Beiträge von Bienitz

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    Sie bedienen sich - durchaus in Übereinstimmung mit bestimmten Medien - der Bezeichnungen "Augusteum", "Paulinum" sowie "Café Felsche-Bau".


    Es ist schon interessant, wie einerseits geschichtsträchtige Namen übernommen werden, andererseits gerade aber bei jenem Bauwerk, das seinem Vorgängerbau noch am ähnlichsten sein und die Universitätskirche St. Pauli wieder in sich aufnehmen wird, der Name konsequent getilgt bleiben soll.


    Besonders deutlich wird das im Vergleich mit dem sog. "Café Felsche-Bau", der mit seinem legendären Vorgängerbau lediglich den Standort gemein haben dürfte.

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    Zunächst hatte ich gedacht, daß das verlinkte Fahrradtiefgaragenbild bereits die Fahrradtiefgarage unterhalb der Universitätskirche St. Pauli / Aula abbildet.
    Inzwischen weiß ich, daß es sich um die Garage unterhalb der neuen Mensa handelt, während unter der Kirche noch zentimeterdick der Baustaub den Boden bedeckt und dort derzeit die Einrichtung einer Fahrradwerkstatt vorangetrieben wird.


    Abgesehen davon, daß geeignete Abstellmöglichkeiten für die zahlreichen Fahrräder notwendig sind, halte ich den Bereich der geschändeten Grabstellen der zu keinem Zeitpunkt entweihten Universitätskirche St. Pauli dafür für absolut ungeeignet und hätte es begrüßt, wenn in diesem Bereich ein ständiger Ausstellungsbereich zur Geschichte der Leipziger Universität (einschließlich der Geschichte der Universitätskirche sowie des Widerstandes gegen die Sprengung) eingerichtet worden wäre.


    Bereits den ursprünglichen Vorschlag van Egeraats, dort eine PKW-Tiefgarage einzurichten, fand ich erschreckend. Mit einer Fahrradtiefgarage am Ort eines der dunkelsten Kapitel der Leipziger Geschichte, wo im Mai 1968 - wegen der austretenden Leichengase mit NVA-Gasmasken versehene - Mitarbeiter die Grabstellen um die wertvollen Grabbeigaben beraubten und die dort bestatteten Persönlichkeiten in Kindersärge aus weißer Pappe verfrachteten, geht es mir nicht anders.

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    So sie nicht direkt neben der Kirche bestattet lagen - wie bei den letzten noch dort befindlichen Gebeinen, die während der jetzigen Bauarbeiten gefunden worden sind, waren die Persönlichkeiten, wie Sie richtig schreiben, direkt unterhalb der Kirche in mehrstöckigen Gruftbereichen bestattet.
    Da unterhalb der ehemaligen und zukünftigen Universitätskirche und Aula die "Fahrradtiefgarage" der Universität entsteht bzw. bereits entstanden ist, hatte ich vermutet, daß diese auf besagten Foto abgebildet ist.
    Der räumliche Zusammenhang mit den dort einst bestatteten Personen gilt also nur dort.

    Interpretiere ich das Foto der "Fahrradtiefgarage" richtig, so befindet sie sich exakt in dem Bereich, in dem hunderte Gelehrte, Universitätsprofessoren, zahlreiche Rektoren, verdiente Bürger Leipzigs, darunter Leipziger Bürgermeister, nebst ihren Familien bis zum letzten Maiwochenende des Jahres 1968 ihre letzte Ruhestätte hatten, bevor ihre Gräber geschändet und um die Wertgegenstände beraubt wurden.
    Und ihre Gebeine in weißen Pappkindersärgen an bis heute(!) unbekannten Ort verbracht worden sind.


    Warum würde es mich bei der derzeitigen Universitätsleitung wundern, wenn auch nur eine kleine Gedenktafel in dieser "Fahrradtiefgarage" daran erinnern würde?!

