Leipzig: Matthäi-Viertel (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft)

  • ...dann ist das jetzt die Gelegenheit, sich bei ihm mal reinzulesen, gerade die gerettete Stadt ist sehr interessant und liest sich viel besser, als man es von einer Abhandlung über die Stadtgeschichte der Nachwendezeit erwarten würde.

    Darin behauptet Bartetzky, dass Leipzig die heimliche Hauptstadt der Rekonstruktion sei. (Seite 279)

  • Dass auch kleinteilige Lösungen wie die Neubauten in der Frankfurter Altstadt auf lautstarke Kritik aus Architekturkreisen stoßen können, ist bekannt.

    Sind solche Kritiken auch aus der nutzenden und jeden Tag damit konfrontierten Bevölkerung bekannt? Ich selbst kenne niemanden aus Frankfurt, daher würde mich das schon interessieren. Dass Architekten auch gern mal andere Vorstellungen von "gelungen" als die breite Masse der Bevölkerung haben, hatte ich so beispielhaft an der neuen Propsteikirche erlebt.

  • Sind solche Kritiken auch aus der nutzenden und jeden Tag damit konfrontierten Bevölkerung bekannt? Ich selbst kenne niemanden aus Frankfurt, daher würde mich das schon interessieren. Dass Architekten auch gern mal andere Vorstellungen von "gelungen" als die breite Masse der Bevölkerung haben, hatte ich so beispielhaft an der neuen Propsteikirche erlebt.


    Als langjähriger Frankfurter, kann ich die "neue Altstadt" nur in höchsten Tön loben. Die Architekten, die dort Kritik äußern, haben einen an der Waffel.

  • Sind solche Kritiken auch aus der nutzenden und jeden Tag damit konfrontierten Bevölkerung bekannt?

    Ich kann nur für mich sagen, dass mein bester Freund und ich extra noch einen Tag Urlaub in der Region anhängen, um uns die neue Altstadt anzusehen und dort Geld auszugeben. Und in Dresden, wo ich vorgestern mal wieder war, gehört der Neumarkt nach wie vor zu den belebtesten und beliebtesten Orten.


    Gibt es denn Vorschläge, welche Fassaden auf dem hier diskutierten Areal es wert wären, rekonstruiert zu werden?

  • Gibt es denn Vorschläge, welche Fassaden auf dem hier diskutierten Areal es wert wären, rekonstruiert zu werden?

    Es wundert mich, dass diese Frage erst jetzt gestellt wird. Die Vergleiche zwischen der Frankfurter Altstadt, dem Dresdener Neumarkt auf der einen Seite und dem Leipziger Matthäiviertel auf der anderen Seite scheinen mir arg konstruiert zu sein. Von einem "Mythos Leipzig" habe ich noch nie etwas gehört. Hat jemand ein Bild vom Mattäikirchhof im Kopf?


    Dann sollte noch die Begrifflichkeit "Rekonstruktion" genau definiert werden.

  • Im ersten Schritt muss es nicht um einzelne Fassaden gehen, sondern um die generelle Strukturierung der Flächen von Platte und Parkplatz. Es wäre naheliegend und richtig, sich hier eins zu den eins an der früheren Gliederung zu orientieren (siehe historische Aufnahmen im Beitrag von LEonline). Die Nachfrage nach Wohnungen in diesen historisch gewachsenen Strukturen wäre zweifellos gigantisch. Auch Gastronomie mit großen Freiflächen auf dem wieder entstandenen Matthäikirchhof, einzelne Geschäfte oder gewerbliche Nutzungen für Praxen oder ähnliches böten sich dort an.


    Die große Fläche der früheren Matthäikirche würde alle Möglichkeiten eröffnen, in einem dominanten Solitär die Flächen für den zentralen Ankerpunkt der Quartiers zu schaffen - sei es die innerstädtische Konzernzentrale oder das Archivgebäude / Forum der Demokratie. Ich fände beides sehr reizvoll. Wenn aber sogar noch diskutiert wird, ob man eine der häßlichsten Platten überhaupt abreißen soll, die jede Entwicklung blockiert, kann man sich vorstellen, welchen Mut es erfordert, auf Vergangenes zu setzen und damit allen modernen Stadtplanern und Architekten den Fehdehandschuh hinzuwerfen.


    Wie anderswo könnte man dann eine einzelne Rekonstruktionen umsetzen, wobei allein auf dem folgenden Foto gleich mehrere Kandidaten zu sehen sind:

    matthikirchhof29-381s3k6f.jpg


    Auch das gegenüberliegende Eckgebäude würde auch heute noch jeder Neubebauung sehr gut zu Gesicht stehen:

    1109296235265_matth2k.jpg

  • Ich gehen mal einfach davon aus, dass der Stahlbetonbau abgerissen wird. Etwas anderes will ich mir gar nicht vorstellen.

