Altstadt - Rathaus auf dem Marktplatz
Die erste kleine historische Bilderfuhre beende ich dann mal mit einigen Aufnahmen vom alten Rathaus auf dem Neubrandenburger Marktplatz
(Hier nochmal Infos dazu - und hier ein paar Fakten inkl. aktuelle Bilder - nur für Hartgesottene! ;)).
Es wurde wie gesagt '45 niedergebrannt, in den 50ern hat man die letzten Überreste abgeräumt, während die Keller bis heute konserviert werden konnte. Der Platz dieses Baus bleibt auch nach Fertigstellung des Marktplatzumbaus 2009 unbebaut - und eine kleine Reko könnte Neubrandenburg wirklich verdammt gut tun
Zumal es sich hier um einen ziemlich schlichten Barockbau handelt.
Ursprünglich im Jahre 1588 errichtet, war er zahlreichen Bränden ausgesetzt (Stadtbrand 1676, 1737, diverse kleine) und wurde vielfach verändert.
Seine hier gezeigte, zurückhaltende Form erhielt er anno 1747. An seine Bauzeit erinnerte nur noch ein Portalstein im Durchgang des Rathauses.
Hier mein Scan aus "Neubrandenburg in alten Ansichten":
> Volle Auflösung (anklicken zum vergrößern):
Ergänzend dazu noch 2 Aufnahmen vom Bildindex:
http://"http://www.bildindex.de/bilder/MI07537c10b.jpg"
http://"http://www.bildindex.de/bilder/MI07537c12b.jpg"
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Wie gesagt, ich habe mich hier zeitweilig auch für eine Rekonstruktion eingesetzt - sowas stößt in der (finanziell knapp bemessenen) Provinzstadt leider weitgehend auf taube Ohren. Dabei gäbe es handfeste Vorteile eines solchen Baus: NB hätte endlich wieder einen historischen Mittelpunkt (der noch aus nichts als sozialistischer Einöde besteht), es wäre der ideale Standpunkt für eine kulturelle Nutzung (der Platz wurde vor Beginn d. Bauarbeiten stark frequentiert), der ehemalige Ratskeller könnte als urige Kneipe wieder hergestellt werden (Fritz Reuter erdachte dort einige seiner bekanntesten Werke), die Mitte hätte wieder einen architektonischen Anhaltspunkt ihrer großen Historie und es gäbe schlicht weniger enttäuschte Gesichter beim Betreten des Marktplatzes, und - besonders wichtig - es gäbe den von Modernisten so oft geforderten spannenden Kontrast
Ein barockes Rathaus zwischen stalinistischen Geschäftshäusern, einem 4-Sterne-Plattenbauhotel, einem 70m-Soziophallusturm und einem modern Einkaufszentrum - wo gibt's sowas schon? Vielleicht wäre die Wirkung etwas kurios, aber auf jeden Fall interessant. Außerdem fehlt hier einfach ein baulicher Bezugspunkt, der Marktplatz wird auch nach Fertigstellung der Tiefgarage nichts als eine Betonwüste sein.
Jetzt werden sicher einige sagen: Aber das war doch nun wirklich kein besonderer Bau, wozu rekonstruieren? Gerade das ist der Vorteil mMn - es war ein schlichtes Gebäude, ergo: einfach/kostengünstig zu rekonstruieren (kaum Stuck & Dekorelemente, Aufbauten usw.). Zudem kann dadurch niemand ernsthaft mit dem Disney-Kitsch-Argument kommen. Auch wichtig: So ein schlichter Bau würde sich nicht so mit der umgebenden "Architektur" beißen, aber trotzdem richtig aufregend wirken.
Und um mal zu zeigen, dass so etwas in M-V auch heutzutage noch geht (sogar mit aufwendigeren Bauten): Das 1998 rekonstruierte Rathaus von Demmin hat dem altehrwürdigen Marktplatz seine Fassung zurückgegeben und sich ein Plätzchen im Herzen der Demminer erkämpft. Ich habe es selbst von Bewohnern gehört, wie begeistert sie darüber sind, dass man diesen Bau wiederauferstehen ließ. Bei Stadtbild Deutschland wird u.a. auf dieses Projekt hingewiesen.
Was meint ihr? Hat das alte Rathaus von Neubrandenburg noch eine Chance? Wie könnte man für einen Wiederaufbau argumentieren und wo die Gelder dafür auftreiben?
Meine Meinung: NB braucht seine Mitte zurück! (Am besten samt Palais, Café Zandering, Hotel zur Goldenen Kugel, Gründerzeiteckbauten, Laternen, Denkmäler usw.)