Das ist der eklatante Unterschied zum öffentlichen Raum, der gehört uns alle und wir müssen alle damit klarkommen. Es gibt etliche Umfragen und Forschungen die die Präferenz der übergroßen Mehrheit der Menschen für gewachsene Städte und historische Architektur belegen.
Gefährliches Argument: Damit könnte man alles der Zerstörung preisgeben, was einer Mehrheit nicht gefällt. Gilt auch für das Gemeinwohl: Das ist nämlich mitnichten das "Wohl aller". Vergleiche auch die prekäre Unterscheidung von volonté generale und volonté de tous bei Rousseau. Was das Gemeinwohl ist, ist nur in einer Diktatur klar definiert – nämlich als Wille der Herrschenden. In der Demokratie ist es immer das Ergebnis politischer und sozialer Aushandlungsprozesse. Es existiert nicht als Gegebenes, sondern nur in der Vermittlung widersprüchlicher Interessen. (Womit ich um Gottes Willen nicht jedem Nimby recht geben will, der lieber einen Kackplatz für seinen Hund vor der Tür hat als ein Wohnhaus.)
Es muss schnell mehr Wohnraum entstehen um diesen Boom für die Bewohner von Berlin verträglich zu machen.
Korrekt. Gerade im Viertel zwischen Alex und Strausberger Platz ist eine Menge Raum zum Nachverdichten. Den Bestand muss man nicht mögen (mir gefällt er auch nicht), aber angesichts der Wohnungsnot ist er bis auf weiteres unantastbar. Wer anderes behauptet, ist ein Träumer oder ein "Es-gibt-kein-Recht-auf-"Zyniker wie Bau-Lcfr. Das Mittel der Wahl sind Ergänzungen der teilweise noch vorhandenen Blockränder und Punkthochhäuser zur Ergänzung der Platten.
Den westlichen Teil der KMA braucht man dafür nicht anzutasten. Gerade weil in der Gegend noch soviel Platz ist. Dass es notwendig wäre, genau dort Wohnungen zu bauen, ist ein vorgeschobenes Argument: Du magst das Ensemble nicht und suchst nach Gründen, seiner Existenz die Legitimität abzusprechen.
Im Homeland der WBM an der Karl-Marx-Allee wird jetzt der Traum des DDR-Städtebaus weitergeträumt.
Das "jetzt" ist Mythenbildung, und träumen tut dort auch niemand: Die Pläne, das alte Konzept fertigzubauen, stammen m.W. noch aus der Stimmann-Zeit. Die vorhandenen Pavillons sind durchaus gelungen, und ich bin gespannt auf die neuen Entwürfe.
Wenn es in Berlin wegen Bestandsschutz für das DDR-Erbe und Bestandsschutz für den fehlgeleiteten Modernen Städtebau keine Veränderung in der Baupolitk geben wird, wie an dieser Stelle exemplarisch zu sehen ist, wird es mit einer substanziellen Nachverdichtung im zentralen Bereich niks.
Die KMA steht als Ensemble eben nicht exemplarisch für den Rest, sie ist singulär. Deshalb sollte sie geschützt sein. Und bevor der Vorwurf der DDR-Nostalgie kommt: Gleiches gilt auch für das Neue Kreuzberger Zentrum, das Ihme-Zentrum in Hannover oder das Barbican Estate in London. Keiner dieser Gebäudekomplexe ließe sich als schön bezeichnen. Aber sie alle sind wichtige Zeugnisse einer vergangenen Epoche des Städtebaus. Und deshalb schützenswert.