Areal „Haus der Statistik“

  • Ich bin jetzt zwei Mal durch die Downloads gescrollt und habe derartiges

    Beton wo man hinschaut, Maschendraht, Wellblech, mit einfachsten Betonsteinen gepflasterte Aussenbereiche usw.

    nicht finden können. Dazu ist das alles doch auch noch zu unkonkret.


    Ich hätte an der Stelle nach wie vor lieber eine Blockrandbebauung, finde aber den Städtebaulichen Entwurf von 2009 bzw 2011 auch nicht überzeugend.


    Daher will ich mal abwarten, es könnte doch auch ein spannendes Projekt werden.


    Irgendwelche "omnipräsenten Muster" kann ich weder an der Stelle, noch überhaupt in Berlin erkennen. Dazu gibt es viel zu viele Akteure und Projekte.

  • Bedeutet dass konkret ich kann dort irgendjemandem sagen wie abgrundtief peinlich und unterirdisch ich das gesamte Vorhaben, die zugrundeliegende Denke/Ideologie Sowie die Tatsache finde dass monatlich die Mieten steigen während die Stadt Geld verschleudert und Pseudobeteilgungsrunden mit den immer gleichen Klientelen und Ergebnissen produziert?


    Welche Ideologie liegt denn Ihrer Meinung nach dem zu Grunde und was ist denn an Teilhabe so schlecht und von welchem Klientel sprechen Sie hier?
    Kann ich sagen, dass ich Ihre Einlassung irgendwie peinlich finde?

  • Bedeutet dass konkret ich kann dort irgendjemandem sagen wie abgrundtief peinlich und unterirdisch ich das gesamte Vorhaben, die zugrundeliegende Denke/Ideologie Sowie die Tatsache finde dass monatlich die Mieten steigen während die Stadt Geld verschleudert und Pseudobeteilgungsrunden mit den immer gleichen Klientelen und Ergebnissen produziert?




    Man muss entweder sehr verbittert sein, oder über ein großes Aktienvermögen bei der CG-Gruppe verfügen, wenn man basisdemokratische Verfahren oder Eigeninitiativen so verachtet, oder?

  • Das ist keine Verschwörungstheorie, ich sehe auch keinerlei Verschwörung, wenn in Folge politischer Zielsetzungen und soziophilosophischer Grundsätze von einer Mehrheit ein Trend geprägt wird.


    Ich finde die Entwicklung einfach nur sehr schade und würde mir gerade auch bei solchen Projekten einem anderen gestalterischen Weg wünschen. Ich verstehe die Haltung Zum Teil nicht.


    Wieso lassen zwei Entwürfe eine Brandwand offen anstatt sie zuzubauen? Wieso ist die Materialsprache gerade der Aussengestaltung so billig und grobschlächtig? Wieso muss man heute triste, materialistische und lustfeindliche Gestaltungen wieder aufgreifen?


    Für mich ist das ein Mut zur Hässlichkeit, wie oben beschrieben. Sicher gibt es viele Akteure aber einen größten: die öffentliche Hand.


    Schade für Berlin.

  • ^ Von welcher Brandwand redest Du? Das Haus der Statistik ist ein Solitär. Das zu respektieren ist nicht das schlechteste.
    Die hier gezeigten Entwürfe sind eben Entwürfe, nicht ausformuliert und die Materialsprache ist nicht final. Tristess und Grobschlächtigkeit, obwohl das schon passen würde, kann ich nicht erkennen. Aber immer schön druff. Wie es dem Berliner Meckerkopp gefällt.

  • ^Das Haus der Gesundheit hat an der NO-Seite eine Brandwand, die man zubauen sollte.


    Der B-Plan-Entwurf zeigt die bebaubare Fläche an der Ecke Karl-Marx-Allee/Otto-Braun-Straße. Hier ist in allen Wettbewerbsentwürfen nichts großes vorgesehen.
    Ich finde hier müsste ein Pendant zum Haus des Lehrers die überbreiten Straßen begrenzen.

  • Zum Einen finde ich diese Brandwand nicht so störend. Im Vergleich dazu sind die am Checkpoint Charly prägnanter und sollen auch bleiben.


    Zum Anderen gibt es sogar Vorschläge an diese Wand anzubauen. Dann wäre sie weg.


    Siehe: Anlagen 2 bis 4 zur o. g. Begründung, dort Anlage 4 (der Link hat nicht funktioniert)

  • Eben am Chekpoint sollen auch unbedingt Brandwände bleiben. Ich persönlich finde es eines der größten städtebaulichen Vegehen, Brandwände absichtlich oder fahrlässig im Straßenbild frei stehen zu lassen (etwas anderes ist es im Innenhof). Es sei denn es gibt sehr gute Gründe. Für mich trägt dies stark zur Desintegration des städtischen Raumes bei.


