Beiträge von Kaiser97

    Weil hier teilweise von der FWB gesprochen wird:


    Die FWP bildet nur einen - eher - geringen Teil des Gesamtgeschäfts der Deutsche Börse ab. Ich stimme Dir hinsichtlich der volkswirtschaftlichen Bedeutung der FWB für Frankfurt und auch Deutschland allen voll zu.


    Aber: Warum die Deutsche Börse als Unternehmen letztlich so groß und wichtig ist, liegt aber an den anderen Geschäftsfeldern, nämlich der Eurex, der clearstream und dem Indexgeschäft. Nur diese Geschäftsfelder machen die Bedeutung der Deutsche Börse im internationalen Wettbwerb aus und entfalten auch die Strahlkraft für den deutschen Finanzplatz Frankfurt in Europa. Über eine Deutsche Börse ohne eben diese Geschäftsfelder, würden wir uns hier im Forum doch mit dem Thema gar nicht so intensiv befassen und über die Auswirkungen für den Standort Frankfurt diskutieren.


    Abgesehen davon: die Stellung der FWB als Aktienmarkt hat ja auch gelitten. So gab es in der jüngeren Vergangenheit durchaus deutsche Firmen die Ihren IPO lieber an der NASDAQ durchführen oder deutsche Biotechs, die ieber an die Euronext gehen. Sicherlich sind SCALE und auch die CEINEX Versuche Frankfurt hier wieder besser zu positionieren.


    Hinsichtlich der Regulatorik kann man vielleicht auch andere Sichtweisen vertreten. Die Fusionspartner haben die Gespräche mit der Hessischen Landesregierung bewusst nach hinten geschoben. Hier war noch nicht das letzte Wort gesprochen und es gab noch Spielmasse. Ich wette, dass die Fusion daran nicht gescheitert wäre und man auch für die regulatorischen Fragen gute Lösungen gefunden hätte.


    Und zu Standortfrage: Wenn andere Länder bzw. Finanzplätze in Europa in der Vergangenheit eine solche Standortpolitik betrieben hätten, wie sie zum Teil in der Politik jetzt für die Deutsche Börse vertreten wird, dann hätte es die Erfolgsgeschichten Eurex und Stoxx (anfänglich Konsortium mit Schweizer Börse und Mehrheit bei DB) und auch der Clearstream (Fusion aus Deutsche Börse Clearing und luxemburgische Cedel) gar nicht gegeben. Das sind gute Beispiele das auch die Deutsche Börse in der Vergangenheit von einem Entgegenkommen anderer Finanzplätze profitiert hat.

    Die "größte Gefahr" ist doch, dass die Frankfurter Börse im globalen Wettbewerb weiter abrutscht. Das ist KEIN guter Tag für den Finanzplatz Frankfurt. Eine Brücke zwischen London und Frankfurt wäre ein weiteres wichtiges Signal für Standort-suchende Banken gewesen.


    Das Brüssel jetzt plötzlich von der LSE den Verkauf der MTS-Plattform verlangt hat, zeigt am Ende wie gut die Franzosen gearbeitet haben. Die französische Euronext war nämlich bis Mitte 2000 an der MTS Plattform beteiligt und ist dann ausgestiegen; bei MTS gibt es eine ähnlich Historie wie bei Clearnet. Sämtliche von LSE/DB geforderten Zugeständnisse (Verkauf Clearnet und MTS) aus Brüssel waren sehr auf eine Stärkung der Euronext zugeschnitten.


    Jetzt wird sicher wieder 4-5 Jahre nichts passieren und dann reden wir über den nächsten merger. Der wird unter anderen Vorzeichen stehen. Vielleicht träumen jetzt wieder viele von einer EU-Börse... Paris wird sich sehr darauf freuen.

    Ich finde es auch unglücklich, dass der Rechtssitz der Holding in London angesiedelt ist. In zahlreichen Kommentaren von Vertretern der Deutschen Börse wird immer wieder ins Feld geführt, dass es sich lediglich um den Rechtssitz handelt und die operative Leistung der Holding von London und Frankfurt ausgeführt wird. Im zugrundeliegenden Angebot/Vertrag wird ausdrücklich von einer Verteilung auf beide Standorte gesprochen. Jedoch fehlt es an einer genauen schriftlichen Aufteilung. Die fehlende Transparenz in genau diesem Punkt finde ich auch unerträglich und nicht akzeptabel. Hier waren frühere Fusionsvorhaben wesentlich detaillierter. Es wurde bis ins letzte Detail geregelt, welche Vorstände und Aktivitäten in welchen Standorten angesiedelt sind. Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, wie lange solche Verpflichtungen gelten und darauf hinweisen, dass nach einem Zeitraum X eh alles vom Rechtssitz London angezogen wird. Vielleicht sind dies aber genau die Punkte, die dann über eine Detaillierung und entsprechende Garantien noch mit der hessischen Landesregierung ausdiskutiert und vereinbart werden.


