HGHI Leipziger Platz (ehem. Wertheim Areal) [realisiert]

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    Wollt's gerade schreiben. Wäre Schwachsinn pur dort teuere Wohnungen zu schaffen und nicht mal einen Supermarkt in Laufnähe zu haben. Camondo, nächstes Mal vielleicht einfach mal besser informieren.

  • Die Kritik nimmt wieder einmal ätzende Züge an, ich finde das nicht berechtigt.


    Nach wie vor war ich nicht im EKZ drin, kann mir das Innere aber gut vorstellen, da ich das Schloss, Alexa, Potsdamer Platz Arkaden, Ring Center und viele andere mehr kenne. Begeisterung rufen die bei mir alle nicht hervor, im Gegensatz zum KaDeWe oder auch zum Kaufhof am Alex, wo man eben die alte Warenhauskultur Berlins spürt, die vermutlich viele von uns mögen, aber das ist eben Nostalgie. Das es ein EKZ wird wissen wir schließlich seit Jahren.


    Ich möchte ein paar positive Aspekte erwähnen:


    1. Der belebende Effekt für das Umfeld ist immens (ich bin in den letzten Tagen mehrfach dort vorbei gekommen). Endlich wird der Potsdamer Platz von einer urbanen Insel zu einem in die Stadt integrierten Zentrum. Ein echter Durchbruch. :daumen:


    2. Das riesige Bauwerk ist eben kein reines EKZ, sondern hält große Flächen für andere Nutzungen vor. Also stellt es einen urbanen Mix dar (wenn auch einzelhandelslastig). :daumen:


    3. Die Architektur ist an die Umgebung angepasst, verwendet hochwertige Fassadenmaterialien. Die zumindest optische Aufteilung in Einzelgebäude ist m.E. absolut richtig. :daumen:


    Die starke Kritik hat vermutlich zwei Gründe:
    1. Liebhaber von klassischer Architektur - womit ich in diesem Fall auch die klassische Moderne und sogar hochwertige Beuten der fünfziger meine - sind enttäuscht, da es eine Orientierung an klassischer Architektur gibt, aber die Detailausführungen nicht stimmen und es eben ein EKZ ist und bleibt. Daraus lässt sich kein klassisches Warenhaus machen.


    2. Die Freunde sehr moderner, dynamischer, gewagter Architektur können mit dem Bau logischer Weise nichts anfangen.


    Also gibt es kaum Zufriedene. Ich bin unter den gegeben Voraussetzungen überwiegend zufrieden, es ist tausendmal besser als die Brache und wird die Umgebung beleben.

  • Polemik darf man ruhig mit Polemik beantworten, daher möchte ich den Eindruck äußern, dass die Freunde der bezugsbereiten Rohbauwürfel ihre puristische Deutungshoheit über den Städtebau schwinden sehen. Zurecht, angesichts im ganzen Bundesgebiet zu sehender Rekonstruktionsinitiativen, zumeist bürgerschaftlich und nicht politisch initiiert, angesichts immer häufiger zu sehender Anleihen an klassische Formensprache, zaghafter aber merklicher Rückgriff auf Ornamentik und kleinteilige Fassaden - nicht nur hier sondern bei einer steigenden Zahl von Projekten.


    Die Puristen sehen sich zunehmend in der Defensive, weil die Öffentlichkeit nämlich just diese - natürlich von den Puristen wortreich kritisierten - Projekte wohlwollend beurteilt, umgekehrt aber zunehmend ungeduldig mit puristischer Architektur wird (vgl. die deutschlandweit identischen Neubauviertel aus Flachdachgebäuden mit weißen und grauen Fassaden im Mietwohnungsbau und die Reaktionen der Bevölkerung darauf).

  • Rotes Rathaus


    Lies mal meine Kritik zum MollofBörlin. Ich finde mich auf deiner Liste nicht wieder. Es geht doch viel mehr um den nicht eingelösten Anspruch des Besonderen und Hochwertigen. Carlo hat einen richtigen Spruch dafür genannt, ich noch einen anderen. Man ist den Weg nicht zu Ende gegangen und hat kleinlich gespart: Rundbögen, Eingangszone.


