Beiträge von Wolke Eins

    Mein Hauptaugenmerk liegt auch gar nicht auf all diesen berühmten Bauwerken (Schlösser, Kirchen, Museen etc.). Mir geht es vor allem um Wohn- und Geschäftshäuser mit markanten Ausprägungen. Ich finde es einfach nur schade, dass heutzutage freie Bauflächen immer gleich im ganzen Block an einen einzelnen Investor gehen, der dann ein monolithisches, modernes Gebäude draufsetzt. Das waren mal mehrere Parzellen mit unterschiedlichen Häusern, genau wie das Gelände des Covivio-Projekts. Warum konnten da nicht mehrere Gebäude geplant werden mit einer historischen Südost-Ecke?


    Und dass in Westeuropa womöglich weniger rekonstruiert wurde als im Osten unseres Kontinents mag auch daran liegen, dass im Westen weniger zerstört wurde. Bekanntlich wurde da von deutscher Seite mit unterschiedlichem Maß gemessen (im Westen "gesitteter" Krieg gegen Gleichwertige, im Osten Vernichtungskrieg gegen angebliche "Untermenschen").

    Als Beispiel möchte ich gern die polische Hauptstadt Warschau anführen, die unmittelbar nach dem Krieg den gesamten Bereich des Marktplatzes wieder originalgetreu aufgebaut hat. Und heute freuen sich alle über diesen schönen Platz und keiner hat das Gefühl, er würde durch ein Disneyland laufen.


    Ist das Arroganz oder Hybris, dass die heutigen Generationen glauben, ihre Architektur wäre besser als die unserer Altvorderen?? Im 19. Jahrhundert lief vieles schlecht, aber womöglich haben sie dennoch an einigen Stellen die attraktiveren Häuser gebaut!

    An einigen Stellen wie dem Platz der Vereinten Nationen passt ein ganzer Wohnblock in die Schneisen ohne dass vorhandene Bebauung abgerissen werden müsste. Dann hätte man gleich schmalere Straßen die nicht vorrangig dem Autoverkehr dienen.

    Ich gebe nur zu bedenken, dass es so etwas wie einen Verschattungsnachweis gibt.


    Die großzügige Bauweise der DDR mag nicht gerade für heimelige Stimmung für Fußgänger sorgen, aber damals lag das Augenmerk eben auf anderen Dingen. So sollte zum Beispiel auch in die Erdgeschosswohnungen ausreichend Sonnenlicht einfallen, ganz im Gegensatz zu den alten Berliner Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen, die nie Sonne gesehen haben. Aber selbst das war ja keine Erfindung der bösen Kommunisten. Die häufig in der Welt anzutreffende Zeilenbebauung dient genau diesem Zweck, Licht und Luft überall hin kommen zu lassen. Wenn das jetzt alles nachverdichtet werden soll, am besten noch mit kompletter Blockrandschließung, dann wird es eben wieder dunkel in den unteren Etagen, oder wie?

    An anderer Stelle wurde schon angemerkt dass die künftigen Hochhäuser da vom Raumgefühl her schon einiges richten werden.

    Das kann gut sein – allerdings ist meine Faustregel für attraktive Innenstadtbereiche immer "lieber einen Tick zuviel Dichte als einen Tick zuwenig".

    Ich gebe auch nicht viel auf die angebliche Wirkung von Hochhäusern auf ein Raumgefühl. Einen solchen Effekt hätten sie vielleicht, wenn sie direkt am Platz stünden, aber alle Hochhäuser verschwinden vom Alex aus gesehen hinter ihren Sockeln.

    Wenn ich heuzutage aus dem U-Bahneingang der U2 komme, sehe ich den flachen Primark-Sockel, die Galeria Kaufhof, den unsäglichen Verbindungsgang zwischen beiden und ansonsten große, leere Platzfläche. Dieser Ausgang lag mal mitten in einer Straße, und dieses Gefühl hätte ich gerne wieder.

