Kronprinzengärten | Falkoniergasse [realisiert]

  • Das Ganze ist insofern unproblematisch, als hier reale Elemente des Klassizismus in Deutschland recyclet werden. Dies unterscheidet solche Projekte in Deutschland auch überwiegend immer noch von dem, was v. a. in Osteuropa gebaut wird, und aufgrund dem gnadenlosen Zusammenwürfeln von nicht einmal historischen Baustilen und Materialien in der Tat nur noch unter Kitsch zu subsumieren ist.


    Auch stellt die Straßenfassade mit ihrer künstlichen Heterogenität, wie ich es bezeichnen würde, einen interessanten Kunstgriff dar, den ich bisher deutschlandweit nur bei der Neubebauung des Friedrichswerders schonmal so gesehen habe. Dies ist sozusagen die krasse Antithese zu der totalen Ödnis von Plattenbauvierteln oder auch modernen Neubausiedlungen (siehe etwa hier bei uns in Frankfurt am Main im Europaviertel).


    Problematisch ist allerdings, wie so oft beim modernen Wohnungsbau, die gnadenlose Raumhöhenausschlachtung, die alles andere als luxuriös wirkt, obwohl die Bauten ja wohl in der allerobersten Preiskategorie anzusetzen sein dürften. Vor allem wenn man die Entwicklung der Entwürfe sieht, ist bis zum gegenwärtigen Stand der Platz zwischen den einzelnen Geschossen gefühlt immer geringer geworden.


    Und wie schon gesagt, so eine Bebauung würde man sich auch in Lagen wünschen, wo sie eine normale Familie bezahlen kann. Ich finde es schon irgendwie traurig zu sehen, dass sowas möglich ist, aber 99 % des Wohnungsbaus irgendwelche Copy & Paste-Stapel sind.

  • Das Problem mit den niedrigen und damit unedel wirkenden Deckenhöhen könnte man ganz einfach lösen.
    Die Höhenbegrenzung nicht an der Meterzahl,sondern an der Anzahl der Geschosse festmachen.Dann hat man unter Umständen nicht gleich hohe Häuser,aber die Unterschiede dürften nicht so dramatisch sein.Und man könnte eine Obergrenze für die Raumhöhe festlegen,zum Beispiel 4,50 Meter.So umgeht man "eingeschossige Maisonettenwohungen".


    Ich bin nicht prinzipiell gegen Rückgriffe auf historische Gestaltungselemente,man kann auch nicht ständig das Rad neu erfinden.Aber im Zentrum könnte es IHMO schon etwas moderner,gross,weltstädtischer zugehen.Der Entwurf könnte ins Westend passen.


  • Ich bin nicht prinzipiell gegen Rückgriffe auf historische Gestaltungselemente,man kann auch nicht ständig das Rad neu erfinden.Aber im Zentrum könnte es IHMO schon etwas moderner,gross,weltstädtischer zugehen.Der Entwurf könnte ins Westend passen.


    Was ist denn Weltstädtisch? Berlin wird bestimmt nicht sehenswerter, wenn dort Gebäude entstehen die sich Experimentalbauten sogenannter Stararchitekten zum Vorbild nehmen. Solche Leute scheren sich einen Furz um Umgebung und Geschichte des Baugrunds. Was zur Folge hat, dass die Stadt mahnend dahinterstehen muss damit nicht vollends ein Selbstverwirklichungsprojekt auf Kosten des allgemeinen Stadtbilds entsteht.
    Das Trauma Namens MHM wirkt nach bei mir....


    Das ist sicherlich keine Repräsentationsarchitektur und war als solche auch nicht geplant. Im Nachhinein können wir darüber nur froh sein. Was man als solche versteht zeigt uns das Band des Bundes, schicke versiffte Fassaden inklusive.

  • Vor allem die Eckbauten haben schon was von Westend, wie Kleist treffend bemerkte. Warum auch nicht? Hochwertiger Wohnraum in klassischer Form - die Lage macht den Preis und damit die gute Optik versteht sich. Mit Wohnungsbau ansonsten hat das Projekt natürlich nichts zu tun. Noch besser hätte mir hier mal ne kleine zumindest teilweise Reko-Insel gefallen, die weder mit dem Westend noch Russenarchitektur hätte verglichen werden müssen...


    Moderne "weltstädtische" Architektur mit Wiedererkennungswert wäre hier und da sicher angebrachter in Berlins Mitte. Nur eben nicht hier. Wie würde der Solitär Friedrichswerdersche Kirche neben einem Frank O. Gehry - Ei oder einem Liebeskind - Chaos aussehen? Zwei Solitäre, die sich streiten, das beißt sich. Der Solitär wirkt doch fast immer am besten, wenn er dezent umbaut ist, oder mit anderen ein harmonisches Gesamtbild abgibt wie die (große Ausmahme) Museumsinsel. Deshalb sind auch Füllbauten zwischen Marienkirche und Fernsehturm bitterst nötig, dem hier gibt es keine Harmonie, sondern ne Kakophonie ;).
    Das Projekt ist (und so m.E. auch vernünftig) Stadtreparatur/ Füllbauten und keine Landmarken-Setzung.