    Wie anderswo könnte man dann eine einzelne Rekonstruktionen umsetzen,

    Betonst Du das, weil bekanntermaßen in Leipzig nichts rekonstruiert wurde?


    Bei "Konzernzentrale" fragen ich mich, wie klein die ausfallen muss, damit daneben noch eine Wohnbebauung möglich sein wird.


    Sind das Fotos von Hermann Walter? Der hatte dort sein Atelier. Bevor das Viertel abgerissen und neu bebaut wurde, hat er die Gebäude noch einmal fotografiert.



    Atelier Hermann Walter

    Hermann Walter (1838–1909), Public domain, via Wikimedia Commons

  • Ich spekuliere auch mal, dass bei einem milderen Verlauf der Geschichte, ohne 2. Weltkrieg und temporärer neuer Gesellschaftsform der Matthäikirchhof längst überformt worden wäre. Ob nun im historistischen Stil oder moderner. Diese Form der Kleinteiligkeit entspricht ja eher einer Kleinstadt im Muldental und hätte für die Nutzungsverhältnisse einer damals so rasant wachsenden Großstadt relativ wenig Sinn ergeben. Aber eine ungefähre Rekonstruktion der Wege und Plätze mit großen, repräsentativen Fassaden zum Ring und einem atmosphärischen Raum zur Innenstadt hin mit einer urbanen Landmarke am Ort der Kirche (wie lguenth schrieb) fände ich wünschenswert.

  • Das ist sicher total subjektiv. Aber ich empfinde die Leipziger im Gegensatz zu Dresdener als eine vielmehr in die Zukunft gerichtete Stadtkultur. Eine Rekonstruktion der ehemaligen Bebauung würde ich als Einknicken vor dem Gestalten jener Zukunft empfinden. Vielmehr wünsche ich mir Mut zu wirklich origineller, wertiger und visionärer Architektur, auf die Menschen auch noch in 100 oder 200 Jahren stolz sind und sie bewahren wollen. Widersprüchliche Ansichten gibt und gab es in solchen Fällen ja immer in der Zeit der Erbauung.

  • Betonst Du das, weil bekanntermaßen in Leipzig nichts rekonstruiert wurde?

    Nö, nur mit Hinweis auf das konkrete Vorhaben, seine Möglichkeiten und ähnliche Herangehensweisen bei vergleichbaren Projekten. Ich denke, man kann auf den Bildern auch erkennen, dass viele frühere Gebäude entweder aufgrund ihrer Gestaltung oder ihrer zu geringen Geschosshöhe nicht reanimiert werden müssen. Es gäbe somit mehr als genug Möglichkeiten, moderne Neubauten einzuplanen, die dann in der alten Struktur eigene Akzente setzen könnten. Ich bin mir bloß noch nicht sicher, ob ich das heutigen Architekten überhaupt zutraue. Heutige Bauten, die man in 100 oder 200 Jahren erhalten wollen würde, sind leider rar gesät.

  • Als niedrigschwellige Einführung in das Thema wäre das Lesen des Wikipedia Artikels zum Thema "Rekonstruktion (Architektur)" empfehlenswert, am besten die englische Version. Dann reden wir weiter.


    Sind die angeführten Beispiele dann als Testaufgaben zu verstehen?

    Mädlerpassage

    Mir ist nicht bekannt, dass die Mädlerpassage zerstört oder abgerissen wurde. Hier wird "Rekonstruktion" in der Sprache der DDR verwendet. Nach heutigem Verständnis wurde saniert und vermutlich modernisiert. Das ist eher ein Beispiel für gelungenen Denkmalschutz.



    Trifugium in Leipzig

    Hier wurden fehlende Gebäudeteile wieder hergestellt - also rekonstruiert. Originalsubstanz wurde erhalten


    Das Eckgebäude wurde neu errichtet. Der Vorgängerbau wurde dabei als Vorbild verwendet. Vom Original wurden nach meiner Kenntnis einige wenige Bauteile wiederverwendet.



    rekonstruierte Fassade des Mélia-Hotels

    Das als Beispiel für eine gelungene Rekonstruktion zu verwenden ist echt starker Tobak. Das Palais Schlobach wurde 2006 abgerissen, vom Kosmoshaus ist nur die Fassade erhalten. Originalsubstanz wurde also unwiederbringlich vernichtet um neu bauen zu können.

