Stadtplanung | Stadtentwicklung

  • ^ Ach, Kapazitäten gibt's in Offenbach doch reichlich. Erst letzte Woche hatte ich das (zweifelhafte) Vergnügen, in Offenbach unterwegs zu sein. Gleich hinterm Kaiserlei erstrecken sich riesige Brachen mit leerstehenden Bürogebäuden. In der Innenstadt gibt es ebenso zahlreiche Lücken, Parkplatz-Brachen und andere Altlasten, die dringend einer Neuentwicklung bedürfen. Steigende Einwohnerzahlen sind hilfreich, dass sich da in Zukunft was ändert, aber die Stadt ist arm (...und für Investoren auch nicht sexy).

  • Ich war am vergangenen Freitag im Karmeliterkloster bei der Ausstellung der Workshopergebnisse zum Thema Wohnraumerweiterung. Hier habe ich ein paar Schnappschüsse für euch, weitere folgen. Zunächst Ideen für das Gebiet westlich vom Römer:








    Bilder: Miguel

  • Na Klasse. Kleine kuschelige Häuschen von drei Etagen plus Spitzdach.
    Sind die noch zu retten?


    Es geht um Nachverdichtung in der Innenstadt. Ausgearbeitete Dachformen gut und schön, aber diese uniformen Dächer wirken nicht besser als die 50er-Jahrebebauung am "Alter Markt" in Köln mit ihren Zipfelmützen aus Schiefer (Siehe Webcam-Thread, U-Bahn-Bau in Köln, Ansicht Rathaus, rechte Bildseite) - eher noch wie die wiederholten Sägezahndächer auf alten Fabrikhallen.


    Dazu die Beschränkung auf drei Etagen - selbst im Dom-Römer-Bereich standen (und werden wieder stehen) Häuser mit fünf bis sechs Etagen. In diesem Bereich hätte man von hundert Jahren (wenn's denn z.B. mal gebrannt hätte) mit Sicherheit vier bis fünf Etagen plus Dach hingestellt - und jetzt Main-Würfel.


    Bah. Platzverschwendung auf gemütlich. Sowas kann man in eine Neubausiedlung am Stadtrand von Oberursel oder Seligenstadt stellen. Ins Zentrum einer Metropole passt das genau so wenig, wie die bestehenden Wohnblocks.


    Kann den Architekten mal jemand die Ecke Allerheiligenstraße/Battonstraße zeigen?
    Oder die alte Wartbug an der Rat-Beil-Staße/Friedberger?


    Vielfältige Dach- und Gebäudestruktur auf einem der zentralen Lage angemessenen Volumen an Baukörper mit einem hohen Angebot von Wohnfläche muss doch auch gehen.


    Ansonsten gibt's in zwanzig Jahren wieder das Geschrei, wie man so einen Unfug bauen konnte, wo doch jeder wusste, dass die Innenstädte wieder dichter bebaut werden müssen.


    Dazu natürlich wieder ein ebenerdiges Erdgeschoß - mit dem Gebäudesockel, wie man ihn bei den beliebten Häusern im Nordend oder in Bockenheim findet, hat man seinerzeit nicht nur die Tiefe der Baugrube für den Keller vermindert, sondern insbesondere dafür gesorgt, dass der gewöhnliche Fußgänger nicht im Vorbeigehen durch die Erdgeschossfenster in die Wohnung sehen konnte.


    Ebenerdiger Gebäudezugang ist zwar wichtig, das lässt sich für neu erreichtete Wohngebäude jedoch auch anders lösen als mit der Tieferlegung des gesamten Gebäudes, zumal in den Dreistöckern zum Erreichen der oberen Etagen ohnehin keine Aufzüge eingebaut werden, so dass Barrierefreiheit im EG für die Katz' ist.
    Und, nein, ich glaube nicht daran, dass in diesem Bereich so viel Bedarf an bodennahen Gewerbeflächen besteht, dass generell und insgesamt im Erdgeschoss keine Wohnungen liegen werden. Das würde im Übrigen auch das Problem der mangelnden Nachverdichtung/Bereitstellung von Wohnraum nochmals veschärfen, da dann von den 3+Dach nur 2+Dach Etagen für Wohnzwecke übrigbleiben.


    Also, verbrennt die Pläne nicht, hebt sie gut auf, man muss ja auch zeigen können, wie man es nicht machen soll.

  • Ich würde es nicht ganz so negativ sehen. Das ist mit Sicherheit nicht die Ideal-Lösung, was hier zu sehen ist, aber ein grosser Schritt in die richtige Richtung. Bisher hatte ich den Eindruck, dass ein Abriss der 50-er Jahre-Mietskasernen nicht wirklich zur Debatte stand.


