Beiträge von Architektenkind

    ^ 15 bis 20 Jahre, schätze ich mal. Das Grundstück bleibt ja Vorhaltefläche des Bundes. Es ist im Flächennutzungsplan als "Sonderbaufläche Hauptstadtfunktion" verankert. Bis das alles aufgelöst, parzelliert, verkauft, entwickelt und bebaut ist, vergeht eine Ewigkeit. Ich mochte den Entwurf und bin traurig. Hätte nicht gedacht, dass Lindner sich hier gegen Scholz durchsetzen kann, aber so scheint es nun.

    ^ Da geht in der historischen Bewertung einiges schief, vor allem das Attest eines "fortschrittlichen" Charakters der Inschrift zu ihrer Entstehungszeit. Aber erstens hatten wir das schon zehn Mal und zweitens sind wir hier im Bau-Strang – also gehört es nicht hierhin.


    Stimmt, daher hierhin verschoben.

    ^ Ich finde es schade, dass das Presse-Café kein Café wird, sondern ein Steakhouse. Was der Wunsch nach einem Kaffee mit Zeitung plus etwas Ruhe damit zu tun hat, dass man sich in einer psychisch wie physisch beschränkten Grünberlin-Echokammer befände, leuchtet mir nicht ein. Ebensowenig muss ich mich als Gast unbedingt dafür interessieren, ob das Geschäftsmodell des Café- respektive Steakhouse-Betreibers besonders lukrativ ist – viele schöne und unverwechselbare Läden knappsen vermutlich herum, während sich manches Bubble-Tea-Franchise dumm und dusselig verdient.


    Das mit dem "Provinzwilli" unterstütze ich nicht, weil es reines ad hominem ist. Warum Sie hier aber so apodiktisch das klassische Kaffeehaus verächtlich machen, will mir nicht in den Kopf. Das ist doch eine europäische Tradition seit bald 300 Jahren. Sie sagen quasi: Bestellen-Fressen-Raus – alles andere hat keine Berechtigung mehr, weil nicht hinreichend profitträchtig. Traurig. Und das sagt der konservative Teil meiner Seele, nicht der "linksgrün versiffte" (die Insolvenz des Einstein-Stammhauses ist für mich ein Drama).

    Sehr vieles vom sog. Start-up-Boom ist letztlich auch "Staatswirtschaft". Denn ohne die Nullzinspolitik der Zentralbanken wäre dieser krasse Boom so auch nicht möglich gewesen.

    Dieser Logik zufolge wäre alles "Staatswirtschaft", was in der Nullzinsphase Kredite beansprucht hat – vom industriellen Großinvestor bis zum privaten Häuslebauer. Eigentlich gäbe es überhaupt keine "Marktwirtschaft" mehr, denn einen von den Zentralbanken unbeeinflussten Geldpreis gibt es nicht, weder bei niedrigen noch bei hohen Zinsen. Das ist aber kein Skandal, das ist der Job jeder Zentralbank.


    StartUps werden in der Regel von privaten Risikokapitalgebern finanziert, die es sich leisten können, wenn ein Projekt schiefgeht. Richtig ist, dass denen das Geld auch wegen der Niedrigzinsen lange so locker saß. Falsch ist, dass es sich deshalb um "Staatswirtschaft" handelte.

    Diese Blasen-Ökonomie ist zwar ein weltweites Problem, hatte sich in aber Berlin (bezogen auf Deutschland) ganz besonders krass gezeigt - im "Start-up-Boom" eben..

    Blasen gibt es seit dem Früh-Kapitalismus (Stichwort: Tulpenmanie) – sie gehören zu diesem Wirtschaftssystem wie das Kreuz in die Kirche. Niedrige Zinsen erleichtern die Entstehung, sind aber nicht ihr Grund. Als zum Beispiel im Jahr 2000 die Dotcom-Blase platzte, waren die Zentralbank-Zinsen in der Eurozone höher als heute.