    Nicht ganz sachlich und auch viel zu kurz gegriffen finde ich aber hier im Form einige Bemerkungen die zum Teil auch direkt auf die Person Kengeter zielen. Ich will das Prinzip der Unschuldsvermutung hier nicht überstrapazieren. Dass das sicherlich total unklug war, zu diesem Zeitpunkt Aktien zu kaufen, steht wohl außer Frage. Den Rest überlassen wir am besten der Staatsanwaltschaft. Und wenn sich der Insidervorwurf verfestigen sollte, glaube ich nicht, dass deshalb eine Fusion gestoppt werden muss. Beide Unternehmen haben viel Geld bis hierhin investiert. Aber denkbar ist alles.


    Dass Frankfurt gerettet ist, wenn diese Fusion nicht gelingt – wie gesagt, ich erhoffe mir noch deutliche Verbesserungen bei der Governance – teile ich überhaupt nicht. Die Zeiten, dass die Deutsche Börse durch organisches Wachstum ein Global Player bleibt, sind doch vorbei. Hier hat Herr Kengeter sicherlich Recht. Die Deutsche Börse wird weiter an Bedeutung verlieren. Wenn das Ding platzt, wird die LSE von der ICE oder CME gekauft; da sind beides reine Derivatebörsen. Die Position des Käufers der LSE in Europa und der ganzen Welt wird noch weiter wachsen. Das Aktiengeschäft der LSE wird dann höchst wahrscheinlich verkauft, vielleicht an die Euronext. Wenn die Franzosen geschickt sind, erwerben sie in jedem Fall den Clearnet-Teil von dem LSE-Geschäft. Verhandeln können die Franzosen sehr gut und tun dies leider mit breiterer Brust als wir Deutschen. Paris als Finanzplatz würde gestärkt. Die Deutsche Börse würde hingegen weiter an Bedeutung verlieren. Möglicherweise klopft dann die CME wieder bei der Börse an. Wo das endet, muss ich hier nicht vertiefen. Auch hier könnte im Ergebnis die Landesregierung wieder „No“ sagen; dies würde aber den seit 10 Jahren einsetzenden Trend nur noch weiter verstärken. Die einst größte Börse der Welt wird nach unten durchgereicht und im Ergebnis retten wir uns in eine „große europäische Vision“ mit der Euronext. Im Fall des letzteren, dürfen wir froh sein, wenn der Vorstand für Derivate (wegen Eurex) und der für Index (EuroStoxx) in Frankfurt sitzt. Rechtssitz wäre dann nämlich in Amsterdam und die operative Führung in Paris – wie gesagt, die Franzosen verhandeln richtig gut.


    Die Fusion Frankfurt/London hat durchaus eine sehr große symbolische Bedeutung; oft wird von der „Brücke des Kapitals“ gesprochen. Das zusammen mit der BuBa, ECB, SSM, EIOPA usw. sind alles gute Argumente für Großbanken sich nach dem Brexit für Frankfurt zu entscheiden. Sie haben es mit einer Handelsplattform zu tun. Sollte die Fusion platzen, gibt es zumindest ein gutes Argument für Frankfurt weniger.

    Wir dürfen wirklich gespannt sein, in welche europäische Stadt die EBA abwandert. Nicht nur die Tatsache, dass die EZB, die bei der EZB angesiedelte Bankenaufsicht für den Euroraum, die EIOPA und das ESRB in Frankfurt angesiedelt sind, sprechen für die Mainmetropole.


    Das EU Parlament hat sich im Jahr 2009, als die 3 Behörden gesetzlich errichtet wurden, sehr stark für eine Ansiedlung aller 3 Behörden in Frankfurt stark gemacht hat. Die Verteilung (EBA - London, ESMA Paris und EIOPA - Frankfurt) wurde von der ganz überwiegenden Mehrheit des Parlaments als nicht zwecksmäßig erachtet und die notwendige Nähe der Behörden zur EZB wurde als zwingend angesehen. Es gab damals aber auch noch andere Themen über die sich das Parlament mit der EU Kommission einigen mußte. In dieser Gemengelage wurde die Verteilung dann im Sinne eines politischen Kompromisses letztlich doch akzeptiert, jedoch unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass nach man die aktuelle Verteilung nach einiger Zeit nochmals überprüfe. In Konsequenz müßte eigentlich das EU Parlement nun eben auf genau dieser zentralen Ansiedlung in Frankfurt bestehen. Das Paris einer Verlagerung der ESMA nach Frankfurt zustimmt, ist nicht realistisch. Aber das die EBA nach Frankfurt geht, dafür spricht insgsamt doch einiges.

    UBS Europabank

    Frankfurt scheint sich als Standort für die UBS Europabank gegen Luxemburg durchgesetzt zu haben. Die UBS fasst in Frankfurt alle Tochtergesellschaften aus dem Euroraum zusammen. Bisher ist dies aber die einzige Quelle.


    http://http://www.cash.ch/news…12_1920_maerz-3431771-448


    Es gab zahlreiche Meldungen 2015 zu diesem Thema, wobei die Standortfrage damals noch nicht entschieden war. Das wäre natürlich einen wichtiger Schritt für Frankfurt als Finanzplatz.

