Beiträge von Bienitz

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    Neu in der LVZ-Berichterstattung war, daß es im Konflikt zwischen van Egeraat und Bauhherrn inzwischen nicht nur, wie bisher veröffentlicht, um das Material der Dachabdeckung geht, sondern offensichtlich um weitaus mehr (Kirchenfenster u.a.)


    Inzwischen findet auch die Veröffentlichung zum Rechtsstatus der Universitätskirche St. Pauli des ehemaligen Leipziger Dekans der Juristischen Fakultät, Prof. Görlich, und des RA T. Schmidt überregionale Beachtung:
    http://www.welt.de/kultur/arti…rf-keine-Aula-werden.html

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    Vermutlich hatte Rektor Häuser zuvor den gestrigen Artikel einer großen Boulevardzeitung (http://www.bild.de/BILD/region…-kanzel/muss-zurueck.html) gelesen, den heutigen vermutlich auch.


    Er wird sich, soviel kann angenommen werden, nicht gefreut haben. Aber muß er sich deshalb zu abstrusen Äußerungen versteigen, indem er 40 Jahre KMU-Hauptgebäude-Bebauung am Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli gegen über 700 Jahre Universitätskirche auszuspielen versucht und wörtlich behauptet, zwischen dem sog. Paulinum und der Universitätskirche gebe es keine Kontinuität, an der Stelle habe sich jahrzehntelang das Uni-Gebäude befunden und niemand würde doch behaupten, dass das eine Kirche gewesen sei?!
    (http://mephisto976.uni-leipzig…zum-paulinum-zurueck.html)


    Und dabei wie selbstverständlich unterschlägt, daß es zum vier Jahrzehnte lang stehenden KMU-Hauptgebäude mit Marxismus-Leninismus-Monument während der SED-Diktatur nur deshalb kommen konnte, weil es die damalige Universitätsleitung war, die über Jahre hinweg die barbarische Vernichtung der Universitätskirche St. Pauli solange verlangte, bis diese - ohne zuvor entwidmet worden zu sein - über ihren geschändeten Gräbern innerhalb weniger Sekunden in sich zusammensacken mußte?

    ^ Dank für die aufschlußreichen Bilder an Stoney85
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    Eine Literatur- sowie Veranstaltungsempfehlung für all jene, die nicht nur an der „reinen Architektur“ des neuen Universitätskomplexes interessiert sind:


    Prof. Dr. Helmut Görlich, der seit 1992 den Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Verfassungsgeschichte und Staatskirchenrecht an der Juristenfakultät der Universität Leipzig inne hat (s. auch: http://www.uni-leipzig.de/~staat/html/goerlich.html), und RA Torsten Schmidt haben jüngst eine Schrift verfaßt, die unter dem Titel Res sacrae in den neuen Bundesländern - Rechtsfragen zum Wiederaufbau der Universitätskirche in Leipzig im Berliner Wissenschafts-Verlag erschienen ist und eine völlige Neubewertung der Rechtssituation unternimmt (s. auch: http://www.stiftung-universita…rfuehrende_literatur.html). Die Folgen dieser Rechtsbewertung dürften, soviel ist vorauszusehen, nicht folgenlos bleiben.


    Görlich und Schmidt kommen nach gründliche Analyse und Quellenauswertung zu dem Schluß, daß mit dem Neubau am Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli - aufgrund der in der Bundesrepublik Deutschland gültigen Rechtsverhältnissen - die Widmung der Universitätskirche St. Pauli neu aufgelebt ist. Offensichtlich kommt dem Mut und dem Widerstand jener Männer und Frauen der Kirche, die sich 1968 weigerten, die Universitätskirche vor ihrer Sprengung zu entwidmen, wie das von den SED-Machthabern verlangt worden ist und wie es bei den sonstigen Sprengungen von Kirchen in der DDR in aller Regel geschehen ist, eine entscheidende Bedeutung bei.


    Wie einer Pressemitteilung der Universität Leipzig (http://idw-online.de/pages/de/news338375) zu entnehmen ist, widmen sich die Theologische Fakultät der Universität Leipzig und die Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig" am Freitag, dem 23. Oktober 2009, in einer gemeinsamen Veranstaltung der Frage nach Mitwirkungsrechten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens bei der Ausgestaltung und Nutzung der künftigen Universitätskirche am Leipziger Augustusplatz.