    Dann die Sache mit der Gastronomie in der Passage. Die geteilte Fassade zum Leipziger Platz.


    Man hat sich einfach nicht getraut bzw. wurde daran gehindert, mal wirklich etwas Beeindruckendes hinzuklotzen. Das ist tragisch, gerade weil das EKZ im Grunde genommen schon in vielerlei Hinsicht Spitze in Berlin ist.


    Der Gesamteindruck wäre sicherlich besser mit einer ordentlichen Fassade zum Platz, die dem Projektanspruch auch gerecht wird, mit echten Rundbögen und mit stimmiger Gastronomie in der Passage.


    Camondo: Warum sollen an dieser Ecke nicht zwei Einkaufszentren funktionieren? Spricht meiner Meinung nach nichts dagegen. Ein positiver Effekt ist schon mal eingetreten. Endlich habe ich einen DM-Markt in den Arkaden bzw. überhaupt in der Gegend. Der ist nur durch den Verdrängungseffekt des neuen Zentrums entstanden. Die alte Aldi-Filiale ist jetzt am Leipziger. :)

  • "Mall of Berlin"/Historische Fotos

    Eine bereits angesprochene Besonderheit der Innengestaltung der Mall of Berlin (MoB) sind die zwischen den Etagen umlaufenden historischen Aufnahmen des Wertheimkaufhaues und der unmittelbar angrenzenden Nachbarschaft, die die Gegend zwischen ca. 1910 und 1930 zeigen.


    Zumindest dort, wo das gestalterische Umfeld durch klare Linien und kontrastreiche Farben geprägt ist, stören die Aufnahmen meiner Meinung nach nicht (siehe die ersten beiden nachfolgenden Bilder), während sie in einem ohnehin schon "dichten" Umfeld die optische Unruhe nur noch verstärken (siehe drittes Bild).









    Quelle: Carlo (2014)

    Einmal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Quellenangabe nachgetragen

  • Also ich verstehe die Kritik nicht. V.a. die Außenfassade macht einen soliden und hochwertigen Eindruck, dank der Natursteinfassade.


    An die Leute, die sich immer nur beschweren: gebt uns doch mal ein besseres Beispiel, eines in den letzten 10 Jahren erbauten Shopping-Malls!!!

  • Lies lieber mal genau die Beiträge zum Beispiel von Carlo und mir. Niemand bestreitet die Hochwertigkeit. Gemessen an dem Tamtam, dem Anspruch und der Historie dieses Ortes blieb der Bau hinter den Erwartungen zurück. Lies ruhig mal. Wir haben das ausgeführt.

  • Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit ist der nächste Totalveriss erschienen, diesmal in der gediegenen Hamburger "Die Zeit". Unter dem Titel "Und noch eine Konsumhölle" arbeitet sich der Autor Johannes Novy, seines Zeichens studierter Stadtplaner, an der Mall of Berlin ab und verortet sie als Vorhölle in Dantes "Göttliche Komödie". Man merkt, auch das gehobene Bildungsbürgertum stimmt ausgesprochen kritische Töne an. Begründet wird die Kritik sehr fundiert damit, dass die Architektur "belanglos" sei. Anonsten findet sich in dem Artikel eher eine Abrechnung mit der Mall-Inflation deutscher Großstädte im Allgemeinen und der Berliner Stadtplanung a la Stimmann im Speziellen. Hier der Artikel:


    http://www.zeit.de/kultur/2014…architektur-johannes-novy


    Achja, der positive Rekurs auf das Wertheim darf natürlich auch in diesem Artikel nicht fehlen. Irgendwie ja schon merkwürdig, wie passen Wertheim-Hype und Historismus-Bashing eigentlich zusammen ... ???

