Leipzig: Stadtleben

  • ^ das war ja schon irgendwie klar, dass Leipzig sich nach Hannover nun auch an Bremen vorbeischiebt. Das Überholen von Dortmund und Essen wird aber sich noch etwas dauern.


    Ein Problem in der Rechnung sehe ich allerdings den Umstand der mittelfristig vor Leipzig liegenden Städten Düsseldorf, Stuttgart, und Frankfurt. Diese Städte haben alle eine kleinere Stadtfläche als Leipzig und mit dem Einwohnerzuwachs wesentlich größere Nachteile. In diesen Städten ist eine Erweiterung der Wohnflächen wesentlich komplizierter und teurer als in Leipzig. Während hier Zuwächse noch moderat mit alten Industrie- (Wittenbergerstr./Delitzscherstr./Eutritzscherstr.) und Verkehrsflächen (Hauptbahnhof/Bayr. Bhf/S-Bhf Stötteritz) und gut umzusetzen wären, sind Investitionen für eine Weiterentwicklung von Wohnraum in den anderen Städten erheblich höher. Auch wenn man eine höhere Rendite durch höhere Mieten einbezieht, sehe ich in Stuttgart, Düsseldorf, und Frankfurt, die Bevölkerungszuwächse stark in deren Umland.


    Was nicht bedeuten soll, dass Leipzig diese drei obigen Städte gemessen an der Bevölkerung einholt.

  • ^
    Naja trotz der hohen Dichte schon in diesen Städten ist Frankfurt eine Stadt die ja auch grad ähnlich stark wächst wie Leipzig.


    Ich weiß in Leipzig halt nicht ob wir so schnell weiter wachsen wenn die Reserve an Altbauten zu ende ist und nur noch durch Neubau neue Wohnungen geschaffen werden können. Denn dann können wir gar nicht mehr so viele Menschen zuziehen. Da haben die anderen Städte den Vorteil das dort mehr gebaut wird auch weil eine höhere Miete verlangt werden kann als hier.

  • Wohnungsmangel gleich Wohnungsbedarf.


    Wenn man heute schon sieht, wie viele Neubauten aktuell entstehen, so wird es dann in wenigen Jahren, bei einer weiter wachsenden Bevölkerung auch vermehrten Wohnungsbau geben.


    Gleichzeitig steigen die Mieten und auch die Preise für Eigentum.


    Bei der vielzahl an Investoren wird Leipzig auch morgen nicht übersehen werden.
    Und wenn der Mangel an Wohnungen in der Stadt tatsächlich erreicht ist, so ist es sicher auch so, das sich das bauen auf jedem Fall lohnen wird.


    Der Markt wird das investieren attraktiv machen.
    Habe ich keine Zweifel.

  • Mal sehen ob Du recht haben wirst. Ich fürchte aber, das Ganze ist doch etwas komplizierter. Leipzig ist immer noch eine arme Stadt. Die Leipziger Intenetzeitung will ermittelt haben, dass die Steuerennahmen nicht im gleichen Maße gestiegen sind wie die Zahl der Einwohner.


    Als wir in den 1990er-Jahren fragten, wer den in die vielen Büros einziehen soll, wurde geantwortet: "Habt euch nicht so! So viel Geld kann sich gar nicht irren."

  • Natürlich, wenn die vielzahl an neuen Wohnungen im höheren Budget nicht an den Mieter oder Käufer gebracht werden, bremst das natürlich Wachstum aus.
    Aber so negativ möchte ich das nicht sehen, da Mieten oder das kaufen dennoch trotz steigerungen, weit entfernt sein können als die besagten Beispiele, Frankfurt oder Stuttgart.
    Bei Mangel, steigen wie gesagt trotzdem die Preise, wenn auch nicht auf den besagten Niveau. Die Stadt muss sich zudem auch wirklich mühen, bezahlbaren Wohnraum im beständigen Angebot zu halten, also bauen, bauen und nochmal bauen.


    Wenn die Stadt diese Herausforderung schafft, dürfte es dann keine größeren Probleme geben. Schauen wir mal.

  • ^
    Naja trotz der hohen Dichte schon in diesen Städten ist Frankfurt eine Stadt die ja auch grad ähnlich stark wächst wie Leipzig.


