Beiträge von urbanator

    Ich muss sagen, ich sehe das etwas anders als meine Vorredner.


    Um den Gedanken aufzunehmen, können wir wohl davon ausgehen, dass die heutige Situation eindeutig einen modernen Stadtgrundriss (i.S.v. breiten Verkehrsschneisen mit relativ gerader Streckenführung, denen sich die umstehende Bebauung unterordnen muss) ausgehen.


    Ursprünglich einer der bekanntesten und vitalsten Plätze der Stadt, wurde er im Krieg teilw. starkt zerstört. Statt eines Wiederaufbaus wurde dem Viertel (wie so oft in Berlin) von oben herab eine Neuplanung aufgezwungen, Begründung: man wollte was modernes. Wie meine Vorredner schon richtig festgestellt haben, ist die Idee von Modernität aber subjektiv und einem ständigen Wandel unterworfen. Was zu Zeit des "Umbaus" als moderner Entwurf und zukunftsweisend galt, möchte man heute (zur Recht) wieder beseitigen.


    An diesem Ort nun nochmal einen modernen Entwurf drüberzuschütten (Begründung: weil es dann ein moderner Entwurf ist!) ist m.M. keine Lösung sondern eine bloße Wiederholung alter Fehler. Dass wir uns nicht falsch verstehen: moderne Architektur ist gut und wichtig und braucht auch ihren Platz (und hat ihn auch gerade in dieser Stadt)
    Wir reden hier aber von einer der Keimzellen von Berlin, einem der prägenden und wichtigsten Orte der Stadt (zugegeben, bei der heutigen Situation kaum vorstellbar). Warum also das nicht wieder erlebbar machen? Zumindest in meinen Augen schreit diese "Wunde" geradezu nach einer Wiederherstellung.
    Dass privates Interesse an der Bebauung einer derartiger Lage (mit einem dann etwas verkleinertem Mühlendamm) besteht, zeigt u.a. das große Interesse an den Friedrichwerderschen Townhouses. In München und vielen anderen Städten hat man nicht gezögert, die Altstadt wieder aufzubauen. Mit großem Enthusiasmus haben die Dresdner (historisch bedingt verspätet) die Fraunkirche wieder aufgebaut, in Potsdam überlegt ein Investor das Palais Barberini wieder zu errichten, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Ob an dieser Stelle nun wirklich ein Wiederaufbau nötig (und machbar) ist oder ein weitgehend historisierende Gebäude für das Raumgefühl und die Aufenthaltsqualität reichen, kann sicherlich noch debatiert werden. Es ist m.E. aber - an dieser Stelle - mutiger und weitsichtiger als ein modernes Konzept, das im schlechtesten Fall in 30-40 Jahren wieder überarbeitet werden muss.






    PS:
    Und was nun Paris betrifft, denke ich mal, dass die Bebauung des 18. Jh. allgemein als in sich stimmig und angenehem empfunden wird (nicht aber unbedingt jeder neue Bau). Ganz sicher ist damals aber niemand auf die Idee gekommen, groß angelegte Verkehrsschneisen (abgesehen von Prachtboulevards), Monolithen oder aus Renditegründen überdeminsional hohe Bauten zu errichten.

    Es ist sicherlich toll, dass etwas in der Gegend passiert und sich dieses zentrale Areal endlich entwickelt. Allerdings ist bei mir bei den bisherigen Planungen nicht so recht Begeisterung aufgekommen.


    Die bisherigen stadtplanerischen Entwürfe scheinen ja eher auf Solitäre und ein wenig geschlossenes Stadtbild abzuzielen. Ich befürchte, dass das am Ende, wenn sich der erste Glanz gelegt hat, sehr schnell an die gescheiterten Stadtplanungen der 60er Jahre erinnern könnte. Insbesondere, wenn aus Kostengründen an Material und Architektur gespart wird. (Licht, Luft und Grün kann sich u.U. eben auch in etwas Negatives verkehren)


    Sicherlich, es steht noch (fast) nix und man sollte es erst einmal abwarten. Ganz grundsätzlich (jetzt nicht unbedingt auf das Hbf.Areal bezogen) finde ich es nur schade, wie häufig große Chancen bei der Bebauung von Brachen für die kommenden Jahrzehnte vertan werden.
    Aber warten wir es ab und hoffen, dass ich mich irre.