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    Die "Fahrradtiefgarage" entsteht exakt in dem Bereich, in dem über Jahrhunderte Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Lepzig und die Universität Leipzig in hohem Maße verdient gemacht hatten, bestattet lagen, bevor im Mai 1968 innerhalb weniger Tage ihre letzte Ruhestätten geschändet und vernichtet worden sind. Bis heute ist nicht bekannt, wohin ihre Gebeine verbracht worden sind.


    Der Volksmund bringt vieles auf den Punkt - so auch die neuesten baulichen Veränderungen am Augustusplatz:
    "Warum wurde das Leibniz-Denkmal mit Blick auf die neu entstehende Universitätskirche und Aula aufgestellt?"
    "Er sucht das Grab seiner Eltern."

    Wie die gestrige LVZ-Online-Ausgabe mitteilte, die heutige LVZ-Print-Ausgabe jedoch nicht, hat man inzwischen ein Unternehmen für die von der Universitätsleitung mit großer Härte und gegen jeden Widerstand verlangte Trennwand in der neuen Universitätskirche St. Pauli und Universitätsaula gefunden:


    "An dem Einbau der umstrittenen Glaswand ist allerdings nicht mehr zu rütteln. In der vergangenen Woche sei der Auftrag dafür vergeben worden. "Die Schweizer Firma Biacryl mit Niederlassung bei Halle wird das übernehmen", verrät Kylau. Etwa zwei Monate sollen die Arbeiten daran dauern. "Sie muss aufgestellt werden, bevor die Fassade geschlossen ist", erklärt Kylau. Ende Juli, Anfang August soll es soweit sein.


    Biacryl ist in Leipzig nicht unbekannt: die Firma hat im Leipziger Zoo bereits die Scheibe zum Wasserbecken im Elefantenhaus gebaut."Das beauftragte Unternehmen hat, wie man seiner Internet-Seite entnehmen kann, insbesondere Erfahrungen bei der Errichtung von Trennwänden in Aquarien sammeln können.


    Bitte keine Zeitungszitate posten siehe Allgemeine Richtlinien, auch wenn sie in der Printausgabe stehen. Ausnahmsweise lasse ich das jetzt das eine Mal so stehen, weil kein Link vorhanden ist. Gruß, Cowboy.

    ^^ @ DaseBLN


    DaseBLN schrieb:


    ""in wahrheit geht es doch weder um epitaphe, noch um akustik, noch um kosten.
    es geht um die christliche nutzung, mit der sich manche einfach nicht abfinden wollen.
    wenigstens so ehrlich sollte man doch sein."


    Insofern sollten wir einfach gespannt sein, wie die endgültige Lösung aussehen wird. Ich würde nur momentan nicht unbedingt meine Großmutter darauf verwetten wollen, dass die Glastür umgesetzt wird und wenn, dass sie lange bleibt."


    Natürlich haben Sie recht, treffen mit Ihrer Umformulierung wohl den Kern der ganzen Angelegenheit.


    Die Universitätsleitung will diese (nur zu ca. 50 % zu öffnende) Trennwand, die mit ihren hunderten Quadratmetern schon etwas umfänglicher als eine "Glastür" oder ein "Glasportal" (dj tinitus) ist, brauchte dafür eine Begründung, hat nun Probleme damit, daß diese Begründung nicht stichhaltig ist, weil es zum Schutze der tatsächlich schützenswerten Kunstwerke andere - weltweit praktizierte - Möglichkeiten gibt, mit der Folge, daß diese Begründung von immer mehr (Fach-)Leuten als vorgeschoben begriffen wird.


    Was die Kosten einer solchen Trennwand betrifft, ist es geradezu treuherzig, wie dj tinitus auf die bekannte Ausschreibungssumme von 630.000 Euro verweist, wohl um die von mir gemachte Aussage einer "millionenschweren Investition" geraderücken zu wollen. Es braucht dabei gar nicht auf gewisse Kalkulationen eines Leipziger Tunnels verwiesen zu werden. Soviel zu hören ist, übersteigen die eingegangenen Angebote die genannte Summe bereits jetzt beträchtlich ...