    Ich bin gar nicht so dogmatisch gegen den Erhalt des HdS, zumal ich zunächst bei einem Neubau auch Sorgen hätte, dass er banal wird. Grundsätzlich finde ich es auch richtig eine ganze Reihe DDR Bauten zu konservieren und bin auch prinzipiell gegen ein voreiliges Entsorgen von Gebäuden. Die immensen Fehler des DDR Städtebaus, die eben genau in der fehlenden Integration in einen Gesamtorganismus liegen, zu wiederholen anstatt sie zu heilen, finde ich jedoch katastrophal. Sehr gut kann man diese Fehler studieren, wenn man die Altbauten hier anschaut an der Magazinstrasse, das Haus der Gesundheit usw. Wie weiße Elephanten stehen sie zwischen den Bauten der DDR Moderne als hätte jemand vergessen aufzuräumen.


    Und ich bleibe bei meiner Vermutung, dass das Unbehagen einiger gegenüber schöner Gestaltung, die natürlich auch immer etwas kostet, Gründe in einem tieferen Menschen- und Gesellschaftsbild hat. Im Grunde ähnlich wie die Vorliebe Konservativer für historisches, nur mir schlimmeren Folgen.

  • ^ Vom letzten Absatz abgesehen: Mit diesem Beitrag kann ich was anfangen, weil Du hier ästhetisch argumentierst, nicht politisch-ideologisch. "Verschwörungstheorie" hatte ich Dir vorgeworfen, weil Du eine niedrige Qualität als gewollt unterstellt hast – das ist etwas anderes, als einfach von unterschiedlichen Qualitäts-Vorstellungen auszugehen, und dann vom eigenen Standpunkt aus Kritik zu üben. Du hattest quasi dem Senat die Haltung unterstellt: "Machen wir es hässlich, denn Schönheit ist bourgeoise Dekadenz!" So läuft das, denke ich, nicht.


    Bezogen auf das, was Du hier schreibst, sind wir nicht soweit auseinander. Anders als Du finde ich, dass das Gebiet zwischen Alex und Strausberger Platz als Zeugnis einer städtebaulichen Epoche erhaltenswert ist (auch wenn ich es nicht schön finde). Aber genau wie Du finde ich, dass man die erhaltenen Altbauten nicht in der Gegend herumstehen lassen darf, sondern sie städtebaulich einbeziehen muss. Dass man, wenn man nachverdichtet, versuchen muss, alte Straßenverläufe wieder sichtbar zu machen, wo immer es möglich ist.


    Deshalb gefällt mir von den vorgelegten Entwürfen auch dieser blau-rosafarbene am besten: Bei dem würde das Haus der Gesundheit wenigstens eine Brandwand verlieren. An der Rückseite des HdS entstünde eine halbwegs geschlossene Straßenfront. Insgesamt sind mir alle Vorschläge zu unruhig. Das ist aber eine Konsequenz aus dem Erhalt des HdS, welches an sich ja auch unruhig ist. Mit einem Abriss dieses Baus hätte ich gut leben können – wobei ich Dir wiederum darin zustimme, dass die Nachwende-Bauten auf der anderen Straßenseite dem HdS gegenüber keinen Fortschritt darstellen.


    P.S.: Ich mag keine Brandwände. Die Brandwände am Checkpoint sind aber eine andere Diskussion, die nicht in diesen Strang gehört.

  • Also sind wir uns in dieser Sache weitgehend einig. Ich finde ebenfalls diesen Entwurf den besten, weil er den Altbau integriert. Dies ist keine Nebensächlichkeit. Die anderen Entwürfe machen dies ja bewusst nicht und kehren dem Altbau, wie die DDR Planung, die kalte Schulter zu.


    Warten wir also ab, was da kommt.


    PS Ich finde es ansonsten echt grenzwertig, dass man den Senat hier nicht kritisieren darf, ohne unngenehm persönlich angegriffen zu werden. Dieser Senat ist keine Regierung der Mitte sondern sehr einseitig aufgestellt. Deutliche Kritik gehört hier einfach dazu. Was ich in Deinen Worten dem Senat unterstellt hätte, ist überspitzt. Ich denke aber tatsächlich, dass es diese Haltung so ähnlich dort verbreitet gibt. Das hat aber nichts mit einer Verschwörung zu tun. In abgewandelter Form findet man diese Haltung auch nicht nur bei Linken, sondern auch bei vielen „Kapitalisten“. Nach dem Motto: Schönheit ist nur ein Kostenfaktor, nur das Geld zählt. Hier gleichen sich in ihrem grauen, utilitaristischen Materialismus Sozialisten und Kapitalisten, wovon unsere Stadt vielfach Zeugnis ablegt. Das gesamte Areal um den Alexanderplatz ist städtebaulich einfach zu wichtig, um in diesem Geist weitergebaut zu werden.

  • Dieser Senat ist keine Regierung der Mitte sondern sehr einseitig aufgestellt. Deutliche Kritik gehört hier einfach dazu.


    Ich nehme an hier ist die politsche Mitte gemeint. Der Bezirk Mitte, quasi das Zentrum der ehemaligen Haupstadt der DDR, würde ironischerweise sehr wohl passen. Die Liebe für das HdS kann schließlich nur mit ostalgischen Argumenten erklärt werden und nicht mit architektonischen oder städtebaulichen, geschweige wirtschaftlichen.


