Beiträge von jan85

    Das Dilemma des Stadtplaners (Sorry z.T. etwas OT)

    Ich habe die bisherige Diskussion mit großem Interesse verfolgt. Ich finde es nämlich sehr bedenkenswert, dass inzwischen einige hier im Forum nicht mehr mit der rein ästhetischen Funktion von Gebäuden (bzw. deren sichtbaren Fassaden) argumentieren und dass eine "Aufwertung", insbesondere aber nicht nur in Bezug auf Wohngebäude (vgl. Mediaspree), inzwischen von ebenso vielen kritisch hinterfragt wird. Gegner des Projekts würden Aufwertung demnach eher als Euphemismus für Verdrängungsmechanismen, i.e. eine Entmischung der sozialen Gruppen verstehen. Zumindest sind dies zwei Seiten der gleichen Medaillie. Ich will das für hier nur feststellen, nicht bewerten, denn letztlich spüre ich nach wie vor beide Tendenzen in mir und befinde mich sozusagen noch in einem Abwägungs- und Meinungsbildungsprozess. Ich will nicht einfach nur mit dem Strom des vermeintlich politisch Korrekten schwimmen, aber ich will mich auch nicht den sozialen Argumenten der Kritiker verschließen, die sich mE keineswegs völlig von der Hand weisen lassen.


    Als Jugendlicher und junger Erwachsener fand ich die besagten Blöcke übrigens immer überaus hässlich und konnte die hier inzwischen herausgestellte bauliche Qualität wie auch das eher junge Baudatum nicht erkennen. Von hochwertig ausgeführtem DDR-Luxus wäre ich da keinesfalls ausgegangen, eher vom Gegenteil und es passte irgendwie gefühlt einfach nicht dorthin. Ich hätte folglich rein gar nichts gegen einen Abriss gehabt. Und wenn ich die hier präsentierten sehr gediegenen und hochwertigen Entwürfe sehe, habe ich auch jetzt ein gewisses inneres Streben dannach, dass die immer als ästhetischer Schandfleck wahrgenommene "Wunde" in der schönen Stadtlandschaft endlich durch etwas Angemesseneres ersetzt wird. Gleichzeitig muss ich offen zugeben, dass ich selbst aus praktischen Erwägungen heraus mit meiner Familie gerade erst eine sehr gemütliche aber etwas schlecht geschnittene und kaum sanierte kleine Wohnung in einem äußerlich sehr hübsch sanierten Altbau als Teil eines stilvollen Ensemble in der Innenstadt (dazu noch mit günstiger Miete) für eine frisch sanierte Whg in einem sonst weitgehend unsanierten und eher hässlichen (West-)Plattenhausbau der Sechziger eingetauscht habe (Kategorie praktisch und preiswert). Von der Fassade her eine krasse Zurückentwicklung, die mich/ uns zuerst schmerzte. Von der Wohnqualität her hat es hingegen keiner von uns auch nur kurz bereut. Ich will das nicht zu weit ausführen (könnte einen ganzen Aufsatz darüber schreiben ;) ), aber es zeigt wie Bato es schon andeutete eine innere Widersprüchlichkeit: Wie würde man sich selbst als Mieter eines solchen Blocks fühlen, der eine tolle Lage und Wohnqualität zum attraktiven Preis hat. Sicher würde man für den Status quo kämpfen und das ist völlig legitim, mE vermutlich sogar legitimer als alleinig die eigenen ästhetischen Bedürfnisse als Flaneur o.Ä. Und wer sagt, dass bezahlbarer Wohnraum auch in solch attraktiver Zentrumsnähe nicht eine mindestens ebenso hohe Priorität haben sollte wie die Interessen der Investoren die sogar noch subventioniert würden und letztlich zahlen wohlhabende Mieter nicht immer auch höhere Steuern etc. (ok, das ist jetzt langsam doch eine gewisse Wertung). Nachdenklich hat mich auch gemacht, dass ausgerechnet der Chef von visitBerlin letzt jemanden zitiert hat, wonach der Tourismus etwas genau kaputt macht, indem er es findet (auch wenn nach seiner Ansicht langsam mögliche Lösungen gefunden würden). Und es stimmt mE: Alles kann kippen, wenn es ins Extrem getrieben wird.


