Leipziger Architektur-Allerlei (Information & Diskussion)

  • In Leipzig sind in der Innenstadt ja mittlerweile fast alle Brachen geschlossen bzw. Befinden sich in der Entwicklung. Somit rücken die wenigen noch verbliebenen Problembereiche in den Fokus. Schaut man auf Google Maps fällt da vor allem das Areal zwischen Goerdelerring und Große Fleischegasse auf. Vor dem Krieg stand hier unter anderem die Matthäikirche, die nach dem Krieg abgerissen wurde. Gibt es Pläne für dieses Areal?

  • Entwürfe von Architekt Andreas Leipold aus der Spinnereistraße

    Einiges interessantes ist dabei - von Fiktion bis Wirklichkeit, sofern es dann in Auftrag gegeben wurde. KLICK HIER.

  • Zwei Journalisten des Weiter-Magazins unternahmen mit dem Leipziger Architekten einen Stadtbummel, der ihnen nicht nur Auskunft über die zwei aktuellen Projekte seines Büros gibt (St. Trinitatis, Stadthaus-Anbau), sondern sich auch zu anderen Projekten im Leipziger Stadtbild äußert. Für uns im DAF ist es kein Geheimnis mehr, dass sich Schulz & Schulz vehement für eine klare, moderne Architektursprache ohne Schnörkel aussprechen. Schon die Marktgalerie wird von Ansgar Schulz kritisiert, weil die Fassade zum Markt hin drei Gebäude suggeriere und der Architekt, Christof Mäckler, sich nicht vorstellen könne, dass eine einzige große Fassade an den Markt passen würde

    Um 2010 hatten wir die Qualität der Marktgalerie diskutiert. Auch Arnold Bartetzky vertritt in "Die gerettete Stadt" (2015) offensichtlich die Meinung, dass die Marktgalerie eine Mogelpackung sei. Kritikpunkt war, dass vom Markt aus der (unbedarfte) Betrachter drei Gebäude wahrnimmt, dahinter aber eine monofunktionale Nutzung bestehen würde. Vielleicht verstehe ich die akademische Diskussion nur nicht. Wenn ich in das Gebäude gehe, finde ich dort drei getrennte Nutzungsbereiche vor.


    Jedenfalls im mir zugänglichen Bereich. Die Tiefgaragengeschosse können in dieser Diskussion ja nicht relevant sein.


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    Leipzig - Markt + 10 01 ies cropped

    Frank Vincentz / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

  • ^ ich denke es geht wohl eher um den Fakt das man die Fassadenteile zwar gebrochen hat, den dahinterstehenden Teil aber nicht. Deswegen gibt es zwar verschiedene Nutzungsbereiche aber Raster und Anordnung der Geschosse ist ja gleich.


    Zumindest ist die "Mogelpackung" hier noch in einem interpretierten Gewand einer Gegenwartsarchitektur wahrzunehmen. Mit natürlich differenzierter Wahrnehmung seitens der Betrachter*innen.


    Ich hatte kurz vor der Pandemie zufällig in beiden Städten - Frankfurt und Dresden - zu tun. Beim durchlaufen von Römer und des Neumarkts konnte ich eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Von weitem eine heilende Wirkung auf den Stadtraum und im Detail teilweise gravierende Mängel die eindeutig auf eine Kulisse hinweisen.



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    Ich bin mal gespannt ob sich solche Projekte in der Stadt nun noch halten werden. Oder ob es durch die wirtschaftlich unabsehbaren Folgen leider zu Planungsstopps kommen wird. Für die Verdichtung der Stadt war die Entwicklung bisher ja positiv. Das könnte sich gegebenenfalls nun ändern.



    Zylinder an Berliner Brücke


    In diesem LVZ-Artikel wurde darüber berichtet, dass gleich neben der Berliner Brücke - an der Ostseite der Maximilianallee - ein Büro-Hochhaus entstehen soll. Es soll eine runde Form erhalten und 50 bis 60 Meter hoch werden. Hier ist einer der ersten Entwürfe.

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    © WOLTERECK FITZNER Architekten PartG mbB

  • ich denke es geht wohl eher um den Fakt das man die Fassadenteile zwar gebrochen hat, den dahinterstehenden Teil aber nicht. Deswegen gibt es zwar verschiedene Nutzungsbereiche aber Raster und Anordnung der Geschosse ist ja gleich.

    Also doch eine doch sehr akademische Betrachtung, die erst dann interessant werden wird, wenn ein grundlegender Umbau anstehen wird.

  • ^^ Kurzfristig werden durch die auf Corona folgende Rezession sicher einige Projekte nach hinten geschoben. Mittel- und langfristig sehe ich aber in meiner Kristallkugel auch die Möglichkeit eines neuen Aufschwungs, da sich Prioritäten und Perspektiven neu sortieren, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. Es könnte auf die Ansiedlung weiterer Unternehmen aufgrund von Produktionsverlagerungen nach Europa hinauslaufen.


    Derzeit denke ich aber, dass es noch viel zu früh für irgendwelche Prognosen ist - mal sehen, wann sich Corona weitgehend ausgetobt hat.

  • ich denke es geht wohl eher um den Fakt das man die Fassadenteile zwar gebrochen hat, den dahinterstehenden Teil aber nicht. Deswegen gibt es zwar verschiedene Nutzungsbereiche aber Raster und Anordnung der Geschosse ist ja gleich.

    Das Bauwerk nimmt aber nicht das gesamte Geviert ein und Abwechslung ist auch gegeben. Nun wird sogar die Minibrache in der Klostergasse geschlossen.


    Wenn Corana nicht unser ganzes Leben einfrieren würde, könnte man jetzt in der Alten Nikolaischule die Ausstellung "Das verschwundene Leipzig" besuchen. Auch das Areal der Marktgalerie wird thematisiert.


    Die Leipziger Innenstadt scheint sich derart schnell zu verändern, dass die Ausstellungsmacher keine aktuellen Luftbilder beschaffen konnten. ;)

  • Beim Passage-Verlag kann man online die Leipziger Blätter Nr. 15 kaufen. Darin findet man den Artikel: Dietmar Fischer · Ideen für das Stadtzentrum · Zum DDR-offenen Architekturwettbewerb 1988.


    Dietmar Fischer war natürlich kein Hellseher. Mit den von ihm beschriebenen Leitlinien für die Entwicklung der Leipziger Innenstadt, aus einem besseren Trümmerfeld wieder eine wirklich lebenswerte Stadt zu machen, in dem die Abfolge von Straßen und Plätzen wieder hergestellt werden sollte, war eine wirklich gute Grundlage für das Baugeschehen ab 1990 vorgelegt worden.


    Natürlich war der Architekturwettbewerb 1988 nur ein Ideenlieferant. Interessanterweise meinten Wettbewerbsteilnehmer aus Dresden, dass Großbauten der Leipziger Innenstadt Flair geben sollten. Gut, einige Großbauten wurden dann ja auch tatsächlich hingeklotzt. Aber es wurden und werden immer noch genügend kleinteilige Projekte realisiert.

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    Zu sehen ist ein (Farb)foto des 1. Preises... ausgezeichnet wurde ein "elegantes Ensemble mit Leuchtturmfunktion" (die Jury).


    Der Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der Baukultur wird für Architekturleistungen von beispielhafter Qualität vergeben.

    Die Auszeichnung soll ... Maßstäbe für die Lösung von Bauaufgaben mit Mitteln zeitgenössischer Architektur setzen.

    Die Bürger der Stadt Leipzig werden von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen.


    Bau-Bürgermeister Thomas Dienberg sieht im prämierten Neubau des DBFZ eine "beispielhafte Form" und hat "mit Freude festgestellt, dass es sich bei der Auslobung 2021 offenkundig um einen besonders guten Jahrgang handelt".

    "Diese guten Beispiele machen Leipzig zu einer spannenden und attraktiven Stadt. Ich bedanke mich bei allen, die mit ihrem Beitrag zum Architekturpreis das Streben der Stadt Leipzig nach baukultureller Exzellenz unterstützt haben."

  • Schwierig für mich als von der Wahl ausgeschlossener Bürger, die "Architekturleistungen von beispielhafter Qualität" sowie die "Maßstäbe für die Lösung von Bauaufgaben mit Mitteln zeitgenössischer Architektur" nachzuvollziehen. Kennt man denn die anderen Mitbewerber? Ich kann mir kaum vorstellen, noch monotoner zu sein.

  • Ich weiß nicht, ob es hier schon gepostet wurde: Hafen Eins von WuV Architekten hat sowohl den Architekturpreis 2021 BDA Sachsen als auch den Architekturpreis der Stadt Leipzig 2021 erhalten. Auf der Seite des Büros gibt es eine Reihe schöner Fotographien der Gebäude sowie einen verlinkten Artikel über das Projekt.

  • 2011 hat der Landesverband Sachsen des BDA eine Auswahl herausragender aktueller Bauten im Buch Architektur in Sachsen. Zeitgenössisches Bauen seit 1991 vorgestellt.


    Jetzt ist das Nachfolgewerk Architekturführer Sachsen Bauten und Projekte von 2011 bis 2021 erschienen. In beiden Zusammenstellungen -die Auswahl der gezeigten modernen Bauwerke erfolgte jeweils durch eine Expertenjury- dominiert die Landeshauptstadt Dresden. Zahlenmäßig abgeschlagen folgen jeweils Leipzig und Chemnitz sowie einige Bauwerke aus dem Umland.


    Michael Kretschmer hat im aktuellen Band ein Grußwort verfasst und meint, dass man auch in Gebäuden demokratische Werte und Haltungen entwickeln und leben könne. Der Architekturkritiker Falk Jaeger stellt in seiner Einführung fest, dass das Label "Architektur aus Sachsen" wenig Glanz aufweisen würde und noch aufzupolieren sei.



    Einige Bauwerke aus der Postplatzumgebung werden vorgestellt.

    Ich finde den Postplatz nicht unattraktiv. Er wirkt noch etwas steril und unbelebt, aber das wird sich mit der Zeit auch ändern - hier hoffe ich sehr auf Gastronomie direkt am Brunnenbecken. Die Bebauung zum Platz selbst finde ich großteils auch gelungen - insbesondere die Materialität der Neubauten und der öffentlichen Räume.

    So das Wohnensemble Wallstraße von KNERER und LANG, München und Dresden und das HAUS POSTPLATZ von TSCHOBAN VOSS Architekten, Hamburg. Mit einigen Baúwerken vertreten ist auch das Büro CODE UNIQUE ARCHITEKTEN, Dresden. Insgesamt ein schöner Überblick über die vielen modernen Bauten in Dresden.




    Projekte in Leipzig, die hier im Forum besprochen wurden, wie das TRIAS, die Tropenhalle im Zoo, das Augusteum und das Paulinum der Universität Leipzig, das NH Hotel Burgplatz Leipzig der Petersbogen-Passage, fanden keine Akzeptanz bei den Juroren.


    Interessant - und hier wohl noch nicht erwähnt- ist, dass im revitalisierten Löwenapotheken-Gebäude in der Grimmaischen Straße eine Bar im Untergeschoß, ein Restaurant im 1. OG und eine für Hotelgäste begehbare Dachterrasse entstehen sollen. Die Fotos dazu scheinen mir allerdings nicht wirklich aktuell zu sein. Das im Aufbau befindliche Staffelgeschoss ist auf den Fotos nicht zu erkennen.

  • Wie heute in der Presse zu lesen ist, stoppt Vonovia alle Neubauprojekte für dieses Jahr. Hoffentlich gilt das nicht für die Tochtergesellschaften. Sonst könnte es eng für die Neubauten am Dösner Weg und das Atrium-Quartier werden.

  • Der MDR stellt ein interessantes Buch über die Architektur- bzw. Stadtgeschichte vor, in der es um die Überformung und Überbauung der Leipziger Vorstädte geht. Jene Vorstädte vor den damaligen Toren der Stadt welche das Gesicht komplett und nachhaltig verändert haben - mehr noch als durch die Bombardements im Zweiten Weltkrieg. Mit einer interessanten These, dass es "nur noch dreieinhalb Gebäude in Leipzig von vor 1830 gibt".

  • ^ Da hat der Redakteur unsauber gearbeitet oder zumindest schlecht formuliert. Buchautor Ringel bezieht sich mit dieser Zahl auf das Gebiet von Alt-Leipzig, das im verlinkten Artikel auch graphisch gezeigt wird. Im gesamten heutigen Leipziger Stadtgebiet gibt es natürlich noch weitere Bauten, die älter sind, das ist ja klar.