Zur Politik:
Auf absehbare Zeit wird es keine Eingemeindung von Eschborn oder Offenbach geben. Angesichts der hohen Schulden wollte iÜ Frankfurt Offenbach gar nicht haben. Eine Eingemeindung Eschborns ist landespolitisch nicht durchzusetzen, da dann auch sehr viele andere Gemeinden in der Peripherie von Großstädten fürchten müssten, von diesen geschluckt zu werden.
Eschborn verdankt seinen Aufstieg als Bürostandort ja neben der guten Verkehrslage vor allem dem im Vergleich zu Frankfurt niedrigen Gwerbesteuer-Hebesatz. Das Problem ist, dass eine Stadt wie Eschborn ebenso wie andere Umlandgemeinden im Rhein-Main-Gebiet ohne das kulturelle/wirtschaftliche/politische/infrasturukturelle Angebot von Frankfurt gar nicht in ihrer jetzigen Form existieren könnten, aber gleichzeitig durch Gewerbesteuerdumping Frankfurt Unternehmenszentralen und Verwaltungsstandorte abjagen, mit den entsprechenden Städtebaulichen Konsequenzen. Eschborn nimmt also in Form eines 'Trittbrettfahrers' am von der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellten Angebot teil, ohne dazu beizutragen. Es wäre daher politisch geboten, zu einer Angleichung der Gewerbesteuerhebesätze zu kommen, etwa indem man Gemeinden wie Eschborn dazu zwingt, sich in höherem Maße an der Finanzierung bestimmter Infrastrukturangebote in Frankfurt zu beteiligen.
Langfristig könnte man dann eine besondere politische (Supra-)Struktur für das Rhein-Main-Gebiet anstreben, um dem Zusammenwachsen des Rhein-Main-Gebiets Rechnung zu tragen, ohne dass es dadurch zu einer Eingemeindung kommen würde, wodurch die stärker zur Finanzierung in Anspruch genommenen Gemeinden auch eine dementsprechende politische Mitsprache hätten.
Das hier schon angeprochene London ist zB auch keine 'Stadt' im eigentlichen Sinne, vielmehr ist 'Greater London' eine föderale Struktur, die sich aus mehreren unabhängigen Gebietskörperschaften zusammensetzt. Von Mitte der 80er Jahre bis ca. 1997 gab es in London sogar gar keine zentrale Verwaltungseinheit, vielmehr waren die boroughs vollkommen selbständig und kooperierten nur auf betimmten Gebieten.
Im einzelnen wäre das alles natürlich sehr kompliziert und auch nicht leicht durchzusetzen.
Zum Städtebaulichen:
Die wichtigsten Entwicklungen in Frankfurt sind mE, dass sich der 'urbane Raum' über die eigentliche Innenstadt hinaus vergrössert: im Osten durch die Aufwertung des Ostends sowohl als Wohn- und Büro wie auch als Kultur- und Nachtlebenstandort. Der Bau der EZB wird diesen Prozeß städtebaulich markant sichtbar machen. Im Südwesten könnte ein ähnlicher Prozeß durch den Bau des Europaviertels in Gang kommen, dadurch könnte auch das Gallusviertel und andere angrenzende Viertel, die die meisten Frankfurter bis vor einigen Jahren freiwillig nie betreten hätten, insgesamt aufgewertet werden. Der eigentlich grossstädtische Raum in Frankfurt könnte so in Zukunft in der subjektiven Wahrnehmung viel größer ausfallen.
Ein sehr großes Potential hätte wie schon angesprochen das Bahnhofsviertel, als multikulturelles Ausgeh-, Künstler und Kulturviertel.
Ansonsten ist Frankfurt schon jetzt am Wochenende bei weitem nicht so leblos wie oft angenommen, nur dass sich viel Leben eben nicht in der Innenstadt abspielt. Das ist aber in anderen Städten nicht anders, so ist etwa die eigentliche City of London an Sonntagen fast genauso tot wie Canary Wharf, außerdem Pendeln die meisten in London auch von weit ausserhalb des Stadtzentrums aus ein.