    Das mag gerade in Bezug auf Berlin mit seinen vielen Brachen und häßlichen "Bausünden" reaktionär und spießig klingen (ich selbst habe in Bezug auf die Mediaspree-Gegner schon so argumentiert). Aber ehrlich ich war in Paris - da kommt es, dass unhaltbare Extrembeispiel aber es geht mir rein um die Tendenz ;) - und fand es hübsch und ansehnlich aber kein Stück wohnens- oder lebenswert: Nicht grün genug, nicht vielfältig genug, zu monoton und eng, geradezu erdrückend (ich war fasziniert und geschockt zugleich)... Da darf mE lieber mal ein biederer Genossenschaftsbau in Zentrumsnähe errichtet werden oder eben eine Platte etwas länger bleiben, vielleicht sogar noch einmal modernisiert werden, dann darf ruhig einmal für Parks oder einen Uferstreifen demonstriert werden und so in der Summe das ein oder andere ästhetisch anspruchsvollere Bauprojekt auf der Strecke bleiben. Die Aufwertung wird doch kommen - nur Geduld haben - und Berlin wird sich hoffentlich auch weiterhin wirtschaftlich dynamisch entwickeln. Dazu muss man nicht jedem Investor gleich den roten Teppich ausrollen. Es wird doch aktuell sogar eher ein Überangebot an hochwertigem Wohnraum geschaffen während, nicht flächendeckend aber doch an vielen Stellen, stark nachgefragter bezahlbarer Wohnraum im Zentrum und Großzentrum (S-Bahn-Ring) der Stadt verschwindet.


    Da ist man als Stadtplaner doch fast in der Pflicht antizyklisch zu handeln. Zumindest aber sollte all dies immer ein Teilaspekt sein, der für jedes konkrete Projekt geprüft werden sollte - so denn überhaupt politischer Handlungsspielraum besteht. Ich will sicher keinen Stillstand und keine Überregulierung (und ich freue mich auch weiterhin über ästhetisch anspruchsvolle und hochwertige Projekte), aber in diesem konkreten Fall hier würde ich die Pläne doch eher noch ein paar Jahrzehnte in die Schublade verbannen und stattdessen den Bestand etwas pflegen/ optisch auffrischen. Sorry, mir ist selber bewusst dass ich in vielen Worten wenig Neues gesagt habe, aber ich wollte nur meine Sichtweise hinzufügen - zumal ich irgendwie eine Polarisierung in solchen Fragen befürchte...


    P.S.: Vielleicht sollte man langsam einen projektübergreifenden Thread zum Thema eröffnen (hab bisher keinenwahrgenommen/ gefunden, nur Verstreutes in allgemeinen Threads e.g. Berliner Immobilienwirtschaft, Architektur kontrovers diskutiert etc. und in solchen zu einzelnen Projekten).

    Hier bin ich völlig d'accord mit dem echten Berliner. Ich kann mir die Gedächtniskirche gar nicht mehr anders vorstellen und finde auch, dass sie gerade so mit dem fragmenthaften Charakter, insbesondere dem ruinenhaften Turm eine Gedächtniskirche auch im modernen Sinne ist. So erinnert sie mehr an die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs als an vergangene Kaiser. Beides gehört natürlich zum Erbe der Stadt und des Landes und ich will es nicht zu einseitig gewichten, aber Letzteres ist natürlich für viele aktueller und greifbarer! Davon unabhängig finde ich es trotzdem gut, wenn anderswo auch wieder die älteren Zeugnisse der Stadtgeschichte hergestellt werden, aber bitte nicht an der Gedächtniskirche. Davon abgesehen wird das wohl ohnehin nicht passieren und es ist mal wieder eine rein theoretische Debatte.