    Schön übrigens, daß Sie Ihre Großmutter, die sich hoffentlich bester Gesundheit erfreut, nicht wegen dieser Wand verwetten wollen.
    Sie wird es Ihnen hoffentlich danken.

    ^ @ dj tinitus


    Die ganz überwiegende Mehrzahl der Kunstwerke, deren Wiederaufstellung im Chorraum der Universitätskirche vorgesehen ist, benötigt aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit (z. Bsp. Marmor) keine separate Klimatisierung, sondern nur einige sehr wenige.


    Der Umstand, daß dieser Sachverhalt öffentlich nicht bekannt ist, wie ich dies auch Ihrer Frage entnehme, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation.


    Nun ist es allerdings so, daß bei diesem Bau, auf den mit den Worten des sächsischen Finanzministers ganz "Deutschland schaut", sich die Fragen, die beispielsweise mit der Errichtung der Trennwand verbunden sind, nicht ausblenden lassen - schon gar nicht in der überregionalen Medienlandschaft.


    Allein die Vorstellung, welcher Ansehensverlust für die Bach- und Mendelssohnstadt Leipzig sowie für die altehrwürdige Leipziger Universität eintreten würde, wenn nach einer - gegen den Willen des Bauherren, der Kirche, namhaften Prominenten, Musikern und Denkmalpflegern, zahlreicher Bürger usw. - durchgeführten Errichtung der millionenschweren Trennwand-Installation die befürchteten akustischen Beeinträchtigungen eintreten sollten und dann die Frage verhandelt werden würde, warum man diese buchstäblich in Kauf genommen habe, wo es doch zum Schutze der besonders schützenwerten Kunstwerke ganz andere, weltweit praktizierte Lösungen gegeben hätte, sollte Grund genug sein, solange es noch nicht zu spät ist, nach anderen Varianten zu suchen.

    ^^ dj tinitus


    Was ich mit "separaten Lösungen" zur Klimatisierung umschrieb, die nach Meinung des befragten Restaurators den Einbau der von der Universitätsleitung vehement verlangten Trennwand überflüssig machen, können Sie am Beispiel des Genter Altars nachvollziehen, der in St. Bavo hinter einer Panzerglasscheibe steht, die eine Klimatisierung des Werkes ermöglicht.

    ^ @ Stahlbauer


    Das Grundstück mit der Ruine der Marienkirche gehörte seit 1975 der Stadt Neubrandenburg. Vermutlich wissen Sie nicht, daß die Evangelische Kirche im Osten nicht einmal das Grundstück der ehemaligen Leipziger Matthäikirche rückübertragen bekommen konnte, welches für den Neubau des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gegen den Widerstand der Kirche in Leipzig "entnommen" worden war.


    Was die von Ihnen angeführte Situation im Ruhrbistum mit der Universitätskirche St. Pauli zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Die vor und nach 1945 in Deutschland aus verschiedensten Gründen stattgefundenen und stattfindenden Veränderungen (Millionen Kriegstote, Intergration von Millionen Vertriebenen ((für die nach 1945 im Ruhrbistum zahlreiche neue Kirchen gebaut werden mußten)), Geburtenrückgang im Zuge des "Pillenknicks", Zuzug von Millionen Bürgern muslimischen Glaubens aus dem Ausland usw.) sind bekannt.


    Ihre Argumentation liest sich übrigens fast so, als ob "Mittelkürzung", "eine funktionierende Wirtschaft" oder "eine Universität, die in Forschung und Lehre Spitze ist" im Zusammenhang damit stünden, ob in der Universitätskirche St. Pauli und Aula eine Trennwand eingezogen werden würde oder nicht, oder ob die Universitätsleitung die Rückführung und Wiederaufstellung der beiden wichtigsten geborgenen Kunstwerke (Kanzel und Altar) durchführt oder verhindert.

