Startschuss für "CleanTech Business Park"/ Tegel am Horizont
Große Hoffnung setzt der Berliner Senat in den CleanTech Business Park, ein Leuchtturmprojekt des neuen Masterplans Industrie, der sich ab 2015 auf 90ha zu Berlins größtem Industrieareal entwickeln soll. 42 Mio (90% Bund, 10% Senat) lässt man sich vorbereitende Maßnahmen und Infrastruktur kosten (ÖPNV- und Kraftverkehr, Strom, Wasser, Fernwärme usw.), die EU unterstützt immerhin die Vermarktung des Areals. Heute fällt der offizielle Startschuss mit der symbolträchtigen Sprengung eines alten Schornsteins - denn hier sollen sich bekanntlich nur zukunftsorientierte Produktionsbetriebe ansiedeln, u.a. aus den Branchen emissionsarme Kraftwerktechnologie, Solar- und Windenergie, Biomasse-Nutzung, Biokraftstoffe, Batterien, Wassertechnologien, Recycling und Entsorgung sowie CO²-Abscheidung.
Der CleanTech Park befindet sich im Gewerbeareal "Berlin eastside" wo sich auf 1200ha bereits ca. 2500 Firmen aus diversen Sparten angesiedelt haben und auch weiterhin Platz sein wird für die nötigen Zulieferer-Betriebe. Große zusammenhängende Flächen für Industrieansiedlungen gibt es hingegen wenige in Berlin, in Adlershof wird es zunehmend eng und Tegel ist noch nicht ganz so weit wie Marzahn. Inhaltlich gibt es aber sicher einige Überschneidungen mit Adlershof wo sich bereits entsprechende Unternehmen und Werke angesiedelt haben und auch Tegel das unter dem Motto "Urban Technologies" entwickelt werden soll (siehe unten). Es bleibt also zu hoffen, dass die Areale ein je eigenes Profil entwickeln und Erfolg finden werden, ohne sich gegenseitig zu kannibalisieren. Zumal Kritiker bezweifeln, dass die Interessenten wirklich gleich Schlange stehen werden, sobald nur die teuren Grundlagen geschaffen seien und die Flächen auf dem Markt beworben würden. Für den CleanTech Park gibt es wohl immerhin sehr vielversprechende Kontakte zur Linde Nippon Sanso GmbH (Spezialgase) und der BAE Batterien GmbH (bisher Bleibatterien, künftig aber wohl auch Lithium-Ionen-Akkus). Gleichzeitig betonte der BAE-Chef es dürfe nicht nur um die Fertigung einzelner Komponenten gehen, sondern es müsse eine "echte Berliner Wertschöpfungskette" entstehen. Alles oder nichts, heißt die Devise.
Die Entwicklung in Marzahn wird auch international mit großem Interesse verfolgt. Die maßgeschneiderten Flächen in Marzahn haben der Stadt große Anerkennung gebracht. Das „Business Facility Magazine“ etwa listete Berlin jüngst darauf eingehend in der Kategorie "Green Tech/ Clean Tech Industries" als Nummer eins und es prägte sich der Titel „Epizentrum des europäischen Clean Tech“, gewissermaßen komplementär zum Berliner StartUp-Boom in der IT-Branche. Diese Vorschusslorbeeren muss man sich in diesem Segment natürlich erst noch wirklich verdienen. Generell profitiert Berlin aber bereits jetzt von der führenden Wissenschaftslandschaft und einem entsprechend gut qualifizierten aber gleichzeitig auch preiswerten Personalangebot sowie sehr konkurrenzfähigen Grundstückspreise und Förderbedingungen.
Der IHK Bereichsleiter "Infrastruktur und Stadtentwicklung" sieht aber speziell bei der Verkehrsanbindung der Areale im Osten der Stadt noch deutliches Potential für Verbesserungen. Wichtig sei die zum Ende des Monats bevorstehende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig zum Ausbau der A 100, der die nordöstlichen Stadtteile besser an den Flughafen anbinden soll. Auch der Ausbau der neuen Tangentialverbindung Ost wird als fundemental wichtig für den CleanTechPark und das umliegende Areal angesehen, denn der Flughafen wäre so in ca. 20 Minuten erreichbar und man hätte zudem eine sehr gute Anbindung an den WISTA-Park in Berlin-Adlershof.
