Nbger Westen: Justizpalast, Akademie für Menschenrechte

  • Justizpalast, Akademie für Menschenrechte

    Die Stadt Nürnberg profiliert sich nun seit geraumer Zeit mit dem Thema Menschenrechte im Rahmen der Nürnberger Prinzipien. Diese gingen aus den Nürnberger Prozessen hervor und bilden die Grundlage des modernen Völkerstrafrechts.
    (http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Prozesse).
    Vergangenes Jahr wurde bereits das "Memorium Nürnberger Prozesse" im Dachstuhl des Gebäudes mit dem berühmten Verhandlungsort eröffnet.
    http://www.memorium-nuernberg.de/index.html



    Die bayrische Staatsregierung, allen voran Ministerpräsident Horst Seehofer, unterstützt nun die Gründung einer Internationalen Akademie für Menschenrechte in Nürnberg wie auch die Bewerbung der Stadt bezüglich der UNSECO-Weltkulturerbeliste mit dem Schwurgerichtssaal 600.


    Die Akademie soll in dem Ostteil des monumentalen Justizbaus, Bayerns größtem, entstehen. Die derzeitige Nutzung durch die Justiz wird in einen noch zu errichtenden Neubau verlegt. Dieser soll auf dem ehemaligen Betriebshof der VAG auf einem Nachbargrundstück des Justizpalastes gebaut werden.



    Das Hauptgebäude des Justizpalastes im Stil der "Deutschrenaissance", errichtet zwischen 1909-1916.



    Ein Luftbild des Justizpalastes.
    Oben: Der alte Straßenbahnbetriebshof, geplante Erweiterungsfläche.
    Unten rechts: Das Gebäude mit dem Schwurgerichtssall 600 und dem Memorium. Das Gebäude soll nach den derzeitigen Ideen die Akademie beherbergen.
    Hinter dem Justizpalast: Die Gefängnisanlagen.



    Das Gebäude mit dem Schwurgerichtssaal 600 und dem Memorium Nürnberger Prozesse



    http://www.nordbayern.de/nuern…er-akademie-ein-1.1261055


    http://www.nordbayern.de/regio…uts-in-nurnberg-1.1260840


    D.

  • Es ist soweit, das Justizgebäude kann, auf der werstlichen, ehemaligen Fläche der VAG, erweitert werden.
    Schon 2014 will man mit den Bauarbeiten für ein 20 Millionen Euro teures, 3400qm fassendes Gebäude beginnen. 2016/17 soll es Bezugsfertig sein.


    Der Altbau im Osten (in dem sich auch der berühmte Saal 600 befindet) wird dann nur noch als Museum genutzt. Der Saal 600 wird ab 2014 in den Zustand zu Zeiten der Nürnberger Prozesse zurück versetzt. Für die diesbezüglichen Planungen will das bayerische Kabinett schon bald 200 000 Euro zur Verfügung stellen.


    http://www.nordbayern.de/regio…s-justizgebaude-1.2327941



    d.

  • Bin nicht so begeistert von der Idee mit dem Gerichtssaal 600 als UNESCO-Welterbe und zwar aus zwei Gründen:
    1. Wenn die Nürnberger Prozesse Startpunkt für die juristische Aufarbeitung von Völkerrecht waren, warum wurde dann nicht hier auch der Gerichtshof installiert, warum in Den Haag?
    2. Leider hat die Geschichte gezeigt, dass von einer umfassenden Verfolgung von Vergehen gegen das Völkerrecht keine Rede sein kann. So wurden schon in Nürnberg nur die Vergehen der deutschen Seite geahndet, nicht die der Alliierten. Ferner gab es keinerlei juristische Konsequenzen für mindestens zwei US-Präsidenten, die völkerrechtswidrige Kriege (Vietnam, Irak) geführt haben. Ganz zu schweigen von vielen anderen Vergehen, die in den letzten 60 Jahren geschehen sind. Eigentlich kamen nur ein paar relativ unbedeutende Verbrecher auf die Anklagebank, die entmachtet worden waren.
    Letztlich gab es eben doch eine Siegerjustiz, nur die Unterlegenen wurden angeklagt. Ob das nun wirklich so glorreich war und ist und daher würdig für ein derartiges Welterbe?

  • Unsachlich lautet die Antwort etwa so:
    Warum sollte das kein Welterbe werden? Bei den Gebäude eines reaktionären Verbecher- und Verschwörervereins (Kirchen) oder den Hinterlassenschaften diverser blutiger Dynastien hat man doch auch kein Problem.


