Beiträge von maselzr

    Die "Purifizierung" ist hier mMn besonders ärgerlich, denn die alte Fassade kam mir keineswegs überladen vor. Doch der Denkmalschutz wird wohl die neue Fassade unter Schutz gestellt haben. Darin zeigt sich wieder das altbekannte Dilemma beim Denkmalschutz: Die Architektur soll zwar vor zukünftigen Veränderungen geschützt werden, doch gleichzeitig werden Veränderungen in der Vergangenheit als Ausdruck ihrer Zeit legitimiert, obwohl sie der ursprünglichen Gestaltung eher geschadet haben (hinzu kommt, dass diese Einschätzung oftmals subjektiv ist).

    Vielen Dank für die neue Perspektive - jetzt verstehe ich die städtebauliche Situation deutlich besser!


    Dexter hat Recht, das Projekt tut der Straße wirklich gut. Durch die Fortsetzung der Straßenflucht wirkt sie etwas urbaner, bzw. die Straße verliert sich nicht mehr ins Nichts. Auf die geplante Erweiterung der Backfabrik kann man sich daher schonmal freuen, denn die wird diesen Effekt sicher nochmal deutlich verstärken.

    Könntest du ausführen, warum man damit seinen guten Ruf aufs Spiel setzen würde? Im Sinne der Nachhaltigkeit sind einige Bestandsumbauten im Portfolio jedenfalls eine Bereicherung. Mit dem Feingefühl von Nöfer und Treese sollte es auch kein Problem sein, ein vernünftiges Fassadenkonzept entwickeln zu können.

    Ecke Taubenstraße / Glinkastraße | Glint

    Gesamtübersicht des Ensembles. Der Eckturm im Alpenhütten-Look wird wohl noch mit Farbe oder einem anderen Material überdeckt:


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    Die kleineren Gebäude neben dem Eckhaus sind schon ohne Gerüst zu sehen und sind mMn sehr ansprechend, wenn auch ein bisschen zu reduziert, gestaltet. Die verschiedenen Farbtöne machen im Straßenbild einen lebendigen Eindruck. Je nachdem wie die Erdgeschosszone ausgeführt wird - hoffentlich mit einer reduzierten Rustizierung - kann das alles noch ganz gut werden.


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    Update vom 25.05.2023


    Hier geht es von außen eher langsam voran, doch auf der Baustelle war viel los. Erstmal einen Gesamt-Überblick:



    Detail des Fassadenmaterials. Hoffentlich wird noch sauber verfugt:



    Ein Pfeiler wird in Position gebracht, indem er über den Bewehrungsstahl gestülpt wird. Dies erfolgt ganz langsam und vorsichtig:



    Fast geschafft:


    Mein Eindruck von der für den Autoverkehr gesperrten Friedrichstraße war vorletzte Woche gar nicht so schlecht. Zumal die "Fahrradautobahn" weg war. Die Außengastronomie war gut besucht. Es waren aber auch sonst Leute unterwegs. Natürlich war die Gestaltung provisorisch. Aber die Autos habe ich ganz und gar nicht vermisst.

    Den Eindruck hatte ich heute interessanterweise auch. Die provisorischen Möbel sehen nicht mehr nach Kreuzberger Szene-Kiez aus und die fehlenden gelben Fahrradstreifen lassen die Straße weniger nach Baustelle aussehen.


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    ^^

    Als "Beweis" aber auch zur Veranschaulichung des annähernd originalen Erscheinungsbildes der Straße gibt es ein Luftbild aus dem Jahr 1954 auf dem Geoportal Berlin. In der Bildecke unten links ist der Abschnitt der Nürnberger Straße zu sehen - damals noch mit historischen Fassaden und Giebeln.


    @UrbanFreak: Eine "Billig-Sanierung" mit Styroporleisten hilft mMn auch nicht weiter - viele dieser Pseudo-Wiederbestuckungen sehen am Ende unbefriedigend oder gar kitschig aus. Trotzdem denke ich, dass es eine Zwischenlösung geben kann, bei der zwar nicht die oft üppigen Fassaden des ausgehenden 19.Jahrhunderts vollständig wiederhergestellt werden müssen, aber dennoch ein reduzierter, geschmackvoller Klassizismus als Leitbild dienen kann. In den Jahren vor dem 1.WK wurden sogar bereits einige Fassadenumgestaltungen überbordender Historismus-Gebäude vorgenommen, die mit wenigen Mitteln sehr gefällige, wenn nicht sogar noch schönere, Resultate hervorbrachten. Erst in Weimarer Zeiten wurden die Umbauten radikaler, indem den Gebäuden entgegen ihrem ursprünglichen Gestaltungskonzept eine moderne Optik aufgezwungen wurde.


    Schade eigentlich, dass Treese, Nöfer und Co. keine Altbausanierungen planen und eine Vorbildrolle für gekonnte Fassadenneugestaltungen entstuckter Altbauten einnehmen. Luxussanierungen von Altbauten gibt es ja genügend.