  • Ich bin der Meinung, man sollte die Kirche jetzt auch einmal im Dorf lassen. Es ist leider bezeichnend, dass selbst früher mal angesehene Blätter wie die Zeit zunehmend eine Skandalisierungsnummer fahren, um ihre Blätter an den Mann zu bringen. Etwas mehr Substanz und etwas weniger Bildniveau würde einigen Zeitungen und Magazinen in Deutschland gut zu Gesicht stehen, aber das ist ein anderes Thema.


    Ich habe mir die Mall noch nicht in echt angesehen, aber diese Untergangsszenarien sind doch reichlich aus der Luft gegriffen.


    Ja, die Fassaden sind in der Summe zu monoton und wenig aufregend geworden.


    Ja, der Leipziger Platz ist in seiner heutigen Form, unter urbanen Gesichtspunkten bewertet, äußerst kritisch zu beurteilen.


    Ja, die Innengestaltung ist Apple-Design und vermutlich in zehn Jahren völlig out.


    Ja, die historischen Anleihen muten teilweise deplatziert bis beinahe kitschig an.


    Aber in der Summe ist der städtebauliche Gewinn um so vieles größer als die Schwachpunkte. eine Milliarde Euro muss man erst einmal aufbringen, dass dies schwer möglich ist, haben die vielen gescheiterten Versuche, das Areal vorher zu entwickeln, doch gezeigt. Außerdem kommt dem Bau wohl auch die sehr günstige Finanzmarktlage entgegen. Ich weiß nicht, ob so ein Bau in 5 Jahren noch möglich sein wird.


    Und wenn man die Fassaden und die fehlende Nähe zum Wertheim kritisiert, dann hätte der Autor sich mal besser über die Planungsgeschichte informieren sollen. Es waren doch die Investoren, die damals mit einer viel stärker an der Wertheimfassade orientierten Fassade geplant hatten und es war doch die Stadt und Frau Lüscher, die diesen monotonen Rasterwahn durchsetzen wollte. Wenn man schon die Skandalkeule schwingt, dann sollte man auch Ross und Reiter nennen.


    Ich kann nach der Fotolektüre sagen, dass man genau das bekommen hat, was zu erwarten war. Ich weiß nicht, welche Highlights sich man da immer wünscht. Und ein Vorhof zur Hölle ist dieser Bau mit Sicherheit nicht, da fallen mir in Berlin ganz andere Dinge ein.

  • ^Odysseus hat doch völlig Recht.


    Mich würde einmal ein Strang über Bauten interessieren, bei denen der Architekt meint den jeweiligen Vorgängerbau zu zitieren, wie bei der Mall und dem Wertheim oder dem Köllnischen Rathaus und dem Hochtief-Bürohaus. Das Ergebnis wäre vermutlich ein ziemliches Gruselkabinett.

  • Wenn man schon bei der Kritik am Konzept Shopping-Center ist, sollte man doch vielleicht lieber beim x-ten ECE-Center anfangen, wo die Architektur ungleich banaler ist und bis hin zu Schriftzug und Namen oftmals in sehr ähnlicher Form gebaut wird. Dagegen ist das LP12 doch wirklich eine Wonne. Immerhin gibt es hier wenigstens den Versuch, sich an der Umgebung und der Vergangenheit des Ortes zu orientieren. Allein das verdient Anerkennung, auch wenn ich es in dieser Lage als selbstverständlich empfinde, dass man sich diese Gedanken macht.

  • Die Perspektive vom letzten Steg auf den Bundesrat ist klasse. Etwas ärgerlich, dass man dank der Flaggenordnung nur die EU Fahne im Blick hat, nicht das einige Politiker davon noch feuchte Träume bekommen.
    Auf die plumpen Bronzeklötze von Kirkeby könnte ich angesichts deines Bildes auch verzichten. Man mag mir die vermeintlich hohe künstlerische Aussagekraft dieser Werke gerne entgegenhalten, über dem Tympanon erscheinen sie mir im Ausschnitt betrachtet geradezu provozierend stumpf.