  • Auf der Projektseite können nun bis auf das Galeriegebäude alle anderen Gebäude auch großformatig betrachtet werden.
    Zum Galeriehaus heißt es: Das Galeriehaus 9 befindet sich derzeit in der finalen Planung. Seien Sie gespannt auf nähere Informationen und Details, die wir Ihnen hier in Kürze vorstellen werden.


    Auf Anfrage bei der Senatsverwaltung f. Stadtentw. hieß es, das Galeriegebäude sei nur hinsichtlich der Gebäudebreite und der Höhenfestsetzungen zu überarbeiten, um die Friedrichswerdersche Kirche stärker freizustellen. Eine Festsetzungen hinsichtlich der "Architektursprache" enthalte der B-Plan I-208-1 nicht.

  • Nun geht es endlich bei den Kronprinzenpalais (ehm. Falkoniergasse) neben der Friedrichwerdischen Kirche los. Bin heute mit dem Fahrrad dort vorbei gekommen. Es ist alles abgezäunt und die Bodenplatten von dem Parkplatz wurden rausgerissen. Nun wird es spannend:-)

  • Super!
    Ich hoffe, daß dieses Projekt dann auch eine Initialzündung für die Bebauung am Schinkelplatz plus Bauakademie ist.


    Ich war letztens wieder dort und konnte mich nicht an der "Vorstellung" sattsehen, wenn Humboldforum, Bauakademie und die weiteren Bauten den Platz noch besser umschließen und zur Geltung bringen würden.


    Da kommt in den nächsten 10 Jahren hoffentlich noch mehr Bewegung.

  • In der heutigen Berliner Zeitung erschien ein Artikel, der sich ziemlich kritisch mit den geplanten Neubauten an der Friedrichswerderschen Kirche auseinandersetzt. Letztendlich wird der Vorwurf erhoben, dass an der Friedrichswerderschen Kirche Neubauten entstehen, die Historizität vorgaukeln, die aber nichts mit der Geschichte zu tun haben. Stattdessen würden hier unter dem Deckmantel der Geschichte Luxuswohnprojekte entstehen, die die Bürger aussperren und die somit einen Beitrag zur Verödung der Stadt leisten.


    http://www.berliner-zeitung.de…z-,10809148,16819896.html

  • ^
    Öder als jetzt kann die Gegend um der Kirche nicht werden.
    Gehen wir mal die Szenarien durch:
    1. So lassen wie es ist: öde und kaum nutzbar.
    2. Luxusbauten: ein wenig belebter, aber ruhig. Nicht falsch in meinen Augen.
    3. Wohnungen für "Normale": zu teuer.
    4. Bürobauten: ebenfalls öde.
    5. ?

  • Also Gentrifizierung in irgendeiner Form an Architekturstilen fest zu machen ist von vorn herein zum scheitern verurteilt. Zumindest in Deutschland, neureiche Russen sehen das zum Teil etwas anders aber wie sagte ein Guido mal: Es ist Deutschland hier. ^^


    Ich empfinde den Stil der Kronprinzengärten als sehr angenehm und traditionell. Das hat noch lange nichts mit "vorgaukeln von Historie" zu tun. Solche Gebäude hat es früher nicht gegeben, sie sind eine Neuinterpretation also zwangsläufig zeitgenössisch. Wer das nicht erkennt sollte über etwaige Authentizität besser gar nicht urteilen.


    Was natürlich gar nicht geht, ist das abschließen der Falkoniergasse. Wir sind hier im touristischen Zentrum Berlins und nicht in irgendwelchen Problemvierteln. Die Falkoniergasse ist doch keine Downingstreet. Ich erwarte, dass man da von offizieller Seite dagegen interveniert.

  • da hat man schonmal so ein juwel wie die friedrichswerdersche kirche... und was macht man, man umstellt es von allen seiten damit man auch ja herzlich wenig davon mehr sehen kann. ich finde es eine richtige schande, dass man die kirche nicht mehr sehen wird weil sie von diesen kisten umstellt sein wird. und dabei interessiert es mich herzlich wenig, dass es vor dem krieg ebenso war. dass man kein auge dafür hat und sich nur stur an die umsetzung eines plans hält dessen umsetzung optisch wie zu erwarten eine katastrophe ist.. schade schade.


    Saxonia
    abschliessbare private wohnstrassen gibt es in allen großstädten europas. warum sollte ausgerechnet dieser kelch an berlin vorübergehen???

  • ^Die Friedrichwerdersche Kirche war immer umstellt mit Bauten. Dass sie nun inmitten einer kriegs- bzw. abrissbedingten Brache steht, sollte man wahrlich nicht zum Maßstab nehmen.

  • Kleines Update, ich kann mir schon vorstellen, dass der Putz bröselt, wenn die Ramme zum Einsatz kommt, aber die Kirche wird's schon aushalten.