    Ich meinte natürlich nicht das gegenwärtige Wachstum in diesen drei Städten und in Frankfurt im Besonderen. Eher die Tatsache, dass diese Städte langfristig (2030) mit ihrer jetzigen Dichte bzw. Größe, Probleme beim Wachstum bekommen. Auch wenn Frankfurt zur Zeit stark verdichtet und die doch teilweise recht niedrige Durchschnittsbebauung bei Wohnbauten in die Höhe bringt und sogar die ersten Wohnhochhäuser startet. Wird ein (zu erwartendes) anhaltendes Wachstum, meines Erachtens, auf Dauer in den umliegenden Gemeinden enden. Dort gibt es ja, im Unterschied zu Leipzig, einen ganz anderen Urbanierungsgrad und eine bestens ausgebaute Infrastruktur aus den 1960/70/80er Jahren.

  • Der 1. Quartalsbericht 2016 für die Stadt Leipzig ist online. Die PDF könnt ihr hier unter "Aktuelle Veröffentlichungen" herunterladen.


    Die Bevölkerung betrug Ende April 572.076 Einwohner, was einem Anstieg von 3.527 gegenüber Ende Dezember 2015 entspricht. Warum die Leipziger Statistiker lt. Tante LVZ nur von 575.000 Einwohnern in diesem Jahr ausgehen, bleibt deren Geheimnis. Nach den Erfahrungen der letzten Jahren dürften locker über 580.000 Einwohner Ende Dezember im Melderegister stehen. Vielleicht schon Ende 2017, spätestens Ende 2018, dürften die 600.000 geknackt sein. Dann hätte Leipzig ohne Berücksichtigung der zahlreich eingemeindeten Ortschaften nach der Wende tatsächlich wieder die Einwohnerzahl von 1989 rein.


    Da in Leipzig gerade der Katholikentag gefeiert wird, finde ich es noch interessant zu erwähnen, dass die Zahl der Mitglieder der römisch-katholischen Kirche in Leipzig zwischen 2013 und 2015 von etwa 23.000 auf 26.000 gestiegen ist. Das geht aus einer Grafik im Quartalsbericht hervor.

  • laut melderegister hatte die stadt bereits im letzten jahr mehr einwohner als am stichtag 3. oktober 1990 leipzig + alle seither eingemeindeten orte zusammen hatten:


    http://www.sz-online.de/sachse…inwohnerzahl-3215251.html


    auch wenn das mitunter nicht gern gelesen wird: im melderegister stehen alle, die hier angemeldet wurden - auch jene, die sich beim wegzug nicht abgemeldet haben. wie der letzte mikrozensus gezeigt hat, kann sich daraus im laufe der jahre eine beträchtliche differenz zur tatsächlichen einwohnerzahl entwickeln.
    (für lemonhist.: das ist keine "lügenstatistik".)


    auch wenn dies einkalkuliert werden muss, bleibt der trend eindeutig. besonders erfreulich ist dabei der geburtenüberschuss.


    zur erinnerung:
    noch vor ein paar jahren organisierte die lwb kostenlose kaffeefahrten für rentner aus dem ruhrgebiet, um für einen umzug nach leipzig zu werben und dadurch den bevölkerungsrückgang zu stoppen. heute wächst die einwohnerzahl - und der altersdurchschnitt sinkt.

  • Um 1 Jahr auf 42,8 Jahre ist das Leipziger Durchschnittsalter in den letzten 5 Jahren gesunken. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren ist in den letzten 10 Jahren um über 50 Prozent gewachsen. Damit verlief die Entwicklung in der Messestadt konträr zum Land.



    Zitat von dj tinitus

    auch wenn das mitunter nicht gern gelesen wird: im melderegister stehen alle, die hier angemeldet wurden - auch jene, die sich beim wegzug nicht abgemeldet haben. wie der letzte mikrozensus gezeigt hat, kann sich daraus im laufe der jahre eine beträchtliche differenz zur tatsächlichen einwohnerzahl entwickeln.