    Das öffentliche Symposium mit Podiumsdiskussion unter dem Thema "Res sacrae - zum rechtlichen Status der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig" findet statt in der Alten Börse und beginnt 13:30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es dürfte, nicht nur für Geschichtsinteressierte, spannend werden.

    @ hedges


    Für Ihre Offenheit ist Ihnen zu danken. Denn Sie führen aus, daß es, wie von Ihnen zunächst behauptet, natürlich keine „logistischen Gründe“ gibt, welche die Anbringung beispielsweise von aus der Universitätskirche vor ihrer Sprengung geborgenen Grabtafeln bedeutender Gelehrter verhindern würde, sondern daß dafür ideologische Gründe ins Feld geführt werden.



    Dabei verkennen Sie ganz offensichtlich unter anderem, daß es sich bei den besagten Grabplatten, die sogar zu Zeiten der DDR-Diktatur bei Wind und Wetter im KMU-Innenhof präsentiert worden sind, primär um keine kirchlichen Gegenstände handelt. Sie waren in aller Regel jenen Medizinern, Juristen, Theologen u.a. gewidmet, die sich um die Universität in hohem Maße verdient gemacht hatten und die in der Universitätskirche – also, was den Hauptraum betrifft, exakt jenem Bereich, welches jetzt für die Wiederaufstellung nicht vorgesehen ist -, bestattet lagen bis ihre Gräber in den letzten Maitagen des Jahres 1968 geschändet worden sind.


    Ein anderes: Was Sie möglicherweise bisher noch nicht oder zumindest nicht ausreichend bedacht haben werden, ist der Umstand, daß – ausgehend von der gleichberechtigten Nutzung als Aula und als Kirche – mitunter der gesamte Raum als Kirche genutzt werden wird. Dies hängt natürlich davon ab, wie viele Universitätsangehörige und Gäste diese Veranstaltungen besuchen werden. Aber Sie können davon ausgehen, daß die Plätze im Chorraum sehr oft nicht ausreichen werden.
    Sie werden sich davon überzeugen können: Nicht nur beim ersten Universitätsgottesdienst seit 41 Jahren am historischen Ort werden sogar die gesamten Plätze im Chorraum u n d Kirchenschiff nicht ausreichen, um all jene aufzunehmen, die dabeisein wollen.


    Wenn Sie schließlich schreiben: „da die kirche weder eine einzigartigkeit war“, dann kann ich nur bedauern, daß Sie in Ihrem bisherigen Leben auf keine Menschen getroffen sind, die Ihnen hätten verdeutlicht, was es bedeutet, einer Kirche, in der Johann Sebastian Bach musizierte, Martin Luther predigte, Felix Mendelssohn Bartholdy Oratorien aufführte und als Toter aufgebahrt lag, in der Max Reger die Orgel spielte, die die erste evangelische Universitätskirche auf deutschem Boden war und in der seit 1710 Sonntag für Sonntag sich die Universitätsgemeinde zum Universitätsgottesdienst versammelte, in der über Jahrhunderte die bedeutendsten Universitätsangehörigen bestattet wurden, angefangen beim ersten Rektor Otto von Münsterberg über Gottsched mit seiner Gottschedin bis hin zu Gellert und in der noch im 20. Jahrhundert verschiedene Nobelpreisträger Reden hielten, die E i n z i g a r t i g k e i t absprechen zu wollen. Einer Kirche, die nicht nur eines der eindrucksvollsten Zeugnisse sächsischer Baukultur war und von allen Leipziger Kirchen bekanntlich die mit Abstand reichste und wertvollste Ausstattung besaß, sondern zugleich auch noch in ihrer barbarischen Vernichtung auf tragische Art und Weise zu einem Sinnbild sinnloser Zerstörung in Friedenszeiten wurde.


    Vielleicht treffen Sie in Ihrem Leben ja noch auf solche Menschen.
    Es würde mich, ehrlich gesagt, freuen.

    @ hedges


    hedges schreibt: "es ist logistisch nicht zu ermoeglichen alle kunstgegenstaende in der aula aufzuhaengen."


    Das müssen Sie bitte erklären.