    In der noch nicht so tiefe Verangenheit gab es im Senat für Stadtentwicklung vollkommen andere Pläne für diesen Bereich, wie im Planwerk Mitte (1999) zu sehen ist.


    Aber ich vermute diese Dikussion wurde hier in den 274 Beiträgen bereits geführt.

  • Die Liebe für das HdS kann schließlich nur mit ostalgischen Argumenten erklärt werden und nicht mit architektonischen oder städtebaulichen, geschweige wirtschaftlichen.


    In der noch nicht so tiefe Verangenheit gab es im Senat für Stadtentwicklung vollkommen andere Pläne für diesen Bereich, wie im Planwerk Mitte (1999) zu sehen ist.


    Vom Planwerk Innenstadt ist aber nur in zwei Bereichen deutlich abgewichen worden. Am HdS und gegenüber am Haus des Berliner Verlags.


    Sicher hat das was mit Ostalgie zu tun, aber warum auch nicht. Den Ostberliner Städtebau kann man nicht ungeschehen machen. Ihn weiter zu entwickeln und behutsam zu korrigieren, kann auch eine Chance sein. Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht, wird man dann sehen.


    Man sieht ja zur Zeit, dass es mit den geplanten Neubauten rund um den Alexanderplatz auch nicht so einfach ist.


    Hätte in den letzten 30 Jahren den "kapitalistische" Städtebau architektonisch wie gesellschaftlich durchweg gute Ergebnisse gebracht, bräuchten wir hier wegen mir gar nicht diskutieren.
    Würden die Pläne des Planwerks umgesetzt, wäre aber auch keine völlige Zufriedenheit zu erwarten.


    Ich denke, das Projekt hat eine Chance verdient, schlimmer als manche Investorenarchitektur wird es nicht werden.

  • Wettbewerb für Areal um das Haus herum entschieden

    Die Planungsgemeinschaft Teleinternetcafe und Treibhaus aus Berlin und Hamburg darf ihren städtebaulichen Entwurf für das Haus der Statistik umsetzen.


    Q: RBB


    Der Entwurf sieht vor, die bestehenden Altbauten an der Alexander- und Otto-Braun-Straße mit rund 46.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche um weitere neue ca. 66.000 Quadratmeter zu ergänzen.


    Es ist dieser Entwurf: Bild


    In der Mitte des Areals sollen demnach drei Höfe entstehen, flankiert von einem 15- und einem 12-Geschosser für Wohnungen und einem 16-geschossigen Büroturm an der Otto-Braun-Straße. Dachgärten und Gemeinschaftsterrassen werden für Grün in der dichten Bebauung sorgen.

  • ^


    Gott sei Dank. Somit hat der einzige Entwurf gewonnen, der aus dem zerklüffteten Kuddelmuddel eine urbane Stadtgestalt herzustellen vermag.


    Besonders positiv: Das Haus der Gesundheit wird in die Bebauung integriert (statt dessen Brandmauer für immer konserviert, wie in den anderen Entwürfen) und die Berolinastraße bekommt eine städtebauliche Fassung.
    Der geplante Hochpunkt entlang der Otto-Braun-Straße wird deren überbreite Schneisenwirkung auf jeden Fall reduzieren.

  • Ich war dagegen, dass das hässliche Haus der Statistik bleibt, kann mich aber mit diesem Siegerentwurf mehr als nur abfinden. Das gilt für den speziellen Entwurf, denn, wie Noaverian schon sagte, knüpft er besser als die anderen beiden an die bestehenden Strukturen an und integriert die Bestandsbauten besser.
    Allgemein kann ich der deutlichen Verdichtung und dem vielfältigen, sinnvollen und bunten Nutzungsmix viel abgewinnen, gerade in dieser doch sehr tristen Gegend. Ob das, was man sich vorstellt, ("Stadtzimmer" für "gemeinschaftliche Nutzung und Begegnung", "Experimentierhäuser" für wechselnde Nutzungen, "Dachgärten und Gemeinschaftsterrassen") auch so kommen und dann auch funktionieren wird, bleibt natürlich abzuwarten, aber in einer so experimentierskeptischen und rückwärtsgewandten Zeit wie der heutigen ist schon der Anspruch zu begrüßen.

  • ^ Die verschwurbelten Worte zur Nutzung würde ich als Marketingkrams abtun (sowas ruckelt sich in der Wirklichkeit schnell auf Normalmaß zurecht), aber davon ab sehe ich das ähnlich wie Du und Novaearion: Obwohl das Haus der Statistik erhalten bleibt, entstehen auf der Rückseite Blöcke, die dem alten Planwerk Innere Stadt (Stand 2010) recht nahe kommen. Die Flachbauten verschwinden, die Otto-Braun-Straße wird optisch enger gefasst und es wird einen kleinen Hochhaushaufen geben, der in der Silhouette einen Auftakt zur Stadtkrone um den Alex bildet. Kann ich gut mit leben, bin auf die Entwürfe gespannt.