    Um zum Thema zurückzukehren: Ich finde auch, dass sich das Zoofenster toll eingefügt hat und hoffe, dass es zusammen mit dem Atlas-Tower und dem Bikini ein noch besseres Ensemble wird. Swiss'ôtel und Concorde sowie das neue Kranzler gefallen mir auch und die liegen für mich in der gleichen Liga. Das ist für mich auch ein guter Gegenbeweis gegen ironson, der immerzu bedauert wie monoton und häßlich doch alles in Berlin sei... Zuletzt noch eine Frage an die Mods (also wohl Bato): Wie ist das eigentlich mit dem Zoo selbst? Im Leipzigforum hat der dortige Zoo z.B. einen eigenen Thread, lohnt das hier auch? Im Moment wird etwa gerade ein Vogelhaus für 12 Mio gebaut und einige Flächen werden umgestaltet. Auch Aquarium, Antilopenhaus und Flusspferdhaus u.a. sind mE architektonisch recht interessant. Da ich aber leider keine guten Bilder mache und auch im Hochladen wenig bewandert bin, wollte ich das nur mal so in den Raum stellen, ohne gleich selbst die Initiative ergreifen zu wollen...

    Dazu kann ich nur sagen, dass auch die Jugendarbeitslosigkeit deutlich gesunken ist und dass die vielen gut ausgebildeten Fachkräfte in Berlin (verbunden mit einem vergleichsweise niedrigem Lohnniveau) immer wieder als Argument für die Stadt als Wirtschaftsstandort genannt werden. Gleichzeitig habe ich aber auch mal gehört, dass gerade viele der von auswärts neu angesiedelte Jobs (e.g. Firmenansiedlungen) auch durch Zuzügler ausgeübt werden und es gibt ja auch viele Berliner mit schlechten Berufsqualifikationen. Kurz gesagt: Ich weiß es auch nicht wirklich, aber es sieht nach einer Mischung von beidem aus.

    Arbeitslosigkeit sinkt/ Hilfe für TU-EUREF-Campus

    Ich werde mich diesmal bei der Präsentation der Statitik zur Arbeitslosigkeit weitgehend auf die Berliner Zahlen beschränken und weise zuvor in aller Deutlichkeit darauf hin, dass Berlin trotz einer überdurchschnittlichen Entwicklung weiter Schlusslicht bleibt und das absolute Niveau trotz der positiven Dynamik immer noch erschreckend hoch ist (wenn auch schon deutlich besser als in vergangenen Jahren):


    Die Septemberzahlen sind erstaunlicherweise schon da und wie saisonal üblich sind diese besser als die des Vormonats: In Berlin ist die Arbeitslosenquote auf 11,8% gesunken (-0,4%, Vorjahr: -0,9%). Dahinter stehen 207.914 jobsuchende Menschen (-6882, Vorjahr: -12.558 ). Insgesamt sind in den letzten 12 Monaten sogar mehr als 40.000 Menschen zusätzlich mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung versorgt. Auch die Zahl offener Stellen ist leicht gestiegen. Gleichzeitig zeigt der Bundestrend, dass sich die Konjunkturdelle auch auf den Arbeitsmarkt niederschlägt. Inwiefern also für Berlin mit einer weiteren Erholung gerechnet werden darf, ist ungewiss. In Brandenburg sieht es übrigens sehr ähnlich aus (-0,3%).


    Quellen mit weiteren Vergleichsdaten:
    http://www.morgenpost.de/berli…-bleibt-Schlusslicht.html
    http://www.stadtmorgen.de/wirt…te-118-prozent/36003.html
    http://www.faz.net/aktuell/wir…den-schwung-11905661.html


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    Der EUREF-Campus der TU gehört zu den 10 Bewerbern (unter ca. 100), die eine Förderung für eine privat-öffentliche Bildungsinitiative erhalten. In den nächsten zwei Jahren gibt es 3,6 Mio Unterstützung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Eine Anschlussförderung ist noch möglich. Insgesamt werden in 12 Jahren ca. 200 Mio vergeben.



    Quelle: http://www.morgenpost.de/bezir…dert-TU-Campus-Euref.html

    Oranien: Tonality (Tonalität würde ich dazu eher nicht zu sagen) ist allerdings eher PR-Sprech ;)


    Davon abgesehen drehte sich die Diskussion mE eher darum, welches Konzept für den Standort tragfähiger und nachhaltiger ist. Keiner hat gefordert, betriebswritschaftliche Aspekte dabei völlig auszublenden und auch im traumtänzerischen Berlin gewinnen diese entgegen der Außenwahrnehmung immer größeres Gewicht. Aktuell gibt es eine breite Debatte (unter Berücksichtigung vieler Teilaspekte) in Bezug auf die verbliebenen Liegenschaften des Landes. Auch die sonstigen aktuellen Haushaltsdebatten des Landes und der Bezirke solltest Du mal verfolgen, bevor Du Dich mit den altbekannten Vorurteilen gegenüber dem Finanzsumpf Berlin brüstest.