    Was den Berliner StartUp-Boom betrifft: Ich kann nicht sagen, wieviel davon ein Hype ist und welchen Anteil am Berliner Wirtschaftsleben StartUps wirklich ausmachen. Ich kann aber sagen, dass es vergangenes Jahr, als die Tech-Blase und die Kryptoblase platzten, keine bösen Folgen für Berlin gab. Preisbereinigt (!) wuchs die Berliner Wirtschaft 2022 um knapp 5 Prozent und lag damit auf Platz 2 aller Bundesländer. Der Bundesdurchschnitt lag bei 1,8 Prozent. (Quelle) Beim BIP liegt Berlin inzwischen auf Platz 6 aller Bundesländer – vor den westdeutschen Flächenländern Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, auch vor der Handelsmetropole Hamburg mit ihrem Riesenhafen. (Quelle)


    Natürlich ist nicht alles in Butter. Berlin ist überschuldet, es gibt Armut und Billigjobs, Kriminalität und Dreck. Viele Projekte, die dringend kommen müssten, scheinen nicht finanzierbar. Aber das ist nur die eine Seite. Die Daten geben keinen Anlass für Crash-Prophetie – und Crash-Prophetie hat noch nie jemand anderem genutzt als den Leuten, die mit den einschlägigen Büchern Kohle machen (oder anderen Leuten "sichere Anlagen" wie Gold und Silber aufschwatzen).

    ^ Das Tesla-Werk steht gar nicht in Berlin und zahlt folglich auch nicht auf das dortige Wirtschaftswachstum ein. Der Rest Ihres Beitrags scheint mir nicht von besonderen Kenntnissen über Wirtschafts- und Technikgeschichte geprägt zu sein, sondern von der Angst um den geliebten Verbrenner.

    ^ Ich glaube auch, die Gefahr geht von der offenen Grube aus, nicht vom fertigen Kellergeschoss, das den Untergrund wieder stabilisiert. Lehrt auch das Desaster um die Friedrichswerdersche Kirche. Also nun, wo die Schäden eingedämmt sind, besser schnell weitermachen.


    Dass die Opposition die Gelegenheit zur Warnung nutzt, wundert trotzdem nicht: Wenn doch noch was passiert, kann sie sich als Kassandra darstellen und sammelt politisch Punkte. Wenn nichts passiert, kräht kein Hahn mehr danach.

    ^ Also, ich kenne die Debatte nicht und weiß nicht, was der BUND grundsätzlich dazu sagt. Auch der größere Kontext (Dachgrün-Debatte in Hamburg) ist mir unbekannt. Die Stellungnahme im Beitrag habe ich aber so verstanden, dass der BUND die Wirkung des Bunkergrüns auf's Gesamtklima in Hamburg für gering hält – was ja eher dafür spräche, möglichst überall möglichst viele begrünte Fassaden oder Dächer zu schaffen.


    Ich fand den Beitrag, wie gesagt, interessant, weil er verschiedene Perspektiven beleuchtet. Keine dieser Perspektiven hat mich als Sympathisanten des Projekts in Rage versetzt, und schräg fand ich auch nichts – es ist halt ein Leuchtturmprojekt mit großer öffentlicher Wirkung, zu dem viele Leute und Verbände eine Meinung haben. Ehrlich gesagt, verstehe ich die Aufregung nicht.

    Das ist inzwischen leider Standard beim NDR, wo Framing leider mittlerweile an der Tagesordnung ist.

    Nachtrag: Mit dem "Framing" ist es wie mit der Kommunikation an sich: Man kann nicht nicht framen, weil jeder Satz einen Rahmen setzt, in dem sich das Denken abspielt, sobald er ausgesprochen wurde. Man sollte das aber auch nicht überschätzen – ist so alt wie die Menschheit.


    Zum NDR-Beitrag: Darin geht es um die Frage, ob der begrünte Bunker ökologisch wertvoll ist oder nicht. Der NDR-Beitrag beleuchtet hier verschiedene Perspektiven – der BUND sagt, für die Stadt als Ganzes (Makroklima) trage das Projekt nichts aus; Marco Schmidt sagt, das Mikroklima in der direkten Umgebung verbessere sich; Mario Bloem sagt, der Beton für das Projekt relative den Klima-Aspekt der Pflanzen (Stichwort: Graue Energie); und die Verantwortlichen sagen, um eine positive CO2-Bilanz sei es gar nicht gegangen.


    Vermutlich haben alle recht, sie haben nur je andere Blickwinkel. Was daran false balancing sein soll, weiß ich nicht. Ich fand, das war ein ausgewogener Beitrag zu einem Projekt, das mir, wie gesagt, gut gefällt.


    (Es gibt übrigens auch einen Modebegriff für die Praxis, jede Stimme zu delegitimieren, die etwas kritisiert, was man mag: Tribalismus.)

