Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Vorab: Ich finde die Debatte über die Tafeln hochinteressant. Vielleicht kann sie in den Dimensionen-Strang verschoben werden, weil sie dort jetzt, wo die Tafeln hängen, besser aufgehoben ist. Sie mit dem Hinweis auf "Moralismus" bzw. "politische Korrektheit" abzuwürgen, erscheint mir aber wie intellektuelle Zwangsdiät.


    Also los, ganz ohne Zorn und Eifer:

    Das ‘aufgeklärt' bezog sich auf 'Sic gesturus sum principatum, ut sciam, rem populi esse, non meam privatam.’

    Hier mal die Übersetzung, wie sie zum Beispiel hier von der Berliner Zeitung zitiert wird:

    „Ich werde mein Königsamt so führen, dass ich weiß, dass es sich um die öffentliche Angelegenheit und nicht um meine Privatangelegenheit handelt."

    Tatsächlich zeigt das gegenüber der Szene von 1443 einen Unterschied im Herrscher-Selbstbild: Friedrich II. (der Kurfürst) versteht sich noch als personaler Herrscher im Sinne eines Lehnsherren und sagt deshalb im Kern: "Ich will nicht mehr als mir zusteht". Friedrich I. (der König) versteht sich 250 Jahre später als Herrscher eines Staates. "Aufgeklärt" im Sinne der Aufklärung des 18. Jahrhunderts mit ihrer "Herrschaft der Vernunft" und den Naturrechten des Einzelnen war das noch lange nicht. Man kann höchstens von der Entwicklung rationalerer Herrschaftsformen reden, wie sie für den Absolutismus typisch ist (Stichwort: Merkantilismus).


    Insgesamt finde ich die obige Übersetzung missverständlich, vor allem bei "Prinzipat" als "Königsamt" und "res populi" als "öffentliche Angelegenheit". Denn ein absolutistischer Herrscher verstand sich nicht als "Amtsträger" im Rahmen einer Rechtsordnung, sondern als König von Gottesgnaden – er vergibt die Ämter, er hat keines. Und "öffentliche Angelegenheit" wäre res publica, also ursprünglich die römische Republik mit ihren politischen Institutionen und Debatten. "Res populi" heißt wörtlich zwar "Angelegenheit des Volkes", wäre hier m.E. aber besser mit "Staat" zu übersetzen (weil "das Volk" im Absolutismus anders als im alten Rom kein Rechtssubjekt ist).


    Meine Übersetzung hieße: "So werde ich meine Herrschaft führen, dass ich weiß, dass sie der Staat ist, nicht meine Privatsache". Das unterscheidet sich nur in Nuancen von Ludwigs XIV. "L'etat c'mois!" – und das überrascht kein bisschen, denn so war nun mal das Herrscherbild des Absolutismus`.


    Aber die Sache hat einen dialektischen Dreh: Dass Friedrich den Staat und seine Herrschaft in eins setzt, zeigt, dass beides bereits auseinanderfällt. 1443 war es noch eins – weshalb vom Staat keine Rede sein musste; 1700 muss die Einheit bereits proklamiert werden. Der König ernennt sich zur Staatsperson, weil sich der Staat als Herrschaftsmaschine vom König als Person zu lösen begann. Tatsächlich sind wir hier am Anfang eines Prozesses, an dessen Ende der Staat zu einem gewaltigen Apparat von Rechtsordnungen, Behörden, Institutionen und Armeen geworden war – und der König zu einem Grüßaugust an der Spitze, der sich durch einen Präsidenten austauschen lässt, ohne dass sich sonst etwas ändern müsste.


    Dieses Ende ist 1902 eigentlich längst erreicht (schon Hegel beschrieb den König im 19. Jahrhundert nur noch als das "I-Tüpfelchen" des Staates). Wenn die Hohenzollern ihr Residenzschloss in diesem Stadium mit Szenen aus dem Mittelalter bzw. dem Absolutismus schmücken, dann heißt das vor allem: Wir wollen es nicht wahrhaben; wir wollen, dass wieder früher ist.

