Leipzig: Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse

  • Naja, vielleicht auf das Fassadenmaterial bezogen. Aber die Fassade selbst nimmt das Fehlen von dezidierten Fensterformen auf (Trinitatis) sowie der Bau die ineinander verschachtelten Kubaturen mit den vielfältigen (Durch-)Blickbeziehungen. Die klassische Traufhöhe am Ort wird vom Materialbruch hin zum "Dachaufbau" zitiert. Zudem steht der gesamte Platz ja quasi erst am Anfang seiner Neubebauung und damit könnte an dieser Stelle ja auch eine Referenz entstehen.

  • Ich mach drei Kreuze, dass dieser auftrumpfende Unsinn nicht zur Ausführung kommt. Die Höhenentwicklung wäre an dieser Stelle, neben dem Turm der Probsteikirche, dem Neuen Rathaus und der wahrscheinlich zurückkehrenden Kuppel der Polizeidirektion maximal unpassend gewesen.

  • Genau das ist ja der Punkt, den ich meine. Zum Schutz der Wirkung vorhandener Bauten werden nur noch Kompromisse geschlossen und der Ausdruck immer schwächer. Dabei empfinde ich bspw das Polizeipräsidium nicht gerade als Glanzlicht seiner Epoche. Und die Demut vor dem Neuen Rathaus hat dazu geführt, dass der Turm der Trinitatiskirche jetzt eigentlich eher eine Säule ist. Ich empfinde ja ebenfalls Respekt vor der Geschichte und kann die Argumentation von Saxonia nachvollziehen. Nur manchmal frage ich mich halt, ob diese ständige Nivellierung nicht auf lange Frist auch einen Verlust darstellt.

  • Vielleicht ist das Gebäude an dieser Stelle tatsächlich nicht angebracht. Vielleicht steht hinter meiner Reaktion auch wirklich nur die Enttäuschung über drei unspannende erste Platzierungen. Aber wenn "auftrumpfend" per se ein schlechtes Kriterium für Architektur sein sollte, müssten wir ja von den meisten, auch historischen, innerstädtischen Bauten Abschied nehmen.

  • Wirklich ein toller Entwurf. Allerdings finde ich ihn für den Ort nicht wirklich angemessen - er degradiert die tolle Kirche nebenan und erdrückt sie doch recht stark. Gleichzeitig kann er seine volle Wirkung dort nicht wirklich entfalten. In der Mitte des Platzes könnte ich mir den Entwurf stattdessen sehr gut vorstellen.

  • ^ dito - ich hoffe auf etwas Ähnliches auf der anderen Seite. Der Entwurf bringt ordentlich Präsenz auf den Platz - für die Lage zwischen Kirche und Polizei meiner Meinung nach zu viel. Vielleicht wäre das etwas für die Forum Recht-Juristenfakultät-Kombination. Allerdings ist mir die Fassade zum Platz hin zu flächig - da wäre vielleicht noch ein Rasenfeld zur Auflockerung gut gewesen. Die Aussichtsetage gefällt mir besonders.

  • Der Entwurf wirkt eher wie für ein Kunstmuseum projektiert. Vom eigentlichen Baukörper her durchaus gelungen finde ich die Materialität beim Wettbewerbsgewinner für diesen Standort allerdings viel passender. Ein Vorteil von diesem Entwurf ist, dass der sehr große Platzkörper nur mit entsprechenden Höhen ausreichend gefasst werden kann. Nach Abschluss der Bebauung des WLP habe ich meine Zweifel, dass dies in ausreichendem Maße gelingt. Nachteilig beim Bermüller-Niemeyer-Enturf ist außerdem, dass die Kuppel vom Bundesverwaltungsgericht nicht mehr vom Platz am ehem. Peterstor aus zu sehen sein würde. Beim Siegerentwurf habe ich noch etwas Resthoffnung, dass dies durch die Rücksprünge gelingt. Wie einige Vorredner würde ich mir dennoch mehr Mut bei zukünftigen stadtbildprägenden Projekten wünschen. Dass würde dem "Gemischtwarenladen Leipzig" m.M.n. ganz gut zu Gesicht stehen.

  • ^^Ich schließe mich dem an, ich finde den Entwurf auch toll - nur nicht an diesem Ort. Da vermittelt der Siegerentwurf schon perfekt zwischen Kirche, Polizei und Neuem Rathaus.
    Ich hätte diesen Entwurf für das Krystallpalastareal ideal gefunden, da könnte man aus meiner Sicht den Blockrand mal aufsprengen und eher was Gewagtes hinsetzen.