    Du allein hast doch suggeriert es gäbe beim konkreten Grundstück nur die Wahl zwischen einem weiteren permanenten Alimentierungsprojekt und einem vermeintlich lukrativen Projekt was andere naturgemäß anders einschätzen. DaseBLN und andere trauen offenbar eher den erfahreneren Alternativos als dem branchenfremden aber dafür vermutlich betriebswirtschaftlich fundierteren Wirtschaftsleuten. Ich kann es nicht wirklich beurteilen, finde aber Deine Argumentation (bei der Du anderen die eigenen Argumente in den Mund legst) und Wortwahl etwas arrogant und unpassend. Nicht jeder muss gleich ein notorischer TAZ-Leser, Sprüher, linker Punk whatever sein, nur weil er NEBEN (nicht STATT) betriebswirtschaftlichen Aspekten auch andere für relevant erachtet. Ansonsten bräuchten wir gar keine Politik mehr, da die Märkte vieles ohnehin deutlich effizienter regeln.


    Allgemein wünsche ich mir für die Mediaspree weitere wirtschaftliche Impulse aber auch ein attraktives Kulturleben und einen netten Uferstreifen. Bisher sieht es aus, als wenn beides gelingen kann.

    Tangentialverbindung Ost kommt

    Das dürfte nicht nur Klarenbach freuen: Die Tangentialverbindung Ost ist beschlossene Sache und wird auf vier Spuren Adlershof und die großen östlichen Gewerbegebiete miteinander und mit dem BBI verbinden. Insgesamt sollten so die Bezirke Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Köpenick wirtschaftlich profitieren. Baurecht und Finanzierungssicherheit sollen in dieser Legislaturperiode sichergestellt werden.


    http://www.morgenpost.de/berli…eder-Tritt-zu-fassen.html


    Wenn nun noch der Weiterbau der Stadtautobahn beschlossen wird, werden sich weitere Bezirke über bessere wirtschaftliche Perspektiven freuen dürfen.

    Zukunft des ICC

    Der Abriss des ICC ist ohnehin (erst einmal) vom Tisch. Ich finde das eigentlich ganz gut, denn das ICC ist schon eine Art Markenzeichen des Messestandortes. Die Frage ist halt nur, wie es genutzt werden soll. Es muss neben der Messe ein weiterer Nachnutzer gefunden werden...


    Die Morgenpost haut in einem aktuellen Artikel alles mögliche vom EKZ, über Hotel und Casino bis Kunstzentrum oder Landesbibliothek auf den Tisch. Die Kunsthistorikerin Kerstin Wittmann-Englert plädiert aber eindringlich dagegen, das ICC aktuellen Moden zu opfern. Es solle langfristig wieder als Kongresszentrum genutzt werden, als welches es international große Beachtung und entsprechende Preise von internationalen Experten erhalten habe. Der Architekt Eike Becker stimmt zu und sieht als potentielle zusätzliche Nutzer des visionären Baus ein Hotel oder ein Innovationszentrum für die deutsche Wirtschaft.


    http://www.morgenpost.de/berli…r-ICC-werden-koennte.html (Google-Link nutzen)


    Auch in der Berliner Zeitung wird der Erhalt des ICC (innen wie außen) plädiert, da dieses eine große Individualität bei gleichzeitig hoher Ausführungs- und Langzeitqualität aufweise.


    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,18592824.html

    ironson

    Also langsam haben wir ja begriffen, dass in Berlin alles dringend größer, spektakulärer und moderner werden muss. Schließlich muss man an die goldenen Zwanziger anknüpfen und wieder die Nummer eins in Europa werden usw. Und glaube mir, dass auch ich so eine Entwicklung sicher nicht bedaueren würde. Man muss aber auch ein bisschen realistisch sein. Berlin hat gewaltige Altlasten und einen immensen Schuldenberg (nicht zuletzt auch dank der letzten CDU-Regierung), da ist das bisherige wie das momentane Tempo durchaus erfreulich.


