Leipzig: Matthäi-Viertel (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft)

  • Internationale Verbindungen werden in Leipzig traditionell groß geschrieben. Auch in Corona-Zeiten werden die Kontakte zu den Partnerstädten weiterhin gepflegt bzw. neue angebahnt. Seit einigen Jahren besteht daher auf verschiedenen Ebenen ein intensiver Austausch mit Ho-Chi-Minh-Stadt. Die größte Stadt Vietnams ist bekanntermaßen gegenwärtig eines DER boomenden Zentren Asiens. Auf vietnamesischer Seite wird Leipzig bereits als Partnerstadt angesehen. In Leipzig geht man davon aus, dass im kommenden Jahr der Stadtrat für eine, nun auch offizielle Partnerschaft, votiert. Darüber hinaus möchte man innerhalb der nächsten fünf Jahre eine offizielle Partnerschaft mit einer russischen Stadt bekannt geben. Hier gibt es erste zarte Kontakte nach Saratow, dem Zentrum der Wolgadeutschen, gelegen am sog. "Bergufer" der mittleren Wolga und in Russland als Kulturstadt bekannt.


    Warum poste ich dies alles im Matthäi-Viertel-thread? Künftig soll im Zuge der Neuplanung des Areals ein Internationales Haus etabliert werden. Eine solche Einrichtung würde m.M.n. ganz gut als Ergänzung zum geplanten Forum für Freiheit und Bürgerrechte passen - abgesehen davon ist Kontaktpflege in die Welt sowieso immer eine sehr gute Wahl:


    https://www.lvz.de/Leipzig/Sta…ise-Kontakte-in-alle-Welt

  • Das ist in meinen Augen überhaupt keine gute Idee. Wieso wäre es "passend", wenn man in diesem "Internationalen Haus" auf dem ehemaligen Gelände des MfS mit Vertretern von Städten aus kommunistisch regierten Ländern wie Vietnam oder China (Nanjing) auf Friede Freude Eierkuchen macht? Da greif ich mir ehrlich gesagt an den Kopf, wenn ich nur daran denke.

    Insofern halte ich auch den Mehrwert einer Städtepartnerschaft mit Saigon alias "Ho-Chi-Minh-Stadt" für äußerst begrenzt.

  • Kann ich auch nichts abgewinnen, "Forum für Freiheit und Bürgerrechte" vs. Internationales Haus direkt daneben mit Partnerstädten in China u.a. - nunja. Freiheit wird dort ja traditionell groß geschrieben... ^.^

  • ^ & ^^

    Zur Erinnerung: Das Matthai-Viertel verfügt als Wiege der Stadt über 1000 Jahre Stadtgeschichte und nicht nur über 50. Und überhaupt, wenn ich mich recht entsinne trägt das Objekt den Namen Internationales Haus und nicht Kommunistisches Kontaktzentrum Leipzig. Die Stadt hat ja noch ein paar andere Partnerstädte – insgesamt sind es derer 14. Geht bei dem Projekt ja außerdem nicht um Weltpolitik sondern um kommunalen Austausch (Vereine, Wirtschaft, Bildung usw.). Würde es ums Ächten von undemokratischen Systemen gehen müsste man auch die Partnerschaft zu Krakau (immerhin seit 1973) - der man übrigens vor kurzem mit einer Ladung dringend benötigter Materialien zur Seite stand - mittlerweile hinterfragen. Immerhin schafft die polnische Regierung gerade die Demokratie im eigenen Land ab. Gleiches gilt für Saratow im autokratisch geführten Russland, das als Quasi-Diktatur komischerweise in Eurer Aufzählung nicht genannt wird (warum eigentlich nicht?). Dass das künftige Forum für Freiheit und Bürgerrechte als Ort aktiven Austausches geplant ist passt so gesehen also sehr gut zu einem in direkter Nachbarschaft befindlichen Ort der internationalen Begegnung, in dem auch Städte ihre Repräsentanz haben werden, bei denen diese Themen noch etwas dringlicher auf der Agenda stehen sollten als in Deutschland.

  • Ich darf daran erinnern, dass in Krakau keine PiS-Politiker sondern Vertreter der landesweiten Opposition an der Macht sind. Ein Umstand, der in Ländern wie China und Vietnam ausgeschlossen sein dürfte. Polen ist (trotz allem) eine Demokratie, das ist der Unterschied. Russland ist autoritär aber nicht totalitär.


    Wenn Sie sich austauschen wollen, bitteschön. Aber das Areal der Stasi dafür zu nutzen halte ich nichtsdestotrotz für pietätlos. Traurig genung, dass man den Standort der ehemaligen Matthäikirche dafür missbraucht hat, tut hier aber ausnahmsweise nichts zur Sache. Mit fast jeder anderen Nutzung hätte ich kein Problem. Aber das muss nun wirklich nicht sein.