    Im Prinzip ist es egal, ob wir die Zahlen vom Melderegister oder die des Landes nehmen. Die fast schon irrational hohe Dynamik ist bei beiden Zählungen gleich, und da interessiert es mich wenig, ob Ende April tatsächlich 572.000 Einwohner in Leipzig lebten oder doch nur (wie es Kamenz irgendwann Ende des Jahres bekanntgeben wird) um die 564.000 Einwohner.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Entwicklung weiterhin nur auf Leipzig konzentriert und glaube, dass bald auch die "Satellitenstädte" wie Borna, Grimma, Wurzen, Eilenburg, Delitzsch und in Anhalt Merseburg, Lützen, Weißenfels, künftig sehr viel stärker vom Leipziger Bevölkerungswachstum partizipieren werden. Zu wünschen wäre dies aus meiner Sicht.


  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Entwicklung weiterhin nur auf Leipzig konzentriert und glaube, dass bald auch die "Satellitenstädte" wie Borna, Grimma, Wurzen, Eilenburg, Delitzsch und in Anhalt Merseburg, Lützen, Weißenfels, künftig sehr viel stärker vom Leipziger Bevölkerungswachstum partizipieren werden. Zu wünschen wäre dies aus meiner Sicht.


    Hast du Halle absichtlich vergessen? :D

  • Um 1 Jahr auf 42,8 Jahre ist das Leipziger Durchschnittsalter in den letzten 5 Jahren gesunken. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren ist in den letzten 10 Jahren um über 50 Prozent gewachsen. Damit verlief die Entwicklung in der Messestadt konträr zum Land.


    Der Anteil von unter 15 Jährigen ist landesweit gestiegen. Das liegt ganz einfach daran, dass sich die TFR von 0.9 auf bis zu 1.4-1.5 hochgeschraubt hat. Aufgrund der äußerst schwachen Jahrgänge nach 1990 werden die Kinderzahlen aber auch wieder sinken. Die Städte sind dabei wenig hilfreich, hier liegen die Geburtenraten noch etwas unter denen der Landkreise.

  • ^ ich verstehe den Link mit der Fertilitätsrate, welchen du oft ziehst, nicht so richtig. Wie 'Cowboy' schon schrieb, liegen die Wachstumsraten zwischen 2006 und 2015 bei den unter 6 jährigen Kindern bei 50% und bei den 6-15 jährigen Kindern und Jugendlichen bei 53.9%. Somit sind die Steigerungen natürlich auch in dem von dir erwähnten schwachen Jahrgängen der 1990er Jahren zu betrachten. Dennoch ist ja nun gerade der starke Zuzug aus der unmittelbaren Region, anderen weiteren Regionen, und dem Ausland der Grund, dass sich die Jahrgänge der 1990er Jahre relativieren bzw. sogar an Stärke gewinnen. Die Jahrgänge 18-40 haben haben seit 2006 um knapp 25% (knapp 39.000) zugelegt. Gleichzeitig ist der Anteil an Leipzigern mit Migrationshintergrund bei den unter 6 jährigen Kindern auf knapp 20% gestiegen, und bei den 6-15 jährigen Kindern und Jugendlichen auf 21%. Und da ja die Zuwanderung aus dem Aus- sowie Inland bei den Personen zwischen 18-40 mit ca. 50% der Gesamtzuwanderung am stärksten ist, sehe ich hier auch keinen Rückgang. Höchstens an eine Stagnation auf einem Level. Was vice-versa natürlich auch die höhere Fertilitätsrate im ländlichen Raum nicht entgegen derer in Stadt stellt, da die stärkste Zuwanderung in die Stadt von jeher aus dem ländlichen Raum kommt. Somit ist eine Gegenüberstellung von Fertilitätsraten derer im ländlichen- wie urbanen Raum ja äußert relativ.


    Ralf Julke nimmt sich genau diesem Thema an und stellt das Wachstum der Stadt Leipzig in einen Kontext mit dem Leerzug im ländlichen Raum, und stellt dieses dadurch als nicht nachhaltig dar. Eine Meinung welche ich nicht mehr ganz teilen kann. Schrumpfen zwar immer noch die ländlichen Regionen in Sachsen, jene im "Speckgürtel" der Stadt Leipzig jedoch nicht. Im Gegenteil, findet ja eine Art traditioneller Austausch der "westlichen Welt", mit der bunten und jungen Migration in die Stadt und der finanziell besseren Emigration aus der Stadt in das Umland, statt. Und natürlich sind - vor allem in den heutigen Zeiten - die globalen Migrationsströme zu berücksichtigen. Wer glaubt, dass nur Bürgerkriege im Mittelmeerraum und wirtschaftliche Probleme in der Südstaaten der EU zu einem starken Zuzug aus dem Ausland führen, wird sich noch wundern.