    Ich finde es schade, dass die Sockelbebauung des Covivio-Turms überhaupt keinen Bezug nimmt auf die ehedem dort beheimatete Bebauung. An genau dieser Ecke stand nämlich das wunderschöne Grandhotel Alexanderplatz. Link Die im Rahmen der archäologischen Untersuchungen freigelegten Kellermauern gehörten zu diesem Gebäude.

    Leider sehen es wohl viele hier im Forum anders, aber ich hätte mir sogar gewünscht, dass die südöstliche Ecke des Neubaus eine rekonstruierte Fassade des Hotels erhält. Überall in Europa wurden nach dem 2.WK zerstörte, ehemals markante Gebäude wieder aufgebaut. Nur Deutschland und speziell Berlin scheint damit ein großes Problem zu haben :(

    Visualisierungen müssen nicht das Ergebnis 1:1 darstellen. Das fällt dann unter Kunstfreiheit. Wär ja noch schöner, wenn Hinz und Kunz bestimmen könnte, wie man eine Visualisierung gestaltet.

    Das mit dem Gesetz war auch eher ironisch gemeint. Aber dass Visualisierungen den Endzustand darstellen sollten, finde ich schon! Sonst könnte man sich das nämlich schenken. Und dabei geht es mir nicht um Verfahrensbeteiligte, die durchaus technische Zeichnungen interpretieren können sollten, sondern um die interessierte Öffentlichkeit, die wissen möchte, was optisch zu erwarten ist.

    Ich bin sicher, die meisten erwarten, dass z.B. in einem Verkaufsprospekt das Auto so dargestellt wird, wie man es schließlich auch in Empfang nimmt. Und nicht dass es hinterher heißt, na so hell wie in der Visualisierung ist das Auto natürlich nicht.


    Zitat von DerBe

    Im Übrigen verdickt sich der Monarchtower nach oben hin nicht.

    Da habe ich mich wahrscheinlich ungünstig ausgedrückt. Ich meinte dieses Herausspringen großer Gebäudeblöcke aus der Fassade, was dann aus bestimmten Blickwinkeln so aussieht, als würde das Haus dicker werden. Einen ähnlichen Effekt befürchte ich beim Edge-Tower an der Warschauer Straße.

    Also mir sagt die Formensprache des Entwurfs weniger zu. Was soll nur dieser überhängende Gebäudeteil ab der siebten Etage?? Diese Art der Gebäudeverdickung gefällt mir schon beim Monarchtower nicht. Prinzipiell befürworte ich ein Hochhaus an dieser Stelle, aber wie wäre es mal mit einem sich nach oben verjüngenden?


    Und ich würde am liebsten ein Gesetz erlassen, dass Architekturbüros dazu verpflichtet, realistische Visualisierungen im Hinblick auf Fensterflächen zu erstellen. Am zweiten Bild sieht man sehr deutlich an der Bahnsteigeinhausung und den Viaduktbögen, wie Glasflächen im Allgemeinen aussehen - schwarz. Nur mit dunklen Fensterflächen erhielte man einen halbwegs aussagekräftigen EIndruck vom späteren Gebäude.

    Und das sieht doch gut aus, finde ich zumindest. Oder nicht? Und dann das Ganze eben nicht als Kaufhaus vorstellen, sondern als Kulturstätte, die dafür sorgt, dass nach Ladenschluss der umliegenden Geschäfte nicht nur Penner den Alex bevölkern, sondern auch kulturinteressierte Berliner und Touristen.


    Am besten daran gefällt mir, dass ich offenbar nicht der einzige Träumer bin ...

    ^ Kann ich doch! Hab ich doch auch geschrieben. Aber ich wiederhole mich gern: es wäre durchaus denkbar, den Brunnen in ein Gebäude zu integrieren, ohne ihn versetzen zu müssen. Aber wir beide müssen da auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen, ist schon in Ordnung. Vielleicht gibt es ja andere Mitforisten, die der Idee etwas abgewinnen können.