    Leider ist die Erfahrung von Tesla mit dem deutschen Standort so überwältigend negativ gewesen, dass es so schnell niemand mehr wagen wird, hier eine Fabrik zu bauen.

    Ach ja? Das Land Brandenburg hat ihnen ein Wasserschutzgebiet zu Füßen gelegt. Und Herr Musk hat es dafür noch ausgelacht.

    Genehmigungsverfahren (-> Zeit, Kosten und die ausgeprägte Unflexibilität, Dinge an neue Erkenntnisse anzupassen), aber auch niedrige Produktivität der Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Standorten.

    Das Ding wurde in Rekordzeit und mit Duldung der Landesregierung letztlich ohne endgültige Genehmigung aus dem Boden gestampft. Und nur weil sich Arbeiter anderswo effektiver ausbeuten lassen – das muss man sich nicht zum Vorbild nehmen.

    In diesem - meines Erachtens - nicht mehr zu stoppenden Prozess der De-Industrialisierung wird allerdings Berlin überdurchschnittlich gut weggekommen - ua weil es viele junge, motivierte Talente aus Süd- und Osteuropa anzieht.

    Die De-Industrialisierung ist in Deutschland wesentlich weniger weit gediehen als zum Beispiel in den USA. Wahr ist allerdings, dass es die Bundespolitik geschafft hat, zigtausende Arbeitsplätze in den Zukunftsbranchen Photovoltaik und Windenergie zu vertreiben. Aber ich nehme mal an, das meinen Sie nicht – denn echte Industrie ist nur, wenn's qualmt und stinkt.

    Ich fände es enorm traurig, wenn der historische, repräsentative und geradezu ikonische Hauptlichthof mit dem weltberühmten Giraffatitan-Skelett eine komplette Umnutzung erfahren würde

    Also, ich war zu meiner Schande tatsächlich noch nie im Naturkundemuseum und verbinde deshalb auch keine nostalgischen Erinnerungen mit der jetzigen Ausstellung. So aus der Ferne betrachtet, erscheint mir das neue Konzept schlüssig: Erstens weil die Dinos im neuen Hof mehr Platz bekommen, zweitens weil die Eingangshalle ohne die Skelette sicher noch großzügiger wird und eine neue Funktion als Museums-Agora erhält, drittens aus dramaturgischen Gründen: Der Höhepunkt springt den Besuchern nicht mehr gleich am Eingang ins Auge, sondern muss beim Rundgang erst entdeckt werden.


    Noch ist ja nicht viel über die neue Ausstellung bekannt, aber ich bin erstmal optimistisch.

    ^ Das muss dieser Fortschritt sein, von dem immer alle reden.


    Zwei Möglichkeiten zur Interpretation fallen mir ein. In Variante eins ist das ein Drohszenario des Bezirks gegenüber dem Senat, um mehr Kohle rauszuholen (der Regierende kann schließlich kein Interesse an Eskalation in Problemschulen und schmutzigen Parks haben). In Variante zwei ist das echt – und das würde mich persönlich erschrecken, aber gut in die Denke der CDU passen, wonach Sozialausgaben falsche Anreize setzten und Probleme eher mit der Polizei als mit Stadteilkoordination und Sozialarbeit bekämpft gehörten. Warten wir es ab.

    Es gab seit der Planung zu MediaSpree den Plan an der Stelle ein HH mit etwa 100 Meter als Gegenüber zum Treptower (vormals Allianz) zu bauen.

    Danke für die Info, das kannte ich gar nicht. Bin allerdings ganz zufrieden mit dieser Ecke des Ufers. Finde, das ergibt ein rundes Gesamtbild – wobei ich mit einem Turm zum Abschluss auch gut hätte leben können. Nun hoffe ich, dass es gegenüber bald mal losgeht. Dort wird Erde geschubst, (fast) seit ich in Berlin wohne. Trauerspiel.

    Riesiger Bedarf und trotzdem baut man Gebäude mit so geringer Höhe.

    Ich tät mal sagen: Weil es seit Jahrzehnten ein städtebauliches Konzept für die Uferpromenade gibt, das gleiche Höhen zwischen Elsen- und Oberbaumbrücke vorsieht und jetzt endlich vollendet wird. Hochhäuser sind gegenüber vorgesehen (und kommen leider nicht aus dem Knick).