    In einer so zentralen Lage 3-geschossig bauen zu wollen, ist natürlich ein Witz. Die Aufgabenstellung Wohnraumerweiterung und Nachverdichtung ist damit völlig verfehlt. Ich weiss jetzt nicht, wie der Bebauungsplan aussieht, aber 4- bis 5-geschossige Bebauung wäre hier schon angemessen. Man muss sich nur die Ostzeile anschauen oder die Entwürfe für das Dom-Römer-Projekt. Alles 4- bis 5-geschossig. Da sieht man, dass sich die Architekten mit dem Thema Altstadt nicht genügend auseinandergesetzt haben. Auch auf Gewerbeflächen in den Erdgeschossen sollte hier nicht verzichtet werden.

  • Obacht: Was hier zu Gunsten der neuen Bebauung weichen soll, ist das Personal- und Organisationsamt der Stadt Frankfurt. An die unsäglichen Wohnblöcke aus den 1950ern traut sich weiterhin niemand ran. Leider.


    Ansonsten sehen wir eine Arbeit aus einem Entwurfworkshop, weiter nichts. Auch nur annähernd konkret ist also überhaupt nichts, in diesem Licht bitte Aspekte wie Zahl der Geschosse, Nutzung der Erdgeschosse oder Gestaltung der Fassaden und Dächer sehen. Was Miguel fotografiert hat, ist übrigens ein Vorschlag des Büros Monogruen aus Oberursel.

  • Weiter geht's mit den Vorschlägen zum "New Merton":







    Bilder: Miguel


    Hier einige Impressionen von unterschiedlichen Ideen zur Bebauung des Autobahndeckels, inklusive einer seltsamen Weiterführung der U4 und Wohntürmen:











    Bilder: Miguel


    Bitte entschuldigt die schlechte Belichtung - die Sonne stand sehr ungünstig...


    Hier die Vorschläge zum neuen "Künstlerviertel":






    Andere Ideen:




    Bilder: Miguel

  • Und schließlich das "Grüne Y", zunächst die Übersicht:



    Im Detail:










    Insbesondere die Art und Weise, wie hier die U-Bahn verlegt wird, gefällt mir besonders gut ;):





    Bilder: Miguel


    Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich. Ich hätte gern mehr Zeit für die Details gehabt...
    Sonnige Grüße von der Côte d'Azur!

  • Ich möchte noch einmal den Vorschlag zur Förderung des Ausbaus bzw. der Rekonstruktion von Dächern aufgreifen. Vor allem in Leipzig, z. T. aber auch in Frankfurt gibt es hier einige überzeugende Beiospiele (z. B. derzeit in Frankfurt die Kaiserstraße 48, aber auch andere moderne oder klassische Varianten im Bahnhofsviertel). Die Größe europäischer Städte läßt sich meines Erachtens häufig auch an der durchschnittlichen Geschoß- oder Traufhöhe erkennen. In Frankfurt gibt es in den letzten Jahren auch die Tendenz, Standard-Wohnhäuser nicht mehr 4, sondern 6-stöckig zu bauen.
    So wäre die Aufstockung bzw. Rekonstruktion von Dächern ästhetisch und quantitativ (was die steigende Einwohnerzahl angeht, ein Gewinn.

  • Konkurrenz zwischen Wohnungsbau und produzierendem Gewerbe

    Die Stadt bereitet derzeit einen "Masterplan" vor, der im kommenden Jahr fertig werden und einen Ausgleich zwischen den Zukunftsthemen Industrie und Wohnen schaffen soll. Diesem heutigen FAZ-Artikel zufolge hat Frankfurt einen Dienstleistungsanteil von 90 Prozent und liegt damit, wen wundert es, deutschlandweit an der Spitze. Dennoch, oder gerade deswegen, kommt dem produzierenden Gewerbe nun besondere Aufmerksamkeit zu. Eine Gefahr für die hiesige Industrie ist die zunehmende Konkurrenz um Flächen, Produktionsstätten stehen im Wettbewerb mit dem renditeträchtigen Wohnungsbau. Diesen Konflikt soll der für 2013 in Aussicht gestellte Plan entschärfen.

  • Da bin ich aber mal gespannt. Denn es ist noch nicht lange her, da hat die Stadt den Schutz gewerblicher Flächen im Unterhafen mit dem B799 (Honsell-Dreieck) gerade erst aufgeweicht; ein anderer Fall ist das Silogebiet, wo der Umgang mit den sog. Störfall-Betrieben im Industriepark Höchst auf dem Prüfstand steht, die nach der 12. BImschV (sog. Störfall-VO) unter Umständen einen Abwehranspruch gegen heranrückende Wohnbebauung haben.