  • Die Wirkung von Außen, inklusive Passage finde ich nach wie vor ziemlich gut. Innen interessiert mich bei der Nutzung nicht so sehr.


    Ich habe die Fotos im Forum einige Seiten zurück durchgeblättert und sehe viele sehr starke Perspektiven. Dem Bundesrat und dem Finanzministerium tut dieses gegenüber sehr gut. Den von Herrn Novy gelobten Kasten in Rotterdam http://www.tagesspiegel.de/wel…er-fantasie/10783062.html, hätte ich hier nicht gerne gesehen. Für mich ist das eher Asien-Kitsch und nichts für diesen Standort. Neben der O2-World wäre so etwas sicher denkbar und auch o.k. Dieser zelebrierte Berlin-Hass bei einigen deutschen Feuilletonisten ist einfach lächerlich, ein Zerrspiegel der grenzenlosen eigenen Eitelkeit. Ich bin aber auch ein erklärte Stimmann-Fan und sehe hier ganz klar seine Handschrift.


    Ich bin mal gespannt auf die Serie von Backstein, die noch aussteht und hoffe dafür auf gutes Licht/Wetter. ;)

  • Na, dieser Rotterdamer Schlangenbader-Straße-Hybrid mit anderem Inhalt ist ausserhalb jeder Diskussion für ein historisch geprägten Innenstadt. In Rotterdam mag dies anders sein.


    Die Perspektiven sind aus meiner Sicht mittelprächtig. Auf den Mittelrisalit des Preuss. Herrenhauses (heute Deutscher Bundesrat) sieht dies zwar gefällig aus, allerdings wirkt das Gebäude nur dekorativ. Da es nicht auf Fernsicht entworfen wirde fehlen die Ferneffekte, unsere Vorväter hatten solche Sichtachsen nie zentriert sonder spannend und zum Weitergehen versetzt oder verschwenkt.


    Die abstrakten Skulpturen zuseiten des Tympanon sind noch lächerlicher als vorher: was, zum Teufel, ist das? Nach Norden rächt sich die starke Perspektive: der Blick geht ins Nichts, städtebaulich bestenfalls verunglückt.

  • Vielleicht hätte man die Ecken abrunden können, sodass man zumindest eine Fensterreihe mehr vom Bundesrat sehen könnte. Aber jut, nun ists, wies ist...


    Bin gestern mal die halben Kolonnaden lang gelaufen und es scheinen doch zumindest ein paar Geschäfte (z.B. BOSS) einen Eingang von den Kolonnaden her zu haben, oder zumindest haben könnten, wenn sie die vorhandene Tür aufschlössen. Und das motel1one hat auch einen Eingang zu den Kolonnaden. Das lässt ja noch hoffen.

  • ^Du hast mich nicht verstanden. Städtebaulich geht es nicht darum in einem Blick alles zeigen wie in der Peepshow sondern einen Teil zu zeigen um Lust auf mehr zu machen.

  • Die Blickachse nach Norden wird ja in Bälde zugunsten eines schräg gestellten Langhof ihren Point-de-Vue bekommen. Die sonst so monoton empfundene Einheitlichkeit der Plattenbebauung wird hier sogar achsial-symetrisch, was für ne Aufwertung!


    Ein echter Gewinn sind die großzügigen Stockwerkhöhen. Auf 4 Obergeschosse der Mall kommen 5 bis 6 bei der umliegenden Bebauung.

  • Vielleicht habe ich mich auch einfach nicht darauf bezogen ;).


    Lust auf mehr könnte man vielleicht erzeugen, wenn statt Zaun und Vorgarten ein offener Platz wäre. Die Situation auf dem Bild ist eher dunkel, was aber auch am Sonnenstand liegt. Dann würden sich Leute dort aufhalten können, die wiederum andere anziehen. In die Mitte dann das ggü. dem Stein-Denkmal eher mickrige Kardenberg-Denkmal.