    Da "revidiert" sich Ralf Julke auch ein wenig, wenn er schreibt das Leipzig mittlerweile natürlich alleine im Inland ein Zuzugsgebiet hat, welches nicht nur Sachsen, S-Anhalt, Thüringen, und Brandenburg betrifft. Sondern im Jahr 2014 auch jenes von Meck.-Pommern, Hessen, und Niedersachsen erfasst.


    PS: an den Zahlen der Leipziger unter 6 Jahren und zwischen 6-15 Jahren mit Migrationshintergrund erkennt man natürlich auch, wohin sich die zukünftige Bevölkerung in Leipzig bewegt. Diese marschiert deutlich in einen gesamtdeutschen bzw. westeuropäischen Kontext der Bevölkerungsstruktur.

    2 Mal editiert, zuletzt von hedges ()

  • weitere wichtige Kenngröße:


    93.787 Einpendler
    55.742 Auspendler
    81 % nutzten dafür den PKW


    letzteres klingt erst mal schlecht, bedeutet aber, dass der ÖV immerhin im Berufsverkehr noch auf knappe 20% kommt im zonenübergreifenden Verkehr (Fuß&Radanteile dürften recht niedrig sein)


    Bis auf Schkeuditz und Taucha leistet den die S-Bahn / RB. 2 nenneswerte Buslinien blieben noch: 196 nach Bad Düben, 131 nach Merseburg.



    Zum Vergleich die SrV-Werte von Frankfurt / Main (2015 erhoben, alle 5 Jahre)
    336.050 (2008: 323.550) Einpendler
    77.052 (2008: 65.606) Auspendler
    79% nutzen dafür das Auto
    711.679 an (2008: 670.170) Einwohnerzahl 2013


    Der Flughafen als mit Abstand größter Arbeitsplatzstandort liegt ja im Stadtgebiet...

  • ^ ich verstehe den Link mit der Fertilitätsrate, welchen du oft ziehst, nicht so richtig. Wie 'Cowboy' schon schrieb, liegen die Wachstumsraten zwischen 2006 und 2015 bei den unter 6 jährigen Kindern bei 50% und bei den 6-15 jährigen Kindern und Jugendlichen bei 53.9%. Somit sind die Steigerungen natürlich auch in dem von dir erwähnten schwachen Jahrgängen der 1990er Jahren zu betrachten. [...]


    Wie immer interpretierst du zu viel in meinen Kommentar hinein. Ich habe ja nicht geschrieben, dass Cowboys Beobachtung generell falsch ist. Allerdings sollte man sich für einen seriösen Vergleich wohl eher den Zuwachs des Anteils Junger Menschen an der Leipziger Gesamtbevölkerung statt die Zuwächse in absoluten Zahlen anschauen. 2006 betrug der Anteil von 0-18 Jährigen 12.7% und 2015 15% an der Gesamtbevölkerung, ein Wachstum um knapp 18.1%. Schaut man sich die Landkreise an, dann ist der Unterschied gar nicht mal so groß. Ende 2014 betrug der Anteil von unter 18 Jährigen in den Landkreisen Bautzen, Meißen sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sogar 15.1%, 15.2% bzw. 15.5%. Landesweit am schlechtesten sah es 2014 im Vogtlandkreis mit 13.5% aus.
    Mein Hinweis mit der TFR ist auch ganz einfach zu verstehen. Sie ist schließlich hauptverantwortlich für den Zuwachs an Minderjährigen, nicht die Zuwanderung. Wenn in Leipzig aber deutlich mehr Geburten pro Einwohner als im Rest Sachsens verzeichnet werden, dann liegt das lediglich an einer Kumulation von Frauen im gebärfähigen Alter, nicht an einer höheren TFR. Die ist in den großen Städten nach wie vor niedriger als im Umland, wenn auch der Unterschied hier deutlich geringer geworden ist. Es ist für das Land aus demografischer Sicht also keine besonders erfreuliche Entwicklung, wenn junge Menschen massenhaft in die Stadt ziehen und dort dann weniger Kinder bekommen, als wenn sie in ihrer Heimat verblieben wären.

  • Zitat von stormcloak

    Hast du Halle absichtlich vergessen?:D


    Halle als Universitätsstadt und Wirtschaftsstandort entwickelt eine ganz eigene Dynamik, weshalb ich es nicht mit aufgezählt habe.