http://www.tagesspiegel.de/wir…t-produziert/7116900.html
http://www.cleanthinking.de/be…in-marzahn-beginnt/30081/
http://www.welt.de/newsticker/…stes-Industriegebiet.html
Website des CleanTech Parks (noch sehr überschaubar): http://www.cleantechpark.de/
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Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren. So wird ein direkter Vergleich zur Entwicklung in Tegel möglich:
Nach zahlreichen Gutachten und der Mitarbeit von sechs internationalen Planungsbüros ist der "Masterplan TXL" nun endlich fertig und wurde offiziell der Presse vorgestellt. Die Vorplanungen, insbesondere die Finanzplanung sowie Gespräche mit potentiellen Investoren, laufen aber noch bis 2014 auf Hochtouren. Dann erst soll es entsprechende Bebauungspläne und das Baurecht hierfür geben und so richtig losgehen. Bisher ist man noch recht flexibel in Bezug auf den endgültigen Termin zur Einstellung des Flugbetriebs. Man kann so u.U. sogar noch gründlicher planen und ein besseres Profil entwickeln. Insgesamt soll die Entwicklung mehrere Jahrzehnte dauern und unter Schaffung tausender wichtiger Arbeitsplätze eines der wichtigstens Entwicklungsprojekte der Stadt werden. Einige Eckdaten:
Übersicht:
-Unter dem Leitprofil "Urban Technologies" soll geforscht, entwickelt, erprobt und auch produziert werden. Forschung und Industrie sollen eine Symbiose bilden. Hierfür wurden folgende sechs Felder als relevante Zukunftstechnologien identifiziert: Mobilität, Wasserver- und -entsorgung, Energie, Recycling, Werkstoffe und IT.
-220 von insgesamt 460 Hektar sind für den Kernbereich Wissenschaft, Industrie, Dienstleistungen und Start Ups reserviert. In Randlagen soll Wohnraum geschaffen werden und es wird ausgewiesene Bereiche für Grünflächen und Freizeitaktivitäten geben.
Details zu Infrastruktur, Bebauung, Nutzungskonzept und Grünflächen:
-Die Flughafenbauten bleiben weitgehend erhalten. Der 47m-Tower soll Bezugspunkt einer langen Sichtachse werden. Entlang dieser Achse soll zudem ein Grünzug mit Radwegen angelegt werden, der den zentralen Festplatz über das ehemalige Flughafengelände hinweg mit dem Tegeler See verbindet. An den Zufahrten soll es auch Punkthochhäuser als markante Orientierungspunkte geben, die sich an der Höhe des Terminals orientieren werden.
-Die südliche Zufahrt zum Flughafen bleibt ebenso bestehen und wird durch eine equivalente östliche Zufahrt über den Kurt-Schumacher-Damm ergänzt. Auch die sogenannten Taxiways, i.e. die alten Verbindungswege der Flugzeuge zum Terminal bleiben und sollen künftig das ganze Areal für Kraftfahrzeuge erschließen. Sie sollen teilweise zu Alleen umgestaltet werden. Auch ein kleiner künstlicher See soll bei der südlichen Zufahrtsrampe angelegt werden. Ein Grünzug nördlich und östlich des Terminals soll ganz von Bebauung freigehalten werden.
-Die Beuth-Hochschule soll im Flughafenterminal einen Zweitstandort entwickeln. Der Flächenplan liegt vor, nun läuft die Finanzplanung.
-Östlich vom Terminal sollen weitere Forschungseinrichtungen und Dienstleister angesiedelt werden.
-Westlich vom Terminal soll eine Gründerszene in Form eines Gewerbegebietes entstehen.
-Auf einem breiten Streifen entlang der nördlichen Landebahn sollen sich vor allem große Industrieunternehmen nieder lassen. Es laufen angeblich sogar schon Gespräche mit potentiellen Investoren! Zusagen wird es aber erst geben, wenn Baurecht geschaffen ist, also frühestens 2014. Auf der nördlichen Landebahn selbst sollen hingegen Sportaktivitäten stattfinden, es wird Verleihstationen für Sport-Equipment geben.
-Die Cité Pasteur wird als Wohnquartier fern der geplanten Industriefertigung ausgebaut.
http://www.morgenpost.de/berli…afen-Tegel-liegt-vor.html
http://www.morgenpost.de/berli…stens-2014-geforscht.html
http://www.tagesspiegel.de/ber…-schliessung/7071852.html
Fazit: Es wird langsam immer konkreter. Die Planungen klingen zumindest für mich als Laien überaus vielversprechend. Das Gestaltungskonzept klingt recht attraktiv und verspricht eine gute Aufenthaltsqualität für die zukünftigen Angestellten. Mit der Beuth-Hochschule hat man schon einmal einen recht hochkarätigen Forschungsbetrieb. Schade, dass ein Komplettumzug scheinbar vom Tisch ist. Aber so kann man sich vermutlich auch dort voll auf die sechs Kernfelder konzentrieren. Es bleibt nur zu hoffen, dass die geplanten Ansiedlungen auch tatsächlich gelingen werden und eine gute Architektur entsteht. Auf die "Hochhäuser" bin ich jedenfalls schon jetzt gespannt, auch wenn das Terminal mir kaum wie ein Hochhaus vorkommt.
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