Moderne Wohnungsbaukultur in München

  • Zitat timovic: "Wo bleiben Parzellen für progressivere Wohnlösungen (am Ackermannbogen ja ansatzweise zu sehen)? "
    stimmt. allerdings gibt es inzwischen auch in der vielgescholtenen messestadt projekte von baugruppen und innovativen genossenschaften (z.b. "wagnis"), wenn auch noch viel zu selten.

  • In der Printausgabe der SZ ist heute ein Artikel über grässliche Architektur der Gewofag in der Messestadt Riem. Namentlich (und mit Foto) genannt werden:


    Selma-Lagerlöf-Straße 10 und Michael-Ende-Straße 4 und dessen Loggien, die zur Elisabeth-Mann-Borghese-Straße hin zeigen.

  • Was spricht gegen aufgelockerte Bebauung? München ist doch schon die am dichtesten besiedelte Großstadt. Das noch zu verschärfen dürfte wohl eher nicht sehr vernünftig sein. Denn dichte Besiedelung führt in aller Regel auch zu mehr Kriminalität etc. In München bisher nicht so, weil es wirtschaftlich sher gut läuft, es kaum Arbeitslose gibt etc. Aber das wird sich auch irgendwann ändern. Ich glaube nicht, dass man sich für die Zukunft einen Gefallen tut, wenn man alles mit Mietskasernen zupflastert.


    Ich kann den kausalen Zusammenhang zwischen Kriminalitätsrate und Bevölkerungsdichte nicht erkennen.


    Unabhängig davon möchte wohl niemand hier "Mietskasernen" hochziehen. In München gibt es doch genügend Beispiele für ganz traditionellen, verdichteten Städtebau (die Maxvorstadt wurde ja schon genannt). Trotz der großen unbewohnten Flächen der TU/Uni und der Pinakotheken leben dort fast 10.000 Ew/km².


    Aber zurück zum Nockherberg: In meinen Augen braucht man hier keine (durchgehend) aufgelockerte Bebauung. Freuen würde ich mich über eine grundsätzlich hohe Dichte und über überraschende Kleinode wie in der Au. Also Bereiche, die sich deutlich von der Umgebung abheben. Das kann durchaus mal eine kleine Grünfläche o.ä. sein, aber auf das übliche Abstandsgrün kann ich in dieser Lage gut verzichten, zumal in direkter Nachbarschaft der Friedhof ist und man in wenigen Minuten schon an der Isar ist. Auch die Isarhangkante sollte man nicht vergessen.

  • Der Zusammenhang ist soweit ich weiß gegeben. Und in den französischen banlieues zum beispiel steckt man ja auch leute aus den abgerissenen Riesenblocks in aufgelockertere Bebauung. Dort wo viele Menschen auf einem Fleck leben gibt es auch einfach mehr potentielle Reibungspunkte. Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Religion und unterschiedlichen Vorstellungen und Lebenserfahrung treffen in großer Anzahl aufeinander. Was sich daraus entwickelt hängt natürlich auch vom Klientel ab. Luxus Hochhäuser für Bestverdiener stellen da wohl kein Problem da. Aber wenn man bezahlbaren Wohnraum in Hochhäuser verfrachten will, dann besteht diese Gefahr meiner meinung nach, ein zweites Neuperlach zu bauen.


    Ja mit kleinen Highlights dazwischen könnte ich mich sehr gut anfreunden. Aber solche Highlights scheinen ja in München nicht möglich zu sein. Man sehe sich nur mal all diese sogenannten "Parks" an. Arnulfpark etc. Meist einfach grüne Flächen, im idealen Fall auch mal mit Bäumen. Jeder kleine städtische Winzpark in einer Stadt Paris zum Beispiel bietet da mehr: Blumen, Brunnen, angelegte Gärten, Wasserfälle etc. Hier habe ich immer so denm Eindruck, dass es sich um Alibi-Grün handelt. Möglichst billig, aber grün genug, um ein Schild davor zu installieren und das ganze park zu nennen.