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    Ich verstehe Deine Argumentation. Trotzdem hinkt der Vergleich. Der Name der Station "Bundestag" bezieht sich eben nicht nur auf das Reichstagsgebäude sondern auf die komlette Institution, die auch in den Gebäuden rundherum angesiedelt ist. Insofern passt das. Alex ist lediglich eine Abkürzung für Alexanderplatz und somit kein Eigenname wie eben das "Rote Rathhaus". Am ehesten vergleichen ließe sich das mit der Station "Stachus" in München, die statt Karlsplatz eben nach dem gängigen Namen Stachus heißt.


    Natürlich kann man die U-Bahnstation in Berlin gerne "Berliner Rathaus" nennen oder sonstwie. Ich hätte es nur einfach gut gefunden, wenn man ein bisschen mehr auf die lokalen Gepflogenheiten (zumindest bei einer so gängigen!) achtet, die einer Stadt ein bisschen mehr Individualität geben.


    Nun gut, offensichtlich hat Berlin aber noch andere wichtigere Probleme zu lösen als das, da will ich jetzt nicht noch einen Nebenschauplatz eröffnen.

    Mal ne andere Frage:
    Es ist zwar das Berliner Rathaus, es heißt doch nun aber seit Generationen "Rotes Rathaus", und wird von der Bevölkerung auch so genannt.


    Warum darf die U-Bahnstation dann nicht so heißen? Zu unbürokratisch? Zu volksnah? Zu Berlin-typisch?
    Irgenwie werde ich das Gefühl nicht los, dass solche netten kleinen Eigenheiten der Stadt Stück für Stück weggeschliffen werden sollen.

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    Sollte laut Mopo (Link in #250) nicht bereits in der vergangenen Woche mit dem Abriss des Schimmelpfeng-Hauses begonnen werden? Auf den Bildern ist ja noch nicht sehr viel zu sehen davon...

    @ Schneemann


    Das sehe ich etwas anders. In Berlin ist in den vergangenen Jahren viel gebaut worden und es wird auch noch sehr viel gebaut werden, gerade in diesem Umfeld. Dass da einige Projekte in der Entwicklung etwas länger dauern als andere, ist in dem Kontext nicht weiter tragisch sondern eher normal.
    Im Gegenteil kann es doch ganz reizvoll sein, wenn nicht komplette Viertel aus der Rethorte "hingeklatscht" werden (wie teileweise in der unmittelbaren Nachbarschaft geschehen) sondern sie sich nach und nach entwickeln.


    Ganz grundsätzlich ist die Bebauung von Grundstücken m.E. auch kein Selbstzweck nach dem Motto "Hauptsache bebauen, so schnell wie möglich um jeden Preis" (und genau an letzterem harpert es ja hier ganz offensichtlich) und dafür dann auf viele Jahrzehnte mit irgendwelchen (meist misslungenen) Kompromissen leben zu müssen. - Da ist es mir schon lieber etwas länger auf ein Projekt zu warten, wenn dafür Architektur, Konzept und Finanzierung bis zum Baustart einen entsprechenden Reifegrad erreichen.
    - Und keine Sorge, wo Du schon die "prominente Stelle" ansprichst, der Entwicklungsdruck dort wird ja nicht weniger. ;)

    Freut mich zu hören! Die geplante Architektur hätte in Ihrer Grobschlächtigkeit m.E. den Platz vollends erschlagen. (zumindst die Fassade zum Platz hin) So bleibt nun hoffentlich Zeit für eine Überarbeitung in den kommenden Jahren.



    PS.
    Ich weiß, noch gibt es bloß Renderings, aber erst nach dem Bau festzustellen, dass da was nicht passt, könnte etwas zu spät sein ;)

    Naja, wenn ich mir das Geplante so ansehe, dann kann man wohl froh sein, dass es (noch) nicht gebaut wird. Der Kaiserdamm mag nicht mehr die Prachtstraße sein, die er einmal war, ein Authaus des Designs "Stadtrand" bzw. "Industriegebiet" hat er nicht verdient.
    Was ich damit sagen will: Auch wenn es an anderen Plätzen durchaus gut aussehen könnte, passt es einfach nicht an diesen (noch halbwegs prominenten) Ort.

    An der Stelle möchte ich den Turm mit der Architektur in Schutz nehmen. Gefällt mir super! :daumen: ...auch wenns nur eine erste Visualisierung ist.
    Klare Linien, schlichtes, zeitloses(?) Design.


    Hoffentlich wird an der Planung (wie bei so manchem anderen Projekt) nicht noch herumexperimentiert und dadurch so "verschönert", dass man sich nach spätestens drei Jahren an den Kopf fasst.

