kleinteiligkeit
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Manchmal frage ich mich, wie groß hier die tatsächlich "erlaufene", also zu Fuß durch viele ausgedehnte Stadtspaziergänge erschlossene Köln-Kenntnis in der BREITE (!) eigentlich ist. Köln hat nun wahrlich nicht das Problem, dass es zu wenig altstädtische Grund-Strukturen und Grundstückskubaturen in der Kernstadt hätte - Frankfurter erobert sich gerade an einer doch sehr kleinen Stelle ein klein wenig sein altes Stadtmuster im Kern zurück, wo Köln aber nach dem Krieg an ähnlich prominenter Stelle (also Alter Markt - Heumarkt - Kernaltstadt) gar nicht erst den Fehler gemacht, dieses zu verwerfen, sondern seine alte Struktur weitesgehend behalten hat. In der Breite der ehemaligen Altstadt (gesamtes inneres Ringgebiet) ist es sogar so, dass man sagen kann: hätte es die NS-Fahrt, und die Verbreiterung einiger anderer Strassen in der Form nicht geben, dann hätte sich Köln so eng wie kaum eine andere der im Kern weitesgehend zerstörten deutschen Städte, die sich nach dem Krieg zu echten Metropole geweitet haben und dementsprechend auch infrastrukturelle Veränderungen umzusetzen hatten, an seinen alten Stadtgrundriss gehalten. Die Vorteile der NS-Fahrt und der Bäche im Geges. zum oben zitierten London liegen dabei, bei allen auch großen Problemen (Überdimensionierung vs. oftmals zu kleiner Randbebauung) auf der Hand: die kleinteiligen Veedel sind entlastet und ruhig. Wenn man in diese nicht hineinläuft, dann erfährt man auch nicht, wie altstädtisch und kleinteilig sie und vor allem die Umgebungen um die romanischen Kirchen sind, die oft deren Kern bilden. In London ist überall Stau - in nahezu jeder noch so engen Strasse/Gasse. Wenn man als Autofahrer durch Köln fährt, bekommt man tatsächlich ein den "normalen" Stadtvierteln ziemlich entgegengesetztes Bild. Das ist dann in London vielleicht konsistenter. Zum Leidwesen von Anwohnern und Autofahrern.
Kurz: Köln braucht keine falsche und schale Retortenkleinteiligkeit am alten WDR-Karree! Das würde alles, was diese Stadt in ihrer gewachsenen Mischung, die übrigens auch schon wieder historisch ist (die Fünfziger stehen jetzt länger als der Historismus zum Zeitpunkt seiner Zerstörung - bitte mal gründlich drüber nachdenken, was das in punkto Reko von "Altem" in letzter Konsequenz bedeutet) ausmacht, konterkarieren! Und, um ehrlich zu sein, jeder, der sich mit der Stadt und ihrem Wesen tiefgreifend beschäftigt hat, würde zu diesem Schluss kommen - es sei denn, er begreift Architektur als Nostalgie.