    ^ @ Stahlbauer


    Die Neubrandenburger St. Marienkirche wurde im 13. Jahrhundert etwa zeitgleich mit der Paulinerkirche errichtet. Während erstere den II. Weltkrieg nur als Ruine überlebte, überstand die Universitätskirche St. Pauli am Augustusplatz alle Bombenangriffe nahezu unversehrt, was die Leipziger damals buchstäblich als Wunder auffaßten. Während die Universitätskirche den späteren Machthabern zum Opfer fiel, stand das Schicksal der Neubrandenburger Kirchruine ebenfalls auf dem Spiel. Durch Übertragung an die Stadt Neubrandenburg gelang es, wenigstens die Gebäudereste zu erhalten, auch wenn die spätere kirchliche Nutzung dadurch unmöglich wurde. Interessant in diesem Zusammenhang scheint mir, daß es in Neubrandenburg später problemlos möglich war, das entstandene Gebäude auch ohne kirchliche Nutzung als Kirche zu benennen: Konzertkirche.
    Nach der Fertigstellung war es übrigens wiederum Herr Dankwart Guratzsch der einen der besten Artikel dazu verfaßte:
    http://www.welt.de/print-welt/…alle_in_alter_Huelle.html


    Was die Trennwand in der zukünftigen Universitätskirche St Pauli und Aula betrifft, führte ich vor wenigen Tagen ein Gespräch mit dem Chefrestaurator eines der bekanntesten und größten mitteldeutschen Museen, der sich eingehend mit der Leipziger Situation auseinandergesetzt hat. Seine Einschätzung hat mich wenig überrascht: Für die wenigen besonders schützenswerten Kunstwerke (Holzepitaphe) ließen sich ohne weiteres Lösungen ohne Trennwand finden. Man bräuchte lediglich - wenn man es denn nur wollte -, für die einzelnen Kunstwerke separate Lösungen finden, wie es weltweit in Museen und Kirchen praktiziert wird. Diese Lösungen seien zudem weitaus kostengünstiger. Aus diesem Grunde konnte besagter Chefrestaurator auch nicht begreifen, warum ein ausgewiesener Fachmann wie Dr. Hiller von Gaertringen diese Möglichkeiten nicht in Betracht ziehen will.

    @ Stahlbauer


    Ihr Beitrag weist gleich mehrere Irrtümer auf.
    Weder ist Frau Prof. Harms "ehemalige" Generalbundesanwältin noch war Herr Dankwart Guratzsch jemals Direktor des Museums für bildende Künste zu Leipzig.
    Nun mag es sein, daß Sie persönlich Artikel von Dankwart Guratzsch, den Sie offensichtlich mit Herrn Herwig Guratzsch verwechselten, zum Thema Universitätskirche St. Pauli als "rätselhaft" empfinden. Für mich sprechen diese Artikel dagegen die Sachverhalte klar an, etwa wenn im letzten Beitrag zu lesen ist: "Die nun erzielte „Einigung“ versucht die Streitpunkte auszuklammern, ohne einen einzigen davon einer Klärung näherzubringen."


    Über die Trennwand gibt es nach wie vor konträre Ansichten, zur Wiederaufstellung von Kanzel und Altar gibt es keine klaren Aussagen, die Nichteinladung des "Aktionsbündnisses Neue Universitätskirche St. Pauli" sowie der Bürgerinitiative Paulinerverein, die maßgeblich am Zustandekommen der Vergabe des Auftrags an den Architekten Erick van Egeraat beteiligt war und ohne den die jetzt vorgenommene Bebauung am Ort der gesprengten Universitätskirche wohl niemals ihren Anfang genommen hätte, beeinträchtigt das Gesprächsergebnis nachhaltig, die sogenannte Entscheidungskompetenz lag von Anfang an beim Bauherrn (in Abstimmung mit der Universität Leipzig) und die nunmehrige Namensgebung bringt nichts anderes zum Ausdruck als das, was vom Anfang an die Wettbewerbsausschreibung vorsah bzw. was am Bauschild steht.