    Wer einen Raumeindruck haben möchte, wie das mit einem Tietz-Kopfbau auf dem Alex aussehen könnte, kann sich die Serie "Babylon Berlin" anschauen. Dort wurde mittels Überlagerung von Realaufnahme und Computerbild der Alex aus der Vogelperspektive dargestellt. Link

    Ich steige jetzt mal nicht in eine politische Systemdebatte ein, das bringt nichts. Aber du hast vollkommen Recht: als ich in die "real-sozialistische" Welt hineingeboren wurde, war vom Tietz schon lange nichts mehr zu erahnen. Genauso wie vom übrigen Rest der Berliner Altstadt. Und wenn man sich den heutigen Alexanderplatz anschaut, ist er räumlich schon sehr viel besser eingefasst als zu DDR-Zeiten, als er überdimensional ausuferte. Ich hätte es halt gern noch eine Stufe "kuscheliger". Du offensichtlich nicht, musste ja auch nicht.


    Möglicherweise könnte man den Brunnen der Völkerfreundschaft ja auch in einen Neubau mit Tietz-Kopfbau integrieren. Ich hatte sowieso eher an eine kulturelle Nutzung des Gebäudes gedacht, Varieté-Theater oder Kabarett vielleicht. So etwas fehlt nämlich am Alex. Da könnte so ein Brunnen ein wunderbarer Blickfang im gläsernen Vestibül sein.

    Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich ausgesprochen gerne eine Erinnerung an die Weltfestspiele der Jugend 1973 auf dem Alex und speziell an diesen Brunnen dort gehabt hätte. Etwas wie ein Phantomschmerz, den zu erkennen mir aber auch erst die Erfahrung und Zeit hier im Architekturforum, ermöglicht hat.

    Im Gegensatz zu dir bin ich in der DDR aufgewachsen, und zwar in ihrer Hauptstadt. Ich kenne den Alex noch sehr gut aus diesen Tagen und ich muss konstatieren, dass mich der heutige Anblick des Brunnens in keinster Weise mehr an diese Zeit erinnert. Dafür hat sich sein Umfeld zu radikal verändert.

    Und entschuldige, aber ich empfinde es als ausgesprochen unangenehm, wie du als Nicht-DDRler hier von Phantomschmerz und Anschlägen auf dein Vorwendeleben schreibst.

    Wie verhältst Du Dich zu den von Dir aufgezählten Versetzungen? Findest Du sie bedauerlich, problematisch, fragwürdig, selbst dann, wenn sie jeweils begründet werden konnten, selbst wenn sie im Einzefall womöglich "akzeptiert" wurden?

    Es gibt da ein wirklich sehr interessantes Buch von Benedikt Goebel: Modernisierung und Zerstörung des Berliner Stadtkerns von 1850 bis zur Gegenwart. Wenn man sich vergegenwärtigt, was allein in diesen letzten 180 Jahren in der Berliner Altstadt vernichtet wurde, um Neuem Platz zu machen, kommt man ins Grübeln. Wie viele Feldsteinhütten stehen heute noch, wie viele Fachwerkhäuser oder Renaissancebauten? Welche Gebäude am Alexanderplatz stammen heute noch aus dem Jahr 1900? Und da rede ich jetzt nicht von den Zerstörungen des 2.WK. Damit möchte ich sagen, dass zu allen Zeiten Altes abgeräumt wurde, egal ob es baufällig war oder zu klein oder noch tadellos in Ordnung. Ja, ein stückweit sind Gebäude Manövriermasse, ob das nun allen gefällt oder nicht. Und zu den angesprochenen Versetzungsbeispielen: manche hätte ich gern wieder an ihrem alten Platz, manche können gern an neuer Stelle bleiben. Ich sehe das nicht wirklich dogmatisch.