    Auch wenn mich an der Umsetzung im Detail vieles stört, scheint es mir insgesamt doch ein gelungenes Ensemble zu sein. Vieles dort ist anspruchsvoller und abwechlungsreicher als im Kernbereich der Media-Spree um die Mercedes-Halle. Eine Architekturkritik, die sich auf "Das muss höher, weil Bedarf" beschränkt, überzeugt mich nicht.

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    1. Das Fahrrad ist gesellschaftlich betrachtet nicht das Hauptverkehrsmittel, und das wird es auch nicht werden (für mich persönlich ist es das schon, aber das trägt hier nichts aus.)


    2. Das Auto ist ein sehr wichtiges Verkehrsmittel und wird wichtig bleiben. Ich stelle nicht infrage, dass viele darauf angewiesen sind. Und ich stelle auch nicht das Recht infrage, eine Cabrio-Tour übers Land zu genießen. Dennoch ist erstrebenswert, dass nicht jeder jede Strecke mit dem Auto zurückgelegt, nur weil es eben da ist. Die sozialen und ökologischen Kosten des Autoverkehrs sind gewaltig – und werden es bleiben, auch mit E-Autos. Das muss sich ändern. (Sie können natürlich sagen, Klima- und Umweltschutz seien per se Ideologie, aber da bin ich dann raus.)


    3. Die Behauptung, eine ökologischere Verkehrsplanung wolle es Alten, Behinderten und Familien unmöglich machen, mobil zu sein, ist ein Strohmann-Argument. Niemand plant, den Autoverkehr derart einzuschränken. Aber wenn schon die Einrichtung von Fahrradstellplätzen anstelle eines Parkplatzes zum "Auto-Verbot", zum "Parkplatz-Hammer" oder ähnlichem stilisiert wird, dann entsteht natürlich dieser Eindruck.


    4. Seit 100 Jahren ist die Verkehrsplanung daran orientiert, dass Autos schnell von A nach B kommen. Das hat im Stadtbild Verheerungen angerichtet. Ich denke, da sind wir uns einig. Es wäre schön, wenn man einiges davon zurücknehmen könnte. Bislang gehört 90 Prozent des Straßenraums dem Auto. Wenn es mittelfristig 70 Prozent werden, wäre das eine Diskriminierung?


    5. Mein Wunsch ist nicht, zu den Verhältnissen von 1900 zurückzukehren. Mein Wunsch ist, anderen Verkehrsmitteln mehr Raum zu geben. Durchaus auf Kosten von Privilegien, die der Autoverkehr derzeit laut StVG genießt – aber nicht soweit, dass Autos an den Rand gedrängt würden. Beispiel: Zwei statt drei Autospuren, und anstelle der eingesparten Spur dann einen breiten Radweg, mehr Bürgersteig und Bäume. Platz für Straßencafés und Kinder. Entsprechende Pläne gibt es, wie gesagt, für die Petersburger Straße (wo die Zwei-Spuren-Variante dank Pop-up-Radweg seit Jahren funktioniert). Ich fürchte, sie werden jetzt gecancelt.


    6. Das Freiheits-Argument ist sehr eingeschränkt, wenn man es auf's Auto beschränkt. Historisch war es wirklich so: Leute, die bislang auf ihre Scholle beschränkt waren, konnten mittels Auto die Welt entdecken. Das erwies sich aber als dialektische Falle, denn die Freiheit, die Welt mit dem Auto zu erschließen, hat die Welt auch hässlich gemacht. Und es entstand der Zwang, Strecken, die man vorher nicht hatte, mit dem Auto zu bewältigen. Ob der tägliche Stau auf der Avus wirklich eine Freiheitserfahrung ist, sei dahingestellt.


    7. Freiheit kann man auch auf dem Rad oder zu Fuß erfahren. Nicht auf den holperigen Radwegen, wie sie in den autogerechten Jahren geplant wurden – ein Meter eng und irgendwo zwischen Fußweg und Parkplätze gequetscht –, in den neu ausgewiesenen Fahrradstraßen aber schon. Niemand verlangt, dass alle immer und ausschließlich Rad fahren müssten. Im aktuellen Diskurs erscheint es aber fast böse zu sein, gute Bedingungen fürs Radfahren zu schaffen. Wegen Freiheitsfeindlich, oder so. Das ist schlicht Unfug.