    Sachlicher:
    Was hat so eine Diksussion hier überhaupt verloren? Es geht hier um die Gebäude, deren Ausbau, deren Erhalt - nicht um deren wie auch immer geartete politische Instrumentalisierung.



    d.

  • Ich bin grundsätzlich für den Erhalt des Reichsparteitagsgeländes. In der Kombi mit dem Saal 600 ergibt sich ein gutes Bild der politischen Umbrüche in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Beides hat sich in Nürnberg in besonderer Art eingeschrieben. Anders als die Burg, die Kirchen oder sonstiges ist das auch im mentalen Sinn ein Welterbe. Denn die mit diesen Bauwerken verbundenen Ereignisse haben den Weltenlauf wirklich beeinflusst.


    Trotzdem befinden wir uns in einem Archtiekturforum, daher geh ich jetzt hier nicht endlos in die Breite.
    ich finde es aber bedenklich wenn hier Beiträge nur tendenziöse politsche Meinungen (harher und die Siegerjustiz) und keinerlei Bezug zum Forenthema beinhalten.


    d.

  • Na ja, das Gebäude an sich ist ja nicht sonderlich interessant bzw. sehenswert (Gründerzeit, da müsste man ja jeden Bahnhof und jedes Schulhaus aus der Zeit derart schützen).
    Es geht vielmehr um die geschichtliche Dimension. Und da sind wir dann eben doch bei einer gewissen politischen Instrumentalisierung.
    Nochmal: der Gerichtssaal soll ja wegen seiner vorübergehenden Funktion beim Kriegsverbrecher-Tribunal, das man als Ausgangspunkt für die Völkerrechts-Justiz sieht, zum Welterbe werden. Diese Verknüpfung ist nicht architektonisch, sondern politisch und deshalb muss man das auch hinterfragen können. Wenn das Thema in einem Architekturforum aufgeworfen wird, dann muss man doch auch darüber diskutieren können.
    Im Übrigen finde ich es ziemlich primitiv und undemokratisch, wenn man einfach mit der Keule "tendenziöse politische Meinungen" schwingt. Auch "Warum sollte das kein Welterbe werden? Bei den Gebäude eines reaktionären Verbecher- und Verschwörervereins (Kirchen) oder den Hinterlassenschaften diverser blutiger Dynastien hat man doch auch kein Problem." spricht ja außerdem für eine tendenziöse politische Meinung.


    Ich bin gegen solche Welterben, die nicht direkt am Gebäude ansetzen. Das gilt z.B. auch für die Wartburg. An der hat man ja in der Vergangenheit sehr fragwürdig herumgepfuscht - fast so kitschig wie Neuschwanstein! Der Bau ist also nicht so interessant, wurde aber wohl vor allem dadurch Welterbe, weil dort Luther war und mit einem Tintenfass herumgeworfen haben soll. Ist ja schön und gut, aber was hat das eigentlich mit dem Gebäude zu tun?


    Das mit den Kirchen, Burgen und Schlössern, was oben angesprochen war: Da ist es gerade anders herum. Natürlich waren die Erbauer meist nicht gerade Waisenknaben, doch das ändert doch nichts daran, dass es oft architektonische Meisterwerke sind.
    Mir wäre deshalb für das Welterbe die Stadtmauer Nürnbergs wesentlich sinnvoller erschienen. Denn eine Stadtmauer dieser Größenordnung und Erhaltung ist weltweit durchaus etwas Besonderes.

    7 Mal editiert, zuletzt von harher ()

  • 20 Millionen kommen mir verdächtig wenig vor, während 200 Millionen meiner Meinung nach wohl etwas überzogen wären.
    Ich würde mich da eher für die 2. Variante entscheiden. Vor allem weil das Gebäude auch 3.400 m² groß werden soll.

  • Wer suchet der findet. Es gibt doch immer irgend einen Grund, wenn man nicht will:
    Wenn man keinen Denkmalschutz will, Keinen Erhalt will, oder keine Rekonstruktion.


    Das Mittelalter war dunkel, die Menschen lebten nur kurz und ihr Leben war voller Krankheiten und Arbeit. Kein Grund, dem Mittelalter Denkmale zu setzen. Weg mit der Altstadt!