    Zitat von ElleDeBe

    Diese Haltung, die sich vom "Gewachsenen" und Ererbten in keiner Weise einschränken lassen will, die sozusagen "volle Beinfreiheit" haben will ... nannte ich "geschichtslos", und eine solche Haltung erkannte ich auch in Deinem Vorschlag, einen Brunnen, der in seinem angestammten Ort "funktioniert", angenommen ist, eines der wenigen Bauten am Alexanderplatz, mit dem sich Menschen identifizieren können und den sie mit dem Platz identifizieren, wie ein Legostück aus seinem angestammten Ort zu entwurzeln und anderswo zu verpflanzen, um anderswo eine Lücke zu stopfen.

    Ehrlich gesagt, hat mich der Vorwurf der Geschichtslosigkeit ziemlich hart getroffen. Vielleicht sollte ich nochmals klarstellen, dass ich den Brunnen der Völkerfreundschaft nicht abreißen und zerstören will. Ich hatte mir lediglich Gedanken darüber gemacht, wie man einerseits den Alexanderplatz wieder näher an seine ursprüngliche Form heranführen könnte (durch den Neubau auf dem Tietzareal) und andererseits die Lücke füllt, falls eines Tages doch der Schlossbrunnen wieder auf den Schlossplatz zieht. Und da kam ich auf eben diesen Brunnen, der nun eben nicht mehr in seiner Ursprungsumgebung steht, nachdem die Fassade des Centrum-Warenhauses leider ersetzt wurde durch Allerwelts-Kaufhausarchitektur, nachdem der Sockelbau des Hotels Stadt Berlin (in meinen Augen ebenfalls zum Schlechteren) umgestaltet wurde, nachdem dieser oberhässliche Saturnklotz vom Himmel fiel und alsbald mehrere Hochhäuser den Alex umrahmen werden. Da hielte ich es für eine durchaus lohnenswerte Überlegung, diesen Brunnen besser in ein Ensemble zu setzen, dass noch am ehesten nach DDR aussieht. Und das ist nun mal das Rathausforum. Der Fernsehturm, seine Fußbebauung mit den markanten Spitzen, die Wasserspiele und eckigen Grünflächen schienen mir ein trautes Heim für diesen wunderschönen Brunnen. Und irgendetwas mit Zeitbezug sollte schon an diese Stelle am Schnittpunkt aus Fernsehturm- und Rathausturmachse, finde ich.

    Und hier antworte ich nun auf die jüngsten Beiträge:

    Zitat von ElleDeBe

    ^ Du meinst also, dass man den Brunnen der Völkerfreundschaft, der dort, wo er ist, allgemein angenommen und akzeptiert ist, deswegen willkürlich versetzen können soll, weil er am neuen Ort vielleicht auch irgendwann akzeptiert wäre? 8o

    Ich zweifle übrigens sehr daran, dass eine solche willkürliche Versetzung in diesem Fall auf algemeine Zustimmung stoßen würde, so wie ich auch daran zweifle, dass es "so viele" Beispiele willkürlicher Versetzungen gibt, die dann auch noch "größtenteils" akzeptiert würden. Kannst Du einige Beispiele nennen?


    Wie gesagt, es ist nicht meine Absicht, den Brunnen der Völkerfreundschaft auf Krampf loszuwerden. Ich finde ihn eigentlich sehr gelungen, wenn er nur öfter mal gereinigt würde. Aber letztlich resultiert mein Versetzungsvorschlag nur aus den Überlegungen, den Schlossbrunnen an seinen angestammten Platz zurück zu bringen, den Alexanderplatz wieder auf eine angenehme Ausdehnung zu verkleinern und den Standort am Rathausforum nicht leer zu lassen.

    Ob dieses Ansinnen auf allgemeine Zustimmung stoßen würde, wäre zu überprüfen. Mal eine Umfrage starten?


    Was andere willkürliche Versetzungen betrifft, möchte ich aufzählen: Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, Siegessäule, Löwen vom Nationaldenkmal, Ermelerhaus, Gaststätte Zum Nußbaum, Fischerbrunnen, Königskolonnaden, Spittelkolonnaden.

