Der Grund, warum die vorgeschlagene Architektur des Hauses so verkorkst daherkommt, ist der Tatsache geschuldet, dass Oper seit 1930 mit der Entwicklung von Tonfilm und Kino keine relevante Kunstform mehr ist, und deshalb auch keine wesentlich inspirierende Fassadengestaltung erwirken kann.
Das kann erstens nur jemand sagen, der offenbar lange nicht mehr eine Oper angesehen hat (vor allem in einer erfolgreichen Unterhaltungsbühne wie eben der Komischen Oper), und das scheint mir ein Argument zu sein von jemandem, der nicht zu schätzen weiß, welchen einzigartigen kulturellen Reichtum Deutschland vor allem durch seine öffentlich subventionierte Bühnenlandschaft hat.
Ich lebe seit über sieben Jahren auf den insgesamt hochkulturarmen britschen Inseln (UK wie Irland), wo es mit Ausnahme Londons fast gar keine eigenständigen Theater-, Tanz- oder Opernensembles gibt und die wenigen unter massivem finanziellen Erfolgsdruck stehen und im wesentlichen die Produktionen im Zeichen von massenverwertbarer leichter Unterhaltung stehen (was nicht grundsätzlich heißt, dass es schlecht ist, aber dass es wenig Raum für Abwechslung gibt).
Dass Kultur in dem Maße in Deutschland als Teil des öffentlichen Lebens aufrechterhalten wird und eben nicht nur Elitenbespaßung (was man merken würde, wenn man mal in einer Oper ist) oder ein reines Konsumprodukt, ist ein großer Schatz, auf den man stolz sein sollte, anstatt mit schlussendlich fatalen neoliberalen Floskeln um sich zu werfen, die von Unkenntnis und, so scheint es mir, vor allem persönlichem Geschmack geprägt sind.