  • Man sollte sicherlich nicht zu viel diesen Entwurf reininterpretieren. Viele Büros nehmen an Wettbewerben teil um sich einen Namen zu machen bzw. sich Mitarbeiter austoben zu lassen. Erste Erfahrung für Projektteams etc.


    Ich bin nicht vollends davon überzeugt. Die Baukörper-Platzierungen sind gute Ideen, können aber im Kontext der Kirche nebenan, gekonnter verschoben werden. Verschachtelte Hofsituation machen den Bau spannender und geben Möglichkeiten von Passagebeziehungen, was sich dann sogar mit der Leipziger Geschichte gut paart. Aber es ist dann auch schwieriger "rationale" Vermietungen zu gestalten. Da müssen also Konzepte her, ansonsten hat man lediglich vier Baukörper ohne Möglichkeiten der Erweiterung (qm) für Einzelvermietungen. Da der bauliche Zusammenhang fehlt.



    Deswegen - nice try but it doesn't work out. Aber ich stimme einigen Vorredner*innen zu. Leipzig ist eine der spannendsten Städte zwischen 500.000 und 1.000.000 Einwohner*innen in Europa. Wäre gut, wenn sich das auch mehr in der Stadtsilhouette wiederspiegeln würde.

  • https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…-CDU-steht-zur-Markthalle



    "Die CDU setzt sich weiterhin für einen hohen Wohnungsanteil und das Wiederentstehen einer Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ein. Das aktuell „völlig intransparente“ Agieren der Stadtverwaltung bei diesem Thema erfülle die Union mit Sorge, erklärte Falk Warnecke, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Mitte und Vertreter im Gestaltungsforum für Architektur.

    Alle Flächenbedarfe offenlegen

    Die Verwaltung im Rathaus hatte jüngst sowohl die Markthalle als auch den Wohnungsanteil in Zweifel gezogen, um mehr Platz für wissenschaftliche Einrichtungen und für die Unterbringung von Ämtern zu gewinnen. Dabei plant die Stadt auch ein großes Grundstückstauschgeschäft mit dem Land Sachsen. „Bevor die Verwaltung über den Tausch hochwertiger Flächen verhandelt, erwarten wir, dass alle Beteiligten ihre tatsächlichen Flächenbedarfe ermitteln und offenlegen“, forderte Warnecke. Erst danach könne die Kommune über eine sinnvolle Verteilung entscheiden – und die Erwartungen der Bürger mit den Interessen von Stadt, Land und Bund in Einklang bringen.

    Erbbaurecht ebenfalls denkbar

    Außer einem Tausch komme auch ein Erbbaurecht in Frage, „wie es der Freistaat bei seinen eigenen Flächen sonst auch handhabt“. Die Leipziger Union registriere, dass die Stadtverwaltung „nun endlich mit viel Verspätung“ einen Bebauungsplan für die riesige Brache vorgelegt hat. Zu begrüßen sei, dass dies weitere mögliche Nutzer wie das Forum Recht des Bundes und die Universität auf den Plan rief. Schon seit 2010 sei jedoch eine Abstimmung mit der Bürgerschaft und vielen Fachleuten gelaufen, die 2015 in einen Ratsbeschluss zu den Leitlinienfür die Entwicklung mündete.


    Echte Markthalle mit Strahlkraft

    „Im Kern greifen die Leitlinien das Ideal der Europäischen Stadt auf, also ein kleinteiliges Quartier mit unterschiedlichen Nutzungen, Wohnen und hoher Aufenthaltsqualität. Dessen Herz sollte stets eine echte Markthalle sein, ein Ort der Begegnung und mit Strahlkraft weit über das Stadtzentrum hinaus, der den heutigen Ansprüchen mit Versorgung hochwertiger und regionaler Produkte gerecht wird.“

    Diese Halle könne durch Gastronomie und kleinteiligen Einzelhandel im Erdgeschoss ergänzt werden. Über eine Ämterunterbringung auf dem Areal habe es hingegen nie einen Konsens gegeben, so Warnecke.