    Fest steht:
    1. In der Halle/Kirchenschiff wird es nach jetzigem Planungsstand keinen einzigen 1968 geborgenen Kunstgegenstand geben. (Abgesehen von der noch ungewißen, obwohl nach den Harms-Gesprächen verbindlich zugesagten Wiederaufstellung der wertvollen Barockkanzel von Valentin Schwarzenberger.)
    2. Und dies, obwohl nicht alle geborgenen Epitaphien ehemaliger Universitätsangehöriger im Chorraum untergebracht werden können.
    3. Und dies, obwohl an den Nord- und Südwänden des Hauptraumes riesige Flächen existieren, die hervorragend für die Anbringung jener Zeugnisse der Leipziger Universitätsgeschichte geeignet sind.
    4. Und dies, obwohl aus konservatorischer Sicht keine Einwände gegen diese Anbringung von aus Stein bestehenden Epitaphien bestehen.


    Was also sind bitte die von Ihnen so bezeichneten "logistisch"en Gründe, die Ihrer Meinung nach die Wiederaufstellung geborgener Kunstwerke , die dem Andenken ehemaliger herausragender Persönlichkeiten (aller Fakultäten !) der Leipziger Universität gewidmet waren und sind, im Hauptraum verhindern sollten?

    ^ @ dj tinitus


    Die von Ihnen verwendete Wortwahl spricht für sich und leider gegen Sie. Normalerweise würde ich dies stillschweigend übergehen.
    Wenn Sie allerdings, wie geschehen, eine der fähigsten Journalistinnen der Gegenwart wie Evelyn Finger mit "gute Frau", "nicht geschnallt" u.a. beschreiben, und daß als jemand, der hier in diesem Forum die Nicht-Anbringung von Zeugnissen der Universitätsgeschichte wie jener 1968 in höchster Not und Eile geborgenen Epitaphien im Kirchenschiff, für die beim gegenwärtigen Kunstkonzept keine Wiederanbringung vorgesehen ist, verteidigen mit der Begründung, dieses solle nicht wirken wie eine "Gruft" und deshalb lieber gänzlich ohne universitäre Kunstzeugnisse bleiben, kann ich nicht umhin, Sie darauf hinzuweisen, daß dies ebenso unangebracht wie peinlich ist.

    ^ @ dj tinitus


    Evelyn Finger gab in Ihrem Artikel "Die Angst vor der Kirche" ein Gespräch mit dem Baustellenleiter wider, welches von Ihnen nicht angeführt wird:


    "Am aufwendigsten sei aber die Klimatisierung der Dachgeschosse. Ja, Sie haben richtig gehört, über den Kirchenraum kommen noch mehrere Geschosse mit Seminarräumen. Nein, nicht für die Theologen. Ins Paulinum ziehen die Mathematiker und Informatiker. Noch Fragen? Natürlich zur Klimatisierung des Andachtsraums. Der werde nur belüftet, wohingegen die Aula klimatisiert werde wegen der bis zu 700 Leute. Wie bitte? Der Baustellenleiter bestätigt geduldig, dass der Andachtsraum definitiv nicht klimatisiert werde, empfindliche Epitaphien kämen in eine separate Klimakammer. Das ist mal eine Überraschung. Beruht also der seit Monaten brodelnde Trennungsstreit auf einem Irrtum? Wieso nicht gleich das Ganze klimatisieren und Kirche nennen und als Aula nutzen?"


    Abgesehen davon: Epitaphe aus Stein - als Zeugnisse der Universitätsgeschichte - im Kirchenschiff anzubringen, dürfte so oder so kein Problem sein - so es denn gewollt wird.
    Wie gesagt: Es wurde mehr geborgen als wieder aufgestellt wird.
    Und hier sehe ich das eigentliche Problem, wenn gleichzeitig die riesige Fläche unterhalb der Fenster nicht genutzt werden wird.

    ^^@ dj tinitus


    Selbstverständlich wird auch das Kirchenschiff klimatisiert werden. Gerade dieser Umstand war es, der ín der Kritik an der Errichtung einer Trennwand eine wesentliche Rolle spielte und der auch im seinerzeitigen Zeit-Artikel eine wichtige Rolle spielte (DIE ZEIT, Mai 2008, E. Finger, "Die Angst vor der Kirche").


    Wenn Sie schreiben, daß Ihrer Meinung nach das Kirchenschiff, von Ihnen Hauptraum genannt, "weder wie ein "museum" noch wie eine "gruft" wirken soll" und deshalb in ihm "auf ausschmückungen verzichtet" wird, so deckt sich Ihre Ansicht vermutlich mit der der gegenwärtigen Universitätsleitung.