  • ^ Vieles davon erscheint mir plausibel, aber eine kleine Anmerkung: Das Mittelalter kennt keinen juristisch-politischen Staatsbegriff. Der König IST als Person und Symbol der "Staat". Der Absolutismus hingegen ist eine Antwort auf die europäischen Religionskriege. Daher würde ich zumindest bei "rem populi esse, non meam privatam" in Rechnung stellen wollen, dass es sich nicht allein um eine staatstheoretische Floskel handelt, sondern um einen Ausdruck des brandenburgischen Calvinismus.

  • ^Man kann F1 auch zu ‘ich bin der erste Diener meines Staates’ verkürzen. Und in der Tat reflektieren die Szenen und die Textwahl ja durchaus die persönliche Perspektive W2’s, der sich gerade gegen den Parlamentarismus stemmt. All das ist ja auch völlig unbestritten. Die Frage war ja: Erklärt sich das von selbst, sollte man es sich erschließen müssen oder ist es so unverständlich, dass es heute, um zugänglich zu sein, erklärt werden muss.


    Ich tippe mal - dass am Ende des 19.Jhd wie auch heute - es den meisten (leider) herzlich egal ist, was am Schloss steht.


    Am Marstall gibt es ja auch große ideologische Deklarationen, die den Kontext ihrer Entstehungszeit reflektieren und eine bestimmte Sicht der Dinge.

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    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei.


    Es ist schon interessant, dass sich hier noch niemand vom HF über den hier propagierten Herrschaftsanspruch beschwert hat, der immerhin eine undemokratische Minderheitsposition war, und die man noch dazu vom Trottoir aus und viel besser als einen frömmelnden Bibelspruch in 70m Höhe lesen kann. Aber das gehört halt zu Berlin und das ist auch ok so. Auch hier wären Gemach und etwas mehr Gelassenheit mein Plädoyer.

  • @ bauästhet

    Ein historisierender Mischbau ist es doch jetzt auch.

    Wenn man hier von Rekonstruktion sprechen möchte, ist es eben nur eine Teilrekonstruktion-
    Spätestens mit den Höfen wird die Konsequenz der Rekonstruktion, einer völligen Raum-Neuschöpfung nachgeordnet und stellt sowieso was völlig Eigenes und Andersartiges dar.


    Der Fokus lag, um äußerlich konsequent erscheinen zu können und m.M.n auch um die, für den angedachten Zweck eher unbrauchbare, weil räumlich zu kleinteilige und komplexe, Ostseite nicht auch noch in den Rekonstruktionsgedanken einfließen zu lassen, auf der Architektur eines Schlüters und notwendigerweise auf Eosander.


    Mit der Kuppel wurde die Prägnante Kontur des Baues zwar zum Glück wiederhergestellt, aber auch die. vordergründig, thematische Fixierung der Rekonstruktion, auf Schlüter war damit offiziell überholt.


    Die Fassadenbeiträge der wilhelminischen Ära sind die jüngsten, kurzlebigsten und geringsten Zutaten, die in ihrer Zeit genauso den Respekt am Bestand vermissen liessen.

    Sie greifen an der Lustgartenseite substanziell und f.m. Nachteilig in den Rhythmus des Schlüterschen Fassadenbildes ein und beschränken sich an der Westseite auf den Volutengiebel und

    auf Metallapplizierungen des Portales 3.


    Ich käme nicht auf die Idee den Wert der Fassaden-Rekonstruktion in Abrede zu stellen und mir trotzig lieber ne Allerweltskiste herbeizureden, blos weil diese Tafeln evtl nicht ungeteilt, als unentbehrlich eingeordnet werden.


    Mir selber ist grundsätzlich egal ob Eisenzahn und Friedrich in dieser Form oder einer anderen hier oder anderswo herabblicken - ich hätts halt auch nicht für völlig falsch gefunden wenn es die Humboldts als Patronen des Humboldtforums hier ans Portal geschafft hätten oder eine künstlerische Auseinandersetzung über Zerstörung und Wiederaufbau sich hier materialisiert hätte, das erschiene mir hier genauso richtig.