    Die LVZ vermeldete gestern in einem Faktencheck, dass zum Stichtag 31. Dezember 2015 etwa 70.000 Leipziger und Leipzigerinnen (12,3%) einen Migrationshintergrund hatten. Die Zahlen stützen sich natürlich auf den Quartalsbericht I/2016. Innerhalb eines Jahres nahm die Zahl der Migranten (also Ausländer + Deutsche mit Migrationshintergrund) um etwa 10.000 Menschen zu. Die LVZ vermutet, dass Syrer mit 4.474 Menschen inzwischen die größte Ausländergruppe in der Stadt bilden.


    Aber längst nicht nur für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten ist Leipzig eine Alternative zum Leben geworden, denn in den letzten zwei Jahren war der Wanderungssaldo mit allen Ländern positiv, von denen mindestens 200 Menschen in der Messestadt gemeldet sind. Der Zuzug aus manchen Ländern zwischen 2013 und 2015 ist teilweise beachtlich, wie folgender Ausschnitt verdeutlicht.



    • Herkunftsland / Ursprüngliche Nationalität - Zahlen 2013 - Zahlen 2015 - Veränderung in Prozent


    • Polen - 3139 - 4031 - +28%
    • Vietnam - 2833 - 3211 - +13%
    • Italien - 1307 - 1709 - +31%
    • Ungarn - 1391 - 1666 - + 20%
    • China - 1215 - 1516 - +24%
    • Frankreich - 1026 - 1281 - +25%
    • USA - 1058 - 1199 - +13%
    • Schweiz - 413 - 506 - +23%


    Quelle: Quartalsbericht I/2014 und I/2015

  • Seit längerer Zeit bin ich in diesem Forum nur mehr stiller Mitleser, so auch bei diesem Strang. Die letzten Beiträge, insbesondere von hedges und cowboy, haben mich jetzt doch wieder veranlasst einen Kommentar zur schreiben.

    Gleichzeitig ist der Anteil an Leipzigern mit Migrationshintergrund bei den unter 6 jährigen Kindern auf knapp 20% gestiegen, und bei den 6-15 jährigen Kindern und Jugendlichen auf 21% …


    Im Gegenteil, findet ja eine Art traditioneller Austausch der "westlichen Welt", mit der bunten und jungen Migration in die Stadt und der finanziell besseren Emigration aus der Stadt in das Umland, statt …


    PS: an den Zahlen der Leipziger unter 6 Jahren und zwischen 6-15 Jahren mit Migrationshintergrund erkennt man natürlich auch, wohin sich die zukünftige Bevölkerung in Leipzig bewegt. Diese marschiert deutlich in einen gesamtdeutschen bzw. westeuropäischen Kontext der Bevölkerungsstruktur.


    Bei diesen von hedges verfassten Zeilen, ging ich zunächst von einer gehörigen Portion Zynismus aus aber offensichtlich erachtet er diesen Austausch der „westlichen Welt“ durch eine „bunte Migration“ tatsächlich und allen Ernstes als durchweg positiv.


    Da er in London lebt, lege ich ihm folgende, kürzlich von der BBC ausgestrahlte Dokumentation ans Herz:

    "Last Whites of the East End"


    Zitat von BBC

    Newham in London's East End is home to a tight-knit white working-class community who have lived there for centuries. But over the past 15 years something extraordinary has happened to this cockney tribe - more than half of them have disappeared. Now the few who remain are struggling to hold on to their identity in the place they have always called home…


    A decade of mass immigration and 'white flight' has brought Newham to its tipping point, and now Newham has the lowest white British population of anywhere in the UK.


    Innerhalb dieser Doku (bzw. im Trailer dazu) wird eine Tortengraphik gezeigt bezüglich der Bevölkerungszusammensetzung des East Ends:

    White British = 17%
    Other Europeans = 12%


    Der „Rest“ setzt sich zusammen aus Asiaten verschiedener Herkunft (Schwerpunkt: Indien, Pakistan, Bangladesh), Afrikanern, Caribeans und anderen.


    Die verbliebenen autochthonen East Enders sind offenbar wenig erfreut über diesen „Austausch“. Aber was verstehen diese simplen Leute, allesamt Abkömmlinge der englischen Arbeiterklasse schon von „diversity“ und den Segnungen der „bunten Migration“?