    Ich halte diese Ansicht für falsch und unbegründet.
    Aus der Anbringung von Kunstwerken in diesem Raum würde weder der Eindruck eines "Museums" noch gar einer "Gruft" folgen.
    Auch hier bin ich mir gewiß, daß spätere Generationen zu anderen Lösungen kommen werden als die jetzt geplanten.

    @ dj tinitus
    @ aixios


    Worum es mir geht ist folgendes:


    Die mittelalterlichen, wertvollen, zwar nicht aus der Kirche selbst, bekanntlich aber aus der Klosterzeit stammenden Fresken geistlichen Inhalts - "der größte Zyklus mittelalterlicher Wandmalerei in Sachsen" - werden an einem "stark frequentierten Durchgang zwischen Hauptbau und Hörsaalgebäude" angebracht werden, währenddessen die geradezu riesigen, meterhohen Wände des Kirchenschiffes, also jenes Teiles des Raumes, für den sowohl die Nutzung als Aula als auch als Kirche vorgesehen ist, kahl bleiben, obwohl dieser Raum, wie auch der Chorraum, klimatisiert werden wird.


    Meines Erachtens wäre es sinnvoll gewesen, diese enorme Kapazität sowohl für die Anbringung geborgener Epitaphe zu nutzen, die jetzt aufgrund von vorgeblichen "Platzmangel" nicht wieder gezeigt werden, als evtl. auch für die Anbringung der mittelalterlichen Fresken. Es bleibt mir unerfindlich, warum allein der Chorraum für die Wiederaufstellung der geborgenen Kunst genutzt werden soll, währenddessen die riesige Halle ohne Kunst bleiben soll.

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    Dank an Cowboy für den interessanten Link.


    Schön, daß die mittelalterlichen Fresken zurückkehren.
    Fragwürdig, daß dies für einen "stark frequentierten Durchgang" geschieht, währenddessen die meterhohen Nord- und Südwände des - ebenso kirchlich wie weltlich genutzten - Kirchenschiffes, so gänzlich kahl, d. h. ganz und gar ohne Kunst bleiben sollen.
    Einerseits wird gesagt bzw. beklagt, daß der Platz nicht ausreichen würde, sämtliche 1968 geborgenen Kunstwerke wieder aufzustellen, andererseits verzichtet man auf die Möglichkeit, in der Halle o.g. Wände zu nutzen.

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    Wenn ich die veröffentlichte Lesermeinungen richtig verstanden habe, ging es neben der Kritik am Erscheinungsbildes des Neubaus vor allem um die Namensgebung.


    Vapiano dürfte nun einmal eher das Gegenteil eines familiengeführten Cafés sein. (Anregend übrigens der Artikel über diese Kette auf Wikipedia ...)
    Deshalb sehen die ganze Geschichte nicht nur Leipziger über 70 kritisch.
    Fehlt bloß noch, hörte ich neulich, so ein Mc-Unternehmen setzt an den Neumarkt einen Klotz und nennt das ganze dann Café Corso.

    ^^ @ DaseBLN (03.09.09, Nr. 508)
    "Welche Gedanken kommen einem denn beim Anblick der Bilder des "Café Felsche", dass auch in seiner historischen Gestalt 2 oder 3 Umbauten hinter sich gebracht hat? Es ist weiterhin ein quadratischer einzelstehender Bau, der sich in das Ensemble von Paulinerkirche/Paulinum und Augusteum einfügt."


    In den letzten Tagen brachte die LVZ verschiedene Lesermeinungen, in denen sehr zornig auf die Namensgebung "Cafe Felsche" reagiert wurde, ja von Namensmißbrauch gesprochen und die Hoffnung zum Ausdruck gebracht wird, daß sich die Erben der ehemaligen Besitzer des historischen Baus bzw. Cafes rechtlich gegen die neue Namensgebung zur Wehr setzen.