  • Mal zum "Grünen Y":


    statt seltsamer möchtegern moderner Experimente die uns die nächsten unurbanen Einöden ala Riedberg oder Rebstockpark bescheren, sollte man hier mal zum traditionellen europäischen Städtebau zurückkehren. Oder auch New Urbanism wie es anderswo genannt wird... ;)


    Wie ich hier schon schrieb, fände ich es durchaus spannend die Ginnheimer Kurve als Hochbahn auszuführen, bei entsprechendem Städtebau und Architektur der Umgebung kann sowas durchaus sehr urban wirken.
    So sollte dann entlang der Plantenstraße mindestens wie bei den anderen hier gezeigten Konzepten die Südseite beseitigt werden, und auch auf der Nordseite muss nicht alles stehen bleiben. Stattdessen dann an der Platenstraße selbst zu beiden Seiten Blockrandbebauung mit zB fünf Vollgeschossen, und frankfurttypischen beigen oder roten Sandsteinelementen zur Fassadengliederung und schiefergedeckten Mansarddächern. Und mittendrin dann eine städtebaulich ansprechend integrierte Hochbahn mit richtigen Bahnhöfen. An der Station Platenstraße (und ansatzweise vielleicht auch Ginnheim) könnte das von der stadträumlichen Einbindung her dann gerne so ähnlich aussehen wie in Berlin an den Stationen Schönhauser Allee, Bülowstraße oder Görlitzer Bahnhof, bzw manchen Hochbahnstationen in Hamburg.

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  • Nette Idee, aber vor der Führung einer Straßenbahn als Hochbahn steht die 16. BImschV (VerkehrslärmVO). Ich weiß nicht, ob deine Idee auch noch so nett aussähe, wenn das Verkehrsmittel hinter meterhohen aufgeständerten Lärmschutzwänden verkehrte.

  • Und hier wäre dann wieder mal der Beweis dafür, dass wir uns in unseren totalen Verrechtlichung so richtig in die Sackgasse gejagt haben.


    Beneide alle Städte, die bevor jeder Furz reglementiert wurde, sich solche Hochbahnen zulegen konnten.

  • Da man in dieser Gegend mit dem Rückbau der Rosa-Luxenburg-Straße genau diese Art "Verkehrsweg zwischen Lärmschutzwänden" beseitigen will, wäre eine Hochbahn ein Schildbürgerstreich. Und wenn, dann bitte mit Lärmschutzwänden wie die Stationswände in Paris - z.B. am Place Cambronne.


    Wobei Stahl-Beton-Verbundbrücken mit geeignetem Schienenunterbau und einer Lärmschutzwand von nur Bahnsteighöhe durchaus leise sein könnten - im Gegensatz zu filigranen Nur-Stahl-Konstruktionen lässt sich damit das Rollgeräusch weitgehend dämpfen (Vergleich der Eisenbahnbrücke über die A661 bei Oberrad mit derjenigen über die Darmstädter Landstraße). Die Antriebs- und Stromwandlergeräusche sind bei den heutigen Frankfurter Bahnen schon eher ein Problem.


    Aber bis 2020 sieht das sicher wieder anders aus. Und vorher wird das mit Planung und Finanzierung ohnehin nichts.

  • @ immobilienmogul: ich finde, es gibt nicht viele Hochstraßen, egal für welches Verkehrsmittel, die man - jedenfalls im bebauten Ortszusammenhang - als städtebaulich gelungen bezeichnen kann. Ich möche nur mal an das Gezeter bei der U5-West aus der Ebene -1 in die Ebene 0 im Europaboulevard erinnern. Ich möchte nicht wissen, was los gewesen wäre, wenn man im Europaviertel eine schicke Hochbahn geplant hätte; und dort wäre die Gass' mit ihren 60 m immerhin breit genug. Es gibt nicht viele Trassen in Frankfurt, die für eine Hochbahnlösung überhaupt die nötigen Voraussetzungen mitbringen. Ich denke, das kann man getrost vergessen.

  • Neuer Stadteil im Norden Frankfurts?

    Die Frankfurter SPD schlägt den Bau eines neuen Stadtteils im Norden der Stadt vor. Das steht morgen in einem großen Artikel der FAZ-RMZ. Bis zu 8.000 neue Wohnungen könnten auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen entstehen. Das mögliche Baugebiet, ungefähr so groß wie der Riedberg, liegt zwischen den Stadtteilen Nieder-Eschbach im Westen und Nieder-Erlenbach im Osten. Im Norden wird die Fläche von Ober-Erlenbach (bzw. der Stadtgrenze) und im Süden von Harheim begrenzt.