    Zum Thema: Tegel ist schon jetzt nicht mit Tempelhof vergleichbar. Tempelhof darf in meinen Augen gerne eine bürgernahe Attraktion bleiben und das Alliertenmuseum aufnehmen und darüber hinaus auch weiterhin einige flexible Freiräume behalten. Ein wenig Improvisation und grüne Wiese passt doch bestens zum Wesen Berlins (immerhin haben sich schon diverse interessante Nachnutzungen ergeben von Mode über Musik bis IT und auch ein Schaufenster für Berliner Technologien halte ich weiterhin für realistisch). Hier in Tegel hingegen gibt es seit Jahren aufwändige Studien und Planungen und nun mit dem hier vorgestellten Masterplan eine klare Marschrichtung. Auch eine Initialzündung gibt es mit mit der Beuth-Hochschule und entgegen aller Unkenrufe gibt es offensichtlich sogar bereits erste Interessenten. Die Richtung ist vorgegeben, die Bewegung ist angestoßen, das Tempo kann man sicher forcieren aber nicht gänzlich bestimmen. Es bleibt zu hoffen, dass es in den folgenden Jahren und Jahrzehnten viele erfolgreiche Investitionen geben wird.


    P.S.: Ein modernes Adlershof ist übrigens ein logischer Widerspruch. Aber auch dort hat die Erfolgsstory Jahrzehnte gedauert (inklusive der Anfänge in der DDR-Zeit). Beim Euref und ähnlichen Projekten sieht man, dass es immer sehr viel Energie und Ausdauer braucht und auch eine große Flexibilität.

    Hobbyist: Danke für diese Daten. Gekonnt bzw. absichtlich verschwiegen/ verschleiert habe ich persönlich aber gar nichts und finde auch nicht dass der zitierte Artikel es übermäßig tut. Nur will ich mich nicht bei jeder Meldung wiederholen und immer wieder solche Bezüge herstellen, da es auf die Dauer müßig wäre und die Situation allen in etwa bekannt sein sollte (vgl. meine früheren Beiträge zum Thema). "Deine" Daten sind aber doch sehr interessant. Das absolute Bruttoinlandsprodukt liegt damit bereits an 7. Stelle der Bundesländer und beim BIP pro Kopf liegt man immerhin an 8. Stelle und nicht soo weit unterm Bundesschnitt. Ich hatte es angesichts der hohen Arbeitslosigkeit noch deutlich(!) schlimmer befürchtet. So gesehen ist ein relativ stärkeres Wachstum nur ein Anzeichen für eine weitere Annäherung, wie sie seit Jahren mehr oder weniger beständig statt findet. Auch sind 1,8% Wachstum in Krisenzeiten mE völlig in Ordnung, ja sogar äußerst erfreulich. Ich freue mich hingegen nicht an der Abschwächung bei den anderen Bundesländern. Lieber wären mir überall dicke Wachstumskurven, zumal für mich der absolute Wohlstand in Berlin überhaupt mehr zählt als der relative im Vergleich zu anderen Ländern...

    Berliner Wirtschaft wächst weiter

    Laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erzielte Berlin beim preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2012 ein Wachstum von 1,8% - mehr als alle anderen Bundesländer, die im Schnitt um 1,1% zulegten. Brandenburg schaffte leider nur 0,3% und lag damit in etwa im Durchschnitt der anderen neuen Länder (0,4%, alte Länder 1,2%, je ohne Berlin). Insgesamt hat sich das Wachstum aber deutschlandweit abgeschwächt. Berlin profitiert dabei jedoch vom hohen Anteil des weniger anfälligen Dienstleistungssektors an der Gesamtwirtschaft. Aber auch beim Produzierenden Gewerbe lag Berlin deutlich über dem Schnitt, hier insbesondere durch einen deutlichen Zuwachs beim Baugewerbe.


    http://www.stadtmorgen.de/wirt…-wachstumskurs/35949.html

    ICC soll doch bleiben...

    Das ICC soll nun doch mit einem privaten Partner saniert werden. 200 Mio will der Senat selbst zur Verfügung stellen, den Rest muss besagter Partner generieren. Bisher war mW von Hotels und Casinos die Rede und auch die Messe könnte Teile weiter nutzen. Angewiesen (etwa für Großverantsaltungen) ist sie aber dank City Cube wohl nicht mehr. Ein genaues Konzept steht aber ohnehin noch aus und vorher soll kein Geld fließen.