    Mit der Verglasung der Portalöffnung hat man ja bereits sichtlich gegen die Erscheinung des Portales von 1897 entschieden.

    Ich sehe auch kein Schmiedeeisernes Tor das in den Angeln hängt.


    Dass etwas in den Rahmenfeldern seinen Platz findet, wird allgemein doch begrüßt - bis 1897 war da aber eben mal gaaaar nüscht und die Reliefs sind 1950 zerstört worden - da finde ich Überlegungen zu einer zeitgenössischen Aneignung der Rahmenfelder auch im Rahmen einer Rekonstruktion durchaus zulässig - die Gemälde, der Plafonds im Schloss Charlottenburg wurden ja z.t auch künstlerisch, zeitgenössisch interpretiert ebenso wie Teile des Skulpturenschmuckes der Attika dort.

    An der Humboldt Uni haben wir hingegen sogar einen Skulpturenschmuck, der aufs Schloss in Potsdam gehört.


    Die Wand-Brunnen von Lessing (Prometheus und Perseus)die am neuen Marstall an Stelle der heute sich dort befindlichen Politbürokunst platziert waren, sind leider wie die Skulpturen der Eckrisalite und das Tympanonrelief verschollen. - Die Thematik schloss an den Neptunbrunnen von Begas auf dem Schlossplatz an.


    Die Ensemblewirkung dürfte recht ansprechend gewesen sein und die Idee plätschernder Brunnen hier, halte ich für bestechend schön.


    Ich fände spannend wie man mit diesen Stücken umginge - wenn sich diese Elemente wieder anfinden würden- sie gelten ja nur als verschollen.

    Interessanterweise gibt es von von Hundrieser einen ähnlichen Wandbrunnen, der

    Prometheus zum Thema hat.


    Hier galt der Orpheusbrunnen von Herter als Gegenstück letzterer ist nur noch fragmentarisch im Wald Eckernförder Platz (wedding)erhalten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Ein historisierender Mischbau ist es doch jetzt auch.

    Wenn es um Definitionen geht, gibt es vielleicht Klügere als mich. Ich unterscheide jedenfalls Historisierungen von Rekonstruktionen (oder Teilrekonstruktionen). Historisierend ist m.E. eine eigene, freie entworfene Nachahmung früherer Baustile. Das Berliner Humboldt-Forum ist dagegen in vordefinierten Teilen eine detailgenaue Rekonstruktion und in anderen klar trennbaren Teilen ein moderner Baustil von Stella.

    Der Begriff "Historisierend" wird nur von denen für das HF verwendet, die den Hybridbau abwertend als unecht oder Fälschung charakterisieren wollen. Eine solche Bezeichnung ist falsch und das hat dieses Bauwerk nicht verdient.

  • Patzschke-, Treese- oder Kahlfeldt-Bauten sind historisierend, die Fassaden des Berliner Schlosses sind waschechte Rekonstruktionen, bis ins Detail und bis in die Baustruktur. Ziegelbau mit eingemauerten Sandsteineinlagen. Es wird oft salopp (vielleicht etwas abschätzig) gesagt, die barocke Fassade sei "vorgehängt". Falsch. Die rekonstruierte Fassade ist massiv und selbsttragend, ihr eigenes Bauwerk sozusagen, der größte Ziegelbau der Nachkriegszeit in Deutschland, und käme ohne den Betonkernbau aus.

  • Nach der sinnfreien Löschung der letzten Beiträge hier inkl. Verschiebung derselben in den "Spam"-Ordner sei noch einmal darauf hingewiesen dass derzeit ein heftiger Streit um die Kuppelinschrift am Berliner Schloss tobt.