    Dieses Foto habe ich heute in der Nürnberger Straße gemacht und zeigt eine Häuserzeile gegenüber des Ellington Hotels. Bemerkenswert ist, dass alle im Bild zu sehenden Gebäude Altbauten sind - und doch wirkt die Straße durch den chaotisch billigen Fassadenmischmasch selten hässlich. (Nur eine Original-Fassade hat überlebt!) Ich finde dieses Beispiel zeigt sehr anschaulich, welchen Schaden die Fassadenverunstaltungen am Berliner Stadtbild angerichtet haben, aber auch welches unglaubliches Potenzial aus dieser Stadt herausgeholt werden kann, wenn es genug historisches Bewusstsein, Geschmack und Gestaltungswille gäbe.


    Lietzenburger Straße 76

    Die architektonische Gestaltung der Fassade ist im Rohbau bereits gut zu erahnen. Daneben sind auch die Fortschritte eines Gebäudeteils des Projekts „Fürst“ zu erkennen. Beim gegenüberliegenden Projekt in der Lietzenburger Straße 79/81 war leider weiterhin nichts los.


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    Zwei weitere Updates wurden auf Seite 29 gepostet

    Emser Straße 39 | Phoenix

    Das kernsanierte Eckhaus aus Weimarer Zeiten ist nun auch an seiner Stirnseite von Gerüsten befreit. Im APH wurde zurecht bemängelt, dass die ehemals expressiv gezackten Segmente des Gesimses nicht originalgetreu wiederhergestellt, sondern als Dreiecksform banalisiert wurden. Auch der dezente Bauschmuck ist verloren gegangen (Die Stirnseite war jedoch schon vorher entstuckt). Im Google Street View ist der Vorzustand zu sehen.


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    Das ist ja interessant - der untere der beiden freigelegten Friese hat zwei zueinander achsensymmetrische, keilförmige Einschnitte. Nach einer schnellen Recherche habe ich festgestellt, dass die originale Fassade an diesen Stellen vorgelagerte, korinthische Säulen hat. Es fehlt also nicht nur die Turmhaube, sondern auch noch einige markante Teile der Fassade. Werden diese zusammen mit der Haube finanziert und nachträglich angebaut?

    Als nur kleine Teile des Oro ohne Gerüst sichtbar wurden, war ich zunächst positiv gestimmt, doch ich muss einigen Vorrednern im Forum zustimmen, dass die Fassade großflächig gesehen an Spannung verliert und etwas lustlos daherkommt. Noch kann die unfertige Erdgeschosszone den Gesamteindruck verbessern, doch ich bin skeptisch.


    Besonders übel finde ich die schlampige Ausführung der Fassade. Auf Nahaufnahmen des Gebäudes sind die waagerechten Fugen zwischen den Bruchstein-Tapeten erkennbar, da der Übergang nicht sorgsam kaschiert wurde. An manchen Stellen scheint sich ein Segment sogar nach außen zu wölben. Auch die Dachkante (gut erkennbar auf den Fotos im Beitrag #639) ist so unsauber verarbeitet wie der Kragen eines ausgefransten Kleidungsstücks. In Anbetracht der Tatsache, dass hier eines der renommiertesten Architekturbüros der Welt (!) am Werk war, erwarte ich eine deutlich bessere architektonische Präzision.

    Spam-Folder, ernsthaft? @matrix hat Recht, das wird dem Inhalt nicht gerecht. Da wird sich doch ein passender Strang über Wirtschaft / Politik in der Lounge finden lassen. Backstein bitte nochmal prüfen, vielen Dank!


    Meinetwegen, hoffentlich lohnt sich das Anlegen dieses Threads in der City-Lounge. Der BoS ist auch eher ein OT-Thread als ein Spam-Thread.

    ^^

    Ich stimme dir grundlegend zu, das ist die schöne Seite der Medaille - ich habe in meinem Beitrag auch ausdrücklich erwähnt, dass der Sozialismus aus einer ganz anderen Ideologie heraus zu ähnlichen architektonischen Problemen führt und somit definitiv keine Lösung ist - ganz zu Schweigen von allen anderen gesellschaftlichen Problemen, die damit einhergehen.


    Auf der anderen Seite sehe ich die aktuelle Form des Kapitalismus allerdings kritisch, die 1. eine zunehmende Zentralisierung von Geldströmen fördert und 2. so sehr von ökonomischen Kräften gesteuert wird, dass soziale und ökologische Auswirkungen auf der Strecke bleiben (zum Glück steuert die Politik - zumindest in einigen wenigen Staaten - mit strengeren Umweltauflagen langsam dagegen). Wenn irgendein multinationales Asset-Unternehmen zur Vermehrung seines Kapitals ein Gebäude in Berlin hinsetzt, gehen die Bedürfnisse des Individuums sehr wohl unter. Welcher CEO in den USA, der Geldströme in 3-stelliger Millionenhöhe überblicken muss, interessiert sich noch dafür, was irgendein Nachbar in Berlin von der architektonischen Ambition seines Gebäudes hält?


    Dass der normale Bürger ästhetisch unzureichende Gebäude einfach nicht gutheißen kann und das Problem somit plötzlich gelöst ist, wäre schön. Damit wären wir wieder beim Einfluss des Individuums. Doch bei den starken ökonomischen Kräften, die dabei mitwirken, ist das leichter gesagt als getan.


    Eine Lösung für diese Entwicklung habe ich allerdings nicht, ich bin schließlich kein Ökonom. Und ja, die Diskussion kann gerne woanders hin verschoben werden.