    Zwei Dinge erscheinen mir bemerkenswert: Zum einen hatte Wowereit gerade erst signalisiert, eine Sanierung sei äußerst problematisch (es klang fast schon nach einer entsprechenden Entscheidung, aber doch irgendwie bedauernd und zögerlich) und nun diese scheinbar sehr rasche und deutliche Kehrtwende. Außerdem haben sich die Koalitionspartner mW bisher bei allen teuren Großprojekten spendabel gezeigt und sich für eine Realisierung ausgesprochen. Wenn dieser Trend anhält und die Kosten beim einen oder anderen Projekt doch wieder explodieren, kann es also noch sehr, sehr teuer für die öffentliche Hand werden. Vielleicht ein letztes Aufbegehren bevor die Schuldenbremse greift und solche Investitionssummen abwürgt.


    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,18448018.html

    70 Mio für Beuth-Campus in Tegel

    Der Teilumzug der Beuth-Hochschule nach Tegel ist nun beschlossene Sache. Ab dem Wintersemester 2015/2016 sollen 1500 von ca. 10.000 Studenten hier studieren. Dafür werden vermutlich ca. 15.000m² zur Verfügung gestellt. Dort sollen vor allem die Studiengänge und Forschungsschwerpunkte rund ums Leitprofil "Urban Technologies" angesiedelt werden, u.a. Erneuerbare Energien, Gartenbau und Landschaftsplanung. Hierfür soll es Teststrecken und "modernste Labore" geben und auch die Gründerwerkstatt soll mit nach Tegel umziehen. Ein Komplettumzug der Hochschule ist somit aber offensichtlich vom Tisch. Die Beuth-Hochschule freut sich dennoch über die Planungen und die geringe Entfernung zum alten und neuen Hauptcampus in Wedding (ca. 3,5km).


    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,18448018.html

    Die Berliner Zeitung hat einen frischen Artikel zum Thema, der trotz einiger womöglich spöttischer Tendenzen und Kritik an der konkreten Realisierung recht positiv auf das Projekt zu sprechen ist. Man komme gewissermaßen zurück zu den Anfängen der Aufklärung. Kritisiert wird insbesondere, dass kein Versammlungsraum für Nichtgläubige geplant ist, um den/ die Glauben auch mit dem Säkularismus zu versöhnen (ein primäres Ziel der Aufklärung, dass inzwischen noch wichtiger erscheine), denn Nichtgläubige seien hier so Gäste aber nicht zu Hause. Außerdem werde eine jeweils sehr traditionelle Auslegung der Religionen zu Grunde gelegt: Sogenannte "Frauenemporen" kämen den orthodoxen Juden und Muslimen entgegen, seien aber womöglich eine Zumutung für die Liberalen und auch der christliche Betraum weise eine geradezu mittelalterliche Hierarchisierung zwischen Priester/ Altarraum und Gemeinde/ Kirchenraum auf. Auch deshalb spricht sich der Autor für den viertplatzierten Entwurf aus, der einzig nicht so sehr auf die traditionellen Formen setze. Dieser bette zudem die prinzipielle Ähnlichkeit der drei monotheistischen Religionen in eine überzeugende architektonische Entsprechung. Auch sonst erschien mir der Artikel lesenswert, da er interessante - auch historische - architektonische Bezüge herstellt. Also am besten selber lesen.


    Nur noch einige relevante/ interessante Fakten (ich hoffe, nichts davon ist alt):
    -Die Finanzierung ist bisher keineswegs geklärt, das Projekt gilt aber wohl für diesen historisch und symbolisch wichtigen Ort als gewünscht und gesetzt.
    -Der Einzelraum für Muslime wird sich nach Mekka, der für Juden nach Osten gerichtet. Frauenemporen sollen den jeweiligen Orthodoxen entgegen kommen (siehe oben).
    -Im Wechsel soll je eine der drei Religionen Lessings "Nathan der Weise" inszenieren (bzw. einen Regisseur vorschlagen) und zwar stets am 14. April, dem Jahrestag der Uraufführung von 1783. Das alleine halte ich für einen sehr mutigen und höchst interessanten Einfall. Ich bin auf die jeweiligen Interpretationen gespannt.


