Beiträge von nenntmichismael

    Ich halte Denkmalschutz für essentiell wichtig für den Erhalt des Erscheinungsbilds von gewachsenen Städten. Dass es dabei auf den historischen und architektonischen Wert ankommt und nicht auf Gefälligkeit oder Zeitgemäßheit, ist mir bewusst. Trotzdem wundert es mich immer wieder, wie viele Bauten gerade aus der Nachkriegszeit mit dem Denkmalstatus "geadelt" wurden. Es scheint mir, dass sich die Generation, die für den Wiederaufbau verantwortlich war, gleich selbst ein Denkmal gesetzt hat, indem sie ab den 1970er Jahren großzügig den Denkmalstatus an Gebäude aus den 1950ern verliehen hat. Besonders ärgert es mich, wenn solche Denkmäler flugs geschützt werden, wo sie auf dem Grundriss früherer jahrhundertelang Stadtbildprägender Bauten entstanden sind wie bei der Hauptmarkt-Nordseite oder beim Pellerhaus.


    Um zum Plärrer-Hochhaus überzuleiten: Man wundert sich schon, dass dem historisch vielschichtigen Kopfbau am Hauptbahnhof keine Denkmaleigenschaft zukommt (wobei mir die dortigen Neubaupläne sehr zusagen), dass aber gleichzeitig der reine Zweckbau des Plärrer-Hochhauses, den jedenfalls ich als äußerlich extrem uninspiriert empfinde, noch für Generationen an seinem Platz "zementiert" wird.

    Auch ich bin gegen ein "Hochhaus". Gegenüber der Kirche würde ich solche Profanarchitektur in gleicher Höhe als unpassend empfinden. Gegenüber der massiven Bundesanstalt hingegen würde ein solcher Stummel, wie im Entwurf vorgesehen, zu mickrig wirken.


    Also sollte man lieber bei solider, relativ gleichmäßiger Blockrandbebauung bleiben. Der 2. Entwurf löst das m.E. besser als der sehr verschachtelte und gedrängte Siegerentwurf. Am besten hätte mir allerdings der ausgeschiedene Entwurf 1006 gefallen: Nach außen mit ausreichend Masse und im Inneren ein schöner, großzügiger trapezförmiger Innenhof. Dieser Platz hätte durchaus das Zeug zum Stadtteilzentrum, in das sich mittags sicher auch hungrige Bundesagentur-Bedienstete locken ließen.


    Ebenfalls für wichtig halte ich, dass um das große neue Areal die Baumbepflanzung erhalten bleibt bzw. noch ausgebaut wird. In dieser Hinsicht krankt es in Nürnberg sowieso.

    Als Auslands-Nürnberger lese ich hier schon jahrlang interessiert mit, habe mich bisher aber gescheut mich zu registrieren, da ich aufgrund der räumlichen Distanz zu Sandstein, Fachwerk und neuen weißen Quaderwundern nicht allzu viel an neuen Erkenntnissen werde beitragen können. Hoffentlich gelingt es mir trotzdem, gelegentlich den einen oder anderen überlegenswerten Gedanken beizutragen. Was Nürnberg zum Beispiel von Brüssel lernen könnte, ist - statt dem Totalabriss - der gekonnte Fassadenerhalt bei gleichzeitiger Entkernung und dahinter entstehenden völligen Neubauten. So bleibt zumindest der äußere Charakter der (durchaus schönen) Stadt erhalten, während der Raumnutzer auf die Annehmlichkeiten einer zeitgemäßen Wohnungs-oder Büroausstattung nicht verzichten muss. Um den Bogen zum aktuellen Beitrag zu spannen: Hier hat man, obwohl das Gesamtareal stimmig und hochwertig wirkt, m.E. zumindest die Chance vergeben, noch den Anbau neben dem Brauereiturm zu erhalten. Auch daraus hätte sich mit Sicherheit etwas Feines machen lassen - ob Ateliers, "Lofts" oder Gastronomie.


    Bei meinem ersten Beitrag ist mir hoffentlich noch gestattet, einmal einen herzlichen Dank an den nimmermüden nothor loszuwerden, der mir noch mehr als alle anderen hier Aktiven auch aus der Ferne einen umfassenden Blick auf die Entwicklungen in meiner Heimatstadt ermöglicht. Die Beiträge sind immer kenntnisreich, informativ, photographisch perfekt illustriert und dazu gewürzt mit einer sehr schmackhaften Prise Humor (oder, wenn nötig, auch mal sarkastischer Schärfe). Danke!