  • ^ Ein Internationales Haus als einzige nichtzulässige Nutzung - ohne, dass es ein Konzept gäbe, in der Vorstufe geht man einfach von einer zentralen Kontaktstellen für alle, die aktiv die Städtepartnerschaften pflegen - an genau diesem Standort, da sich dort mal die Stasizentrale befand - so eine Argumentation muss man sich echt erstmal zurecht schustern. Mit dem dafür nötigen Tunnelblick verkennt dann aber auch, dass ein Austausch, gerade bei sonstigen Differenzen, zu jeder Zeit notwendig und wichtig ist. Wird nicht gerade das Argument bei weitaus weniger trivialen Themen von Putin-Apolegeten immer wieder verwendet?

  • Die "STASI-PLATTE SOLL WEG" titelt ein bekanntes Boulevardblatt. Zitiert wird der neue Leipziger Baubürgermeister Thomas Dienberg (Bündnisgrüne). Im Text, der nicht wirklich etwas hergibt, wird das als Meinung relativiert.


    Wenn das noch lange dauert, kommt womöglich noch der Denkmalschutz.

  • ^ Der STASI-Bau konterkariert jegliche Möglichkeit einer städtebaulichen Verbesserung und Neu-Interpretation in Anlehnung an die historische Struktur. Alles andere ist absoluter Humbug! Auch wenn es eine inhaltliche Prägnanz gibt. Aber deswegen haben wir das "Museum Runde Ecke".


    Falls das der Denkmalschutz anders sieht, könnte man sicher auch die Bratwurst-Bude auf dem Johannisplatz "retten".

  • ^ Ein Internationales Haus als einzige nichtzulässige Nutzung - ohne, dass es ein Konzept gäbe, in der Vorstufe geht man einfach von einer zentralen Kontaktstellen für alle, die aktiv die Städtepartnerschaften pflegen - an genau diesem Standort, da sich dort mal die Stasizentrale befand - so eine Argumentation muss man sich echt erstmal zurecht schustern. Mit dem dafür nötigen Tunnelblick verkennt dann aber auch, dass ein Austausch, gerade bei sonstigen Differenzen, zu jeder Zeit notwendig und wichtig ist. Wird nicht gerade das Argument bei weitaus weniger trivialen Themen von Putin-Apolegeten immer wieder verwendet?

    Wenn man die Städtepartnerschaften mit Nanjing oder "Ho-Chi-Minh-Stadt" pflegen möchte, wird man sich mit kommunistischen Funktionären zusammensetzen müssen. Anders geht es gar nicht. Da muss man nicht viel schustern, um auf den Gedanken zu kommen, dass gerade das am Ort eines kommunistischen Unterdrückungsapparates unpassend ist. Offensichtlicher gehts ja eigentlich gar nicht.

  • Die Frage von Städtepartnerschaften mit autoritären Staaten würde ich jetzt nicht zu hoch hängen, man muss nicht aus jedem kulturellen Austausch oder Besuch von Jugendgruppen eine weltpolitische Grundsatzfrage machen. Interessant wäre eher das Konzept, wozu man für die meist überschaubaren Kontakte in diesem Rahmen eine eigene Immobilie benötigen sollte. Es wird ja nicht so sein, dass sich dutzende Vollzeitstellen im Leipziger Rathaus mit dem Thema beschäftigen oder jede Partnerstadt Personal für eine Schattenbotschaft entsenden wird.

  • Recht ermüdend. Ich versuche es ein letztes Mal in Kurzform: Zeitlinie 1000 Jahre. Burg, Handwerkersiedlung, Kloster, Kirche, vollständige Zerstörung, knapp 10 Jahre Stasi-Bau (der bald verschwinden wird). Seit nunmehr 30 Jahren versch. Nutzungen, künftig ein Areal mit völlig neuer Konzeption durch innerstädtische Míschnutzung mit Wohnungen, Büros, Stasiarchiv, Forum + ein(!) Haus in denen Vertreter von 14 Partnerstädten sitzen – also nix Kommunismus sondern Begegnungsraum um über kommunale Belange zu quatschen von der Bildungsreise der 9b nach Bologna bis zu den Kooperationsmöglichkeiten des Birminghamer Taubenzüchtervereins mit den hiesigen Freunden. Wie man hier nun Pietätlosigkeit verorten will ist schon ziemlich strange. Das ist in etwas so als würde ich umgehend meine Wohnung kündigen weil in dem Mietshaus in dem ich lebe früher bestimmt mal überzeugte Nazis gewohnt haben.

  • ...Alles andere ist absoluter Humbug! Auch wenn es eine inhaltliche Prägnanz gibt. Aber deswegen haben wir das "Museum Runde Ecke"....