    Hallo, ich habe mal ein neues Thema aufgemacht, um nicht den Thread zum Schlossumfeld sachfremd zu missbrauchen.


    Ausgangssituation: Ich hatte mich positiv zur möglichen Rückkehr des Schlossbrunnens an seinen angestammten Platz geäußert und darauf aufbauend den Gedanken entwickelt, an den freiwerdenden Standort auf dem Rathausforum den Brunnen der Völkerfreundschaft vom Alexanderplatz zu versetzen. Dadurch würde dort die Fläche frei, einen modernen Neubau in der Kubatur und mit der rekonstruierten Fassade des Kopfbaus des ehemaligen Warenhauses Tietz zu errichten. Daraus entspann sich folgender Diskussionsstrang:


    Zitat von ReinhardR

    Das ist eine (wenn auch "off topic") eine interessante Idee:

    Das Tietz-Kaufhaus am Alex mit der historischen Fassade samt Weltkugel.

    Dahinter wäre dann sogar eine schlichte "Lüscher-Kiste" zu ertragen...


    Zitat von Minimalist

    Mit welchem Argument? 🤔

    Der jetzige Kaufhof ist hochwertig und schlicht-edel im Vergleich zur restlichen neuen Architektur am Alex (Die Mitte oder Park-Inn Sockel)


    Zitat von ReinhardR

    Der Kaufhof ist von dieser Idee gar nicht berührt. Die Tietz-Fassade stand ca. 50 Meter weiter südlich.


    Zitat von ElleDebe

    Die Verschiebung des Schlossbrunnens an seinen jetzigen Ort konnte auch damit begründet werden, dass er mit der Sprengung des Schlosses seinen Kontext verloren hatte. Da dieser nun wieder vorliegt, stellt sich entsprechend zurecht die Frage nach der Rückehr des Brunnens an seinen angestammten Ort. Eine Versetzung des Brunnen der Völkerfreundschaft wäre dagegen vollkommen willkürlich und geschichtslos.

    Dennoch ist der Vorschlag von Wolke Eins bemerkenswert: Da hier der Wunsch nach Rückkehr des Schlossbrunnens (Neptunbrunnen) an seinen angestammten Ort mit dem Wunsch nach willkürlicher Verschiebung eines anderen Brunnens aus seinem angestammten Ort sowie dem Wunsch nach Rekonstruktion (der Fassade des ehemaligen Kopfbaus des Tietz-Kaufhauses) Hand in Hand geht, verbinden sich hier in krasser Deutlichkeit Rekonstruktionsinteresse und Geschichtslosigkeit. Das ist insofern bemerkenswert, als die Rekonstruktion ja leicht mit einem geschichtlichen Bewusstsein gleichgestellt und verwechselt werden kann. Ein solches kann auch in der Tat vorliegen, aber er kann auch, wie hier, vollkommen fehlen, was vielleicht sogar die Regel ist. Für dieses geschichtslose, rein von einem ästhetischen Gefühl und/oder Nostalgie motivierte Rekonstruktionsinteresse scheint mir das häufig polemisch und unbestimmt gegen jede Rekonstruktion gewendete Wort "Disneyfizierung" das passende Wort zu sein.


    Zitat von UrbanFreak

    Das Wort "Disneyfizierung" halte ich in diesem Forum für überstrapaziert. Disney ist nicht nur geschichtslos, sondern auch ästhetisch einem besonders jungem Publikum gewidmet. Man kann also sicher darüber diskutierten ob Kitsch immer nur mit dem Kontext zu tun hat oder nicht auch mit der Ästhetik als solche.

    Ich finde den Neptunbrunnen jedenfalls dort wo er jetzt steht in Ordnung. Und gegen Teilrekonstruktionen im Sinne von Referenzen an vergangen Tage spricht aus meiner Sicht weder Kitsch noch sonst irgendetwas - schließlich ist das Zitat ein Stilmittel das in der Architektur gang und gäbe ist. Ein Zitat in Kombination mit neuen Nutzungsmöglichkeiten finde ich durchaus eine gute Idee.

