Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Hm, der Entwurf haut mich nicht vom Hocker. Sehr schade, daß es da keine besseren Entwürfe gibt. Obwohl ja ein Einheitsdenkmal an DIESER Stelle doch arg deplaziert ist (das Brandenburger Tor halte ich für das bessere Denkmal für die gesamte Deutsche Geschichte der letzten 3 Jahrunderte).


    Für den Platz des ehemaligen Wilhelm-I-Nationaldenkmals würde ich, wenn es schon ein Einheitsdenkmal sein soll, etwas anders gestalten:


    Die Formensprache des Wilhelm-I-Denkmals aufgreifen, also Kollonaden, Treppe und Sockel, allerdings ohne Ausschmückung, sondern nur die Formen. Auf dem Sockel statt das Reiterstandbildes zwei Menschen, die sich entweder umarmen oder an den Händen halten.


    Leider bin ich kein Künstler oder Designer, um das visuell darzustellen :(


    Und wie bereits erwähnt wurde, wird man sich eh an den Siegerentwurf, wenn er denn realisiert wird, gewöhnen.

  • Du triffst den Punkt recht gut.
    Deutschland hat mit dem Brandenburger Tor längst ein Einheitsdenkmal. Die ganze Welt denkt beim Stichwort Mauerfall - sogar Fall des Eisernen Vorhangs - an das Brandenburger Tor und die in prominenten Fotos festgehaltenen Augenblicke.


    Das unpassende Ding hier ist also völlig überflüssig und kann ein bedeutungsgeschwängertes Brandenburger Tor niemals ersetzen.


    Ansonsten muss ich dir beipflichten bei der Gestaltung von Denkmälern. Die besten Lösungen liegen meistens sehr nah. Einfache und verständliche Skulpturen (wie zwei Menschen) sind heute leider nicht mehr politisch durchsetzbar (wenn dies wohl auch von einer breiten Mehrheit getragen werden würde).

  • Ich schließe mich der Kritik am neuen "Freiheits- und Einheitsdenkmal" an.
    Die flache Wippe passt meiner Meinung nach weder zum Schloss noch zur restlichen Umgebung.
    Weiterhin halte ich den Standort Schlossfreiheit für ein derartiges Monument auch aus geschichtlichen Aspekten für absolut ungeeignet.
    Wir haben bereits ein erstklassiges Bauwerk, welches die Wiedervereinigung symbolisiert und unvergleichbar mit ihr verbunden ist, und das ist und bleibt das Brandenburger Tor.


    Warum baut man nicht das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal wieder auf?



    Quelle: Wikipedia (Public Domain, Copyright abgelaufen)


  • Warum baut man nicht das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal wieder auf?


    Weil wir die Monarchie überwunden haben. Weshalb sollten wir also jetzt noch ein derartiges Denkmal für einen gammligen Kaiser errichten?


    Da ist ein Denkmal fürs Volk schon netter. Die "große Männer machen große Geschichte" Geschichtsinterpretation ist bei heutigen wissenschaftlichen Historikern auch nicht mehr so angesagt.

  • Nun, das Schloss wird ja auch wiederaufgebaut, obwohl die Monarchie längst abgeschafft worden ist.
    Gleiches gilt für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses und unzählige weitere, vergleichbare Projekte.


    Übrigens bin ich der Ansicht, dass man das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auch als Bestandteil des Schlosses deuten könnte und nicht zwingend als personifiziertes Ehrenmal.

  • ich mag mich zwar in die Hoehle des Loewen begeben, aber ich finde das Denkmal eigentlich ganz nett. Sachlicht und schlicht, einladend und praegnant. Mehr braucht man meiner Meinung nach nicht.


    Der Standort gegenueber dem Humboldtforum mag zwar nicht optimal sein, aber mir wuerde spontan auch kein anderer einfallen.
    Natuerlich wird das Brandenburger Tor hauptsaechlich mit der Einigung assoziiert, aber mindestens genau so stark mit der Teilung. Fruehere Assoziationen (bsplw. Napoleons Einmarsch, Stadtgrenze) sind zwar aus dem kollektiven Gedaechtnis verschwunden oder zumindest in den Hintergrund getreten, aber auch all diese haben die Geschichte und Bedeutung des Tores gepraegt. Daher ist es eben nicht DAS Einheitsdenkmal, welches hier gesucht wurde.