    Wobei der Trägerverein Bürgerkomitee Leipzig e.V. (Vorsicht! Die Seite ist "nicht sicher"?() mit merkwürdigen AKTIONEN auffällt. Heute kam die Meldung, dass der Verein nicht genehme Menschen ablehnt. Laut Meldung ohne trifftige Gründe.




    EDIT: Heutiges VIDEO zur "Runden Ecke".

  • Recht ermüdend. Ich versuche es ein letztes Mal in Kurzform: ....

    Du kannst es auch in Langform probieren, die Sache ist und bleibt in meinen Augen unverschämt. Sich da mit irgendwelchen Trivialitäten wie Taubenzüchtertreffen rauszureden, hilft nicht. Erstmal kann ich den Drang, mit Städten aus diktatorisch regierten Ländern Partnerschaften zu schließen, ohnehin nicht nachvollziehen. Der Gedanke, dass man sich genau dort mit chinesischen oder vietnamesischen Offiziellen (ohne die läuft auch auf den unteren Ebenen nichts) zusammensetzt, bleibt zynisch. Auch der Mehrwert für Kinder dürfte begrenzt sein.

    In dem Fall ist es mir auch völlig bummi ob da mal eine Kirche oder sonstwas stand. Das ist diesbezüglich schlichtweg irrelevant. Wer sich ernsthaft für die Geschichte des Areals in seiner Gesamtheit interessiert, der favorisiert sicher nicht dieses "internationale Haus".

  • ^


    kurze Frage zu dieser Debatte an dich: Warum ist dir die Kirche "völlig bummi", die StaSi-Zentrale jedoch nicht?

  • Die "STASI-PLATTE SOLL WEG" titelt ein bekanntes Boulevardblatt. Zitiert wird der neue Leipziger Baubürgermeister Thomas Dienberg (Bündnisgrüne). Im Text, der nicht wirklich etwas hergibt, wird das als Meinung relativiert.


    Wenn das noch lange dauert, kommt womöglich noch der Denkmalschutz.

    Oh toll, ein Grüner (die neue CDU) Westdeutscher Baubürgermeister der den MfS-Bau weghaben will. Mmmhh. Umweltverschwendung und Geschichtsrevisionismus sind ja scheinbar das neue Leitthema dieser Partei. Auch geil das die DOOF-Zeitung bei einer VGB-Konstruktion von ner Platte spricht.... eigentlich meinten die ja eine Tafelkonstruktion ... nur ist es dann immernoch falsch... hier hat sich auch nix verändert.

  • ^ also ich bin grün und ostdeutsch und kann mit dem ehemaligen Stasibau überhaupt nichts anfangen. Würde ihn am liebsten selbst abreissen. Finde diesen Bau in einem städtebaulichen- und geschichtlichen Kontext völlig unbedeutend.

  • kurze Frage zu dieser Debatte an dich: Warum ist dir die Kirche "völlig bummi", die StaSi-Zentrale jedoch nicht?

    Nicht generell, versteht sich. Die Geschichte des Areals als Kirchengelände wurde hier benutzt, um den späteren Missbrauch als Stasi-Zentrale zu relativieren. So funktioniert das aber nicht.


    Im Übrigen gehe ich mit hedges natürlich völlig d'accord. Unbenommen der späteren Neubebauung muss der Stasi-Bau abgerissen werden. Anders ist eine sinnvolle Entwicklung des Areals nicht möglich.

  • ^ Es geht im wesentlichen darum, dass in ein Positionspapier im Oktober 2020 kurzfristig und überraschend eine Öffnungsklausel eingefügt wurde, die die Ansiedlung einer nationalen oder internationalen Konzernzentrale auf dem Areal ermöglichen würde. Die LVZ vermutet nun eine Verbindung dieses Vorgehens zu den Äußerungen des OB über eine mögliche Ansiedlung einer "ganz großen Nummer".


    Des Weiteren wurden im Artikel die Kosten für den Abriss des ehemaligen Stasi-Gebäudes mit 2,1 Mio. Euro veranschlagt.

  • Spannend. Da bis dato ein gänzlich anderer Nutzungsmix vorgesehen war als hunderte Büroarbeitsplätze in einem großen Konzerngebäude würde dies den bisherigen Planungen massiv entgegenstehen. Laut einem Beteiligten würde es bei den anderen Ratsfraktionen Ärger geben wenn diese Planungen nun derart eingeschränkt würden (Zitat) ..."Diesen Ärger muss er (OB Jung) sich nicht ans Bein binden. Das macht er nur wenn es ernsthafte Ansiedlungspläne gibt".


    Meine Lösung des Problems: Einfach das geplante Hochhaus gegenüber am Goerdelerring als Konzernzentrale nutzen.