    Prominentes Beispiel wäre das Reichstagsgebäude, dass mehr oder weniger in Schutt und Asche lag, rekonstruiert wurde und mit einem modernen Element "verziert" - ich denke das Resultat genießt weltweit Anerkennung.


    Zitat von ReinhardR

    Nachdem die Kommunisten das durchaus noch reparierbare Schloss gesprengt hatten (das Schloss Charlottenburg war wesentlich schlimmer beschädigt), war die Verteilung der Außendekoration wie die den Rossebändigern, das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten oder dem Neptunbrunnen auf andere Stadtteile in Ordnung.

    Nach Rekonstruktion der Schloss-Fassade ist es kleingeistig, sie nicht wieder an die alten Positionen zurückkehren zu lassen.

    Ebenso ist es richtig, den "St. Georg mit dem Drachen", der vom Eosanderhof ins Nicolai-Viertel versetzt wurde, nicht wieder im Schloßhof unter zu bringen.

    Der Eosanderhof wurde nicht rekonstruiert.

    So what?



    Darauf reagierte ich mit folgendem Statement bezugnehmend auf ein Zitat von ElleDeBe ("Eine Versetzung des Brunnens der Völkerfreundschaft wäre dagegen vollkommen willkürlich und geschichtslos"):

    Mag sein, aber was wäre so schlimm daran? In den vergangenen Jahrzehnten wurden so viele Denkmäler, Brunnen, Figurengruppen, Häuser oder Kolonnaden willkürlich an neue Orte versetzt und das Ergebnis wird größtenteils heute akzeptiert. Muss denn in heutiger Zeit alles penibel historisch korrekt sein? Kann es nicht einfach auch mal nach Ästhetik oder Nostalgie gehen? Mein Vorschlag mit der Versetzung des Brunnens vom Alex sollte nur eine Leerstelle verhindern. Und ich stelle ihn mir überdies als ästhetisch ansprechende Ergänzung der Wasserspiele unterm Fernsehturm vor.

    Zum Thema: Ich begrüßte es sehr, wenn der Schlossbrunnen wieder an seinen alten Ort versetzt würde, weil er dort die entsprechende räumliche Einfassung hätte. Aber bis dahin wird das Humboldt-Forum wohl einfach nur von lieblos dahingepflasterten Steinflächen umgeben. Wahrscheinlich noch nicht mal im Segmentbogen verlegt...


    Hierauf folgten noch zwei Beiträge von ElleDeBe und Berlinier:


    Zitat von ElleDebe

    ^ Du meinst also, dass man den Brunnen der Völkerfreundschaft, der dort, wo er ist, allgemein angenommen und akzeptiert ist, deswegen willkürlich versetzen können soll, weil er am neuen Ort vielleicht auch irgendwann akzeptiert wäre? 8o

    Ich zweifle übrigens sehr daran, dass eine solche willkürliche Versetzung in diesem Fall auf algemeine Zustimmung stoßen würde, so wie ich auch daran zweifle, dass es "so viele" Beispiele willkürlicher Versetzungen gibt, die dann auch noch "größtenteils" akzeptiert würden. Kannst Du einige Beispiele nennen?