    Quelle: http://www.berliner-zeitung.de…wg,10809150,17899086.html

    necrokatz: Ich würde auch gerne Wolkenkratzer am Alex sehen (sonst gibt es ja in der Innenstadt mW keine konkreten Planungen), aber den entsprechenden Markt für Hochhäuser scheint es momentan eher am Zoo und im weiteren Umkreis der Mediaspree zu geben (auch das Estrel ist nicht soo weit davon weg). Entstehen halt erst einmal dort ansehnliche kleine Cluster. Der Alex kommt vielleicht auch noch dran, wenn die Nachfrage entsprechend bleibt.


    Ein attraktives Hochhaus am Estrel wäre aber für den Bezirk wirklich wünschenswert. Das wäre mal ein positives Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort. Schließlich gibt es dort viel Gewerbe auch wenn viel davon nicht so ansehnlich ist... Außerdem wird Nordneukölln immer mehr vom Tourismus erschlossen, wenn auch teils zum Leidwesen der Anwohner.

    Glaub ich erst wenn ich es sehe...

    Das Estrel ist mW bisher ein großer Erfolg und es gab schon lange Pläne mit der Kongresshalle und einem EKZ. Aber ein Hochhaus von über 120m kann ich mir dort kaum vorstellen. Das wäre natürlich ein echter Paukenschlag und würde der Gegend (viel Gewerbe, eher mittelmäßige Wohngegend) sicher gut tun und auch ein weithin sichtbares Aushängeschild für den Bezirk werden.


    Würde, wäre, falls - es bleibt erst einmal abzuwarten. Auch die bisherigen Planungen kamen ja lange nicht voran. Auch letztes Jahr tat sich entgegen Ankündigungen nichts. Arbeitsplätze würden natürlich so oder so entstehen, wenn mal wieder investiert und expandiert wird.

    Ich werde den Entwurf jetzt nicht in den Himmel loben, aber irgendwie finde ich ihn auch nicht so schlecht. Er wirkt sehr solide, hat eine eher dezente aber mE doch einigermaßen gelungene Strukturierung und ich habe generell eine Schwäche für Backstein. Markant ist er sicher nicht, da gebe ich Bato völlig recht. Aber auch Schlichtheit, Bescheidenheit, Solidität haben halt ihre Liebhaber...


    Nur einen deutlich abgesetzten Sockel und ebenso ein markant abgesetztes Dachgeschoss hätte ich mir schon gewünscht, meinetwegen sogar ein Staffelgeschoss. So wirkt das Ganze etwas zu monolithisch, was ich schade finde da mir wie gesagt die sonstige Strukturierung zusagt. Auch die Farbgebung ist (sicher gewollt) sehr zurückhaltend, was nicht so ganz meine Sache ist.

    Klarenbach: Also bei aller Sympathie, ich glaube nicht, dass man alle wichtigen Einrichtungen nach Marzahn, Lichtenberg & Co verlagern sollte wie Du es scheinbar gerne hättest ;) Freu Dich doch erst einmal über die IGA und den Cleantech-Park (je 40 Mio-Projekte, die zudem jeweils bestehende Stärken weiter ausbauen). Zudem gibt es doch schon die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in Karlshorst und Oberschöneweide (vgl. Post 36: http://www.deutsches-architekt…tschaft+Campus#post237510 ) und auch Adlershof und Buch liegen im ehemaligen Ostteil der Stadt. Sicher sollte man die Infrastruktur weiter verbessern und mit diesen Pfunden wuchern, aber irgendetwas muss sich doch schließlich auch im Westteil (weiter-)entwickeln dürfen. Und auch dort ist viel Potential vorhanden, was man keinesfalls vernachlässigen sollte.