    @ Johnny:


    Komisch, ich sehe das genau umgekehrt. Die vertikalen Elemente verdecken doch zum Großteil den geschwungenen Grundriss und nehmen dem Gebäude so den Witz - gerade auf dem letzten Bild. Leider fügt es sich auch in keiner Weise in die Umgebung und wirkt dort eher wie ein Ufo. Aber über Geschmack lässt sich wohl nicht streiten...


    Wenn es Dir gefällt, wäre ich mehr als bereit, es Dir nach Wolfsburg zu schicken :D

    hhm, ich weiß nicht. Anders als in der letzten visiualisierung dürften die verglasten Flächen hinterher lange nicht so hell ausfallen, es sei denn die Sonne leuchtet zufällig gerade die dahinter liegenden Räume aus. In der Realität wird das Gebäude also wohl sehr viel dunkler wirken.


    Wenn ich mich recht erinnere, ist die unmittelbare Gegend nur gering bebaut (auch wenn sich das im Zuge der Mediaspree sicher ändert, wird es m.E kein dichtbesiedeltes Gebiet o.ä). Da stellt sich mir mal ganz grundsätzlich die Frage, warum gerade hier Solitäre entstehen. IMHO erinnert das doch stark an Stadtplanungen der 60er und 70er Jahre.

    @ million:
    Wenn ich die Kritik richtig verstehe, dann richtet sie sich weniger gegen die Nutzung - Volleyball und alle anderen Sportarten immer Willkommen!
    Das Problem scheint eher die architektonische Ausgestaltung (Traufhöhe etc.) zu sein, die mit diesem Entwurf wohl mehr an einen Business-Park o.ä. erinnert...

    m.E. hat der Senat ganz am Anfang verschalfen, Gestaltungsrichtlinien einzuführen. Auch wenn sich der Senat dabei nicht immer mit Ruhm bekleckert hat, hätten sie zumindest dafür sorgen können, dass die Gebäude am Ende auch zusammenpassen bzw. harmonieren.


    Den Investoren kann man wohl keinen Vorwurf machen, wenn sie alle "ihr Ding" machen - woran sollen sie sich auf der Brache schon orientieren?
    ...und so nehmen die Dinge ihren Lauf, und das Durcheinander wird in Beton gegossen.
    Aber wie heißt es doch so schön: Die Hoffnung stirb zuletzt.

    @ Backstein
    Geniale Idee!
    Wenn Geld da ist, ein temporäres Gebäude wie den Info-Tower in eine Membran einzuhüllen, könnte man das mit dem DFS-Tower auch probieren. Quasi 08/15-Tower in schickem Kleid. - Sieht gut aus und kostet wenig. :D


    In dem von Freak verlinkten Bericht über den Frankfurter Tower (#288) steht, dass der Tower auf den jeweiligen Standort angepasst werden soll. Ich gebe die Hoffnung also nicht auf, weiß allerdings nicht, was ich erwarten soll.

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    Da hast Du sicherlich recht mit. Auf der anderen Seite wird uns der Tower als Wahrzeichen verkauft (siehe TS-Artikel), da darf es dann auch was ansehnliches sein (zumal es als das höchste Gebäude immer wieder auffallen dürfte - auch und gerade vom Terminal aus.)


    Grundsätzlich habe ich noch ein weiteres Problem damit: Wie, bitteschön, soll den ein 08/15-Turm, der (fast) überall rumsteht, ein Wahrzeichen für BER / BBI sein?

    Tower

    Der Tagesspiegel berichtet in einem Artikel vom 16.02., dass die Entscheidung für den neuen Tower am BBI gefallen ist. Er wird wohl vor dem Terminal auf dem Rollfeld stehen. Ärgerlich für die Lotsen: Der geplante Tunnel für spätere Sateliten-Terminals fehlt bekanntlich ersteinmal. Die Lotsen hätten diesen schon nutzen sollen, um zum Tower zu gelangen. So ist nun ein Bus-Shuttle notwendig, der erst noch genehmigt werden muss. Sollte später eine Brücke zu den Terminals gebaut werden, werde eine aufwendige Überwachung per Kameras notwendig.


    Ebenso ist dort eine Visualisierung des Towers zu finden. Zu viel Mühe für die archtektonische Ausgestaltung hat man sich bei einem so markanten Bauwerk scheinbar nicht gemacht. :nono: Wie ein gelungener Tower aussehen kann, macht der Airport MUC vor.

    Die Mopo von gestern berichtet über die Bauprojekte, die vom Bund in Berlin zur Zeit finanziert werden. Das größte ist demnach die BND-Zentrale. In dem gleichen Absatz wird erwähnt, dass das Gebäude bereits unterkellert sei. Von den geposteten Bildern schien mir das aber eher nicht der Fall zu sein. Weiß jemand mehr?