    Das Gebiet ist nach Flurbereinigung weitgehend ausgeräumt, so dass kaum Bäume weichen müssten. Ein weiterer Vorteil ist die Lage und damit die Möglichkeit, das Gebiet verkehrlich recht leicht erschließen zu können. Die SPD rechnet durchaus mit Widerständen, ist aber der Auffassung, dass Bauen auf der grünen Wiese angesichts des Bevölkerungswachstums notwendig ist um Wohnungsnot zu vermeiden. Nur das Schließen von Baulücken und die Nachverdichtung bestehender Wohngebiete ist nach Ansicht der Politiker nicht ausreichend. Anzupassen ist die Regionalplanung, da die Flächen bisher als Grünzug ausgewiesen sind.


    Edit: Die FNP berichtet auch. Und der FAZ-Artikel ist jetzt online.

  • ^ Politisch ein geschickter Schachzug. Mehr aber: Inhaltlich überfällig! Wer durch den Grüngürtel spaziert oder radelt, wird sich unweigerlich fragen, warum dieser Teil der Stadt aussieht wie die Rübenäcker in der tiefsten Wetterau, wo es Frankfurt hinten und vorne an Wohnungen zur Befriedigung der Nachfrage fehlt. Klar, dass ein Sturm der Entrüstung vorprogrammiert ist: Grüngürtel, Naherholung, Frischluftschneise, Landwirtschaft, Tier-Lebensraum etc. haben ihre Berechtigung, und man kann diese Faktoren nicht ignorieren.


    Das diskutierte Areal habe ich zur Veranschaulichung grob in die Projektkarte eingetragen. (Klicken für die interaktive Karte)



    Bild: (c) OpenStreetMap (CC-BY-SA) in dafmap.de

  • Aus meiner Sicht ist eine solche Stadterweiterung zwingend und absolut notwendig, denn nur mit Nachverdichtung und der vereinzelten Umwandlung alter Bürobauten zu Wohnhäusern wird man das Bevölkerungswachstum in und um Frankfurt nicht in den Griff bekommen. Und nur mit solchen Großmaßnahmen kann man das Mietenwachstum in den Griff bekommen und sicherstellen, dass auch die klassische Mittelschicht in 10-20 Jahren noch in Frankfurt leben kann.


    Außerdem kann man an dieser Stadtrand-Lage durchaus auch Platz für das berühmte "Häuschen im Grünen" vorsehen, wofür unzweifelhaft Bedarf da ist.


    Ja klar, Protest von Seiten der Landwirte und der Grüngürtel-Befürworter wird kommen, aber zumindest die Proteste Letzterer kann man gut entkräften, denn das Gebiet ist weder Naherholungsgebiet noch sonderlich grün.


    Das ist endlich mal ein guter Vorschlag, der von der Frankfurter SPD kommt. Man kann nur hoffen, dass die anderen im Römer befindlichen Parteien schnell mit auf den Zug aufspringen und hier vereint an einem Strang ziehen. Dann könnte das Ganze noch vor 2020 losgehen.

  • Was soll man davon halten?


    Erstens, dass die SPD hier mit "Wohnungsnot" argumentiert; dass man Wohnbauflächen ausweisen will, ist ja in Ordnung, aber dafür eine nicht vorhandene Wohnungsnot zu bemühen, kann man nur dem Umstand zuschreiben, dass Leute wie Oesterling und Feldmann anscheinend den Wahlkampfmodus nicht mehr verlassen können und eine angemessene Ausdrucksweise verlernt haben.


    Zweitens frage ich mich, ob sich die Damen und Herren von der SPD mal gefragt haben, warum vor ihnen noch keiner auf diese Idee gekommen ist. Fast hätte ich laut gefragt, wie blöd die eigentlich sind, aber das wäre ja unsachlich. Hätten sie mal ihre Altvorderen befragt, die zu Zeiten, da die SPD noch Stadt und Land regierte, mit diesen Fragen befasst waren, hätten sie manch interessanten Hinweis erhalten.


    Drittens hilft - auch wenn es kleines bißchen Mühe bereitet - ein Blick in das öffentlich zugängliche Daten- und Kartenmaterial des Magistrats und der Landesverwaltung. Mit ca. 5 Klicks wäre herauszufinden gewesen, das fast das gesamte Gebiet im Schutzbereich der HeilquellenschutzVO "Oberhessische Provinz" vom 7.2.1929 liegt (Stichworte Bad Homburg und Bad Vilbel); von dem Antrag der Hassia Quelle zur Ausweisung/Erweiterung eines Heilquellenschutzgebietes mals ganz zu schweigen, wie auch von den Überschwemmungsgebieten von Erlenbach und Eschbach.


    Ich würde sagen, das ist ein ganz dickes Brett, an dem sie lange bohren werden.