@ WolfsheimJena:
Ich finde aus deinen Beiträgen spricht ganz einfach die Angst, eigene Pfründe zu verlieren. Insofern hast du die selben Gründe wie die meisten Politiker, "Mitteldeutschland" schlecht zu finden. Das zeigt sich ja schon in den Nebensätzen ("ländliches Thüringen fällt gnadenlos hinten runter").
Der Lizzy-Artikel führt die meisten Punkte schon an, Fakt ist:
1. Drei Bundesländer dieser Größe sind finanziell nur schwer tragbar. Zugegebenermaßen wurde der Fehler bereits 1990 gemacht. Da hätte man Milliarden sparen können. Es ist jedoch nur schwer zu ertragen, wieviel Geld hier in der Region zum Fenster rausgeschmissen wird, weil Provinzfürsten ihr Ego pushen wollen und die Regionen gegeneinander statt partnerschaftlich agieren. Die Angst vorm Verlieren der Pfründe ist nichts anderes als die Angst davor, kein Geld mehr verschwenden zu können.
2. Dass Ländergrenzen eben doch eine Hürde sind, zeigt sich immer wieder, seien es der öffentliche Nahverkehr, seien es Schulwege, Straßen o.Ä.
3. Es gibt bereits etliche Bundesländer, die im Laufe der Zeit mal mehr mal weniger künstlich aus kleineren Gebieten "zusammenfusioniert" wurden: Nordrhein-Westfalen (Westfalen, Lippe, Nördliches Rheinland), Baden-Württemberg (Baden, Württemberg), Bayern (Franken, Schwaben, Altbayern), Sachsen-Anhalt (Preussische Provinz Sachsen, Freistaat Anhalt).
4. Schon allein aus politischen Gründen ist sehr stark anzunehmen, dass die ländlichen Gegenden gemessen am Bevölkerungsanteil finanziell überproportional bevorzugt werden würden.
5. Wie die Lizzy richtig schreibt: für die wenigsten Leute ist das Bundesland die Identifikationsfigur Nummer 1. Das mag bei dir persönlich anders sein, allerdings kenne ich es persönlich auch nicht anders. Da fühlt man sich zunächst als Muldentaler, Lausitzer oder Eichsfelder, dann als Deutscher, später kommt dann das Bundesland.
Wo leben wir denn, uns unsere politische Struktur von oben her aufsetzen zu lassen!?
6. Wann in der Geschichte Deutschlands wurde denn bisher die politische Struktur nicht von oben her aufgesetzt? Ich spreche nicht von vereinzelten Volksbefragungen à la Saarland oder Altenburg, die bestätigen eher die Regel. Wenn man seit Anfang der 90er die Kreise, mit denen sich die Bevölkerungsmehrheit offensichtlich stärker identifiziert, mehrfach ändern konnte, warum kann das nicht mit Bundesländern geschehen? Die Region zum identifizieren gbt es dann ja immer noch, genauso wie es heute Anhalt, Franken oder Baden noch gibt.
Ich für meinen Teil wage zu behaupten, dass Berlin-Brandenburg, Niedersachsen-Bremen-Hamburg und Mitteldeutschland früher oder später kommen werden. Vielleicht nicht in 10 Jahren, dann halt später. Bis dahin wird dann halt weiterhin Geld rausgeschmissen und Tatsachen geschaffen.
Im übrigen waren große Teile Thüringens und Sachsen-Anhalts bereits in der erwähnten preussischen Provinz Sachsen vereint.
Grüße,
*D