Auswirkungen auf das Stadtbild und die Belebung der Viertel vorstellt. Auch wenn Berlin von solchen flächendeckenden Zuständen noch weit entfernt sein dürfte, lohnt es sich diese Entwicklung aufmerksam zu verfolgen.

    Und wie soll dieses Erleben stattfinden, wenn nicht durch Rekonstruktionen? Würde das Raumgefühl besser, wenn der starke Durchgangsverkehr durch engere Straßen gezwungen würde? Ist es besonders urban, wenn Automassen sich durch mit Tempo 30, breiten Fahrradstreifen und Bürgersteigen eingehegte ehemalige Hauptverkehrsstraßen quälen muss?


    Der Autoverkehr ist da und es gibt kein Verkehrskonzept, das ihn vollkommen überflüssig macht (auch wenn es noch so sehr gewünscht wird). Unter den Linden ist weitgehend beruhigt vom Hauptdurchgangsverkehr, spätestens ab Friedrichstraße ist die parallel geführte Gertrauden- / Leipziger Straße die einzige nahe Ersatzhauptverkehrsstraße und muss nunmal den Ost-West-Verkehr abwickeln. Die Alternative zu einer breiten Durchgangsstraße sehe ich nicht, man könnte die Straße höchstens durch entsprechende Gestaltung aufzuwerten versuchen. Diese "Stadtautobahn" ist leider notwendig, die Gestaltung wäre meiner Meinung nach der einzige Punkt, wo man ansetzen könnte, aber nicht die Existenz dieser Straße in ihrer Breite als solche.

    Ich bin regelmäßig in einer der schlimmsten Städte für Radfahrer, Köln, mit dem Rad unterwegs und habe noch nie Probleme gehabt. Es gibt nur ein paar Grundregeln, und schon habe ich mit dem Autoverkehr kein Problem:


    1. Immer auf der Straße fahren.
    2. Bei Rot stehen bleiben.
    3. Genug Abstand zu geparkten Autos lassen.
    4. Schulterblick, wenn man weiter Richtung Fahrbahn ausscheren muss.
    5. Ein Fahrrad fahren, das in einem technisch einwandfreien Zustand ist und mit dem man nicht ein schwankendes Verkehrshindernis ist.
    6. An Kreuzungen immer einen Blick für die Autofahrer haben und sich im Zweifel versichern, dass man nicht übersehen wird.
    7. Die Dummheit anderer Radfahrer und Fußgänger einkalkulieren.


    Daher kann ich den Fahrradschutzstreifen in Großstädten nur empfehlen, denn er schafft von allen Lösungen die größte Sichtbarkeit, der Fahrradverkehr ist integriert und wird als natürlicher Bestandteil des Straßenverkehrs wahrgenommen. Das reduziert eindeutig die Unfallgefahr, auch an Kreuzungen mit der Rechtsabbiegerproblematik.


    Wenn man kein geübter Radfahrer ist empfiehlt es sich nicht damit im Straßenverkehr zu fahren. Meiner Erfahrung nach sind die größte Gefahr für Radfahrer andere Radfahrer, die sich an keinerlei Regeln halten und sich dann wundern, dass es so viele Unfälle gibt. In Köln ist es ganz normal als Radfahrer bei Rot über eine vielbefahrene Hauptverkehrsstraße zu kreuzen. Sollte man im Interesse der Sicherheit nicht machen und das eine oder andere Lehrgeld musste schon bezahlt werden. Dumm nur, dass man dieses Lehrgeld dann meist nur einmal und dann nie wieder zahlen kann.


    Um es zusammenzufassen: Radfahrer sind zu einem nicht unwesentlichen Teil ignorante Amateure, die es allen anderen Radfahrern unnötig schwer machen.

    Und vor allem werden Radfahrer von Autofahrern eher als Teil des Verkehrs wahrgenommen und beachtet, wenn sie für Rechtsabbieger von vorneherein gut sichtbar bleiben. Eine ausreichend breite Fahrbahn, die es Autofahrern auch ermöglicht den Radfahrer ohne Ausweichen auf die Gegenspur zu überholen wäre das Optimum. Mal abgesehen davon, dass Radwege an Parkbuchten ein weitaus höheres Risiko für die Radfahrer bergen als Schutzstreifen oder Radstreifen auf der Straße. Fahrer achten noch am ehesten auf den Verkehr, bevor sie die Tür nach dem Parken aufreißen, Beifahrer weniger.

    Meine Überlegung zielt darauf ab die kleinteiligere Struktur des Nikolaiviertels aufzunehmen und in eine großteiligere zu überführen, die sich auf der anderen Seite der KLS fortsetzt. Die ZLB würde ich im größten Teil in einem großen Tiefgeschoss unter diesem Baufeld unterbringen, quasi direkt neben dem U-Bahntunnel der U5 und dort Magazin, Regalreihen etc. unterbringen. Zugang wäre dann durch ein Eingangsgebäude Richtung Spreeufer, wo dieser unterirdische Bau durch ein großzügiges, mehrgeschossiges, aber in die Traufhöhe integriertes Lesesaalgebäude mit Blick auf Stadtschloss und Spree gekrönt würde. Der meiste Platz würde dann durch ein unterirdisches Konstrukt geschaffen und die Nutzer der Bibliothek müssten dann im Lesesaalgebäude trotzdem nicht im Keller lesen und recherchieren, sondern hätten einen beeindruckenden Blick auf das Zentrum Berlins. Über dem Tiefbau könnte man dann kleinteilige Bebauung realisieren und auch alle Straßenbeziehungen wieder formen, das Lesesaalgebäude an der Spreeseite könnte dann das größere Gebäude sein und den Übergang zwischen kleinteilig und großteilig darstellen, darum gruppieren sich dann die kleineren Baublöcke, in der Mitte halt die Heiligegeiststraße als zentrale Erschließung für Fußgänger.