    8. Der neue Senat teilt anscheinend die Auffassung, dass Autos Freiheit bedeuteten, gute Bedingungen für Radfahrer hingegen Ideologie und Verbot. Frau Schreiner hat jetzt großzügig eingeräumt, dass neue Radwege statthaft seien, sofern sie der Sicherheit auf dem Schulweg dienten. Das zeigt ziemlich klar, woher der Wind weht: Fahrräder sind was für Kinder; Erwachsene fahren naturgemäß Auto, und das soll auch so bleiben. Wegen der Freiheit. Halleluja!

    ^ Sehe ich ähnlich. Wenn jetzt ein Masterplan ausgeschrieben wird, dürften dessen Ergebnisse vielleicht in drei bis fünf Jahren vorliegen. Anschließend konkretere Planungen, vielleicht teilweise Aufteilung in Baufelder, Investorensuche, Ausschreibung von Wettbewerben, Beteiligungsverfahren, Streit. Dazwischen Regierungswechsel, die wieder an der Richtung schrauben. Baubeginn mit Glück 2035, eher 2040 – es lohnt sich, die Gegend bis dahin ein wenig aufzufrischen, auch wenn das kein Endzustand wird (den gibt es an diesem Ort ohnehin nicht).

    Es wurden in den In-Bezirken (Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, etc.) publikumswirksam ein paar bunte Fahrradstreifen neu auf den Asphalt gemalt, wo vorher schon Radwege vorhanden waren.

    Richtig ist, dass es in den vergangenen Jahren viel zu langsam voranging, aber diese Lagebeschreibung ist schlicht falsch. Es gibt neue Fahrradstraßen, neue Radspuren (auch, wo es vorher nicht mal Radwege gab), und die komfortablen Radschnellwege z.B. in der Holzmarktstraße sind mit der Situation davor gar nicht zu vergleichen. (Übrigens liegt der fertige Radweg, der jetzt – vielleicht, eventuell, doch nicht – wieder weg soll, im In-Bezirk Reinickendorf.) Es gibt auch diverse Planungen, die nach Jahren endlich abgeschlossen sind und nun vermutlich nie umgesetzt werden.


    Wenn "alle im Blick haben" bedeutet, dass kein Parkplatz für einen Radweg wegfallen darf, dann sind zum Beispiel die baureifen Planungen für die Petersburger und die Schönhauser hinfällig. Der Straßenraum bleibt dem Auto untergeordnet – vielleicht wird mal ein 1,50 m-Radstreifen auf dem Fußweg neu asphaltiert (Stichwort: Wurzeln), aber neue Radwege wie in der KMA oder neue Fahrradstraßen wie in der Pallisadenstraße wird es nicht mehr geben (ich hoffe nur, letztere wird nicht wieder abgeschafft. Sie hat meinen Arbeitsweg sicherer, schneller und bequemer gemacht). Auch in Schöneberg wurden zwei große Projekte gestoppt, und ob die "Rad-Schnellrouten" quer durch die Stadt je gebaut werden, steht in den Sternen.


    Aber klar: Breite Radwege = ideologisch; viele Autospuren = vernünftig. Jeder Parkplatz ein Sieg des Pragmatismus; jeder Fahrradstellplatz ein Ausdruck grünen Wahns – und wenn ein Autofahrer ausrastet, weil neuerdings sieben Fahrräder dort parken dürfen, wo er gern sein einzelnes Auto hinstellen möchte, dann muss man natürlich die sieben Fahrradstellplätze abschaffen. Sonst kann man es ihm nicht verdenken, wenn er handgreiflich wird. Ebenso, wenn er Leute mit Lastenrad anbrüllt, denn was erlauben die sich, ein Lastenrad zu fahren statt eines Autos! (Der Autofahrer kann nichts dafür, er ist Opfer von Ideologie-Radwegen.)

    Das Verändern der Straßenverkehrsordnung wird dem Ganzen den Rest geben.

    Über 800 Kommunen – darunter zahlreiche Großstädte und viele CDU-geführte wie Düsseldorf – fordern viel weitergehende Änderungen. Aber die Bundes-FDP hat fast alles verhindert, was wirklich einen Fortschritt darstellen würde. Sie können also beruhigt sein. Es gilt weiterhin die Prämisse der "Leichtigkeit des Verkehrs", und das heißt in der Rechtspraxis schlicht: Autos haben Vorrang, ganz wie 1950.


    Was die U-Bahnplanung betrifft, setze ich große Hoffnungen in die neue Koalition. Für Radfahrer – und auch für Fußgänger – kommen jetzt verlorene Jahre.