    Dennoch sind es gerade diese Gesellschaftsschichten, die die Folgen der massiven Zuwanderung als erstes und am härtesten verspüren: zunehmende Konkurrenz am Arbeits- und Wohnungsmarkt, schlechtere Schulbedingungen für die eigenen Kinder, durch unzureichende Sprachkenntnisse der Kindern der Neubürger. Am Ende der Entwicklung kommt es zur „white flight“.


    Link zur BBC: http://www.bbc.co.uk/programmes/b07czw5k
    Link zu YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=ZJ-D9atKl7Q



    Die LVZ vermeldete gestern in einem Faktencheck, dass zum Stichtag 31. Dezember 2015 etwa 70.000 Leipziger und Leipzigerinnen (12,3%) einen Migrationshintergrund hatten…Die LVZ vermutet, dass Syrer mit 4.474 Menschen inzwischen die größte Ausländergruppe in der Stadt bilden.


    Wann wird euch Leipzig bunt genug sein? Wenn es einen ähnlich hohen Migrationsanteil wie Frankfurt, Köln & Co. haben wird. Sind die westdeutschen Großstädte bereits bunt genug oder soll die Entwicklung so weiter gehen, bis in zwei Generationen nahezu alle Bürger westeuropäischer Großstädte einen Migrationshintergrund aufweisen?
    Nein, diese Fragen müsst ihr selbstverständlich nicht beantworten. Mit meinem Kommentar wollte ich lediglich öffentlich äußern, dass ich dieser Entwicklung mit Skepsis und Sorge gegenüberstehe.

  • Das Extrembeispiel, das du lieferst, ist doch das genaue Gegenteil von "bunt": es ist Ghetto-Bildung, also genau das, was "Multikulturalisten" und "Gutmenschen" nicht wollen.

  • Wenn nicht-Linke Politiker derartige Zustände anprangern, werden sie von diesen Leuten dennoch durch den Dreck gezogen.

  • Valjean, ich wüsste nicht, dass ich dir einen Grund gab, dich in Sarkasmus zu ergötzen. Ich habe, wenn du meine von dir zitierten Zeilen noch einmal genau liest, einen Artikel in der LVZ zusammengefasst - ganz ohne eigene Wertung. Wenn dich das schon überfordert, kann ich auch nichts machen.

  • Wenn nicht-Linke Politiker derartige Zustände anprangern, werden sie von diesen Leuten dennoch durch den Dreck gezogen.


    Ich war auch kurz davor, Valjean "durch den Dreck zu ziehen". Der hätte das genauso verdient wie deine "nicht-Linke Politiker". Ghettoisierung zu kritisieren, ist doch völlig unproblematisch, dafür wird niemand durch den Dreck gezogen. Das Problem sind Übertreibungen, Vereinfachungen, Panikmache, Keiltreiberei zwischen verschiedene gesellschaftliche Gruppen, etc. Dafür kriegen Populisten einen auf den Deckel, übrigens auch linke Populisten.


    Niemand findet soziale Brennpunkte gut, egal ob links oder rechts, die Frage ist eher, ob man sich die Arbeit machen möchte, die Ursachen zu analysieren und dann anzugehen, oder ob man pauschal vor "zuviel Zuwanderung" warnt wie Valjean das hier macht.


    Im Handelsblatt ist heute die Prognos-Zukunftsstudie vorgestellt worden. Wenig überraschend liegt München dort abstrus weit vorne, und wie der Artikel anmerkt, istd er Ausländeranteil dort mit knapp 25% sehr, sehr hoch, dazu kommen noch ~13% Migrationshintergründige. Das ist sehr bunt, und aufgrund der Dynamik und Anziehungskraft, die München schon längst entwickelt hat, wird die Stadt wohl noch bunter werden. Und sie profitiert davon.
    Der Artikel erwähnt auch das Problem, dass die damit einher gehenden hohen Mieten die sozial Schwachen in umliegende Städte treiben, dass also eine Ghettoisierung stattfindet.


    Es gibt in unserer Gesellschaft ganz eklatante Probleme, die benannt und bekämpft werden müssen. Aber Alpträume von Migrantenfluten und ausländerbedingten No-Go-Areas sind dabei nicht besodners hilfreich.