    Von Jens Rometsch"


    LVZ vom 22.6.2020

  • Die weiteren, hier noch nicht gezeigten Wettbewerbsbeiträge zum GRK-Neubau:


    klm Leipzig

    grk-neubauleuschnerpl5xju8.jpg


    schneider + schumacher Frankfurt a.M.

    grk-neubauleuschnerpl7vj09.jpg


    Fuchshuber Leipzig

    grk-neubauleuschnerplifj99.jpg


    Hadi Teherani Hamburg

    grk-neubauleuschnerpl7cjza.jpg


    Eike Becker Berlin

    grk-neubauleuschnerploljol.jpg


    RKW Düsseldorf

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    Behzadi + Partner Leipzig

    grk-neubauleuschnerplucknx.jpg


    Langheinrich + Manke Leipzig

    grk-neubauleuschnerpl4ukxl.jpg

    Eigene Bilder (aus der Ausstellung in der Unteren Wandelhalle Neues Rathaus - danke nochmal an Dave für den Hinweis).

  • ^

    Immer der gleiche Schrott.

    Mir persönlich gefällt der Entwurf von Langheinrich + Manke Leipzig am besten.

  • Danke fürs Posten! Na dann will ich mal meinen persönlichen Senf dazu geben:


    klm - erinnert mich ans Bernsteinkarree - was in der Katharinenstraße funktioniert, funktioniert hier definitiv nicht. Zu flächig, der Sichtbeton ist anfällig für Straßenpatina, das EG dafür, dass sich dort erst wieder Passantenströme bilden müssen, zu hoch geraten.


    schneider + schumacher - Hat mit seiner Reduziertheit und Betonung der Materialien definitiv etwas, vielleicht etwas zu zurückgenommen für den Standort. Das EG weckt Kaufhausassoziationen, zwar eine nette Reminiszenz, aber vielleicht in diesen Zeiten nicht so günstig.


    Fuchshuber - das Gebäude wirkt unproportioniert, das hochgezogene EG zu wenig einladend. Würde gut nach Hamburg passen, aber nicht dorthin.


    Hadi Tehrani - Parkhaus oder Flughafenterminal, das ist hier die Frage.... an anderer Stelle als Solitär vielleicht gar nicht so schlecht, aber dort sind für meinen Geschmack die Fassadenelemente zu großformatig angelegt.


    Eike Becker - Das Revival der Kaufhausfassade, die über die große Fläche und ohne Gegenüber zu langweilig wirkt.


    RKW - In seiner Reduziertheit insgesamt nicht schlecht, aber nicht an diesem Ort als Platzkante. Wird von den beiden flankierenden Bauten erschlagen.


    Behzadi und Partner - Das Rendering könnte deutlich besser sein. Der Entwurf ist meiner Meinung nach nicht so schlecht, wie er dort aussieht. Die "Brücke" finde ich interessant. Insgesamt sieht man aber die Straßenpatina auf den weißen Flächen förmlich schon vor sich. Außerdem ist es vielleicht ein bisschen viel Kontrast, sowohl in der Gebäudefassade selbst, als auch zu jedem der beiden flankierenden Bauten.


    Langheinrich und Manke - erinnert mich irgendwie an den ersten Campus-Lorenzo-Entwurf. Auf jeden Fall kleinteilig. Die Bögen gefallen mir, die Hotelbalkone zum Peterssteinweg nicht. Vielleicht zu unruhig, um bis auf den Platz zu wirken.

  • schneider + schumacher hätte mir mit Abstand am besten gefallen. Toll, diese geschwungene Treppe. Solche Eleganz findet man heute leider nur noch selten.

  • "Dass das Liegenschaftsamt nun im ehemaligen Markthallenquartier derart freizügig mit wertvollen City-Grundstücken im Eigentum der Stadt umgeht, findet der Stadtbezirksbeirat Mitte inakzeptabel. In seiner letzten Sitzung am 25. Juni diskutierte er auch über die Stadtratsvorlage „Bebauungsplan Nr. 392 ,Wilhelm-Leuschner-Platz‘“. Der man gleich aus zwei Gründen nicht zustimmen konnte. Der erste Grund war natürlich die Besitzfrage."


    https://www.l-iz.de/politik/br…scher-Hand-bleiben-338081

  • Bei den Entwürfen ist es sehr auffällig, wie stark die Proportionen und Maßstäblichkeiten im Bezug zu den Nachbargebäuden Polizei und Kirche ausfallen. ...