  • ^Ach es gab in deutschen Städten mal wunderbare Parks, noch bis in die 1960er, wie Photographien aus dieser Zeit schön zeigen. Eine wahre Farbenpracht (auch sonst waren die Städte viel farbiger, beispielsweise gab es viel mehr Leuchtreklamen an Gebäuden). Aber dann haben die 68er beschloßen dass das "spießig" sei, gepflegte Blumenflächen und gepflegte Städte an sich, und seitdem gibt's nur noch Unkrautflächen die alle paar Monate gemäht werden ("Rasen") und Bäume (die wachsen von selbst). Am Autobahnparkplatz ist's auch nicht trister.

  • Naja also das jetzt den 68er in die Schuhe zu schieben ist vielleicht auf die heutige Zeit bezogen etwas weit hergeholt. rechteckige rasenflächen mit in Reih und Glied gepflanzen Bäumen ist ja auch eher spießig. So wie der Petuelpark an der Seite ist, mit den Bänken Brunnen etc. So stelle ich mir mal nen Park vor. Aber naja... Wunschdenken vermutlich. Der Arnulfpark hat jedenfalls NICHTS, was zum verweilen einlädt

  • Der Zusammenhang ist soweit ich weiß gegeben. Und in den französischen banlieues zum beispiel steckt man ja auch leute aus den abgerissenen Riesenblocks in aufgelockertere Bebauung. Dort wo viele Menschen auf einem Fleck leben gibt es auch einfach mehr potentielle Reibungspunkte. Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Religion und unterschiedlichen Vorstellungen und Lebenserfahrung treffen in großer Anzahl aufeinander. Was sich daraus entwickelt hängt natürlich auch vom Klientel ab. Luxus Hochhäuser für Bestverdiener stellen da wohl kein Problem da. Aber wenn man bezahlbaren Wohnraum in Hochhäuser verfrachten will, dann besteht diese Gefahr meiner meinung nach, ein zweites Neuperlach zu bauen.


    Ja, aber wie du selbst erläuterst liegt es nicht an der Dichte, sondern an anderen Faktoren (Sozialstruktur, Ökonomie, Bauform, Lage etc.). Natürlich ist es statistisch so, dass unter Annahme, dass einer unter Tausend Bewohnern Deutschlands kriminell ist, in einem dicht besiedelten Gebiet (z.B. 10.000Ew/km²) dann 10 Kriminelle leben, aber dafür leben dann ja dort auch 9990 Nicht-Kriminelle :D .

  • ja aber wer bezahlbaren Wohnraum fordert und große Wohneinheiten, der hat dann im Ergebniss jene dichte Bebauung in Verbindung mit negativen sozigrafischen, ökonomischen Faktoren.

  • Ausgangspunkt war die Forderung nach klassischem Blockrand in zentraler Lage statt den üblichen Stadtvillen mit grüner Soße drumrum. :D


    Damit bekommt man auch Dichte hin, ohne dass gleich die Ghettoisierung droht.

  • ^^
    Laut SZ "außergewöhnliche Architektur". Aha. Von der SZ war auch keine Kritik zu erwarten. Die beste (Nachkriegs-)Siedlung Münchens ist und bleibt die Siemenssiedlung. Seit über 50 Jahren hat man dieser nicht das Wasser reichen können. Schon sehr verwunderlich. Je reicher die Stadt wird, desto ärmlicher sehen die Siedlungen aus.

  • Ich glaube das liegt aber auch daran, dass eine Siedlung kurz nach Baufertigstellung einfach noch roh und ungeschliffen aussieht.
    Das Grün wirkt einheitlich und wenig natürlich, die Bewohner hatten keine Möglichkeit ihre Akzente zu setzen.
    Man kann sich über die Standorte der Siedlungen streiten, aber jetzt schon zu behaupten sie würden den bestehenden nie das Wasser reichen können, das finde ich zu früh geurteilt. Auch wenn ich persönlich mich weder mit den alten, noch mit den neuen Siedlungen und größeren Wohnungsneubaugebieten anfreunde könnte.
    Zu einer Stadt wie München gehört mMn auch eine Portion gewachsener Strukturen, da ist es sehr schade wenn man in mehreren Hundert Metern Umkreis nur Neubau um sich stehen hat.