    Deutsche Börse & LSE

    Hi,


    ich bin neu hier, lese aber schon lange eifrig mit. Ich teile die Skepsis hinsichtlich der Fusion mit der LSE nicht ganz und kann auch nicht wirklich nachvollziehen, warum auch in den Medien (es droht "Hoechst-Szenario") und auch vereinzelt von Euch auf Basis der bisherigen offiziellen Bekanntmachungen soviele Bedenken geäußert werden.


    Bislang ist doch nur bekannt, dass der "rechtliche Sitz" in London angesiedelt ist und "dual headquarters" in beiden Städten vorgesehen sind. Auf die Personalien/Posten will ich jetzt noch nicht eingehen. Das alleine der rechtliche Sitz eine Sogwirkung entfaltet, sehe ich nicht. Hierzu liefert die Euronext ein gutes Beispiel. Rechtlicher Sitz in Amsterdam und Headquarters in Paris; die Franzosen geben hier den Ton an. Ein Blick auf den letzten Fusionsversuch mit der NYSE zeigt in eine ähnliche Richtung: Rechtlicher Sitz in Amsterdam, dual headquarters.


    Viel wichtiger ist, wie nun die einzelnen Vorstandsbüros/Geschäftsbereiche auf die beiden headquarters verteilt werden. Wenn das nun alles von der Zwischenholding LSE beigesteuert bzw. übernommen würde, ginge mein Blutdruck hoch. Aber meines Erachtens, wird dann mit der Verteilung etwas deutlicher, wie wenig derzeit London zugebilligt ist. Wenn nämlich der CEO-Sitz (unabhängig vom Träger) fest dem headquarters Frankfurt zugeordnet wird und dafür spricht in gewisser Weise schon einmal die Festlegung auf Herrn Kengeter. Genau dieser Punkt hat damals bei der geplanten Fusion mit der NYSE allen Angst bereite. Es gab damals viele skeptische Stimmen wonach das headquarters in NYC mit dem CEO-Sitz eine starke Sogwirkung entfaltet. Es blieb uns erspart. Bitte nicht missverstehen, natürlich werden CEO und andere wichtige Funktionsträger häufig in London sein.... das sind sie aber auch schon - unabhängig von den Verhandlungen; nämlich weil dort die Kunden sitzen.


    Auf die beiden Standorte sind die Hauptgeschäftsfelder zu verteilen: Zentrale für Aktiengeschäft klar in London und die für Derivate klar in Frankfurt. Letzteres ist die Zukunft. Spannend ist sicher die Frage, wo Settlement/Clearing angesiedelt wird? Hinsichtlich des Handelssystems, wäre es natürlich schön, wenn auf T7, Xetra zurückgegriffen wird. Wenn es ungefähr in diese Richtung ginge, wäre das total fair und OK (vielleicht würde sich dann die Londoner Presse etwas kritischer als bisher äußern). Diese Verteilung der Posten/Geschäftsfelder wird erfahrungsgemäß haarklein vertraglich geregelt (schaut Euch einfach die früheren Fusionsentwürfe an). Entscheidend sind dann Regelungen zur zeitlichen Verbindlichkeit/Dauer solcher Kompetenzuordnungen.


    Dieser deal ist meines Erachtens auch die einzig Richtige. CME/ICE sind zu groß. DB wäre der Juniorpartner. Euronext oder BME würden überhaupts bringen. Stillstand wie die letzten Jahre. Im Fall der Euronext würde wahrscheinlich sogar der "rechtlichen Sitz" in Amsterdam landen und der Vorstand für das Aktiensgeschäft nach Paris gehen (Kernkompetenz der Euronext). Bliebe vielleicht die Alternative einfach nichts zu tun. Früher oder später würde eine feindliche Übernahme drohen und die würde wahrscheinlich dann als "merger of equals" verkauft, aber zu deutlich ungünstigeren Konditionen. Die übernehmende Gesellschaft (CME o. ICE) würde das Aktiengeschäft an eine andere Börse abstoßen. Euronext oder aber auch London würden sich dann über das AKtiengeschäft freuen. Das DB-Handelssystem würde abgeschafft. Bei all diesen Szenarien, bliebe von der Deutsche Börse und ihrem Hauptquatier in Frankfurt/Eschborn nicht wirklich viel übrig.


    Auswirkungen eines Brexit: Wenn es so käme, dann steigen durch die Fusion mit der LSE die Chancen Frankfurts als das Europäische Finanzzentrum ganz erheblich. Die "Kapitalbrücke" zwischen den beiden Städten, wird dann ein wichtiges Argument für Frankfurt sein.


    Mein Fazit: ich bin vorsichtig optimistisch.