  • Als langjähriger Frankfurter, kann ich die "neue Altstadt" nur in höchsten Tön loben. Die Architekten, die dort Kritik äußern, haben einen an der Waffel.

    Für mich ist so ein Kommentar doch ziemlich befremdlich. Schön, dass du die "neue Altstadt" in höchsten Tönen loben kannst. Aber bist du hier der Gradmesser welche jegliche Kritik herabsetzt?



    [...] Am Ende ist z. B. das Paradebeispiel, der Dresdner Neumarkt, ein Riesenerfolg, egal welches nachprüfbare Kriterium man anlegt. Das kann man doch auch mal anerkennen.[...]

    Das sind Aussagen als Dispositiv? Wer sagt denn, dass der Dresdner Neumark ein Riesenerfolg ist? Das sind individuelle Eindrücke dich ich respektiere aber überhaupt nicht teile. Nicht in Bezug auf Dresden oder Potsdam, Frankfurt mit den nachgebauten Fachwerkbauten, noch in Bezug auf das Berliner Stadtschloss. Deswegen erkenne ich die Umsetzung bei keinem der Beispiele an. Finde diesen Weg absolut nicht zielführend.


    Nein, ist mir nicht klar. Woher soll ich wissen, welche Beispiele du kritisierst? Nur die deutschen, während die Rekos in anderen Ländern ok sind? Wohl kaum. [...]

    Das Kriterium am von mir bezeichneten "deutschen Weg" beinhaltet zum einen die Reko-Wut der letzen Jahrzehnte und zum anderen die besondere Stellung im Kontext der Kriegszerstörung. Die Frage besteht natürlich, ob es ohne eine Kriegszerstörung auch diese Dimension der Rekonstruktionen gebe. Der Rekonstruktion - ich teile diese Meinung zB nicht bei der Frauenkirche - unterworfen sind nicht nur ein starker Anachronismus sondern auch jegliche Neuinterpretation einer Stadtlandschaft. Und sogar falsche Interpretationen eines historischen Narrativs, wenn dann sogar vor der Kriegszerstörung überbaute oder umgestaltete Gebäude in einen Vor-Zustand eines Fixpunkts - der Kriegszerstörung - gebracht werden.


    Das ist dann irgendwie die Ideenlosigkeit in Deutschland und ein gewünschter Rückbezug auf Vor-Kriegszustände, mit denen man nicht nur die bauliche Zerstörung verwischt sonder auch die politischen Wirren zwischen 1914 und 1990. Eine Konservierung von einem gewollten Ist-Zustand den niemand mehr definieren kann ausser aus heutiger Sicht bzw. in der Nachbetrachtung. Das ist nicht nur keine Weiterentwicklung sondern wirft auch Fragen nach einer dann doch schwierigen Selbstdefinition in Deutschland auf.


    Ich sehe mich sicher weder in einer Situation in dem ich einem Kaiserreich nachtrauere noch einer Zeit der barocken Stilmittel. Alles hat seine Berechtigung, aber ich kann mich mit der Gegenwart auseinandersetzen. Auch wenn sich die Stadtbilder durch die Zerstörung natürlich stark und nicht immer vorteilhaft verändert haben. Aber auch das ist eine Seite der Medaille der Reko-Wut. Wenn man das Fachwerk oder den Barock zurück haben will, sind zB Argumente der Konservierung des sozialistischen Städtebaus oder des Städtebaus der 1960/70er in der damaligen BRD genau so legitim.


    Das hatten wir hier aber immer wieder durchgekaut.



    Explizit beim Matthäikirchhof wäre dann meine Frage, was genau eine völlig andere zeitliche Situation und angestrebte Nutzung zu einer Rekonstruktion der Platzsituation mit kleinteiligen Gebäuden aus dem Zeitraum von rund 1600 Jhr. bis 1914 begründet und sogar rechtfertigt? Eine etwaige Nutzung des angestrebten "Forum Recht und Demokratie" in rekonstruierten Gebäuden aus der Zeit des Absolutismus und des Kaiserreichs wäre doch gelinde gesagt, völlig absurd!

    Einmal editiert, zuletzt von hedges () aus folgendem Grund: Selbstdefinition und nicht Selbstbestimmung

  • Wer sagt denn, dass der Dresdner Neumark ein Riesenerfolg ist?