    Dazu ein Link: https://www.rbb24.de/panorama/…eit-claudia-roth-cdu.html


    Die Berichterstattung und diversen Kommentare sind höchst interessant, und es gäbe noch viel mehr zu verlinken. Angesichts der Löschorgien hier wäre das aber vergebliche Liebesmüh. Also bitte selber googlen.


    Vergebene Lebensmüh...wie etwa dir unsere Richtlinien begreiflich zu machen? Beiträge die im Wesentlichen nur aus Links bestehen sind hier nun mal nicht erwünscht. Nehme dir bitte Zeit für eine kurze und sachliche Zusammenfassung. Zudem hatte deine einseitige Quellenwahl Punkt 7 unserer Richtlinien tangiert.

    Bato

  • Du meinst deinen Beitrag, in dem du neben der Bild Zeitung auch noch einen rechtspopulistischen Blog als "Quelle" angegeben hast? Es ist völlig richtig, dass die Moderatoren da eine Grenze ziehen.

  • Bild pauschal als als nicht verlinkenswert und Tichy pauschal als „rechtspopulistisch“ zu verunglimpfen spricht nicht gerade für die größte intellektuelle Flexibilität. Ebenso wenig einem solchen Kommentar „likes“ zu vergeben.

    Natürlich ist es legitim den gegenwärtigen an Bildersturm grenzenden Woke-Aktionismus am Humboldtforum achselzuckend zu Kenntnis zu nehmen oder diesen als „Kunst“ hochzujazzen. Aber ein grelles LED-Band (offenbar geplant in „Telekom-Pink“) hoch oben an der Kuppel ist eben keine Kleinigkeit, sondern eine massive Störung und Verschandelung des Gesamtkunstwerks „Schlossfassade“. Zudem ist die zur Cancelung freigegebene Kuppelinschrift Teil der demokratisch beschlossenen Rekonstruktion des Berliner Schlosses, getragen von der Mehrheit der Bevölkerung und der Berliner. Eine Kulturstaatsministerin, die nur ihre inquisitorisch-moralisierende Interpretation der Kuppelinschrift zulässt und selbstherrlich per Ordre de Mufti bestimmt diese verschwinden zu lassen, hat sich nicht nur für ihr Amt disqualifiziert, nein, sie verhöhnt auch in unerträglicher Weise alle Spender der Barockfassaden.

  • Vielleicht können wir ja mal zur Sachebene zurückkehren und die ganzen Keulen im Keller liegen lassen (ich bin weder ein Fan von Tichy noch von Frau Roth aber im konkreten Fall sollten stets die Argumente im Mittelpunkt stehen).


    Wenn ich Frau Roth und ihre Mitstreiter richtig verstehe, will man die originale Inschrift lediglich nachts (wenn man den Text noch schlechter als ohnehin schon erkennt) mit einer LED-Projektion "überschreiben". Die technische Machbarkeit hierfür wird aktuell wohl erst noch geprüft. Das wäre in meinen Augen jetzt kein wirklicher Aufreger. Auch die Botschaft kann man mE erst bewerten, wenn sie endgültig fest steht. Auszüge aus der Verfassung wären mE harmlos.


    Insgesamt handelt es sich mE eher um much ado about nothing. Da gäbe es mE gerade aktuell deutlich lohnendere Auseinandersetzungen...

  • ... sehr schade, dass sich mein unangenehmes Bauchgefühl, das ich bei denen habe die die "Rekonstruktion" um jeden Preis haben wollten, immer wieder bestätigt; und ich so daran gehindert werde, ein positives Verhältnis zu dem Gebäude zu entwickeln.

  • ^ Das sehe ich ganz genauso. Und selbstverständlich kann man Tichy ganz pauschal als rechtsnationalen Populist bezeichnen. Dafür bin ich dann gerne woke.

  • Die Inschrift hätte ich jetzt auch nicht unbedingt gebraucht, aber mit irgendwelchen Aktionen und LED Bändern bei Nacht heizt man doch die ganze Debatte unnötig auf, das bringt doch gar nichts ausser einem pseudo Kulturkampf, der die Fronten völlig verhärtet.