    Die Beuth-Fachhochschule sitzt zudem schon in Wedding und will nun einmal gerne in Tegel expandieren, nicht zuletzt um an der Speerspitze einer neuen Entwicklung zu stehen. Ich kann es ihnen nicht verübeln und gönne allen solchen Projekten gleichermaßen Erfolg.


    necrokatz: Ich weiß nicht inwiefern bei der Bayer-Entscheidung dieser Zusammenhang tatsächlich besteht, denn 170 Stellen sollen ja nach Wuppertal und Leverkusen. Ich sehe es daher schon als eine Schwächung des Standortes an, auch wenn sonst offenbar eine gute Dynamik vorhanden ist (Pfizer kam erst vor kurzem an die Spree und mW plant ein anderes Pharmaunternehmen einen neuen Firmensitz in der Europa-City: Post 469 http://www.deutsches-architekt…ht=Sitz+Pharma#post313596 ). Es ist schade, dass Bayer hingegen seine Berliner Ambitionen mehr und mehr zu begraben scheint, auch wenn in Interviews immer wieder das Gegenteil beteuert wird.

    Bayer streicht 300 Stellen in Berlin

    In der Antike wurden Überbringer schlechter Nachrichten angeblich hingerichtet. Naja, aber leider gehören auch solche Entwicklungen dazu. Bayer schleift offenbar die chemisch-pharmazeutische Entwicklung in Berlin. 170 Stellen wandern nach Wuppertal und Leverkusen, 130 werden komplett gestrichen :(


    http://www.focus.de/finanzen/n…wegfallen_aid_822236.html
    RBB-Text, S. 130


    Aktuell gibt es in Berlin noch ca. 5000 Angestellte bei Bayer HealthCare Pharmaceuticals, bald also 6% weniger...
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Berlins


    Das unterirdische Besucherzentrum wird zunehmend in Frage gestellt. Es wird insbesondere eine Kostenexplosion befürchtet, von 500 Millionen Euro ist die Rede. Damit würde man das US-Vorbild toppen, trotz einer deutlich geringeren Bruttogeschossfläche von 6000m² auf 2 Etg (US-Zentrum ca. 54.000m² auf 3 Etg). Grund sind potentielle bauliche Probleme wie Wärme- und Geothermie-Anlagen des Reichstages, die neue Trasse der U5 sowie Probleme mit Grundwasser und Sandboden. Eine „Machbarkeitsstudie“ soll bis Ende Oktober belastbare Zahlen liefern.


    Falls das Zentrum kommt, soll es im Kern ein Forum mit Filmräumen, Konferenzbereich und Seminarräumen aufnehmen. Ferner soll es Ausstellungsflächen sowie "Repräsentationsbereiche" für den Bundespräsidenten geben und auch spezielle Flächen für Kinder. Zudem sollen bekanntlich Sicherheits- und Röntgenschleusen eingebaut werden. Das Zentrum soll schließlich u.a. einen häßlichen Container ersetzen, der bisher dem Sicherheits-Check dient. Auch soll es ein Pendant zur sehr positiv aufgenommenen begehbaren Kuppel des Reichstags dienen. Es ist für 1500 Besucher ausgelegt.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…tag-zu-teuer/7145364.html


    Fazit: Es gilt also, abzuwarten was die Machbarkeitsstudie aussagt und wie der Ältestenrat des Bundestages darauf reagieren wird. Eine Bereicherung für Berlin-Touristen wäre es sicher, denn dadurch wird das "politische Berlin" vermutlich greifbarer. Zudem wäre es natürlich eleganter so den Sicherheitsanforderungen Rechnung zu tragen und gleichzeitig eine neue Attraktion anzubieten.

    Naja, man setzt ja nicht voll auf Solarenergie. Es klingt eher so als wenn man alles nimmt, was grob ins Schema "CleanTech" passt und es gibt ja scheinbar sogar schon zwei ernsthafte Interessenten für eine Ansiedlung. Wobei auch Akkus ein hartumkämpfter Markt sind und die Konkurrenz aus Fernost bisher übermächtig erscheint. Linde hingegen ist mW sehr stark aufgestellt. Insgesamt gilt Deutschland bei Grünen Technologien noch als innovativ und wettbewerbsfähig auch wenn in China und den USA in anderen Größenordnungen geforscht und investiert wird und manche Felder inzwischen praktisch uneinnehmbar erscheinen. Verpackung und Recycling etwa sind hingegen einige der Branchen wo Deutschland weltweit ziemlich weit vorn ist. Außerdem könnten einige internationale Unternehmen auch auf Berlin setzen um neue Märkte zu erschließen oder ihr Image zu verbessern (frommer Wunsch).