    U.a. die Zahlen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung bereits 2010 festgestellt hat (Hervorhebung durch mich):

    Die Frage, warum gerade der Mythos Dresden als aktiver Teil des Stadtimages vermarktet wird, erklärt sich durch seine Wirkmächtigkeit, die sich an der bereits erwähnten Steigerung der Marketingstatistik[5] ablesen lässt. Deren Auswertung zeigt, dass besonders das Weihejahr der Frauenkirche, 2005, in allen Bereichen hervorsticht und der Stadt ein enormes Wirtschaftswachstum bescherte: Sowohl die Tourismuswerte als auch der damit verbundene Umsatz wurden gesteigert, ebenso die Zahl der Einwohner, die durch die zunehmende Attraktivität der Stadt angezogen wurden. Ähnliche Entwicklungen lassen sich bei der Zahl der Firmenniederlassungen und der damit einhergehenden Umsätze und Steuereinnahmen feststellen. Die angewandte Marketingstrategie hat Erfolg, der Mythos Dresden und seine Vermarktung haben sich für die Elbmetropole als finanziell sehr einträglich erwiesen. Auf diesen mit der Entscheidung zur Frauenkirchenrekonstruktion zusammenhängenden Effekt dürften auch andere Städte hoffen, was deren Entscheidung zur Rekonstruktion beeinflusst.

    Auch generell betrachtet stoßen Rekonstruktionsprojekte und die Bewahrung oder Wiederherstellung alter Stadtbilder überwiegend auf Zustimmung in der Bevölkerung, wie z.B. der Baukulturbericht 2018/19 der Bundesstiftung Baukultur auf Seite 52 darlegt:

    Die Sehnsucht der Gesellschaft nach einem alten Stadtbild führt zudem zu einer ausgesprochen positiven Haltung gegenüber Rekonstruktionsmaßnahmen. Die Bevölkerungsbefragung zum Baukulturbericht ergab, dass 80 % der befragten Bevölkerung Rekonstruktionen historischer Gebäude befürworten. 64 % sprechen sich auch dann dafür aus, wenn das neue Gebäude nicht mehr für den ursprünglich gedachten Zweck genutzt wird.

  • ^


    letzteres ist doch kein Wunder, denn im Gegensatz zu mancherlei Konsumgegenständen sind die Menschen bei der Wahl ihrer Wohnhöhle (ist das nicht der urmenschentypische Antrieb?) sehr konservativ. Das zeigt sich in Einfamilienhaussiedlungen anhand der Gartenzwergidyllen.

  • Eine Reko steht doch überhaupt nicht zur Debatte, eine entsprechende Petition wurde vom Stadtrat bereits vor längerer Zeit abgelehnt.


    Nutzungsprofil laut Positionspapier - so wie ich es verstehe:

    30% der Grundfläche - Forum für Freiheit und Bürgerrechte (vermutlich incl. Stasiarchiv)


    Von den restlichen 70% sollen 20-40% Freiflächen werden. Die Nutzung der Bauten außerhalb des Forums (jetzt wechseln wir zur BGF) soll sich wie folgt aufteilen:

    20-30% der BGF für Wohnen,

    40-50% der BGF für öffentliche Nutzungen (Bildung, Kunst, Kultur, Wissenschaft etc.),

    10-20% der BGF für weitere Nutzungen (Gastronomie, Co-Working, etc.).


    Da die öffentlichen Nutzungen vermutlich eher großformatig sein werden, wird eine kleinteilige Bebauung höchstwahrscheinlich nicht erfolgen. Ich bin gespannt, was man sich einfallen lässt.

  • U.a. die Zahlen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung bereits 2010 festgestellt hat (Hervorhebung durch mich):

    Auch generell betrachtet stoßen Rekonstruktionsprojekte und die Bewahrung oder Wiederherstellung alter Stadtbilder überwiegend auf Zustimmung in der Bevölkerung, wie z.B. der Baukulturbericht 2018/19 der Bundesstiftung Baukultur auf Seite 52 darlegt:


    Bitte genau lesen. Meine Aussage ist:

    Das sind Aussagen als Dispositiv? Wer sagt denn, dass der Dresdner Neumark ein Riesenerfolg ist? Das sind individuelle Eindrücke dich ich respektiere aber überhaupt nicht teile. [...]

    Außerdem hatte ich mich ja zum Thema Frauenkirche insoweit geäußert, dass ich hier die Rekonstruktion nicht kritisiere. Es wäre sicher eine wesentlich stärkere Aussage gegen den Krieg im allgemeinen gewesen, die Ruine zu lassen. Was übrigens auch in Dresden mitunter diskutiert wurde. Aber ich erkenne den Wert der Kirche für die Stadt und dementsprechend die Rekonstruktion an.


    Anders sieht das bei den Neubauten rund um den Neumarkt aus. Da teile ich keinerlei positive Eindrücke.



    Ich kann auch sehr wenig mit der Definition "Mythos Dresden" anfangen. Das sind jene Ansätze die dort so manche gruselige Paradigmen hervorrufen. Aber andere Geschichte.