    Die Industrialisierung war ein Zeitalter der Ausbeutung, der Gewalt und der aufgehenden Schere zwischen Arm udn reich. Weg mit allem Biedermeier, Historimus und Jugendstil.


    Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit der brutalsten gewalt, des ideologischen Fanatismus, der Kriege und Klassenkämpfe. Weg mit allem Bauhaus und Monumentalistischen Betonbauten.


    Die sechziger Jahre waren einer Zeit des besinnungslosen Fortschrittglaubens, der Unendlichkeit aller Ressourcen und des Raubbaus an der Natur. Weg mit allem aus dieser Zeit....


    Also ich bin ganz klar für diesen Plan und dafür die Söder'schen Euros hier zu investieren. Wieso sollte man in Nürnberg denn auch freiwillig darauf verzichten, dieses Pfund nach Außen zu kehren? Ich meien mann sich doch nicht einerseits darüber beschweren, dass hier nichts passiere, alles nach München ginge, und dann bei konkreten und auch bodenständigen Vorschlägen abwiegeln.

  • Die Nürnberger Nachrichten berichten, dass das 1916 erbaute Gebäude des Justizpalastes für 40 Millionen saniert werden soll. Unter anderem soll das Dachgeschoss gedämmt werden und die Fenster werden erneuert. Dazu noch diverse kleinere Modernisierungen.


    http://www.nordbayern.de/nuern…fwendig-saniert-1.2461232


    So muss das sein, nach 100 Jahren ist eine Sanierung fällig. Ökologisch, vernünftig, nachvollziehbar.

  • Und wieder aus der Zeitung erfahren: Es liegen Pläne für einen Anbau an den historischen Gebäudekomplex des Gerichts in der Fürther Straße vor. Es wird ein sog. Strafjustizzentrum für voraussichtlich 20 Mio EUR gebaut, das unter anderem Räume schafft die benötigtw erden, wenn der historische Saal 600 dauerhaft für die Öffentlichkeit geöffnet und für Verhandlungen nicht mehr genutzt wird.


    Erfreulich: Die Entwurfe sehen einen modernen und großzügigen Bau vor, der eine Fassade aus worzeldorfer Sandstein haben wird, wie beim Pellerhof. Ich habe noch nicht heraus gefunden, welches Architekturbüro aus Leipzig den Entwurf vorgelegt hat.


    Links zum Nachlesen:


    http://www.br.de/nachrichten/m…nuernberg-justiz-100.html (mit kurzem Filmbeitrag)


    http://www.nordbayern.de/regio…afjustizzentrum-1.3042927

  • Mir gefällt der speziell der Neubau mit den gestreckten Fenstern, welcher direkt an den historischen Bau angrenzen soll, überhaupt nicht! Flachdach neben Faltdach - geht überhaupt nicht!!! :( Das restliche Modell sieht vielversprechend aus. Man könnte etwas daraus machen :D

  • @ Gelber Löwe,


    die Feuerwache soll etwas weiter Nördlich entstehen, an der Reuterbrunnenstraße Ecke Maximilianstraße.


    @ Mattes:
    Vielleicht bin ich ja schon zu sehr desillusioniert, aber die Meldung, dass man Worzeldorfer Quarzit (Sandstein) als Fassadenmaterial wählt ist schon sensationell. Da kann man doch froh sein dass uns eine zweite Stadtbibliothek erspart bleibt. Über die Stadtbibliothek spotten sogar die Touristen. Wenn man sich in der Nähe aufhält und mitbekommt, wie sich Auswärtige über das Gebäude unterhalten, wird einem die Altstadt ziemlich schnell peinlich.
    Der Neubau am Gericht könnte natürlich wirklich ein Schrägdach bekommen, allerdings nicht in Ziegeln sondern in in großen Glasflächen mit einigen Sandsteinelementen. In der Anmutung ähnlich wie die Sebalder Kontore. Aber diesen Mut bringt man nicht auf.

  • Einen ähnlichen Entwurf in Anlehnung an die Sebalder Kontore schwebte mir ebenso vor! Die Fassadengestaltung durch den Sandstein finde ich ebenso gut. Aber ein Flachdach neben einem Satteldach ist für mich einfach ein "no-go" :nono:


    Können wir zukünftig über die Stadtbibliothek nicht einfach schweigen? :)

  • Hier kann man die Wettbewerbsergebnisse in Gänze ansehen:


    https://www.competitionline.com/de/ergebnisse/128579


    Für die Eiligen.