    Es gibt doch wesentlich wichtigeres worum das Humboldtforum inhaltlich steht und zu diskutieren und zu streiten und anstatt konstruktiv wenigstens zu versuchen Menschen, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben noch zueinander zu bringen und sich auszutauschen, konterkarieren solche Aktionen das nur und sind für einen gesellschaftlichen Dialog eher kontraproduktiv. Und wofür?


    Über diese Inschrift ist alles gesagt worden was an für und wider gesagt werden kann und dabei sollte man es belassen.

    Es ist letztlich so irrelevant.

  • Theseus532 Mir geht es interessanterweise gerade umgekehrt: Ich habe überhaupt keine Probleme mit der Rekonstruktion von Inschrift und Kreuz. Ich empfinde die LED-Projektionen aber auch nicht als Provokation bzw. Kulturkampf. Es ist doch wie bei der Tafel völlig in Ordnung, wenn man die Historie übermittelt und zugleich entsprechend kommentiert. Gerade Auszüge aus dem Grundgesetz o.ä. empfinde ich keineswegs als konfrontativ.

  • Ich habe immer ein mulmiges Gefühl, wenn alle Welt über diese Bibelworte von irgendeinem längst vergessenen König debattiert, Worte die kaum ein Mensch liest oder versteht, zumal der Gotteszusammenhang zur Macht in unserer Gesellschaft aktuell fast keine Rolle spielt. Gleichzeitig wird ein paar huntert Meter weiter am Haus des Berliner Verlags ein riesenhaftes Wandrelief aus DDR-Zeiten freigelegt, auf dem die totale Kontrolle der Medien durch den sozialistischen Staat, sprich die Abwesenheit von Informations- und Meinungsfreiheit zelebriert wird, und keiner sagt etwas, weil dieses Wandbild so peppig-sweet und schön instagramable daher kommt. Alle machen Klick und finden es super hip, dabei findet sich hier viel eklatanter ein Feindbild unserer brand-aktuellen internationalen Debatten. Solch ein Widerspruch offenbart für mich, wie unausgewogen am Ende doch der Blick vieler ist, wenn sie sich besonders woke gerieren.

  • Wenn ich Frau Roth und ihre Mitstreiter richtig verstehe, will man die originale Inschrift lediglich nachts (wenn man den Text noch schlechter als ohnehin schon erkennt) mit einer LED-Projektion "überschreiben".

    Nein, die Stülersche Inschrift wird gänzlich und täglich 24 Stunden unter diesem LED-Band verschwunden sein:

    ...

    Also tagsüber weiterhin der angeblich alle Welt diskriminierende originale Bibelspruch, nur dann in greller LED-Performance. Schon ein bisschen irre, oder? Irgendwie sind die "Woken" dann doch auch ein wenig inkonsequent. :/



    Wie auch immer man die "Kunstaktion" bewertet. Ein historisches Gebäude, selbst ein jüngst rekonstruiertes, hat seine Würde und ein Recht auf würdevollen Umgang mit diesem. Zumal diese Selbstverständlichkeit angesichts der barocken Pracht Schlüters und Eosanders wohl nicht näher erläutert werden muss. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee den Kölner Dom, die Dresdner Frauenkirche oder Schloss Neuschwanstein an bestimmten mit irgendwelchen bunten, geschmacklosen LED-Leuchtbändern zu umkränzen.


    Die Schlossgegner haben ihren Kulturkampf über den Wiederaufbau verloren, das Schloss ist zu ihrem Entsetzen Realität geworden (wie konnte das nur passieren?..). Nun setzen sie ihren Kampf mit anderen Mitteln fort. Das LED-Band ist dabei nur ein Baustein, weitere Streitobjekte sind die noch ausstehenden Ballustradenfiguren (deren Gesichter sollen ja zu sehr an die Hohenzollern erinnern) und die Gigantentreppe... Nicht zu vergessen die großartigen Sammlungen innen, ist ja alles pauschal Raubkunst, muss alles raus...