    Mir ging es allerdings mehr darum auf den Wiederspruch hinzuweisen, daß jene Gebäude am Augustusplatz, die weniger Ähnlichkeit zu ihrem Vorgängerbau aufweisen als die Universitätskirche ihren alten Namen - wie selbstverständlich - erneut verliehen bekommen, die Universitätskirche von offizieller, also universitärer Seite, trotz des sog. Harms-Kompromisses, bisher jedoch weiterhin nicht. Und in der Beurteilung dieses Umstandes scheinen wir ja übereinzustimmen.

    Cowboy hatte hier am 23. Oktober letzten Jahres (unter Beitragszahl 256) freundlicherweise einige historische Ansichten des 1943 zerstörten Café Felsche eingestellt.
    Wer diese Aufnahmen betrachtet, dürfte verstehen, welche Gedanken einen kommen können, wenn bei dem Neubau am historischem Ort von Café Felsche gesprochen wird, wie es heute die LVZ auf der Titelseite tut: "Bereits ohne Gerüst präsentiert sich an Leipzigs Augustusplatz eine Fassade des künftigen Cafés Felsche, in dem die Tradition des 1943 zerstörten historischen Kaffeehauses wieder aufleben soll."


    Nochmals: Die Bezeichnungen Café Felsche sowie (Neues) Augusteum werden weiterhin verwendet, nur bei dem Gebäude, das auch rein äußerlich an seinen Vorgängerbau anknüpft und auch wieder Universitätskirche sein soll, bei der Universitätskirche St. Pauli, wird die Bezeichnung tunlichst vermieden.


    Bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Und was die Leipziger sagen werden ...

    Nun ist es bekanntlich leider so, daß selbst für die Universitätsgottesdienste in der Universitätskirche St. Pauli im Dezember im offiziellen Veranstaltungskalender der Universität Leipzig als Veranstaltungsort "Paulinum" angegeben wird, was den sog. Namenskompromiß aus den sog. Harms-Gesprächen ad absurdum führt.


    Es bleibt zu hoffen, daß die Zukunft es richten wird ...


    Leider paßt die Namensunterschlagung nur allzugut ins momentane Bild. Wie kürzlich bekannt gegeben wurde, wird auf Wunsch der Universitätsleitung vor der Trennwand nun auch noch ein blickdichter Vorhang installiert, der "bei bestimmten Veranstaltungen vor das Glas gezogen wird". Dieser Vorhang trägt seine angebliche Funktion, damit auch ja niemand etwa auf "falsche" und natürlich ganz und gar abwegige Vermutungen kommt, nun gleich von vornherein im Namen: "Akustikvorhang" ...

    ^^ @ Stadtplaner BLN


    Sie haben Ihre ursprüngliche Antwort, wie ich sehe, gelöscht.


    Worauf beziehen sich denn - Ihrer Meinung nach - Entschädigungsansprüche, wenn nicht auf erfolgtes Unrecht?


    Und, ob Sie es nun glauben oder nicht, denn wissen scheinen Sie es offensichtlich nicht, - aus der nicht erfolgten Entwidmung der Universitätskirche St. Pauli vor ihrer - auch nach den Gesetzen der DDR verbrecherischen Sprengung - resultieren sehr wohl Rechtsansprüche der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.


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    @ dj tinitus


    Natürlich ist dies ein Architekturforum. Und sogar ein sehr gutes, wie ich meine.
    Aber zur Architektur gehört nun einmal die Geschichte. Die Geschichte von Gebäuden, Orten, Menschen.

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    Sie müssen nicht die Schenkungsurkunde von 1544 kennen, als die Paulinerkirche in das Eigentum der Universität kam, übrigens "Gott zu Lobe", wie es in ihr heißt, Sie müssen sich nicht in den Spezifika das Staat-Kirche-Verhältnisses in der Bundesrepublik Deutschland auskennen, natürlich müssen Sie schon gar nicht den Staat-Kirche-Vertrag des Freistaates Sachsen kennen, der unter anderem die Stellung und die Rechte des Amtes des Universitätspredigers an der Universität Leipzig sowie die Stellung der Theologischen Fakultät zu Leipzig behandelt, aber Sie könnten immerhin wissen, daß es einem Eigentümer eines Gebäudes nicht grundsätzlich freisteht - und sei es lediglich aus Gründen des Denkmalschutzes - ein Gebäude zu vernichten. Was in unserem konkreten Fall nicht zuletzt bedeutet, daß die Universitätskirche St. Pauli aus verschiedenen Gründen entgegen den in der DDR gültigen Gesetzen gesprengt worden ist. Dazu hätte es u. a. aufgrund der gültigen Gesetzeslage der Zustimmung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens bedurft, die zu keiner Zeit eingeholt bzw. erteilt worden ist, was bedeutet, daß die Widmung dieses Gebäudes zu keinem Zeitpunkt aufgehoben wurde - was wiederum Rechte der Landeskirche bis auf den heutigen Tag begründet.