    Der Sieger:

    Architekten: ZILA Leipzig


    Der 2. Preis: Mattes, das hier wäre wohl dein Favorit! Finde den Entwurf ebenfalls ganz gut, nur leider sagt dieses Baumassenmodell etwas zu wenig zu den Details, wie Materialität, Fenster einpassung, Fugen usw... aber es hat das Satteldach:



    Architekten: Hascher Jehle, Berlin.


    3. Preis:



    Architekten: Pussert & Kosch, Dresden


    4. Preis:



    Architekten: Schaltraum Architektur, Hamburg


    Anerkennung (einziges Nürnberger Büro):



    Architekten: Baum+Kappler


    Quelle aller Bilder: https://www.competitionline.com/de/ergebnisse/128579


    Der Baum+ Kappler-Entwurf ist nicht so meins. Er geht zu sehr auf Konfrontation mit dem altehrwürdigen Gerichtsgebäude.

  • Endlich, ein weiterer Schritt zur Entwicklung des historischen Teils des Justizpalastes als "Memorium Nürnberger Prozesse" ist getan. Die Stadt hat das Grundstück erworben, auf dem derzeit noch eine Autowerkstatt untergebracht ist.



    Am Donnerstag berichtete die NZ über den unterzeichneten Kaufvertrag zwischen der Stadt Nürnberg und der Eigentümergemeinschaft. Diese hatte wohl vor, dort ein Bürogebäude hochzuziehen. Die Stadt arbeitet ja schon längere daran, den Standort aufzuwerten und isnbesodnere das Memorium, den Schwurgerichtssaal 600 als Informationszentrum zu etablieren. Im jahr 2015 haben wohl 90.000 Besucher den Saal gesehen, mit steigender Tendenz.Gedacht wird an den Bau eines Besucherzentrums mit Cafe und Souvenirshop. Damit man den vom eigentlichen Justizpalast zurückgesetzten Flügel (Bildmitte), in dem sich das Memorium befindet, etwas prominenter von der Fürther Straße aus in Szene setzen kann, soll nicht zu hoch gebaut werden. Es wird wohl ein Pavillion.



    Mit dem Kauf ist der Weg nun frei die Werkstatt dort zu entfernen und den Platz passend zur Umgebung zu gestalten.

  • Wie die Presse berichtete (Link: http://www.nordbayern.de/regio…l-1.5595446?searched=true) hat man diese Woche Richtfest gefeiert am Neubau des Justizpalastes. Ein wichtiges und gutes zeichen, dass es hier nun auch gut voran geht.


    Vor Ort ist der interessierte Passant aber ein wenig verwundert:




    Mehr als ein Betongerippe ist nämlich noch nicht vor Ort zu sehen, und wenn ich mich nicht täusche ist auch die Endhöhe von 5 Stockwerken noch nicht erreicht. Vielelicht geht es aber auch darum die Negativberichte vom Anfang diesen Jahres endlich abzuschütteln, als die beauftragten Bauunternehmer durch Verdacht auf Schwarzarbeit und Razzien auf der staatlichen Baustelle (pikant) Aufmerksamkeit erregten (Bericht hier und hier). Ich jedenfalls habe mich doch etwas gewundert angesichts des so plötzlich gefeierten Richtfests. Der Termin muss wohl schon sehr lange in den Terminkalendern der Minister gestanden haben, sodass es egal war wie weit der Bau jetzt sein würde.

  • In dem heutigen Stadtanzeiger auf Seite 27 ist ein ganzseitiger und reich illustrierter Artikel zum Schwurgerichtssaal 600 zu lesen. Darin geht es um einen Wettbewerb unter den Architekturstudenten des Ohm-Hochschule zum Bau eines Besucherzentrums anstelle des noch stehenden "pit-stop".


    Am 03.05. fand die Präsentation der Abschlussarbeiten der Studenten an der Ohm im Offenen Büro in der Lorenzer Straße statt:


    https://www.nuernberg.de/press…ilungen/presse_51056.html


    leider hab ich davon nichts mitbekommen, daher keine Bilder davon. Die Hochschule hält sich leider auch ziemlich zurück mit Veröffentlichungen dazu:


    http://www.th-nuernberg.de/ind…6521d01f8c2a12da09c5accf3


    Nur soviel kann ich sagen, die Vielfalt der Vorschläge ist groß, von gruselig-schauderhaft bis innovativ-repräsentativ ist alles dabei!