    Unerlaubt eingebundener kopierter Text aus dem rbb Portal gelöscht. Sind die Richtlinien für das Einbinden von Texten so schwer zu verstehen?

  • Ich habe Zweifel, ob diese LED Installation geschmackvoll wirken könnte und finde auch, dass die ganze Konfrontation an dieser Stelle vollkommen unnötig befeuert wird. Einer nicht gerade kleinen Gruppe wird damit die Freude am Schloss in spielverderberischer Weise gemindert. Andererseits empfinde ich den Spruch inhaltlich nicht als wichtig und wenn eine andere beflissene Gruppe dann das Kreuz stehen lassen kann, soll es mir auch recht sein.


    Natürlich drückt auch die Inschrift, wie das ganze Schloss einen historischen und keineswegs aktuellen Machtanspruch aus, das muss man doch gar nicht ständig pädagogisch erläutern, das verstehen selbst meine kleinen Kinder, sobald sie fragen: „Wohnt da immer noch ein König, dessen Untertanen wir sind?“

  • Solch ein Widerspruch offenbart für mich, wie unausgewogen am Ende doch der Blick vieler ist, wenn sie sich besonders woke gerieren.

    Da wäre ich beim Austeilen etwas vorsichtiger. Grade wenn du dich auf einen so stark hinkenden Vergleich stützt.


    Das Fries am Haus des Berliner Verlages ist nunmal ein restauriertes Original und auch noch Teil eines denkmalgeschützten Gebäudes. Der Spruch an der Schlosskuppel wurde im Rahmen der Rekonstruktion einfach 1:1 auf Beton bzw. vorgehängten Naturstein gepinselt. Sorry... auch wenn es nervt, aber das ist nun mal ein grundlegender Unterschied, der auch deinen vermeintlichen Widerspruch erklärt.


    Die Schlossgegner haben ihren Kulturkampf über den Wiederaufbau verloren, das Schloss ist zu ihrem Entsetzen Realität geworden (wie konnte das nur passieren?..). Nun setzen sie ihren Kampf mit anderen Mitteln fort.

    So dramatisch würde ich es nicht sehen. Die Schloss-Rekonstruktion hat eine interessante und nötige Debatte angestoßen und ist gleichzeitig Mittelpunkt derselben. Über Aspekte der deutschen Geschichte und unseren Umgang damit. Das geht ja mit der Fertigstellung erst richtig los und wird bleiben.

  • Es gibt nicht nur Schlossrekobefürworter und Schlossgegner, es gibt dazwischen auch noch ne Menge anderer Standpunkte.


    Ich war immer für die Schlossrekonstruktion, aber mich regt dieses nationalkonservative Getue auf, was jetzt damit verbunden ist.


    Es muss doch möglich sein, einen derart aus der Zeit gefallen Spruch zu hinterfragen.

    Die Dünnhäutigkeit seiner Verteidiger aber zeigt auf, in welche Richtung die ganze Sache zu kippen droht: Wer Kritik übt wird beschimpft und es finden sich schon genug, die dieses Vorgehen auch noch gut finden.

  • Diese ganze Diskussion ist ziemlich schräg.

    Stellt sich doch eher die Frage aus welchen Gründen der Spruch einstmals von König Friedrich Wilhelm IV. an sein Bauwerk kam. Vielleicht gibt es ja Parallelen zum Felsendom in Jerusalem (der ist im Übrigen keine Moschee!) und hat ein tolle Außeninschrift, eine Kombination aus Schahãda und Basmala. Kein Mensch hatte dort bei der letzten Rekonstruktion irgendwelche Probleme damit.

    Ich denke, wir haben schon sehr selbstzerstörerische Politiker in Deutschland, die ohne jegliche fundamentale geschichtliche Kenntnisse einfach nur alles ablehnen, was mit unserer Herkunft zu tun hat. Ein desolates Bildungsbildungssystem leistet Vorschub. Wir entfernen uns weit weg von dem Land der Dichter und Denker. Das geht nicht gut aus.