    Einen interessanten Artikel zum sogenannten Vermittlungsgespräch der Generalbundesanwältin brachte Dankwart Guratzsch in der gestrigen WELT.
    Darin heißt es zusammenfassend:


    "Die nun erzielte „Einigung“ versucht die Streitpunkte auszuklammern, ohne einen einzigen davon einer Klärung näherzubringen."


    Diesen Artikel gibt es auch online. Cowboy

    dj tinitus schreibt: "dieses hobbygutachten ist nicht der rede wert."


    Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius ist Kunsthistoriker in den Bereichen Baugeschichte und Denkmalpflege sowie ehemaliger sächsischer Landeskonservator. Weit über Sachsen hinaus genießt er in der nationalen wie internationalen Fachwelt einen überragenden Ruf.
    Nach dem Studium der Kunstgeschichte, der Klassischen und Christlichen Archäologie in Greifswald und Leipzig wurde er 1958 Mitarbeiter im Institut für Denkmalpflege Dresden. 1989 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und seit 1991 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Von 1994 bis 1999 war er Landeskonservator in Sachsen.
    Prof. Dr. Magirius war als Denkmalpfleger mitverantwortlich für den Wiederaufbau der Wolfgangskirche in Schneeberg, der Dresdner Semperoper, des Dresdner Schlosses und der Frauenkirche, sowie für die Restaurierungen des Freiberger Doms, der Annenkirche in Annaberg-Buchholz, des Meißner Doms und der Gemäldegalerie Dresden, ebenso für die archäologischen Arbeiten am Kloster Altzella. Im Jahr 2004 wurde er mit dem Sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er ist Verfasser von über 90 Werken, darunter zahlreichen grundlegenden zu Themen der Denkmalpflege, Baugeschichte, Kunstgeschichte und Archäologie.

    ^ Wolfgang Thierse hat, wie er sagte, die Debatte um die Wiedergewinnung der Universitätskirche intensiv verfolgt. Es ist davon auszugehen, daß er selbstverständlich auch das von der Universitätsleitung vorgebrachte Klimatisierungs-Argument kennt - auch dann, wenn er nach seinem Besuch der Baustelle die wohl eher rhetorisch gemeinte Frage stellte, welche Absicht denn die Universitätsleitung mit einer solchen Trennwand verbinde.


    Ich nehme sogar an, daß er bestens im Bilde ist über das jüngste Gutachten in dieser Sache von Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius, des Grandseigneurs des Sächsischen Denkmalschutzes, in dem es heißt:


    " (...) Selbst in der Zeit der DDR gelang es, liturgische Ausstellungsstücke in zu Konzertsälen umgestalteten Kirchenräumen zu erhalten. Verstärkt wird der "historische" Charakter des neuen Raums auch durch die auf einer Westempore vorgesehene Orgel. Deren Klangentfaltung wird allen Erfahrungen mit ähnlichen Glaswänden in Kirchenräumen zufolge wesentlich beeinträchtigt. Auch wenn die beabsichtigte Verwendung von Plexiglas (Polymetaacrylat) die zu erwartende Härte der Akustik vielleicht etwas mildern könnte, wird sicherlich die Wirkung der Raumakustik durch eine Wand ungünstig beeinflusst werden. Nicht zuletzt ist auch die Vorstellung, dass der Baustoff Glas deshalb, weil er durchsichtig ist, keine trennende Wirkung hervorriefe, völlig falsch. Das ist durch die Rolle, die "Glas" in der modernen Architektur gespielt hat, zu belegen. Bleibt das Argument für die Glaswand, nur mit einer solchen sei eine Klimatisierung des den Denkmälern zugestandenen Chorbereichs zu realisieren. Zu hoch geschraubte Anforderungen an ein konstantes Raumklima dieses Bereichs sollte man aber nicht stellen. Alle Erfahrungen lehren, dass gerade auf diesem Gebiet angeblich perfekte Lösungen häufig versagen. Je größer die Raumvolumina sind, desto eher sind Schwankungen der Luftfeuchtigkeit abzupuffern. In sehr vielen Kirchenräumen, die durch Menschenansammlungen beeinflusst und im Winter oft seit mehr als hundert Jahren in unterschiedlicher Weise aufgeheizt werden, befinden sich Kunstgegenstände aus Holz. Nirgendwo ist eine Vollklimatisierung möglich gewesen, auch wenn selbstverständlich alles getan werden muss, in jedem Falle möglichst verträgliche Bedingungen zu schaffen. Aber es wäre ein Irrglaube, perfekte Bedingungen auch nur für einen beschränkten Bereich schaffen zu können, zumal dann jedes einzelne Objekt eigentlich sein eigenes Klima benötigte. (...)"

    Der Präsident des Deutschen Bundestages, inoffiziell auch Bundestagspräsident, hat nach dem Bundespräsidenten das zweithöchste Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland inne. Er steht somit im Staatsprotokoll vor dem Bundeskanzler, dem Präsidenten des Bundesrats und dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes.


    Gestern war der langjährige Bundestagspräsident und jetzige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse nach Leipzig gekommen, um sich vor Ort über den Bau am Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli zu informieren. Der Besuch war der Universitätsleitung angekündigt worden. Sie hat darauf nicht einmal reagiert. Weder durch den Rektor, einen Prorektor noch durch sonst irgendjemand. Ein Empfang des Gastes, ein Gespräch? Fehlanzeige.


    Eine Bewertung dieses Vorgangs mag jeder für sich selbst vornehmen.

    dj tinitus schreibt: "[...] endlich eine aula zu bauen, in der bei bedarf auch gebetet werden kann."


    Da stelle man sich einen Stadtführer vor, der am Augustusplatz vor dem neuen Gebäude, das sichtbar als Kirche erkennbar ist, steht und erzählt, daß die Aufgabenstellung zur "Neu- und Umgestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes am Augustusplatz" stets die gleichberechtigte Kirchen- und Aulanutzung vorsah - "wesentlich bei allen Lösungsvorschlägen ist die Nutzung als Aula der Universität wie auch als Kirche" -, danach auf das Bauschild zeigt, auf dem "Aula/Kirche" zu lesen ist, und seine Ausführungen beendet mit dem Hinweis, daß es sich nun aber nicht etwa um die neue Universitätskirche und Aula handeln soll, sondern um "die Aula, in der bei Bedarf auch gebetet werden kann."

    ^ Es ist doch gar nicht die Frage, ob der damalige Rektor Bigl im Jahre 2003 wußte, welche konkreten Geschäfte in den Universitätsgebäuden in der Grimmaischen Straße Éinzug halten werden, sondern darum, daß er als Argument gegen die Wiedererrichtung der Universitätskirche vorbrachte, die "Universität braucht für Forschung und Lehre jeden Quadtratzentimeter" und auf die Nachfrage am 30. Januar 2003, warum dann die Universität tausende Quadratmeter zur kommerziellen Fremdnutzung vorsehe, als Antwort gab, ob man denn den Studenten einen kleinen Copyshop verbieten wolle.

    dj tinitus schreibt: "im grunde geht es doch immer wieder um die selbe fragen:
    für wen wird die uni gebaut?"