  • "Dass das Liegenschaftsamt nun im ehemaligen Markthallenquartier derart freizügig mit wertvollen City-Grundstücken im Eigentum der Stadt umgeht, findet der Stadtbezirksbeirat Mitte inakzeptabel. In seiner letzten Sitzung am 25. Juni diskutierte er auch über die Stadtratsvorlage „Bebauungsplan Nr. 392 ,Wilhelm-Leuschner-Platz‘“. Der man gleich aus zwei Gründen nicht zustimmen konnte. Der erste Grund war natürlich die Besitzfrage."


    https://www.l-iz.de/politik/br…scher-Hand-bleiben-338081

    Auch hier ist mir die Intention von vor allem des ersten Satzes absolut schleierhaft. Grundstücke mit dem Freistaat zu tauschen um dort besagte universitäre Infrastruktur zu ermöglichen ist keine "Freizügigkeit". Vor allem wenn man bedenkt, dass man hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum über 600 jährigen Sitz der Universität neue Institute platzieren will. Im Gegenzug bekommt die Stadt Grundstücke um diese in den Vierteln für zB Schulen und öffentliche Einrichtungen zu planen.


    Keine Ahnung was der 'Stadtbezirksrat Mitte' hier glaubt zu verlieren. Aber von einem wirklichen Verständnis eines größeren Kontextes zeugt es nicht. Denn die vom Bezirksrat selbst formulierten Punkte welche den WLP zu "etwas besonderen" innerhalb der südlichen Vorstadt, benötigen eben auch einen Flächentausch. Mir ist diesbezüglich auch schleierhaft, auf wen oder was man mit dem selbstdefinierten "Tafelsilber" warten möchte. Auf einer Brache, welche so seit 1945 existiert.

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  • Die lange Hängepartie um den Standort des Naturkundemuseums scheint endlich ein Ende zu haben. Dieses soll im ehem. Bowlingtreff eine neue Heimstatt finden. Laut LVZ soll am Freitag eine Machbarkeitsstudie vorgelegt werden dem der Stadtrat nach der Sommerpause noch zustimmen muss. Die Alternativstandorte wie Stadtbad und Lortzingstraße (jetziges Domizil) seien keine Option da viel zu kostenintensiv und aufwendig im Umbau. Die urspr. vom Förderverein vorgebrachten Bedenken ggü. dem Bowlingtreff haben sich als haltlos erwiesen, da das damals festgestellte Wasser im UG nur aus einer defekten Leitung stammte bei der das Wasser nicht abfließen konnte.


    https://www.lvz.de/Leipzig/Sta…n-ehemaligen-Bowlingtreff


    Sehr gute Entscheidung denn mit dieser schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen verbleibt die bedeutende Sammlung in der Innenstadt und wird nicht (wie beim Halle 7-Plan) an die Peripherie verbannt und zweitens wird des architektonisch und architekturgeschichtlich bedeutsame Gebäude wieder nutzbar gemacht. Außerdem tut eine möglichst breite Nutzungsmische dem künftigen Leuschner-Platz ganz gut.

  • In diesem Kontext verweise ich nochmal auf den "Masterplan Nauturkundemuseum", auf dessen Seite 119 schon einige "Besonderheiten" (?) des Bowlingtreffs vermerkt sind: (pars pro toto)


    - starke Vandalismusschäden

    - Wasser im vierten UG

    - interne Erschließung problematisch

    - zusätzliche Flucht- und Rettungswege notwenig - die notwendigen Ausgangsbauwerke kollidieren mit den Vorgaben zur Platzgestaltung

    - mögliche Büro- und Arbeitsräume begrenzt

    - Mischnutzung mit Partnern schwer realisierbar

    - große Flächen im 3. und 4. UG nicht effektiv nutzbar

    - innere Wegeführung umständlich

    - Magazinflächen nicht zusammenhängend möglich

    - Bibliotheksflächen nicht ausreichend

    - kaum Parkplätze


    Ich weiß nicht, ob das alles schon so fix ist - oder ob da nach der obligatorischen Kostenhochrechnung nicht doch ein STOP kommt ...

  • Einige Punkte kann man spontan schon mal streichen: Wasser (hat sich erledigt da undichte Leitung), Magazin (Unterbringung an Zentralstandort), Parkplätze (Schnittpunkt von Tram und S-Bahn).