  • So schlecht ist der Entwurf nicht. Begehbare Denkmäler sind keine schlechte Sache, in jedem Fall erlebbarer als Reiterstandbilder von vorgestern. Problematischer finde ich den Standort. Der gewählte hat meines Erachtens keinen Bezug zur Einheit. Hätte es dafür nicht geeignetere Orte in der Stadt gegeben? Ich gebe aber zu, dass die Wahl des Standortes eine hohe Besucherfrequenz erwarten lässt.


    Der Tagesspiegel thematisiert in einem Artikel die technischen Probleme, die sich aus der sich bewegenden Schale ergeben. Demnach wiegt die Konstruktion 330t und etwa 1500 Menschen können die ca 730m² große Fläche der Schale gleichzeitig betreten. Zur Dämpfung werden Hydrauliken eingesetzt werden. Die maximale Höhendifferenz der beiden Enden soll 3m betragen.

  • I


    Warum baut man nicht das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal wieder auf?


    Prinzipiell würde ich mich dieser Idee anschließen. Das neue Denkmal ist nicht per se schlecht, aber es steht am falschen Standort. Zum einen hat dieser nichts mit den Protesten von '89 zu tun und zum anderen sollten man ihn tatsächlich für eine Rekonstruktion des Denkmals zu Ehren des deutschen Reichsgründers freihalten. Wie es bei vielen Deutschen allerdings ist, werden Denkblockaden und falsche Assoziationen das zu verhindern wissen. Ästhetik spielt oftmals keine Rolle, Funktionalität und die Kosten stehen dagegen im Vordergrund. Hinzu kommt eine den Deutschen sehr eigene Abneigung gegenüber jedem Versuch, Verlorenes durch Kopien wiederzugewinnen. Man ruft Dehio zur Maxime aus, obwohl der arme Mann seinerzeit von Bombenkriegen folgenden Ausmaßes nicht einmal zu träumen wagte.

  • Ich halte den Entwurf der "Wippe" grundsetzlich nicht für falsch, so vermittelt er doch eine konkrete Botschaft (Gleichgewicht und Zusammengehörigkeit).
    Allerdings ist der Standort meiner Meinung nach falsch gewählt.
    Auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag und dem Bundeskanzleramt hingegen würde eine solche "Attraktion" wesentlich besser zu Geltung kommen und würde keines Falls stören.
    Der Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-National-Denkmals sollte frei gehalten werden um eine spätere Rekonstruktion des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelm I zu ermöglichen.

  • Ich sehe es auch wie meine beiden Vorredner. An sich geht das Denkmal...Aber nicht dort, schon einfach weil der Ort nicht wirklich was damit zu tun hat. Und sone Einheits-/Sieges-/Gefallenen-/Friedens-/Sonstwasdenkmäler gehören mMn vor ein Parlament. Auf dem Platz der Republik könnte man dann auch einfacher Vernastaltungen zu dem Thema vor diesem Denkmal abhalten, als vor dem Schloss, wo dann z.B. der Verkehr behindert werden könnte. Mal abgesehen davon, dass der Platz total langweilig ist...Ob nun (von mir aus gern) Wilhelm oder was anderes auf diesen Sockel kommt, ist ne andere Geschichte.

  • Es freut mich zu lesen, dass es hier im Forum doch einige Menschen gibt, die meine (Minderheits-)Meinung zum ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal teilen. Chapeau!


    Jetzt ist der Bau des neuen "Einheits- und Freiheitsdenkmals" leider beschlossen. Trotzdem hoffe ich, dass dadurch die unter dem Asphalt erhaltene Schmuckpflasterung nicht zerstört wird, um in Zukunft eine mögliche Rekonstruktion des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals zu erleichtern.

  • Sanierung Wutzkyzentrum

    Naja, es ist wohl wirklich noch einer der besseren Vorschläge. Finde 'erlebbare' Denkmäler auch gar nicht mal so schlecht. Besser als völlig abstrakte Kunst, die dann noch weniger Berührungspunkte und Denkanstöße für den Normalbürger liefert.

  • Die Entscheidung für diesen Entwurf freut mich. Er ist so albern und technisch so schwierig realisierbar, daß der Status qou für die kommenden Jahre erstmal gesichert ist. Zumindenst kann man so lange auf bessere Zeiten hoffen, in denen selbstverständlich das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal wieder errichtet würde.