    Und selbst wenn man prozentual argumentiert, kommt man auf einige Tausend Angehörige der Universität Leipzig christlichen Glaubens.
    Neben den von DaseBLN angeführten Argumenten, die natürlich richtig sind, kommt ein weiteres hinzu: Es geht nicht zuletzt um die Wiedergutmachung – soweit dies irgend möglich ist -, eines Verbrechens, das unisono als „Kulturbarbarei“ gebrandmarkt wird. Auch wenn es bei den derzeit veranstalteten Jubelfeierlichkeiten dieser Universität als unpassend erscheinen mag, den Umstand anzusprechen, daß es die Universität Leipzig war, die vom SED-Politbüro bzw. der Regierung der DDR wieder und wieder die Vernichtung von Augusteum und Universitätskirche verlangt hatte, kann und darf dies heute nicht verschwiegen werden.


    Eine Wiedergutmachung hätte bedeutet, auf die Erwartungen, Hoffnungen und Forderungen der Theologischen Fakultät, der Universitätsgemeinde, der Universitätsmusik, weiterer Angehöriger der Universität sowie jener Bürgerinnen und Bürger Leipzigs und weit darüberhinaus, die unter der damaligen Vernichtung bis heute leiden, in einem ganz anderem Maße einzugehen, als dies geschehen ist.


    Geradezu verheerend wirkte das Bestreben heutiger Verantwortungsträger, den Eindruck zu erzeugen, diese „moderne“ Universität braucht keine Universitätskirche. So sollte auch der Name Universitätskirche St. Pauli für immer ausgelöscht bleiben.


    Nun gab es inzwischen, im Rahmen der sog. Harms-Gespräche, zwar die Entscheidung für die Namensgebung „Paulinum – Aula – Universitätskirche St. Pauli“. Wie aber sieht es in der Realität aus?
    Vor mir leigt das 240-Seiten starke, in einer Auflage von 30.000 Stück aufwendig hergestellte Jubiläumsprogramm der Universität Leipzig. Für den 29. November, dem 1. Advent, wird der erste Universitätsgottesdienst (nach über 40 Jahren erstmals wieder am angestammten Orte) angekündigt.
    In der Universitätskirche? Wo denn sonst, wenn die neue Namensgebung irgend einen Sinn haben und ehrlich gemeint sein soll? Als "Veranstaltungsort" wird von der Universität jedoch „Paulinum“ angegeben.

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    Ginge es nach den ursprünglichen Entwürfen, mit denen bekanntlich auch gerne die grundsätzliche Bereitschaft der Steuerzahler bzw. der Bürgerinnen und Bürger einer Stadt zum Bauvorhaben eingeholt wird, so gebe es weder die amputierten Pfeilerpaare im Kirchenschiff der neuen Universitätskirche und Aula noch die inzwischen in Auftrag gegebene kostenträchtige und die Akustik beeinträchtigende Trennwand, in der nicht nur Leipzigs Universitätsmusikdirektor ein "Symbol der Trennung" sieht, dafür aber unter anderem die wertvolle Barockkanzel Schwarzenbergers am ursprünglichen Orte (Kirchenschiff) sowie besagte Pflanzungen im Außenbereich der neuen Mensa.


    Vielleicht kommen die ursprünglich geplanten Bäume ja noch. Und wenn sie eines Tages Schatten spenden, wird man vielleicht auch in der Bach- und Mendelssohnstadt Leipzig eingesehen haben, daß in ein Haus, das mit dem Wirken Bachs, Mendelssohns und Regers in enger Verbindung steht, das nach Jahrzehnten erzwungener Emigration wieder Heimstätte der Universitätsmusik ist und in das deshalb für sehr viel Geld wieder eine Orgel gekommen ist, keine Trennwand gehört.
    Und vielleicht steht dann auch wieder die Kanzel an ihrem Ort, neben der einst der Sarg Felix Mendelssohn Bartholdys aufgebahrt war.