  • Ich habe schon richtig gelesen, und im Übrigen auch nur eine Frage beantwortet, die mir mit

    Das sind individuelle Eindrücke

    nicht adäquat beantwortet erschien. Ein messbarer Fakt oder die Meinung einer überwiegenden Mehrheit ist für mich kein individueller Eindruck mehr.


    Wenn die Bürger mitreden sollen, sind Rekonstruktionen (und wenn es nur der Stadtgrundriss ist, der rekonstruiert wird) eben immer eine Option, die bedacht werden kann. Das war u.a. auch beim Neustädter Markt in Dresden so, mit bekanntem Ergebnis.

    Da die öffentlichen Nutzungen vermutlich eher großformatig sein werden, wird eine kleinteilige Bebauung höchstwahrscheinlich nicht erfolgen.

    Großformatige Nutzung ist übrigens auch kein unvereinbarer Gegensatz zu kleinteiliger Gestaltung. Ein Gebäude kann auch zwei Fassaden haben.

  • Wenn die Bürger mitreden sollen, sind Rekonstruktionen (und wenn es nur der Stadtgrundriss ist, der rekonstruiert wird) eben immer eine Option, die bedacht werden kann. Das war u.a. auch beim Neustädter Markt in Dresden so, mit bekanntem Ergebnis

    ?

    In der Leipziger Innenstadt wurden und werden ganze Straßenzüge im Stadtgrundriß "rekonstruiert". Das wird am Neustädter Markt in Dresden noch immer diskutiert. Sind die Platten nicht unter Denkmalschutz gestellt worden?


    Ich finde das Ergebnis z.B. am Leipziger Burgplatz um Längen besser.

  • ^^ ich will es gar nicht bis aufs Messer brechen, aber auch eine "Mehrheit" (beteiligende Mehrheit) kann einem Narrativ bzw. eben einem Paradigma folgen. Deswegen mein Verweis auf das Dispositiv. Eine Rekonstruktion aus Ideenlosigkeit und daraus folgend Alternativlos, ist nicht automatisch ein Bekenntnis sondern auch ein Ausweg.


    Großformatige Nutzung ist übrigens auch kein unvereinbarer Gegensatz zu kleinteiliger Gestaltung. Ein Gebäude kann auch zwei Fassaden haben.

    Ja aber genau das schlägt für mich den Sinn gänzlich. Warum sollte ich den Anschein eine kleinteiligen Bebauung vermitteln, wenn diese dahinter überhaupt nicht existiert?

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Sind die Platten nicht unter Denkmalschutz gestellt worden?

    Richtig, das ist aber kein Ergebnis der Bürgerbeteiligung oder der jahrzehntelangen Planungsprozesse gewesen, sondern eher im Gegenteil ein Ignorieren derselben.

    Warum sollte ich den Anschein eine kleinteiligen Bebauung vermitteln, wenn diese dahinter überhaupt nicht existiert?

    Weil es möglicherweise von der Bürgerschaft gewünscht sein könnte, siehe Studie der Stiftung Baukultur:

    64 % sprechen sich auch dann dafür aus, wenn das neue Gebäude nicht mehr für den ursprünglich gedachten Zweck genutzt wird.

    Was ist denn überhaupt eine "kleinteilige Bebauung"? Bestimmt das die Nutzung oder bestimmt das die Gestaltung? Es war auch in der Geschichte üblich, mehrere Gebäude mit einer einheitlichen Nutzung zu versehen - man denke nur an Kaufhäuser, die als, zunächst kleine, expandierende Geschäfte oftmals einen ganzen Block (mit mehreren Fassaden) einnahmen, bevor tatsächlich ein neues Großgebäude entstand, und auch da gibt es Beispiele für größere Neubauten mit mehreren Fassaden.


    Rekonstruktionen sollten aus meiner Sicht weder als "Notnagel" (so interpretiere ich die Einlassung bzgl. Ideenlosigkeit) von vornherein als gesetzt gelten, noch von vornherein aus den genannten diskutablen Gründen verworfen werden. Sie sind aus meiner Sicht (in welcher Ausprägung auch immer) vielmehr ein gleichwertiger Ansatz für eine Bebauung, der wie jedes andere Konzept eine Betrachtung wert ist, v.a. wenn Neuschöpfungen durch angesprochene Ideenlosigkeit die Akzeptanz der Bevölkerung fehlt. Und genau deshalb hatte ich die ursprüngliche Frage mit den genannten Fakten beantwortet, weil mir dieser Aspekt immer wieder zu wenig Beachtung zu finden scheint.