    Sie dürften bemerkt haben, daß es hier nicht um "die Uni" ging, weder um die Mensa, das Hörsaal- oder Seminargebäude, sondern um die Frage, was am konkreten Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli entsteht, und damit zugleich um die Frage, wie sich die Universität Leipzig ins Verhältnis setzt dazu, daß sie selbst es war, die diese Vernichtung betrieben, diese geschichtliche Schuld auf sich geladen hat.


    Zum einen, dies dürfte hinlänglich klar sein, auch wenn mitunter nach wie vor das Gegenteil behauptet wird, ist die Bebauung an diesem Ort heute keine rein inneruniversitäre Angelegenheit, sowenig wie die von der damaligen Universitätsleitung betriebene Vernichtung der über siebenhundert Jahre Leipzigs Identität mit prägenden Paulinerkirche eine inneruniversitäre Angelegenheit war.


    Zum anderen ist es natürlich eine Angelegenheit, welche die Universität selbst betrifft. Dazu gehören ganz wesentlich jene Gruppen von Nutzern, gegen die die damalige Auslöschung in erster Linie gerichtet war.


    Wenn beispielsweise die Theologische Fakultät der Universität Leipzig sowie der universitäre Beirat für den Universitätsgottesdienst seit Jahren eine Nutzerkonferenz in Hinblick auf die neu entstehende Universitätskirche/Aula fordern, um damit verbundene Probleme inneruniversitär besprechen und möglichst lösen zu können, und die Universitätsleitung dieser Forderung nicht nachkommt, oder die Angehörigen der Universitätsmusik aus Sorge um die zukünftige Akustik des Hauses einen Alarmruf ins Land senden und eine solche Nutzerkonferenz ebenfalls fordern, ohne daß diese stattfindet, dann wirft das kein gutes Licht auf die derzeitige Situation und löst Befremden wie Befürchtungen aus.

    Stahlbauer schreibt: "Es sei hier daran erinnert, dass es sich um ein Universitätsgebäude handelt. Eigentümer und Nutzer ist die Universität Leipzig. Wir diskutieren hier also über fremdes Eigentum."


    Ich nehme an, daß sich die Benutzer dieses Forums über die Eigentumsverhältnisse durchaus im Klaren sind.


    Was den Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli anbetrifft, macht sich jedoch eine differenzierte Betrachtungsweise erforderlich. Denn die Eigentumssituation war es auch, die jene Kirche, "die von allen Kirchen Leipzigs die meisten und künstlerisch wertvollsten Ausstattungsstücke enthielt (s. Stadt Leipzig. Die Sakralbauten, Bd. 1, S. 537), in die Vernichtung geführt hat. Erinnert sei hier deshalb, an das seit den 50er Jahren - anhand von einschlägigen Quellen nachweisbare - massive Drängen der Leipziger Universitätsleitung auf Vernichtung der Universitätskirche St. Pauli wie des Augusteums.
    Bei dem Neubau am Ort der gesprengten Kirche, den die ZEIT unlängst einen "Symbolbau der wiedervereinigten Republik" nannte, handelt es sich nicht um einen Neubau der Universität wie den gestern eröffneten Neubau für konservative Medizin in der Liebigstraße, sondern um einen Bau, an den ganz besondere Ansprüche gestellt werden, und zwar weit über die Universität hinaus.
    Dies betrifft nicht zuletzt auch die Fragen der zukünftigen Nutzung am Ort einer zerstörten Bach- und Mendelssohnstätte, eines lebendigen ökumenischen Raumes, eines Ortes hunderter geschändeter und ausgeraubter Gräber bedeutender Gelehrter, Bürgermeister und anderer verdienter Perönlichkeiten der Stadt Leipzig. Teilweise leben übrigens noch Angehörige dieser Familien, die es vorgezogen hätten, wenn sich die Universität Leipzig aufgrund der vorhandenen Eigentumsverhältnisse gegen die Vernichtung ihrer zentralen Gebäude aufgelehnt hätte, statt sie intensiv selbst zu betreiben.