    Zitat von Berlinier

    Ich weiß nicht ob der Brunnen d.Vf. wirklich so "angenommen und akzeptiert" ist, eigtl. ist er die meiste Zeit mit Müll und Zigarettenkippen verschmuddelt, sodass man sich nicht gerne lange dort aufhält. Tatsächlich empfinde ich den Brunnen d.Vf. als einen der unangenehmsten und auch optisch abstoßendsten Brunnen in Berlin. Die schwarz-befleckten Stehlen, die sich wie umgedrehte Krähenfüße aus dem Boden schrauben, versprühen mehr den Charme eines Gruselfilms, als an "untereinander solidarische Menschen" zu erinnern. Diese Wirkung stellt sich m.M.n. überhaupt nicht ein. Höchstens an den Friedenstäubchen könnte man es erahnen, aber es sieht einfach so aus, als wären die nachträglich draufgesprayed worden und nicht Teil des Monuments. In diesem Sinne halte ich den Brunnen auch für einen Fail. Er transportiert weder eine Botschaft, die Menschen verstehen können, welche sich nicht explizit mit ihm beschäftigt haben, noch stellt er optisch einen Mehrwert in Bezug auf die Aufenthaltsqualität des Alex dar.

    Ob es das alte Tiez als Reko sein muss, ich liebe zwar das Gebäude rein optisch, aber der Alex wird sich allein durch die HH schon verengen und in seiner Raumwirkung massiv verändern, das sollte man erstmal abwarten wie das wird. Da wäre ein neues Tiez evtl. doch etwas zu beengend. Auf jeden Fall sollten diese furchtbaren dunklen Krähenfüße mal professionell gereinigt und auf Hochglanz poliert werden, das wäre echt das Mindeste. Darüber würden sich bestimmt auch die Obdachlosen freuen.

    ... Eine Versetzung des Brunnens der Völkerfreundschaft wäre dagegen vollkommen willkürlich und geschichtslos...

    Mag sein, aber was wäre so schlimm daran? In den vergangenen Jahrzehnten wurden so viele Denkmäler, Brunnen, Figurengruppen, Häuser oder Kolonnaden willkürlich an neue Orte versetzt und das Ergebnis wird größtenteils heute akzeptiert. Muss denn in heutiger Zeit alles penibel historisch korrekt sein? Kann es nicht einfach auch mal nach Ästhetik oder Nostalgie gehen? Mein Vorschlag mit der Versetzung des Brunnens vom Alex sollte nur eine Leerstelle verhindern. Und ich stelle ihn mir überdies als ästhetisch ansprechende Ergänzung der Wasserspiele unterm Fernsehturm vor.


    Zum Thema: Ich begrüßte es sehr, wenn der Schlossbrunnen wieder an seinen alten Ort versetzt würde, weil er dort die entsprechende räumliche Einfassung hätte. Aber bis dahin wird das Humboldt-Forum wohl einfach nur von lieblos dahingepflasterten Steinflächen umgeben. Wahrscheinlich noch nicht mal im Segmentbogen verlegt...

    Ich glaube zwar nicht daran, dass dies bereits Vorarbeiten für die Aufstellung des Schlossbrunnens sind, denn so etwas wäre mit Sicherheit öffentlich kommuniziert worden. Aber freuen würde es mich natürlich sehr. Ich bin wie viele andere hier der Meinung, dass der Brunnen wieder auf den Schlossplatz gehört. An seiner bisherigen Stelle am Schnittpunkt von Fernsehturm- und Rathausturmachse könnte stattdessen der Brunnen der Völkerfreundschaft stehen. Und an dessen freiwerdenden Standpunkt auf dem Alexanderplatz kehrt das Warenhaus Tietz zurück! Natürlich als modernes Gebäude mit rekonstruierter Fassade des ehemaligen Kopfbaus. Das würde auch gleich den Alex wieder in seine alte Größe und Kubatur bringen...

    Ein letzter Blick entlang der Revaler Str. Richtung Ostkreuz:


    img_3038e1ke1.jpeg

    Ich habe mich gefragt, warum mir dieser hellgraue Neubau an der Ecke so gut gefällt. Und schließlich bin ich drauf gekommen: es sind die Sprossenfenster ab dem 1.OG! Warum werden nicht viel mehr Neubauten mit solchen Fenstern ausgestattet? So viel teurer können die doch auch nicht sein, aber es macht meines Erachtens sooo viel aus.


    Übrigens: Hallo an alle, bin neu hier im Forum. :hallo: