Sanierung von Plattenbauten

  • Na ja, was Klarenbach unter attraktiven Aussichten versteht, ist wohl ein empirischer Beleg für die Subjektivität des Geschmacks. :)


    Die Westplattenbauten zeigen aber sehr schön, daß die immer noch zehnmal ästhetischer und vielfältiger sind als die Ostpendants. Die sind wirklich gräßlich und von extremer Monotonie.


    Man kann auch Plattenbauviertel relativ menschlich gestalten. Am Märkischen Viertel sehe ich die große Häufung von dicken, sehr hohen Boliden als problematisch an. Das ist wiederum etwas monströs und unmenschlich in dieser Häufung und Dimension.

  • Danke Klarenbach.


    Die schönen Aussichten kann ich gut nachvollziehen. Wie Felsen im grünen Blättermeer. Interessante Landschaften.

  • Mir gefällt das Märkische Viertel auch ziemlich gut. Die Architekten hatten ja die Aufgabe, drei Ziele zu verwirklichen:
    Erstens sollte eine hohe Bebauungsdichte erreicht werden. Das war schon angesichts der Insellage Westberlins notwendig.
    Zweitens sollte das Gebiet möglichst grün sein.
    Und drittens sollten die Wohnungen auch hell sein und schöne Aussichten bieten.
    Ich finde, dass diese Quadratur des Kreises ziemlich gut gelöst worden ist.


    Bemerkenswert sind auch die vielen Bäume, meist sind es Platanen, die das angesprochene "grüne Blättermeer" bilden. Diese sollten eine Aufheizung des Viertels im Sommer verhindern und damit für ein angenehmes Klima sorgen. Diese Dinge dürften aufgrund des Klimawandels noch wichtiger werden - die Planer waren damals also ihrer Zeit weit voraus.


    Der größte Nachteil ist die fehlende U-Bahnanbindung. Ich denke daher, dass der Senat dieses Thema wieder aufgreifen sollte und das relativ kurze Stück von Wittenau in das Märkische Viertel doch noch realisieren sollte. Die Bedarf dürfte angesichts der überfüllten Busse gegeben sein.

  • Weiter geht es mit der Sanierung im Märkischen Viertel. Ebenfalls fertiggestellt ist die Wohnhausgruppe 917 Quickborner Straße 67-77 / Treuenbrietzener Straße 29-31. Sie wurde von 1971 bis 1972 nach Entwürfen von Rene Gages und Volker Theissen errichtet und umfasst 750 Wohnungen. Die Sanierungsplanung stammte von der Senator PPMS GmbH (Berlin).


    Das ist eine Ansicht aus der Ferne:














    Der Eingang der Quickborner Straße 69:



    Das Foyer:


    Die Verteilergänge:



    Die Aussichten:





    Alle Fotos: Klarenbach

  • Ist ja alles sauber und ordentlich. Kann man nicht meckern. Noch eine Platte vor der Nase wäre ja auch nicht besser. Ich komm mir in solchen Riegeln nur immer vor wie in einer Jugendherberge oder einem Krankenhaus. Aber das ist sicherlich Gefühlssache.

  • Das Foyer versprüht den Charme einer Tiefgarage und der gezeigte Verteilergang könnte auch ein Krankenhausflur sein. Der Blick auf die Gewerbeflachbauten wirkt auf mich auch ziemlich bedrückend. Echt deprimierend.

  • Immerhin sehen diese Platten ein bißchen menschlicher aus als die Elfer-Ostplatten. Finde das verhältnismäßig gut. Der Eingang sieht auch gut aus. Bei den Verteilergängen müßte man mal die Bewohner ran lassen, z.B. mit Kinderzeichnungen und Pflanzen. Für einen noch besseren Eindruck müßte man auch Höhenunterschiede bei diesen Platten zulassen, z.B. an den Rändern abfallend, sodaß so ein Block natürlichere Formen annimmt und etwas liebenswürdiger daherkommt. Man kann z.B. an den Längs-Enden einfach über ein paar Meter ein oder zwei Stockwerke wegnehmen.


    Ich finde Plattenbauten ja nicht per se schlecht, nur gehören sie eher an die Peripherie und sollten möglichst organisch gestaltet sein, sodaß man das Gefühl hat, in echten Häusern und Stadtvierteln zu wohnen und nicht bloß in dahingeklotzten 0815-Fertig-Wohnfabriken.


    Dieser ästhetische Wunsch kollidiert eben recht häufig mit einer Art quantitativem Effizienz-Rausch, dem die Macher solcher Viertel verfallen sind.

  • Neubau und Luftpost


    Ihr dürft die Bauten gern als hässlich empfinden. Aber für schnellen und günstigen Wohnraum gibt und gab es leider nicht so viel Spielraum der Gestaltung. Da gilt dann mehr die Funktion, genauso wie beim angesprochenen Parkhaus oder der Jugendherberge. Dem Bewohner wird dann Spielraum in seiner Wohnung gelassen.


    Kann leider nicht jeder in einem hübschen Luxushaus in der Innenstadt wohnen.


    Wenn man mal die Bewohner befragt, sind viele sehr zufrieden in dem Viertel. Also kann es so schlimm nicht sein.

  • Jetzt kommt die letzte Staffel zum Märkischen Viertel. Beendet ist auch die Sanierung der Wohnhausgruppe 906 Wilhelmsruher Damm 165-185. Der Komplex umfasst 351 Wohnungen, er wurde von 1966 bis 1967 nach Entwürfen von Ludwig Leo errichtet. Die Sanierungsplanung stammt vom Büro kba Architekten und Ingenieure GmbH (Berlin).










    Ein Blick in den Flur



    Auch hier gibt es sehr schöne Aussichten







    Fertiggestellt ist auch die Sanierung des Fontanehauses. Das Gebäude wurde bis 1976 nach Entwürfen von Hasso Schreck errichtet. Die Sanierungsplanung stammte von der Nemesis GbR Becker & Ohlmann (Berlin). Die Brunnenskulptur wurde 1992 von Emanuel Scharfenberg geschaffen.







    Dann feiert das Märkische Viertel in diesem Jahr sein fünfzigjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wurden etliche Informationstafeln aufgehängt. Hier gibt es eine kleine Auswahl:
















    Alle Fotos: Klarenbach

  • Auch in Hohenschönhausen geht die Sanierung weiter. Im September hat die Sanierung der Blöcke Prerower Platz 10-12 und Zingster Straße 2-12 begonnen.
    Bei den Gebäuden handelt es sich um Wohnblöcke des Typs WBS 70/11 mit Funktionsunterlagerungen. Sie umfassen 293 Wohnungen und 46 Gewerbeeinheiten. Der Bau dürfte um 1984 erfolgt sein.
    Der Bauherr ist die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, die Planung stammt vom Büro Gibbins Architekten GmbH (Potsdam). Die Sanierungsmaßnahmen umfassen eine Dämmung der Fassaden und Dächer, eine Erneuerung der Balkone, Treppenhäuser und Hauseingangsbereiche sowie eine Sanierung der Lüftungs-, Heizungs-, Elektro-, Aufzugs- und Sanitäranlagen. Der Bau erfolgt von September 2014 bis September 2015.



    Der Block Prerower Platz 10-12:



    Am Block Zingster Straße 2-12 ist noch nicht soviel zu sehen:



    Ein weiteres Projekt ist der Umbau der ehemaligen Feierabendheime Matenzeile 26 und 28 zu Wohnhäusern. Die Gebäuden wurden als Typenbauten in der Bauweise SK Berlin 72 errichtet.
    Der Bauherr ist der Albatros e.V., die Planung stammt von der Multiplan Bauplanungs GmbH (Berlin).
    Der Block Matenzeile 26:





    Matenzeile 28:





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  • Eine kleine Frage an Klarenbach


    Wissen Sie wie die Müllentsorgung in den 11 Geschossern gelöst wird? So wie ich es lese gab es vorher Müllabwurfanlagen, die nun geschlossen werden (pro Wohnung oder Zentral?)


    Wie wird dies zukünftig gelöst?

  • Von Wiki:


    Im Zeitalter des Recyclings gilt die Entsorgung des Hausmülls per Müllschlucker nicht mehr als zeitgemäß. Zum einen müsste zur Trennung der verschiedenen Müllsorten eigentlich getrennte Müllschlucker vorhanden sein, zum anderen verursacht im Schacht verbliebener Müll Geruchsbelästigungen und hygienische Probleme. Des Weiteren geht vom unsortierten Müll in den Behältern eine erhebliche Brandgefahr (Kamineffekt) aus. Aus diesen Gründen und wegen der Betriebskosten werden die Müllschlucker in vielen Gebäuden bei der Sanierung entfernt, was gelegentlich auf den Widerstand der Bewohner stößt, die an diese bequeme Art der Müllentsorgung gewöhnt sind.


    http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCllschlucker


    So werden Entfernt, oder auch disinfeziert und geschlossen.

  • Die Müllschlucker sind tatsächlich ein heißes Eisen. 2010 wurde die Berliner Bauordnung geändert, demnach sollten alle Müllschlucker bis Ende 2013 geschlossen werden. Diese Entscheidung führte dann aber zu größeren Protesten vieler Mieter, so dass dann die Möglichkeit eingeräumt wurde, die Müllschlucker mit Ausnahmegenehmigungen weiter zu betreiben.


    Inwieweit diese Ausnahmegenehmigungen in Anspruch genommen werden, hängt wiederum vom Hauseigentümer ab. Die städtischen Wohnungsunternehmen beseitigen grundsätzlich ihre Müllschlucker. Die Müllplätze werden dann meist vor dem Haus angeordnet. Bei den Genossenschaften gibt es einige, die die Müllschlucker beibehalten, während sie andere beseitigen.


    Das Thema Müllschlucker ist nach wie vor umstritten. Das Argument der Müllschluckergegner ist nach meinem Eindruck vor allem die Ökologie. In Häusern mit Müllschluckern würde demnach mehr Müll anfallen als in Häusern ohne Müllschlucker. Die Müllschluckerbefürworter verweisen dagegen auf die Bequemlichkeit, gerade auch für ältere Bürger.

  • Die Gründe Müllschlucker zu entfernen sind mir wohl bekannt und nachvollziehbar.


    Ich finde es nur FAST unzumutbar immer von der 11. Etage nach draussen zu gehen um den Müll zu entsorgen. Gerade bei Familien fällt so einiges an Müll an, jeden Tag.


    Da lob ich mir doch noch meine Müllschlucker im 4.OG
    (im faulen Frankreich ;)

  • Ich finde das überhaupt nicht unzumutbar, sondern die MüllschluckerInnen als eine Art Wohlstandsverwahrlosung. Sollen die Briefe und Post automatisch in den 11. Stock befördert werden? Es gibt genug Gelegenheiten am Tag, mal 'ne Tüte Müll runterzutragen. Und sich ein bißchen zu bewegen. Das ist wohl alles eine Frage des falschen Bewußtseins, diese Bequemlichkeit. Man denke nur an den Fahrradboom, die Gurtpflicht oder den Nichtraucherschutz. Es ist eine Frage des Bewußtseins.


    Eine Frage an Klarenbach: Woher hast du denn die Informationen und Neuigkeiten, daß gerade jetzt in Hohenschönhausen an den besagten Stellen saniert wird? Das würde mich mal interessieren.


    Ich finde es schade, daß die besagten Elfgeschosser ihre Ostfassade verlieren. Dort ist ja schon alles saniert und die zwei oder drei Elfer, die da jetzt noch rumstehen und nicht saniert sind, zeugen von der DDR-Vergangenheit. Ich habe mich an diesem Anblick immer sehr erfreut.

  • Im Wohngebiet an der Wartenberger Straße gehen die Sanierungsarbeiten ebenfalls weiter.
    Dieses Wohngebiet wurde ab 1974 für Mitarbeiter des VEB Spezialhochbau Berlin errichtet. Zum Einsatz kamen Sonderkonstruktionen, die vom VEB Spezialhochbau Berlin entwickelt worden sind.
    Jetzt werden die Blöcke schrittweise saniert. Die Maßnahmen umfassen ein Wärmedämm-Verbundsystem, neue Fenster, neue Türen, neue Balkonbrüstungen und eine Innensanierung. Der Bauherr ist die FFS S.a.r.l. (Luxemburg).


    Hier gibt es einen Überblick über den Stand der Arbeiten:
    Wartenberger Straße 44-54





    Wartenberger Straße 56-60



    Wartenberger Straße 62-72









    Josef-Höhn-Straße 9-16



    Josef-Höhn-Straße 17-20





    Anna-Ebermann-Straße 1-6


    Anna-Ebermann-Straße 7-12




    Anna-Ebermann-Straße 26



    Die übrigen Blöcke sind noch unsaniert.


    Alle Fotos: Klarenbach

  • Auch in Lichtenberg wird weiter saniert. Im Bau ist der Wohnkomplex Frankfurter Allee 163-167, Ruschestraße 2-4 und Dottistraße 7.
    Bei dem Objekt handelt es sich um drei Wohnblöcke des Typs WBS 70 / WBR M86 des Wohnungsbaukombinates Magdeburg. Dieses Blöcke wurden 1987 errichtet.
    Die Bauarbeiten umfassen Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten an Heizungs-, Elektro- und Sanitäranlagen, eine Sanierung der Balkone, den Anbau eines Wärmedämm-Verbundsystems, die Dämmung der Kellerdecken und Drempel, eine Instandsetzung der Dächer, Treppenhäuser und Hauseingangsbereiche sowie den Neubau der Hauseingänge mit barrierefreier Gestaltung. Es entstehen 163 Wohnungen und 3 Senioren-Service-Gruppen.
    Der Bauherr ist die HOWOGE Wohnungsbausellschaft mbH, die Planung stammt vom Büro BBP Ingenieurgesellschaft Bauconsulting mbH (Berlin).
    Die Bauzeit läuft vom 29.9.2014 bis zum 30.10.2015.









    Ebenfalls gebaut wird an der Magdalenenstraße 19. Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein ehemaliges Bürohaus des Ministeriums für Staatssicherheit.
    Dieses wird zum Wohnprojekt "Wilma" mit 15 Wohnungen und Büros im Erdgeschoss umgebaut. Der Bauherr ist die Magda GmbH im Verbund des Mietshäusersyndikats Freiburg, die Planung stammt von den Büros clemens krug architekten und Bernhard Hummel Architekten (Berlin).





    Alle Fotos: Klarenbach