...Symmetrieachsen waren in Barock wichtig....Dabei kommt mir in den Sinn, dass die Pariser Königsachse vom Louvre über Champs Elysee kilometerweit nach Westen verlängert wurde, die Republik hat an dieser La Defense orientiert und es wird immer noch weiter gebaut. Diese städtebauliche Kontinuität wäre in Deutschland wohl unmöglich -.... Wieso hat man in London oder Paris keine Angst vor städtebaulichen Wurzeln?
Nach dem Centre Georges Pompidou hörten die Pariser auf, ähnliche "Akzente" in die Altstadt zu setzen - wobei Paris eine große Altstadt hat, die in Berlin erst entstehen muss.
Kennt jemand eine andere Millionenstadt in Europa mit so wenig Altstadt?
Dann habe doch den Mut zu sagen, wenn du schon dieses Beispiel anführst, für dessen Anführung ich hier oft genug gescholten wurde... hier haben wir eine solche Geste in Form eines großen ”freien“ öffentlichen Bereiches wie sie MEF unf RF darstellen, lasst uns diesen Bereich aneignen, als eine große Geste. Und dies nicht in einer Bebaung sondern als Chance für eine Garten/Parkanlage wie die Tuilerien. Mit Reminescenzen an die alte Stadtstruktur. Es gibt so viele Möglichkeiten soetwas umzusetzen. Man kann die verlorene Struktur auch anders erfahrbar machen als etwas darüber zu bauen. Wenn du andere Städte wegen ihrer großen Gesten bewunderst dann fordere ich auch den Mut ein das hier an Ort und Stelle umzusetzen.
Berlin hat eine Altstadt gehabt, sie wurde zerstört, radikal. Ihren Verlust bemerken wir erst jetzt. Doch können wir es nicht recht fassen nicht einordnen. Es ist das was ich als Phantomschmerz bezeichne. Zuviele Jahre liegen zwischen der Zerstörung und der Jetztzeit.
Die Fläche ist auch zu groß um sie mit dem Römer in Frankfurt zu vergleichen. Auch von der Bedeutung her hinkt der Vergleich gewaltig. Es hat sich einfach nichts bewegendes zugetragen in dieser vermeintlichen Berliner Altstadt. Weder Revolutionen noch Kaiserkrönungen haben hier stattgefunden. Alles hat um die Ecke oder etwas weiter stattgefunden, aber eben nicht hier. Davon abgesehen halte ich einen Satz wie eine Altstadt muss in Berlin erst entstehen für völlig absurd. Was soll das bewirken? Welche Wunden sollen dort geleckt werden, welche Schuld soll dort gesühnt werden? Bringt eine neue Berliner Altstadt die ersehnte Satisfication?
In Paris wurden nach dem Centre Pompidou noch einige andere Großprojekte auch in der ”Altstadt” verwirklicht. Ich nenne nur Les Halles, die Bastille Oper, die völlige Umgestaltung des Louvre mit der zu seiner Zeit sehr umstrittenen Pyramide als neuen Haupteingang, auch die Untertunnelung eines großen Teils des Marais, ebenso die Schnellstraße entlang des historischen Seine-Ufers gehört dazu. Auch wenn sie heutzutage wieder teilweise rückgebaut wird.
Nein, ich kenne keine andere Millionenstadt mit so wenig Altsatdt. Und eben das macht Berlin vielleicht auch einzigartig unter diesen Städten. Auch dies ist ein Grund warum so viele Menschen aus anderen Ländern hierher kommen um aus eben dieser Konglomeration von vagem und undefinierten von suchen und finden Energien zu schöpfen.
Fazit: Wenn große Gesten herbeigesehnt werden, schön ung gut. Aber das wäre dann nicht die Bebauung einer solchen bereits vorhandenen. man muss nur die Geste zu Ende führen, zu etwas positiven versöhnendem.
Um uns herum verabschiedet sich gerade die Welt wie wir sie kannten und eine neue ist im entstehen. Kann da unsere Antwort für das 21. Jahrhundert sein, eine verlorene Altstadt wiederaufzubauen? Uns an Fragen zu ergötzen wo der der geeignete Standort für Marx und Engels, für eine Weltzeituhr sein könnte, selbstredend nur als ironisches Zitat in einem völlig artifiziellem Umfeld.