    Was die Wippe angeht: darf ich mal an die Dinger an der Gabriele Tergit Promenade erinnern. Wesentlich kleiner und trotzdem permanent defekt und abgesperrt.

  • Du triffst den Punkt recht gut.
    Deutschland hat mit dem Brandenburger Tor längst ein Einheitsdenkmal. Die ganze Welt denkt beim Stichwort Mauerfall - sogar Fall des Eisernen Vorhangs - an das Brandenburger Tor und die in prominenten Fotos festgehaltenen Augenblicke.


    Sehe ich genau so, dem Brandenburger Tor hat alle Berliner Geschichte miterlebt und ist meiner Meinung nach durch kein einziges modernes Denkmal ersetzbar.

  • Ich finde da fehlt noch eine Antwortoption in der Umfrage: Denkmal ok, aber falscher Standort. So würde ich abstimmen. Das Denkmal an sich finde ich gut, die Idee mit der begehbaren Wippe hat was. Jedoch finde ich den Standort völlig falsch gewählt und das nicht nur weil der Schlossplatz mit der friedlichen Revolution eher wenig zu tun hat, sondern auch aus ästhetischen Gründen. Diese riesige Wippe ist einfach viel zu massig für den Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Der Bereich zwischen Schinkelplatz und zukünftigem Humboldtforum ist von seiner Struktur eher kleinteilig, auch der Kupfergraben ist an dieser Stelle sehr schmal. Dieses riesige Denkmal erschlägt diesen idyllischen Ort geradezu. Auf dem weitläufigen Platz der Republik würde sich dieses Denkmal jedoch gut machen. Dort würde es dem heute leeren Platz einen angemessenen Mittelpunkt geben und sich gut in die umliegende Bebauung, die aus großen Solitären besteht einfügen. Auch thematisch würde das Denkmal vor dem neuen Parlament des wiedervereinigten Deutschland meiner Meinung nach gut passen. Interessant wäre auch das Gegenüber der Schriftzüge "Wir sind das Volk - wir sind ein Volk" auf dem Denkmal und "Dem deutschen Volke" auf dem Reichtagsgebäude und von der Dachterrasse des Reichtags aus hätte man einen schönen Blick auf das Denkmal, um es in der Gesamtansicht zu betrachten, was bei der räumlichen Enge vor dem Schloss unmöglich sein wird.

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    Dem kann ich mich nur anschließen: Während ich mich mit der Zeit an das Denkmal an sich gewöhnen kann, werde ich den Ort auch weiterhin nicht kritisieren. Weder ein historischer Kontext, noch ein zwingender Grund gerade an DIESEM Ort ein Einheitsdenkmal zu bauen sind gegeben.


    Vielleicht will man aber einem Neubau des Wilhelm-Denkmals in den Weg stellen:
    Der Gedanke "Na wenn schon das Schloss da ist, könnte man ja auch gleich das Denkmal auch machen" wird in gewissen Kreisen bestimmt einen Koller auslösen. :))


    Ich bin immer noch für einen stilisierten schmucklosen Nachbau der alten Denkmalanlage.

  • Ist nicht das Kaiser-Wilhelm Denkmal quasi schon ein Einheitsdenkmal gewesen? Ich finde den Standort somit überhaupt nicht verfehlt. Mit dem Brandenburger Tor ist das so ne Sache. Sicherlich kommen von dort die spektakulärsten Bilder zur Einheit, allerdings kann man auch argumentieren, dass der Ort (genauso wie übrigens der passende Tag 9.11.) so aufgeladen ist, dass man ihn zum Gedenken nutzt, aber zum feiern eben woanders hingeht. Ich bin jetzt nicht unbedingt Vertreter dieser Meinung, aber ich weiß, dass sie Menschen vertreten.

  • Was die Wippe angeht: darf ich mal an die Dinger an der Gabriele Tergit Promenade erinnern. Wesentlich kleiner und trotzdem permanent defekt und abgesperrt.


    Haha, ja genau das wollte ich auch gerade schreiben. Wippen haben wir doch schon. Wie es um die Funktionsfähigkeit bestellt ist, sehen wir auch.
    An dieser Stelle favorisiere ich nachwievor zumindest die Wiederherstellung der Kolonnaden, gern auch mit Wilhelm auf dem Sockel. Auch wenn dies wohl der derzeitigen kulturgeschichtlich anspruchlosen Generation nicht vermittelbar scheint.